ponceklagen 20141231 1205688092 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Klagen ist für Toren (... eine Winterreise)"
Marco Ponce Kärgel & Manfred Maurenbrecher
Reptiphon/Broken Silence
14. November 2014

1. Gute Nacht
2. Die Wetterfahne
3. Gefrorne Traenen
4. Erstarrung
5. Der Lindenbaum
6. Wasserflut
7. Auf dem Flusse
8. Rueckblick
9. Irrlicht
10. Rast
11. Fruehlingstraum
12. Einsamkeit
13. Die Post
14. Der greise Kopf
15. Die Kraehe
16. Letzte Hoffnung
17. Im Dorfe
18. Der stuermische Morgen
19. Tauschung
20. Der Wegweiser
21. Das Wirtshaus
22. Mut
23. Die Nebensonnen
24. Der Leiermann





Anstrengend - dieses Attribut bringt es wohl am ehesten auf den Punkt, was Manfred Maurenbrecher und Gitarrist Ponce Kärgel im Rahmen ihres gemeinsamen Crowdfunding-Projektes nun vorgelegt haben. Das soll dessen künstlerischen Wert keinesfalls schmälern - schließlich handelt es sich dabei um die Neuvertonung von Franz Schuberts romantischem Liederzyklus "Winterreise". Die mehr als anspruchsvolle Vorlage legt die Messlatte per se hoch, und diesem Anspruch werden die beteiligten Musiker auch souverän gerecht. Aber die bereits von Hause aus schwere Kost wird durch die neuerliche Interpretation nicht eben leichter verdaulich.

Das liebevoll gestaltete Booklet gibt ein wenig preis von der Motivation, vom Antrieb, sich heranzuwagen an etwas, was beide unabhängig voneinander schon seit Jahren, noch unscharf und fragmentiert, in Gedanken mit sich herumtrugen. Gitarrist Marco Ponce Kärgel nennt es ein "Verdichten", jenseits des klassischen, kunstfertigen Kunstliedes. Und experimenteller, ja gar morbider wolle man herangehen, damit eher auf der Straße denn im Konzertsaal angesiedelt sein.

Die 24 Stücke reihen sich gut 70 Minuten aneinander, der "Lindenbaum" ("Am Brunnen vor dem Tore") wohl noch am bekanntesten. "Fliegt der Schnee mir ins Gesicht, schüttl' ich ihn herunter / Wenn mein Herz im Busen spricht, sing ich hell und munter / Höre nicht, was es mir sagt, habe keine Ohren / fühle nicht, was es mir klagt, Klagen ist für Toren." Diese Zeile aus dem Lied "Mut" gab den Projekttitel her. Maurenbrecher gelingt es hier vortrefflich, die den Texten innewohnenden unerwarteten Harmonien freizulegen und damit zugleich den Rhythmus für die begleitende, zumeist elektrische Gitarre vorzugeben. Genau hierin scheint aber offenbar auch die Krux zu liegen: Monotonie macht sich alsbald breit, Ermüdungserscheinungen sind die unweigerliche Folge. Die Stücke erscheinen dadurch zusehends miteinander austauschbar; die Texte verschwimmen und verlieren sich in Bedeutungslosigkeiten. Der Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise, läuft Gefahr, vom Weg abzukommen ...

Dennoch seien die Künstler hier ausdrücklich beglückwünscht: Für ihren Mut, neue Ideen abseits des Mainstreams umzusetzen, und damit insbesondere wohl die klassischen "Winterreise"-Liebhaber ansprechen dürften, derer es so wenige sicher nicht gibt, wie schließlich auch die erfolgreiche Finanzierung des Projektes beweist. Für alle anderen ist es schwieriges Terrain, dem bei hinreichend vorhandener Neugier sich durchaus auch hierüber genähert werden kann. Ob erfolgreich, hängt letztlich vom Durchhaltevermögen des Zuhörers ab.
(Rüdiger Lübeck)




Beitrag kommentieren: Dieses Album oder die Rezension kommentieren? Das kannst Du HIER





   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.