mats-vis 20121119 1045087033 Titel:
Interpret:
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VÖ:

Titel:

"Visions In Sound"
Matt And The Strangers
All Around Music
2012

1. Killing Floor
2. Feel No Pain
3. No Tool For A Fool
4. I Saw You Cryin'
5. Looking For My Baby
6. Red House
7. Lenny
8. See You In N.Y.

MATT AND THE STRANGERS heißt das Trio, das mit "Visions In Sound" soeben ein neues Album veröffentlicht hat. Wie der Bandname und die Namen der Musiker Matt Force, Mick One und Ole Rich sofort erkennen lassen, stammt die Band aus Deutschland... genauer gesagt aus Berlin. Wie dem auch sei... Das Wort "Vision" hat mehrere Bedeutungen. Es steht z.B. für eine optische (in diesem Fall vielleicht "akustische") Sinnestäuschung ebenso wie für eine religiöse Erscheinung. Eine Vision ist aber auch eine Vorahnung in Form eines Bildes vor dem geistigen Auge, also eine Vorstellung auf die Zukunft bezogen. Was auch immer die drei Musiker mit "Visions in Sound" zum Ausdruck bringen wollten, und ich glaube nicht, dass ihnen die Jungfrau Maria im Proberaum erschienen ist, visionäre Neuigkeiten gibt's auf dem Silberling jedenfalls nicht zu hören, und von insgesamt acht auf der CD befindlichen Songs sind gleich drei Stücke Coverversionen...

Das Album startet mit dem Song "Killing Floor", das im Original von Chester Burnett stammt. Die Bearbeitung von MATT AND THE STRANGERS kann sich durchaus hören lassen. Nette Gitarren-Riffs, ansprechendes Schlagzeugspiel und ein munter vor sich hin blubbernder Bass machen dem Blues-Rock-Fan ordentlich Spaß. Überzeugend ist besonders das Gitarrensolo im Mittelteil. Das ist zwar nichts, was man anderenorts nicht schonmal ähnlich oder gar besser gehört hätte, aber so kann's trotzdem weitergehen. Mit "Feel No Pain" gibt's dann auch gleich im Anschluss die erste Eigenkomposition zu hören und die Feststellung, dass es eben NICHT so weitergeht, wie man es sich nach dem Hören des ersten Songs gewünscht hat. Etwas träge musiziert sich das Trio da einen zurecht, und mit dem Vokal-Part werde ich persönlich überhaupt nicht warm. Möglicherweise knallt die Nummer live auf der Bühne ganz gut, die CD Version ist mir aber etwas zu unspektakulär - um nicht zu sagen langweilig. Erschwerend hinzu kommt, dass der Refrain gut und gerne auch aus einem Pop-Song der 80er stammen könnte, so blumig wie er stellenweise klingt. Es folgt der Song "No Tool For A Fool". Hier bereitet das Bassspiel von Raul Marcos besonders viel Freude. Aber wie auch schon beim vorherigen Song klingt das alles sehr träge und lustlos. Obendrein wirkt das erschreckende Schul-Englisch des Sängers an manchen Stellen leider unfreiwillig komisch. Freude bereitet dann aber wieder ein weiteres Gitarrensolo, das am Ende des Stücks eingebaut wurde, das das Gesamtbild aber auch nicht mehr großartig verbessern kann. Leider klingt auch hier der Refrain nach 80er... sehr stark nach Bon Jovi, aber nicht im positiven Sinne, denn kennt man von den Amis einen Song, kennt man gleich alle. "I Saw You Cryin'" ist der vierte Titel der CD. Dabei handelt es sich um eine Ballade, die so farblos und unspektakulär daher kommt, dass es einem wirklich die Tränen in die Augen treibt. Bis Minute 3:58 plätschert die Nummer vor sich hin, es passiert... überhaupt nichts! Dann wird's laut. Die Gitarre schreit, Bass und Schlagzeug steigern die Taktzahl. Leider kommt dieser Ausbruch an Musizierfreude in dem Stück eindeutig viel zu spät, denn in den ersten vier Minuten ist man bereits eingeschlafen. "Looking For My Baby" ist - wie man dem Applaus am Anfang des Stücks entnehmen kann - live bei einem Konzert der Band aufgenommen worden, und siehe da: Es kommt erstmals richtig Freude auf! Hier klingt die musikalische Umsetzung mal richtig geil, und zwar von vorn bis hinten. Ganz im Stile der 70er Progressiv-Rocker knallt uns die Band hier einen Song um die Ohren, dass es nur so eine Freude ist. Mit etwas mehr als 4 1/2 Minuten fällt dieser Quell der Freude aber viel zu kurz aus. Nach dem vorherigen Programm dürstet es einen förmlich nach sowas. Ein feines Blues-Gitarren-Solo empfängt uns gleich beim Start des Stücks "Red House". Das Niveau des vorherigen Songs kann gehalten, wenn nicht sogar gesteigert werden. Im Original von Jimi Hendrix, stellt uns die Band hier ihre Version des Klassikers vor. Sofort kommt mir das Bild von Jimmy vor das geistige Auge, wie er mit seinem blütenweißen Hemd und dem roten Stirnband in Woodstock auf der Bühne steht und eben dieses Stück zum Besten gibt. Seine Hände flitzten über den Gitarrenhals und er entlockte seinem Instrument die schärfsten Riffs. Auch bei der Version von MATT AND THE STRANGERS geht mir ein wohliger Schauer den Rücken runter. Was für eine geile Version - echt ganz groß! Matt Force entreißt seinem Instrument ebenso scharfe Töne wie einst Jimmy seinem Instrument in Woodstock. Die Bandkollegen liefern zu seinem Gitarrenspiel den nötigen Rhythmus. Das Zusammenspiel funktioniert, es reißt den Hörer mit und zeigt, was für Potential in der Kapelle steckt. So musizieren die drei Musiker da knapp 7 Minuten lang fröhlich vor sich hin, ehe am Ende auch das Publikum (es ist eine weitere Live-Aufnahme) dankbar applaudiert. Die wunderbare Abmischung des Stücks ist das Sahnehäubchen auf einen wirklich gut gespielten Song. Was außerdem noch sehr erfreulich ist: Der Song hat keinen Gesangsteil. Wer weiß, wie er mit den doch eher seltsam anmutenden Englisch-Sprachkenntnissen des Frontmanns rübergekommen wäre. Aller guten Dinge sind drei, und so ist auch das im Original von Steve Ray Vaughan stammende "Lenny" in der Live-Fassung auf der CD gelandet. Wieder ein Instrumental-Stück und wieder freut sich des Rezensenten Ohr ob dieser wahrlich geilen Live-Umsetzung eines Klassikers von 1983. Ruhig gleitet das Stück daher, im Vordergrund brilliert wieder eine wunderbare Blues-Gitarre, aus der die feinsten Riffs nur so heraus perlen. Ein sagenhaft exzellentes Gitarrenspiel, bei dem man sich immer wieder dabei ertappt, den Song lauter und lauter zu drehen. Ein weiteres tolles Stück, das mit weniger als 4 Minuten aber definitiv zu kurz ausgefallen ist. Und als ob es Absicht ist, steigert sich die Band musikalisch nochmals, so dass auch der letzte Song "See You In N.Y." ein weiterer Hörgenuss ist. Wie auch bei den beiden zuvor gehörten Songs zeigt uns Matt Force in etwas mehr als 6 Minuten, dass er ein erstklassiger Gitarrist ist, und dass seine Gesangskunst einem überhaupt nicht fehlt (es ist das dritte Instrumentalstück in Folge). Wieder nagelt er uns mit zahlreichen Riffs der Marke "Extraklasse" förmlich an die Wand. Die flotte Blues-Rock-Nummer muss sich vor Erzeugnissen der ganz Großen dieser Zunft nicht verstecken. Schade, dass solche Höhepunkte auf der CD erst so spät einsetzen.

Was bleibt unter dem Strich? Zuerst einmal die Erkenntnis, dass Matt Force nicht nur seinen Künstlernamen der eigenen Herkunft entsprechend aussuchen sollte, sondern auch, dass er das Singen besser lassen sollte (zumindest in Englisch). Es stünde der Band sicher nicht schlecht, würde sie ihre Songs in deutscher Sprache präsentieren oder einen Sänger verpflichten, den man auch einem Bewohner der Britischen Inseln ohne Weiteres präsentieren kann. Eine weitere Erkenntnis dürfte die sein, dass die Band live viel besser funktioniert als im Studio. Möglicherweise spielen sich die drei Musiker auf einer Bühne und vor Publikum förmlich in Rage, was im abgeschotteten Aufnahmeraum bekanntlich nicht so funktioniert. Mit einer Ausbeute von 4 1/2 sehr guten Songs bei insgesamt 8 Liedern auf der CD, wovon aber 3 Fremdkompositionen sind, dürften MATT AND THE STRANGERS irgendwo im unteren Mittelfeld liegen. Den eigenen Stücken fehlt es fast ausschließlich an Überzeugungskraft und an dem gewissen Etwas. Ich habe selten einen so großen Kontrast zwischen guten und schlechten musikalischen Umsetzungen gehört wie hier. Man muss den drei Jungs aber zu Gute halten, dass es sich bei "Visions in Sound" um das Debüt-Album des Berliner Trios handelt, so dass sich die Musiker in Zukunft noch steigern können. Vielleicht überzeugt ja schon das zweite Album komplett. Ich bin jedenfalls gespannt...
Eine kleine Anmerkung noch: Das Album gibt es scheinbar nicht im normalen Fachhandel, sondern ausschließlich über die Homepage der Band zu bestellen. Erfreulich dabei, dass es mit 10,00 Eure fast zu einem Freundschaftspreis an den Mann/die Frau gebracht wird. Bezugsquelle: www.matt-and-the-strangers.de (Christian Reder)

 


 

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