lp4 20130308 2032063779 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Freude schöner Götter Funken"
Club der toten Dichter
Zug Records / edel
26. April 2013

1. Liebesbündnis schöner Seelen
2. Hoffnung 2:42 Nicht verfügbar
3. Die seligen Augenblicke
4. Antiken zu Paris
5. Freude schöner Götterfunken
6. Das Glück und die Weisheit
7. Der Jüngling am Bache
8. Breite und Tiefe
9. Das Mädchen aus der Fremde
10. Des Mädchens Klage
11. An Minna
12. Räuberlied
13. Die Gunst des Augenblicks
14. Begegnung
15. An Emma
16. Sehnsucht





DIE ANNÄHERUNG IST LANGSAM, ABER SIE WIRKT...
Mit "Freude schöner Götterfunken" von Reinhardt Repkes CLUB DER TOTEN DICHTER liegt nun ein Album vor mir, welches ich bewerten bzw. rezensieren soll. Dabei habe ich doch eher ein starkes Interesse daran zu sagen: Schaut es Euch lieber live an. Und dann nehmt die CD als Mitbringsel mit, dann ist sie erst richtig schön. Wie komme ich darauf? Ganz einfach, weil es mir mit diesem Album wie mit dem Vorgänger-Album ging. Ich hörte die CD mit den neu vertonten Rilke-Texten und dachte so bei mir: Naja. Meckern kannste nicht wirklich, aber jubilieren magste auch nicht. Dann erlebte ich das erste Konzert des CLUBs und plötzlich hörte ich auch das Album ganz anders, mit anderen Ohren, als Teil einer Entwicklung und auch als ein Werk, in welchem man immer neue Facetten zu entdecken vermag. Das Live-Konzert zum Schiller-Projekt des CLUBs konnte ich noch nicht erleben. Und als mir nach dem ersten Hören durch den Kopf schoß: "Naja, ...", ließ ich einen Tag verstreichen, bis ich mir dann sagte: Dieses Mal fällst du nicht auf den ersten Eindruck rein. Beinahe wäre ich es und diese Rezension wäre ganz anders ausgefallen. Gut, dass der Mensch sich zu erinnern vermag. Ich hörte diese CD also mehrmals, sooft ich konnte und stellte auch hier fest: Die Annäherung ist langsam, aber sie wirkt. Und ich freue mich sehr darauf, den CLUB DER TOTEN DICHTER mit diesem neuen Programm live erleben zu dürfen.

Nach Heine, Busch und Rilke wurde der Dichter ausgetauscht und auch die "Front". Die überragende Katharina Franck durch den Hamburger Dirk Darmstaedter (JEREMY DAYS). Handwerklich ausgefeilt produziert wurde das Album von Rainer Oleak und Reinhardt Repke.

Ich habe mir zuvor echt Gedanken darüber gemacht und es ist ja auch ein schönes Rätselraten, wem sich der CLUB DER TOTEN DICHTER als Nächstem zuwendet. Sollte es nicht gar eine Dichterin sein? Das wollte ich Reinhardt Repke in einem Interview fragen und habe dummerweise genau diese Frage zu stellen vergessen. Aber ich hole das gelegentlich nach. Gewünscht hätte ich mir nach dem Rilke-Album und den ebensolchen Konzerten, die ich mit erleben durfte, so einige gute verstorbene Dichter. Es ist schwer, Dichter zu finden, die für ein sehr breit gefächertes Publikum noch "funktionieren". Unter den lebenden sowieso, aber auch bereits unter den verehrten Toten. Aber vielleicht ist das für Reinhardt Repke, der diese Programme erst im "stillen Kämmerlein" alleine vorbereitet, gar kein Kriterium für die Auswahl der Dichter. Im Interview erzählte er mir, dass sie sich bisher immer durch persönliche Erlebnisse und Begegnungen ergab. Den Schiller hat es nun diesmal getroffen. Gespannt war ich auf jeden Fall auf die musikalische Umsetzung. Obschon man zugeben muß - und ich hatte da auch nichts anderes erwartet -, dass es eine Art Repke-Stilistik gibt. Die Kompositionen haben zum gewissen Teil einen Wiedererkennungseffekt, egal, um welchen Dichter es geht. Die Texte sind "liedgerecht" von ihm bearbeitet. Die Produktion ist gediegen. Gemischt wurden die Aufnahmen von BlackPete. Neu ist die Beibehaltung der Club-Band-Besetzung: Zum "Gastsänger" Dirk Darmstaedter gesellen sich musizierend Andreas Sperling (Keyboards), Reinhardt Repke (Gitarre, Gesang), Markus Runzheimer (Bass) und Tim Lorenz (Schlagzeug).

Friedrich Schiller. Für die Ostgebürtigen unter uns - ich weiß nicht, wie das im Westen war - ist es auf jeden Fall auch die Gelegenheit zur Versöhnung mit diesem Dichter, den man uns ja in der Schulzeit leider so vergällt hat. Das wird mit Sicherheit funktionieren. Alleine das mag schon mal sehr erfreulich sein. Mir ist es jedenfalls sehr aufgefallen, dass ich die meisten der auf diesem Album verwendeten Gedichte überhaupt nicht vorher kannte. Und ich war sehr beruhigt, als Reinhardt Repke im Interview bestätigte: "Ich auch nicht." Inhaltlich vermute ich deshalb, dass nicht nur ich, sondern einige, wenn nicht sogar viele - auch sprachliche - Überraschungen erleben werden. Mir kam es vor wie die Neuentdeckung eines großen Dichters, den ich jedoch vor diesem Album nicht wirklich mochte. Und schon der Umstand, dass ich total neugierig geworden bin und mehr von den mir bisher nicht bekannten Werken Schillers lesen mag in absehbarer Zeit, gibt der Platte einen unschätzbaren Wert.

Dass textlich unausweichlich und unvermeidlich Edelkitsch auf mich zukommen wird, war mir vorher klar. Doch das kann man niemandem verübeln. Höchstens der Auswahl Schillers. Jedoch waren dies die Verse der Zeit Schillers zwangsläufig und mir fällt ad hoc kein Dichter dieser Epoche ein, der nicht romantisiert vor sich hinkitschte. Es war halt modern. Damals. Dass Repke einen leichten verspielten Hang zum Kitsch hat, war relativ deutlich auch beim Rilke-Programm zu spüren. Insofern mag ihm Schiller sogar sehr gelegen gekommen sein. Die musikalische Umsetzung kann ich mir live hervorragend vorstellen, nur um das noch einmal an dieser Stelle betont zu haben. Repkes CLUB DER TOTEN DICHTER wächst im Live-"Geschäft" und dann - wir haben es schon mehrmals erleben dürfen - über sich selbst hinaus. Ich gehe stark davon aus, dass dies auch auf der "Freude schöner Götterfunken"-Tour so geschehen wird.

Sehr viele Menschen werden sehr viel Freude haben mit dem musikalischen "Liebesbündnis schöner Seelen" und schöner Klänge. Auch dessen bin ich mir sicher. Man muss sich - nicht zwanghaft, aber anders geht es nicht - an diese Musik gewöhnen. Man könnte ihr, ich war beim ersten Hören etwas versucht, in diese Richtung zu denken, ein wenig gepflegte Langeweile unterstellen, wenn die Musik so dahin plätschert. Beim zweiten und dritten Mal Hören entdeckt man, dass dies mit den bearbeiteten Texten zu tun hat. Und das Ganze kann sich gar nicht beim ersten Mal Durchhören erschließen. Ich hoffe, nicht nur für mich nicht, sondern für niemanden. Denn zuerst ist diese CD wie ein musikalisches Buch, mit ganz vielen Landschaften und Handlungssträngen, die man erst entdecken und sich selbst erschließen muss, so wie wohl auch Reinhardt Repke den Dichter entdeckte und für sich erschloss. Das Sperrige, welches tatsächlich auch in Schillers Texten vorkommt, man mag es nicht glauben, wird für mich manchmal zu weit außen vor gelassen. Bei so einem Text wie "Antiken zu Paris" wäre es ebenso wünschenswert gewesen wie bei dem leider nur musikalisch recht sparsam fröhlichen "Räuberlied", mal so richtig "die Sau rauszulassen". Aber irgendetwas ist ja immer. Sehr schwelgerisch zum Teil die Kompositionen, die Arrangements dieses Albums. Friedrich Schiller hätte wohl selbst seine götterfunkende Freude an diesem Werk gehabt. Auf jeden Fall bleibt das Herz am Ende nicht "ungestillt" und vor allem ist es etwas sehr Gutes, ein Album zu haben, welches man sich mehr und mehr er"arbeitet", welches nicht gleich alles erklärt und gesagt hat beim ersten Eindruck. Ein Album, für das man sich Zeit nehmen sollte und auf das man sich einlassen sollte. Viel zu selten gelingt uns das, leider. Aber hier gibt es einen guten Grund.

Möge dieses Werk Eure Herzen erfreuen. Reinhardt Repke erzählte mir, er habe sich sehr gefreut, als er feststellte, wie versunken oft die Menschen in seinen Konzerten in sich hinein lächelten. Ich freue mich auf die Live-Präsentation dieser und sogar mehr als auf der CD enthaltenen 16 Stücke und wünsche dem CLUB DER TOTEN DICHTER ein aufmerksames Publikum, welchem er ein Lächeln schenkt und dieses von ihm wieder geschenkt erhält. Ein "Liebesbündnis schöner Seelen".
(Andreas Hähle)




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