gebrengel 20121121 1703463920 Titel:
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"Sünder"
Gebrüder Engel
Pucky Music
September 2012

1. Zeiten des Zorns
2. Abkassier'n
3. Stumpf ist Trumpf
4. Schäm dich
5. Genie
6. Wer es lang hat
7. Zu den Sternen wollte sie
8. Sünder
9. Unsere Zeit ist längst reif
10. Sei kein Poet
11. Zieh Leine

Man reibt sich verwundert die Augen, denn die Bluesrocker GEBRÜDER ENGEL aus Münster gibt oder gab es bereits seit 36 Jahren. Und man hatte sie völlig aus den Augen verloren. Warum? Dazwischen lag nämlich eine ungewöhnlich lange Kreativpause von 19 Jahren. Warum so lange, werden sich die Leser fragen. Die Gründe hierfür liegen im Dunkeln. Vielleicht würde ein Interview etwas Licht ins Dunkel bringen. Dennoch nicht alltäglich und mutig, wenn man ein Projekt nach so langer Zeit wieder aufleben lässt.

Je mehr man sich mit der Bandhistorie befasst, umso beeindruckender liest sich ihr Output von bisher sieben Alben in relativ dichter Folge. Das Krautrock-Image legte die Gruppe bereits mit dem zweiten Album "Skandal" aus dem Jahr 1979 ab. Legendär ihre bitterböse Hymne via Springer-Presse "Klau, lies und kotz". "Stiller Brüter - schneller Töter" beschrieb drastisch die Risiken der Atomkraft. Heute so aktuell wie damals. Diese und andere Titel waren natürlich keine Songs, die - wenn überhaupt - oft im Radio gespielt wurden. Interessant, welch illustre Namen der Band ihren musikalischen Stempel aufdrückten, wie z.B. "Steffi" Stephan (Panik-Orchester), Frank Dietz und Carl Carlton (Peter Maffay) oder Jim Voxx (PVC). Apropos Panik-Orchester: Als 1980 der Anti-Nazi-Song "Sie fangen wieder an" veröffentlicht wurde, ließ sich Udo Lindenberg zu seiner Komposition "Sie brauchen keinen Führer" inspirieren, wie "Steffi" in einem Interview verriet. Umso gespannter waren die Erwartungen nach so langer Pause auf ihre soeben erst erschienene achte Veröffentlichung "Sünder", die es zurzeit nur als Download und auf Anfrage auch als CD gibt.

Tom Engel (Voc/Git.) und Doc Heyne (Git./Voc), die Hauptinitiatoren der neuformierten Gruppe, spielten zusammen mit Jogi Spittka (Bass/Voc) und Gereon Homann (Drums) eine sehr rockige Platte mit originellen Riffs ein, die wieder nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig lässt. Und fantastisch gut produziert ist! Dass alle Musiker ein virtuoses Händchen haben, braucht man eigentlich nicht erwähnen.

Bereits die erste rockige Komposition mit furiosem Gitarrensolo "Zeiten des Zorns" geht zur Sache. "Abkassiern" spiegelt die leider verbreitete Mentalität wider, Menschen zu bescheissen. Weitere sozialkritische Songs wie "Stumpf ist Trumpf" wechseln sich mit humorigen Beiträgen ab. "Wer es lang hat" ist einer davon. Natürlich darf ein balladenhafter Song ("Zu den Sternen wollte sie") nicht fehlen, der mit Sängerin Linda Lulka im Duett eingespielt wurde. Sicher werden in den Texten etliche Lebensweisheiten verbraten, doch einfach originell und sehr direkt.

Ob die Platte die gewünschte Resonanz findet, wage ich ein bisschen zu bezweifeln. Kann damit die "Mainstream-Generation" etwas anfangen? Es ist keine "Genießerplatte". Sie zwingt vielmehr mit sehr guten Texten und fetzigen Melodien zum genauen Hinhören. Man kann ihnen nur wünschen, dass sie nicht nur ‚Rufer in der Wüste' bleiben und dies bei einer angedachten Tour beweisen können.

Anmerkung: Wenn man nichts mit immateriellen Downloads anfangen kann, darf man sich an wenden. Da lässt sich die (physical) CD + Inlet bestellen.
(Gerd Müller)


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