downshifter14a 20141128 1239610292 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Life is a loaded gun"
Downshifter
Eigenvertrieb
2014

1. Forsaken
2. Shooting Star
3. Evil Tongues
4. Expertise
5. Bros
6. Fly Away
7. Hearts Will Be Free
8. Shooting Star
9. Architecture
10. Only Son
11. Inside Beside
12. Hello
13. Marching To The Battle





Eine kurze Mail, eine freundliche Anfrage einer Band und dann hat mir die Post eine neue CD auf den Schreibtisch gelegt. Wieder einmal bringt mich meine Neugier in eine spannende Situation, denn wieder einmal will der Funke nicht sofort überspringen, will sich der Zugang zum Silberling nicht ad hoc einstellen. Also einfach beiseite legen, die Erwartungen neutralisieren und später höre ich mir die neue CD noch einmal an. Während einer Fahrt auf 250 langen Autobahnkilometern gönne ich mir das Erstlingswerk von DOWNSHIFTER aus Halle zum ersten Mal in einem Durchlauf. Was ich da zu hören bekomme, ist ein überraschend vielseitiger Mix völlig unterschiedlicher Einflüsse, die auf "Life Is A Loaded Gun" (Das Leben ist ein geladenes Gewehr) zu einem einheitlichen eigenen Stil verschmelzen. Wieder zu Hause genehmige ich mir eine weitere Stunde Zeit, um die kleinen Details des Silberlings zu entdecken.

Start: "So please leave your message after the tone", dann hört man einen Piepton und das Album startet mit "Forsaken" und einer fröhlichen Mitsing-Schleife. Die flockige Beat-Nummer versucht, den Hörer gleich von Beginn an mitzunehmen. Im Gepäck hat der Song ein paar kantige Folk-Anleihen, die mich, gewollt oder nicht, in ihrem Stil sehr an die legendären Pogues erinnern. Vielleicht nicht so frech, aber rustikal genug, um die Neugier des Hörers zu wecken. Mit geradlinigem Bass-Spiel, einer trocken Rhythmusgitarre sowie stimmigen Piano-Einwürfen gelingt der Versuch, diese Stimmungen auch in den zweiten Song, "Eval Tongues", zu übertragen. Ganz besonders im Mittelteil schaffen es die Musiker von DOWNSHIFTER ausgesprochen gut, mit dramaturgisch sehr geschickt eingeflochtenen Breaks, den Spannungsbogen bis zum Schluss durchzuhalten.
Das folgende "Expertise" entwickelt sich langsam zu einer sehr dynamischen kleinen Hymne, bei der ein knorriges Gitarrensolo und die raue Stimme des Sängers, gekonnt eingesetzt, ein Abdriften in Melancholie verhindern. Ein wirklich toller Song! Dem Opener "Forsaken" vergleichbar kommt "Bros" wieder sehr leichtfüßig, so als wäre er den 1960er Jahren entlehnt, daher. Zur Abwechslung zieht sich durch "Fly Away" ein Piano-Motiv wie flockige Tupfer, das dem Pop-Lied eine angenehme Leichtigkeit verleiht. Hier kann der Sänger die ganze Palette seiner stimmlichen Möglichkeiten, von einfühlsam bis heftig rau und kantig, voll entfalten. Zur Abwechslung noch einen frischen Hauch von Ska & Reggae und "Hearts Will Be Free" präsentiert sich im Stil eines Pop-Songs, dem man durchaus Chart-Chancen zutrauen würde.

Auch "Shooting Star" und das folgende "Architecture" könnten durchaus auf die Radiohörerschaft des Alltags zielen und dort mit ihrer frischen Geradlinigkeit erfolgreich sein (wenn man den Song dort auch spielen würde). Der geschickt eingefügte Chorus eines Saxophons verhindert wieder unauffällig, dass sich Uniformität in das Klangbild einschleichen könnte. Diese kleinen Finessen finden in "Only Son" mit überraschend einfach umgesetzten rhythmischen Akzenten ihre Fortsetzung, ohne dass sich dadurch das Klangbild der Band dabei wesentlich ändert. Die Lieder klingen alle sehr kompakt und stimmig. Der Albumtitel "Life Is A Loaded Gun" ist eben diesem quirligen "Only Son" entlehnt und erklärt sich beim genauen Hinhören eigentlich von selbst.
Auch mit "Inside Beside" werden die inzwischen aufgebauten Erwartungen auf sehr angenehme Weise erfüllt, nur das eingefügte "Lalala" wirkt (für meinen Geschmack) ein wenig oberflächlich eingestreut und daher störend. Kurz vor dem Ende der CD scheint mir "(Come On, Say) Hello" dann doch etwas ermüdend, weil sich die Muster nun doch auffällig oft wiederholen. Dafür kommt aber der eingefügte Gitarren-Chorus sehr lebendig über die Rampe. Am Ende der CD erklingt mit "Marching To The Battle" noch einmal eine echte kleine Songperle. Das Lied überrascht sehr stimmungsvoll und mit einigen unerwarteten Melodie- und Gesangseinfällen sowie einem äußerst reizvoll eingesetzten Piano. Die Nummer rundet, unter anderem durch die wirkungsvoll eingesetzten Gesangsparts, den insgesamt wohltuend positiven Eindruck, den das Album auch beim zweiten Durchgang hinterlässt, ab. Vor allem dieser abschließende Track hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Respekt, die Nummer hat wirklich Potential und zeigt vielleicht auch die Richtung auf, in der es zukünftig weitergehen könnte.

Vom Album bleibt, für mich ganz persönlich, ein insgesamt als durchaus gelungen zu bezeichnender Gesamteindruck. Allerdings auch ein kleines Randproblem dergestalt, dass ich mich bei einheimischer Musik mit englischen Texten manchmal etwas bockig anstelle. So etwas entsteht (bei mir) meist dann, wenn sich der Eindruck aufdrängt, die Worte seien deutsch erdacht und dann übersetzt in Textformat gebracht worden. Aus fremdsprachiger Lyrik schaut dann eine deutsche Denkweise hindurch, die eben nicht den Duktus des Originals vermittelt. Das ist deshalb schade, weil man mittels der Muttersprache genau diese Klippen locker umschiffen könnte, zumal die Texte im Booklet beinahe nur mit Hilfsmitteln nachzulesen sind. Dass es durchaus auch anders geht, ist allgemein bekannt und sollte den Texter der Band inspirieren, es einmal ernsthaft mit deutscher Lyrik zu versuchen. Es könnte sich für Käufer und Hörer durchaus lohnen und der Musik zugute kommen.

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Die Band:
Tommy Apel (voc, guit, music & lyrics)
Volker Charné (bass)
Matze Endrulat (drums)
Chris Lautenschläger (keyb, sax)
Daniel Tiller (guit, mandoline)

DOWNSHIFTER ist eine von unzähligen Bands, die einfach aus blanker Freude musizieren. Den ersten Versuchen ist man längst entwachsen und der Profi-Status scheint nicht erstrebenswert. Man schreibt sich eigene Lieder, ohne vordergründig auf Verkaufszahlen oder gar Charts schielen zu müssen. Dabei verarbeitet man mit den vielen Einflüssen von Folk, über Americana bis hin zu Beat-Reminiszenzen aus den 1960er Jahren alles, was einem vielleicht vorher einmal klanglich begegnet ist und die eigenen Vorlieben spiegelt. Dieses bunte Allerlei vieler Stile und Einflüsse macht auch den eigentlichen Reiz dieser CD aus. Da wird sogar manchmal einfach nur mit der Gitarre munter drauflos gespielt und man lässt die Melodie dazu locker fließen. Die Musik braucht keinen nachträglichen Schliff und nicht den Versuch, Sounds nachträglich aufzupeppen. Alles was man hört, kommt direkt aus dem Bauch, aus den Intentionen, und genau diese Spielweise zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album. Das ist aller Ehren wert und findet ganz sicher seine Liebhaber.
(Hartmut Helms)




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