footsteps2014 20141003 1837159326 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Restringed"
Footsteps
Kick the Flame/Broken Silence
2. Oktober 2014

1. Televised Revolution
2. Spying Eyes
3. Thompson Stomp
4. Statues & Fools
5. Unicolored Town
6. Restringed
7. Never Got The Blues
8. Prejam
9. Up All Night
10. Dizzy Daisy
11. Brothers In Mind
12. The Wall (Bonus)

Anmerkung: Dieses Album ist zusätzlich auch als
180-Gramm-Pressung auf Schallplatte (Vinyl) erschienen!





Das dritte Album - man sagt, dass es eigentlich für eine Band DAS entscheidende Album ist. Wohin geht der Weg? Kann man sich nach dem Achtungserfolg des ersten Albums und dessen Bestätigung durch das zweite Album weiter entwickeln? Sowohl als Band, als auch musikalisch? "Restringed" - neu besaiten/neu aufziehn - neue Saiten aufziehen ... FOOTSTEPS ist es mit diesem Album gelungen.

Ein Blick in die Historie der Band: Im Jahre 2011 erschien ihr erstes Album "Ain't No Big Thing". Ein erstes, aber gewaltiges Ausrufezeichen, was durchweg gute Kritiken bekam. In der Entstehungsphase war es aber noch für eine 4-Mann Band konzipiert. Ende 2010 wechselte Hendrik Herder von der zweiten Gitarre an den Bass, seitdem spielen Footsteps in der klassischen Triobesetzung. Die neue Bandkonstellation spiegelte das Album somit nicht mehr wieder, nur wenige Titel von "Ain't No Big Thing" wurden live gespielt. Stattdessen fanden FOOTSTEPS zu einer Arbeitsweise, die bei vielen Bands in den (vor allem) frühen Siebzigern üblich war: Neue Titel = neues Material sofort konsequent ins Liveprogramm aufnehmen. Erinnert sei da z.B. an Pink Floyd (Das Album "Dark Side Of The Moon" wurde in Teilen schon Anfang 1972 gespielt), oder auch an Led Zeppelin (Die Songs des vierten Album waren schon bei einem BBC-Konzert Anfang April 1971 live zu hören, "Led Zeppelin 4" erschien dann im November 1971). Am 2. Juli 2011 habe ich FOOTSTEPS zum ersten mal beim Prießnitz Open Air live erlebt. Im Set waren da schon sieben Titel, die erst 2012 auf dem Album "Further" veröffentlicht wurden. Dieses Album war dann der nächste Schritt. Das Musiker Fachmagazin 'Gitarre & Bass' befand: "... man muss sagen, die Musik des Trios FOOTSTEPS hält, was Frisuren und Kleidung versprechen: 70s-Blues-Rock vom Allerfeinsten." Die Arrangements wurden ausgefeilter, die Band hat sich als Trio eingespielt, sowie die Titel schon live erprobt, bevor es ins Studio ging. Die Band holte sich musikalische Gäste dazu, wie Gisbert Piatkowski oder Stephan Graf. Einer der Höhepunkte das Albums ist für mich "Sweet Love's Gone" ein 9-minütiger SlowBlues, veredelt durch eine Orgel.

Die bewährte Arbeitsweise wurde beibehalten. Kurz nachdem "Further" erschienen war, konnte man live schon Titel hören (u.a. "Dizzy Daisy", "Never Got The Blues"), die jetzt auf "Restringed" veröffentlicht wurden. Doch in der Zwischenzeit ist die Band als Trio gewachsen, hat sich musikalisch weiterentwickelt. Die Musiker sind alle "Baujahr" 1990, d.h. noch keine 25 Jahre alt, haben aber bereits über 150 Shows gespielt, u.a. auch als Support für Freischlader, Trout, The Brew oder Ten Years After. Um die 60 Titel haben sie live drauf, dadurch ist jedes Konzert, jede Setlist anders. Und es ist den Jungs gelungen eine Klippe zu umschiffen, nämlich sich den Ruf einer Coverband einzuhandeln - aber die Gefahr bestand eigentlich nie. Natürlich covern sie auch ihre musikalischen Vorbilder wie Hendrix, Zeppelin, Cream oder Gov't Mule, der Schwerpunkt bei ihren Shows liegt aber immer konsequent beim eigenen Material.

Nun erschien am 2. Oktober das dritte Album "Restringend" und es ist wieder ein gewaltiger Schritt nach vorne. 11 Eigenkompositionen (den 2-minütigen PreJam lasse ich mal außen vor), die Lyrics stammen alle von Lucas Fiege. Wer FOOTSTEPS einmal live gesehen hat, kennt die Power und die Energie, die das Trio auf der Bühne entfaltet. Es ist gelungen, genau das einzufangen und auf den neuen Tonträger zu transferieren. Die Aufnahmen dazu fanden im Februar 2014 innerhalb einer Woche statt, dabei wurde auf Studiogäste und Gastbeiträge bewusst verzichtet. Ziel im Studio war es, die Liveatmosphäre einzufangen, die Titel live einzuspielen (Old School-Recording) und auf Overdubs weitestgehend zu verzichten. Die CD klingt deshalb wie aus einem Guss und zeigt FOOTSTEPS so, wie sie live sind. Der Produzent und Mixer Charlie Paschen hat hier einen exzellenten Job gemacht.

"Televised Revolution", der erste Titel des Albums, wenn man es als CD hat, ist als Hommage an Gil Scott Heron - "The Revolution Will Not Be Televised" - zu verstehen. Nun gut, wir haben nicht mehr das Jahr 1971, aber haben sich die Zeiten wirklich geändert? War es früher der wachsende Einfluss des Fernsehens, so leben wir heute in Zeiten des Internets, der sozialen Medien ... kurzum im www. Jeder kann zu allem seinen Senf dazugeben, aber bewirkt er damit auch was Bedeutungsvolles, was Bleibendes? Man muss die Augen offenhalten und sehr wachsam und kritisch sein, um da den Durchblick zu behalten. "Televised Revolution" geht nahtlos in "Spying Eyes" über, der mit kraftvollen Drumschlägen beginnt. Thematisch schließt er sich auch nahtlos an: die spionierenden Augen ("Spying Eyes"), die die Wurzeln eines (beliebigen) Landes bedrohen. Wir müssen aufstehen und dagegen den ersten Schritt tun. Kein Aufruf zur Revolte, aber zum Wachsein und Hinterfragen. Textlich geht es auf dem Album auch um aktuelle, gesellschaftsrelevante Themen, die das klassische Strophe/Refrainschema sprengen. Deftiger Bluesrock, Drums und Bass treiben, drüber eine Gitarre mit einem fetten Southerneinschlag, dieses Album strotzt nur so vor Kraft. Man findet Reminiszenzen an Hendrix, an Zeppelin, immer verfällt die Band ins Jammen. Gitarrenriffs der 70-ziger, der groovig-funkige Still der Red Hot Chili Peppers der 2000-er Jahre ... FOOTSTEPS wandeln auf vielen Spuren, ohne aber plump zu kopieren. Sie haben einen eigenen Stil gefunden, als Trio mit vielen Freiräumen für Jams und Improvisationen.
Bei "Never Got The Blues" ist der Text persönlicher gehalten. Man muss sich auch mal Scheiße fühlen um zu erkennen, wie wertvoll es ist, wenn alles nach Plan läuft. Oftmals ist unsere Zeit viel zu schnelllebig und zu begrenzt, um die guten Dinge zu erkennen. Also Scheiße fühlen und "den Blues schieben" gehört im Leben dazu, um dann das Gute zu erkennen. Fazit: "Erkenne das an, was Du allzu oft als gegeben und selbstverständlich empfindest" ...
"Unicolored Town" ragt musikalisch aus diesem Album etwas heraus, es verlässt das Bluesrock-Boogieschema mit seinen schweren Gitarrenakkorden und kommt als Reggae daher. Gesanglich für Lucas sicherlich die anspruchsvollste Nummer auf dem Album, die es zu meistern galt. Die Stimme schwebt förmlich über dem Titel, die Reminiszenzen an Hendrix und Warren Haynes sind in ihm nicht zu überhören.
"Up All Night" kommt als kraftvoller Slow Blues daher, der dann im Mittelteil mit einem großartigen Gitarrensolo Fahrt aufnimmt, Basslinien die quasi etwas verschleppt eine eigene Melodie spielen - auf diesem Album gibt es viel zu entdecken. Der letzte Titel der CD, "The Wall", als Bonustrack gekennzeichnet, ist mit 9:28 Min. zugleich der längste. Er vereint nochmal alle Stärken der Band, jeder Musiker bekommt hier Platz für sich und sein Spiel.

Fazit: FOOTSTEPS ist das Aufziehen der neuen Saiten gelungen. "Restringend" ist ein kraftvolles Bluesrock-Album, das eine gereifte, top aufeinander eingespielte Band zeigt. Hendrik, Marius und Lucas haben sich musikalisch weiterentwickelt und spielen hier alle Stärken aus, die eine Triobesetzung bieten kann. Die CD klingt wie ein Teil des Livessets von FOOTSTEPS - kraftvoll, voller Power und Energie. Inhalt der CD sind 12 Titel mit einer Spiellänge von insgesamt 73:11 Minuten (!), verpackt in einem Digipak und die Song-Texte liegen auf einem kleinen Faltblatt bei - eine uneingeschränkte Empfehlung! Die Scheibe erscheint am 2. Oktober sowohl als CD, LP und als Download. Die LP umfasst jedoch nur acht Lieder, ihr liegt dafür aber ein Download-Gutschein bei, über den es alles Songs gibt, die auch auf der CD enthalten sind.
(Michael Labitzke)




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Videoclip:


"Restringed" (Off. Video)


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