hello-sooh 20130111 1881596681 Titel:
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"Straight Out Of Hell"
HELLOWEEN
Dragnet / SONY
18. Januar 2013

1. Nabataea
2. World Of War
3. Live Now!
4. Far From The Stars
5. Burning Sun
6. Waiting For The Thunder
7. Hold Me In Your Arms
8. Wanna Be God
9. Straight Out Of Hell
10. Asshole
11. Years
12. Make Fire Catch The Fly
13. Church Breaks Down

Die Spezial Auflage kommt mit den Bonustracks
"Another Shot Of Life" und "Burning Sun (Hammond Version)"
.

Der eine oder andere Musikfreund mag sicher wieder sagen, dass es beim Heavy Metal nur Geschrammel und Krach gibt und dass man das eine nicht vom anderen Lied unterscheiden kann. Ich könnte aber wetten, dass die Gruppe Helloween diese oberflächliche und der Gruppe Helloween nicht gerecht werdende Sichtweise mit "Straight Out Of Hell" locker und leicht umschubsen kann. Na sicher... Es ist natürlich ein Metal-Album. Die Gitarren legen auch hier voll los und der Beat hat zugegebenermaßen eine schnellere Gangart. Aber Helloween verstehen es perfekt, in ihre harten und gitarrenlastigen Songs Melodien und ausgefallene Arrangement-Ideen unterzubringen. An manchen Stellen scheint das Quintett mit musikalischen Einfällen experimentiert zu haben. Natürlich haben fast alle neuen Songs das Zeug, den Putz von der Wand bröckeln zu lassen, aber es gibt eine ganze Menge mehr zu entdecken.

Schon der Opener "Nabataea" (siehe Video unten - Achtung: Die Albumversion ist 2 Minuten länger als die Videoversion!) lässt die Wände gehörig wackeln und bietet die gesamte Bandbreite Helloween'scher Musizierkunst. Da wurde uns von Michael 'Weiki' Weikath in unserem Interview (siehe HIER) wirklich nicht zuviel versprochen! Leicht orientalisch angehaucht ist der Anfang, und dann rummst es gewaltig. Deris ist stimmlich in Höchstform - besonders im Mittelteil geht er souverän in die Höhen und setzt einen Kontrapunkt zum eher kernigen Gesang im Rest des Stücks. Seine Kollegen stehen ihm in nichts nach. Die Gitarristen geben dem Affen Zucker, mal lassen sie ihre Sechs-Saiter dezent im Hintergrund raunen, im nächsten Moment wimmern und kreischen ihre Instrumente wieder. Drummer Dani Löble gibt einen straffen Beat vor und harmoniert sehr gut mit Markus Grosskopfs Spielweise. Dem eher lauten Grundthema setzt die Band gegen Ende eine kleine Ruhephase dagegen, um den Song am Ende wieder richtig laut ausklingen zu lassen. Was für eine Abwechslung in nur einem Stück... Hier wird ein regelrechtes Feuerwerk abgebrannt, und das schon beim ersten Song.
Den ersten 7 Minuten mit "Nabataea" folgt dann eine echt rasante Fahrt "straight out of hell". Der Hörer bekommt überhaupt keine Pause oder Gelegenheit über das nachzudenken, was er da gerade gehört hat. Ohne Pause hämmert uns die Band ihre neuen Songs einen nach dem anderen in die Rübe. Ziemlich düster und knüppelhart kommt "World Of War" daher. Die Strophen sind der vertonte tiefdunkle Gewitterhimmel, der Refrain dagegen eine wahre Schönwetterfront. Verbunden sind zwei unterschiedliche Stimmungen durch ein perfektes Arrangement. Beeindruckend!
Ein weiterer neuer Titel ist "Waiting For The Thunder". Eher ruhig gehalten startet die Nummer und wird nur im Refrain richtig laut. Das Warten auf den "Donner" hat man hier ganz wunderbar in Musik geformt. Die Klavierfigur und die zwischen den Refrains eher verhalten gespielten Gitarren verleihen dem Song eine derartige Tiefe, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Sagenhaft gut und wirkungsvoll platziert das Gitarrensolo zum Ende hin.
Mehrere Gänge gleich schaltet die Band bei "Hold me in your arms" runter. Dieses Stück ist das komplette Gegenteil von dem, was man bisher gehört hat. Will man hier etwa eine Bewerbung für die nächste Kuschelrock abgeben? Diese auf dem Album einzige Ballade ist gekonnt arrangiert, spricht mich persönlich aber nicht so sehr an. Vielmehr wirkt die Nummer in der Mitte der CD wie ein abruptes Abbremsen. Wohl eher was für den weiblichen Teil der Helloween-Fans...
"Wanna Be God" bringt den Puls dann aber wieder auf Touren. Das Stück ist nur knapp 2 Minuten lang und verzichtet bis fast kurz vor dem Ende komplett auf Gitarren oder Keyboards. Nur Gesang, Schlagzeug und Percussion - sonst nix! Trotzdem kommt die Nummer gut rüber und ist ein weiterer sehr überraschender Song.
Der Album-Titel "Straight Out Of Hell" ist ein - wie ich finde - typischer 80er Jahre-Metal-Song. Für dieses Genre klassisch gespielte Gitarren sind nicht nur das einzige Merkmal dafür. Auch vom Sound, der Art den Song zu singen und dem Aufbau könnte er gut und gerne aus der Hochphase des Heavy Metal in den 80ern stammen. Zeitlos und auch hier wieder mit beeindruckendem Arrangement.
Zum Songthema passend beginnt das Stück "Church Breaks Down" mit einem weiblichen Kirchen-Chor und Kirchenglocken, ehe es nach dem kurzen Intro gleich wieder mit Gitarren und einem ziemlich rauen Schlagzeugspiel voll auf die Zwölf gibt. Im Mittelteil gibt's dann einen weiteren Chor, diesmal aber von Männern gesungen. Das Stück ist ein weiterer Höhepunkt auf "Straight Out Of Hell". Davon gibt's noch ein paar mehr, aber das sollt Ihr selbst herausfinden.

Insgesamt ist das neue Album - mit Ausnahme der eben erwähnten Ballade - ein recht lautes und ruppiges Album geworden. Seien es "Live Now" oder "Far From The Stars", "Asshole" oder "Years"... Die Herren von Helloween lassen es ordentlich krachen und lassen keinen Moment die Vermutung aufkommen, dass sie nach fast 30 Jahren leer und ausgepumpt wären. Ganz im Gegenteil! Die Spielfreude der Helloween-Musiker ist deutlich hörbar, die Lust, tolle Songs zu schreiben und zu arrangieren ist ebenfalls nicht zu überhören. In jedem Song stecken zig Ideen und Feinheiten, die die Platte zur für meinen Geschmack besten Helloween-Scheibe der letzten Jahre machen. Glückwunsch, meine Herren! Kleine Anmerkung zum Schluss: Der Geldbeutel der Hardcore-Fans wird mal wieder kräftig strapaziert, denn neben der Standard-Version des Albums gibt's auch eine Auflage in Vinyl und eine Sonderauflage mit Bonustrack. Aber an die "Artenvielfalt" bei Albumveröffentlichungen haben sich die Fans inzwischen ja schon gewöhnt.
(Christian Reder)