st-unter 20130301 1894263641 Titel:
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Titel:

"Unterwegs"
Steffen Tröger
Phonica
Februar 2013

1. Segeln durch das Leben
2. Momente
3. Liebeslied
4. Ich lieg im Schatten
5. Bin ein Stück zu weit gegangen
6. Schwarzwald
7. Träum weiter
8. Die Zeitbombe tickt
9. Blinder Passagier
10. Prinzessin
11. Unterwegs
12. Es tut schon lange nichts mehr weh

 

FERNWEH UND HEIMWEH
Steffen Tröger ist Mitglied der Band "42a" und hat mit diesem Album ein Solo-Album vorgelegt. Mit "Unterwegs" von Steffen Tröger bekommen wir ein Album mit fröhlich angejazztem Blues zu hören, beschreibend die Reise durchs Leben, durch all die Jahreszeiten des Lebens. Ein Album, angefüllt mit Fernweh und Heimweh.

So präsentiert sich auch gleich der erste Titel "Segeln durchs Leben".
Liedhaft die "Momente". Die Texte sind Momentaufnahmen des Lebens, des Unterwegs-Seins eben. In diesem Titel geht es - fotografisch beschrieben - um die Momente, die einem unendlich vorkommen können, im Positiven wie im Negativen. Ein wenig weht Heimat, Heimweh durch diesen Titel.
Fast schlagerhaft ironisch kommt das "Liebeslied" daher. Nun dürfen Liebeslieder auch auf Liedermacher-Alben keinesfalls fehlen. Hier erzählt es davon, wie man sich nicht traut, Liebe zu gestehen. Und davon, dass Liebeslieder - von anderen gesungen und in bestimmten Situationen vorführbar - in solchen Fällen doch eine ganz gute Hilfe bieten können. Ja, vielleicht sind sie sogar dafür gemacht. Und so darf uns die Gitarre ein fröhliches Happy-End perlen.
"Ich lieg im Schatten", ein Brechtscher Persönlichkeitsvergleich. Das "Oben" und "Unten" der menschlichen Daseins-Leitern. Der eine steht mit den Beinen auf dem Boden und träumt. Der andere hastet auf der Siegerstraße durchs Leben und hat es alles andere als gemütlich.
"Bin ein Stück zu weit gegangen", eine Adaption des Bob-Dylan-Titels "One too many mornings". Natürlich mit der in solchen Fällen obligatorischen Mundharmonika, die ein Solo spielen darf. Eher ein musikalisches Vergnügen als eine textlich-inhaltliche Erleuchtung in der deutschen Übertragung.
Viel Spaß hatte ich bei dem Titel "Schwarzwald". Keine Peter-Munk-Story, sondern eine witzig erzählte und gereimte Story über einen auserlesenen Urlaubswunsch und den Versuch, diesen - tatsächlich angesichts anderer Möglichkeiten sehr bescheidenen - Wunsch als Liebender umzusetzen. Fröhlich singt das Saxophon eine lustige Melodie dazu. Aber genutzt hat das alles nix. Jedenfalls nicht in der erzählten Geschichte, wie die Pointe uns verrät. Sonst natürlich schon, für uns Lauschende.
Der hymnisch-balladenhafte Titel "Träum weiter" ist nicht - wie die Verwendung dieses laxen Spruches suggerieren könnte - ironisch gemeint. Er ist das, was man einen kräftigenden und fröhlich machenden Mutmach-Song nennt. Ein sehr schöner lyrischer Text, übers Nachgrübeln auch das Morgen, die Zukunft, betreffend. Und über das Fernweh. Das Träumen eben.
"Die Zeitbombe tickt". Ein Gesellschaftsbild. Ein heutiges Menschenbild. Über das Phänomen unserer Manipulierbarkeit und unsere Abhetzbarkeit. Der freiwillige Akt der Uniformierung. Und die "Revolte" der Individualisierung gegen die Formatierung. Etwas, was wir eigentlich alle wollen. Aber da wir es eben nicht alle umsetzen, tickt die Zeitbombe eben weiter.
Noch ein Fernweh-Song. "Blinder Passagier". Der Traum davon, als blinder Passagier aus dem derzeitigen Leben zu fliehen, musiziert wiedergegeben in einem klassischen Blues. Doch auch darüber erzählt es, dass wir alle in diesem Leben so manche unerkannte blinde Passagiere mitschleppen.
"Prinzessin" ist ein Märchen von vergebenen Chancen und vom Älterwerden. Ja, auch die Stars - oder die, die sich dafür halten - sehen früher oder später einfach mal Scheiße aus, jedenfalls bezogen auf die Illusion ewig währender Jugendlichkeit. Trotz Botox. Und dann ist jede Chance überheblicht worden und keine mehr wiederholbar.
Der Titelsong des Albums "Unterwegs" ist eine Reise mit vielen unterschiedlichen Begegnungen und Erlebnissen. Auch reich an Irrungen und Wirrungen. Angereichert ist dieses Lied mit sehr schönen und klugen wie auch nachvollziehbaren Metaphern. Die Wanderschaft in sich selbst.
Ebenso mit interessanten Metaphern versehen ist der letzte Titel der CD, "Es tut schon lange nichts mehr weh". So nach dem Motto "Was soll die ganze Aufregung?". Genießen wir also einfach mal gute Musik. Wie die Musik, die Texte, die Lieder auf diesem Album.

Die Titel sind kurz knackig, sehr gut und manchmal auch sehr schön verspielt.
(Andreas Hähle)


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