nms-bk 20121104 2015553160 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Blaue Kanten"
Nadine Maria Schmidt
& Frühmorgens am Meer
Brokensilence
8. Juni 2012
1. Das Leben ist schön
2. Verdammt nochmal...
3. Von Sonne, Mond und Bären
4. Wenn sie geht
5. Olaf
6. Monstersong
7. Marie
8. Raus hier
9. An Dir vorbei
10. Am Meer
11. Unausgesprochen
12. ...
13. Bitte lob mich
14. Janecks Schloss
15. Tapezierte Blumenwände
 
Am 8. Juni 2012 erscheint sie, die neue CD von Nadine Maria Schmidt & Frühmorgens am Meer. Nadine Schmidt? Da wird bei manchem Leser doch sicher die Grübelphase eingeleitet! Da war doch mal was...?! Genau, das war die Band die sich früher NYLONSAITEN UND SAITENSTRÜMPFE nannte (Vorstellung siehe HIER). Nadine, die früher nur überzeugt mit eigenen englischen Songs unters Volk trat und nie (!!) einen Song auf deutsch singen wollte! Alles Schnee von gestern! Inzwischen tritt sie mit ihrer Band unter neuen Namen auf und mit "Blaue Kanten" liegt eine komplett mit deutschen Texten versehene und gesungene CD vor mir.
 
Doch der Reihe nach. Normalerweise ist es ja so, dass jemand im Studio eine CD einspielt, das Ergebnis bei irgendeiner Plattenfirma pressen lässt und diese danach in den Plattenläden des Landes vertrieben wird. Anderes bei Nadine Maria Schmidt. Hatte sie schon mit Ihrer ersten, noch in englisch gesungenen CD einen beachtlichen Erfolg, war da etwas anders als bei anderen CDs. Nadine hatte für jede CD einen extra Coverdruck selbst entworfen und auch selbst gemalt, und somit war jede CD äußerlich ein Unikat. War das damals fast noch in Handarbeit und Eigenvertrieb zu schaffen, hatte sich Nadine dieses Mal andere Maßstäbe gesetzt. Das Hauptproblem ist die Vorkasse bei den Plattenfirmen (damit kämpfen ja viele Bands), bevor eine CD in den Verkauf kommen kann. Danach entscheidet sich dann Top oder Flop und somit auch das, was an Einnahmen über den Verkauf an die Bands geht. Nadine hatte da eine tolle Idee um dieses Problem zu umgehen. Sie startete mehrere Aufrufe an Ihre Fans über das Internet oder auch bei den Konzerten. Sie erklärte den Fans, dass sie die Absicht habe, die neuen Songs (bei den Konzerten zu hören), auf einer CD rauszubringen. Da Nadine das Geld für so ein Projekt fehlte, bat sie die Fans, die CD vorab zu kaufen, noch bevor sie produziert war. Als besonderes Dankeschön sollte jeder, der in "Vorkasse" tritt, namentlich im Booklet der CD erwähnt werden. Also ein Vorschuss auf Vertrauensbasis, aber auch gleichzeitig eine bleibende Anerkennung für alle ihre Fans.
 
Doch nun endlich ganz speziell zur neuen CD "Blaue Kanten". Da ist was gewachsen seit der letzten CD... so mein erster Eindruck. Die Covergestaltung und das Booklet sind wieder ganz schlicht gehalten. Aber gleich auf der ersten Seite dieses kleinen Büchlein steht "...schön, dass es Dich gibt ... über 130 liebe Menschen halfen mit, dieses Album auf die Welt zu bringen! Wir sagen danke". Hinterlegt mit einen Abdruck einer Hand von Nadine. Alle Namen dieser "Helfer" kann man dann auf den beiden letzten Seiten nachlesen.
Nadine Schmidt, verantwortlich für alle Texte und das Songwriting, und die Gitarre bestimmen ganz eindeutig und souverän diese CD. Tatkräftig unterstützt von ihren Kollegen Till Kratschmer (Klavier, Melodika), Chris Turrak (Bass) und Karl Blütchen (Schlagzeug), sowie einige Gästen. Aufgenommen wurde das ganze im Studio von André Gensicke, Offbeat Musikproduktion Berlin.
Ich musste mir diese CD wirklich über Tage anhören, um überhaupt etwas von meinen Eindrücken wiedergeben zu können. Das ist keine CD mit Tralala-Texten und Melodien, da ist wirklich jeder einzelne Song ein Kunstwerk für sich. Deshalb wäre meine Rezension nach nur einmal Hören bestimmt nicht so ausgefallen und ich hätte sicher nicht alles erfasst. Diese CD ist ganz behutsam entstanden, und so sollte man sie auch hören. Die Hörgewohnheiten müssen hier auch teilweise erst mitwachsen, und die "Gefahr", süchtig nach diesen Songs zu werden, wächst mit jedem Hören mehr. Die Lieder sind kein musikalischer Aufschrei, aber (fast) jeder dieser Titel hat mich begeistert. Es ist die Mischung aus Gefühlen und irren Texten a la Nadine Maria Schmidt, in denen sich jeder ein stückweit wiederfinden kann. Getragen werden die Lieder von der tollen drei Oktaven Stimme Nadines und der teilweise fast singenden Bassgitarre von Chris. Ich fragte mich beim anhören immer wieder, ob Nadine je etwas anderes gemacht hat, als Texte zu schreiben.
 
Der erste Song "Das leben ist schön" ist für mich DER Song dieser CD. Ein geiler Text und eine einprägsame Melodie. Das findet seine Fortsetzung sehr poesievoll im zweiten Song "Verdammt nochmal, das heißt fliehen und nicht fliegen". In "Von Sonne, Mond und Bären" - auch ganz stark und gefühlvoll instrumentiert - geht es um Träume, die drehende Erde und das Suchen nach dem Liebsten. "Wenn sie geht" überzeugt mit seinem tollen mehrstimmigen Gesang, der Bassgitarre und dem Cello von Moritz Brümmer (Gastmusiker ). Bei diesem Lied möchte man den CD Player auf "Repeat" stellen und es in Dauerschleife laufen lassen. Das Stück "Olaf" ist für mich so eine Art besinnliche Pause vor dem sehr konzertwirksamen "Monstersong". Da macht es einfach Spaß zuzuhören. "Maria" ist dann wieder ein sehr inhaltsgeladener Song, der den Hörer einfach zum genauen Zuhören verleitet. Bei "Raus hier" wird es rockiger und lauter. Der Titel gehört einfach an diese Stelle des Albums, da dadurch das doch sehr ruhige und besinnliche Muster der vorhergegangenen Lieder unterbrochen wird. Das soll aber in keiner Weise eine Kritik an die davor gehörten Lieder sein, sondern der persönliche Eindruck einer rockigen Pause. Im Anschluss setzt die Künstlerin wieder auf textlich gehaltvolle Songs, so wie in "An Dir vorbei" oder in "Unausgesprochen". Gerade beide zuletzt genannten Songs sind was für die großen Fans und Insider. Für meinen Geschmack sind diese Lieder für den "normalen" Hörer zu kompliziert - um mal diesen Begriff zu gebrauchen. "Am Meer" gehört zu den besten Stücken auf dieser CD. Hier überzeugen mich die Interpretation, die Instrumentierung und dem Text. "Bitte lob mich" kommt im Funky Rhythmus daher... stark! "Janecks Schloss" und "Tapezierte Blümenwände" (aus diesen Text leitet sich auch der CD Titel "Blaue Kanten" ab) beenden das 15 Songs umfassende Werk. Sehr gut gefallen hat mir im letzten Stück der Einsatz der Melodika.
 
Nachdem alle Lieder der CD verklungen sind, bleibt so etwas wie Andacht im Raume. "Blaue Kanten" ist sicher keine CD für eine Party oder für die Autofahrt. Hierbei handelt es sich vielmehr um Lieder für stille Stunden allein oder zu zweit. Lieder zum genau Zuhören. Auf jeden Fall sind die Stücke auf "Blaue Kanten" etwas, das man still genießen sollte. Eine CD und Lieder für Liebhaber von Singer/Songwriter-Stoff mit guten deutschen Texten und für Fans der unverwechselbaren und außergewöhnliche Stimme Nadine Maria Schmidts. Ich möchte nicht zu viel versprechen, einfach anhören und überraschen lassen.
(Dietmar Meixner)
 

   
   
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