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Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Seventies Songbook"
Pascal von Wroblewsky
SPV / Dunefish
20. Januar 2011
1. I`m not in love
2, Smoke on the water
3. Inner City Blues
4. Go your own way
5. I shot the sheriff
6. Lucky man
7. Riders on the storm
8. American Pie
9. Move over
10. Black dog

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Was für eine Platte! Auch wenn mit derlei Superlativen prinzipiell besser sparsam umgegangen werden sollte, gerade zu Beginn einer Rezension, darf die Wortwahl als wohlbedacht betrachtet werden. Eine derart bravouröse Umsetzung (durchaus gewagter) jazziger Adaptionen von Rock-Klassikern hat schlicht kein anderes Urteil verdient. Dies gilt vorliegend umso mehr, als dass sich wohl jeder, der mit den Dinosauriern populärer Musik etwas am Hut hat, sich hier sofort wohl fühlen wird, auch ohne sonst im Jazz zuhause zu sein. Dies mag möglicherweise daran liegen, dass die Songs trotz ganz erheblicher Bearbeitung ihren rotzigen Ursprung nie verleugnen, oder vielleicht auch an einer Stimme, die sich immer exakt an der Grenze dessen bewegt, was für das "Wiedererkennen" des Originals gerade noch vonnöten ist. Überhaupt scheinen die Arrangements, die sämtlichst in der verantwortungsvollen Obhut von BAJAZZO-Chef JÜRGEN HECKEL lagen, vorrangig darauf bedacht zu sein, die Balance zu wahren - die Balance zwischen punktgenauer Instrumentierung und den - natürlich - markanten Vocal-Parts einer PASCAL VON WROBLEWSKI. Insofern erstaunt überdies gleichwohl deren (nicht unbedingt nötige und zu erwartende) Zurückhaltung und die überwiegend in tiefen Gefilden angesiedelte, wohlig-warme Stimmlage, die auch im zumeist mehrstimmigen Background immer wieder ihre Kreise zieht...
Drei Jahre harte Arbeit stecken in der Produktion, wie mir die Künstlerin am Rande ihres Release-Konzertes (Bericht demnächst hier) im Dezember vergangenen Jahres in Berlin verriet. Nun denn - schauen wir das Ergebnis dessen etwas genauer an:
 
Den Opener gibt 10CC's "I'm not in love" - bereits von Hause aus die ruhige Nummer schlechthin. Dabei bleibt es auch hier. Und dennoch scheint ein solcher Einstieg bewusst gewählt, denn er gibt für gewöhnlich die Linie vor.
"We all came out to Montreux on the Lake Geneva shoreline ..." - man hat bei dieser Einstiegs-Textzeile des Folgetitels unweigerlich das Gitarrenriff von RITCHIE BLACKMORE in den Ohren. Jenes bleibt uns auf dem Seventies Songbook zwar nicht erspart. Dennoch gelingt es, einem Original, das (zumindest nüchtern) ob seiner jahrzehntelangen Omnipräsenz in den Radiostationen eigentlich kaum noch zu ertragen ist, doch tatsächlich noch neue Facetten zu entlocken. Einfach schwer in Worte zu fassen das Ganze - es hilft demnach nur Anhören! Der Titel heißt übrigens "Smoke on the Water" und stammt von DEEP PURPLE.
Der "Inner City Blues" von Soul-Altmeister MARVIN GAYE ist dann der einzige "Ausreißer" auf der Platte; zumindest, was den Stil der Originalversion anbelangt.
Als düstere Anspielung auf eine befürchtete Trennung von FLEETWOOD MAC empfand STEVIE NICKS einst den aus der Feder ihres Ex LINDSEY BUCKINGHAM stammenden Hit "Go Your Own Way" vom 1977er Erfolgsalbum "Rumours". Die vorliegende Version ist nun alles andere als düster, ginge mit etwas Fantasie gar als Filmmusik durch.
Bei "I shot the Sherrif" bewegt man sich indes weniger am Urwerk BOB MARLEYS, sondern eher am noch etwas bekannteren Cover von ERIC CLAPTON. Will heißen: der Blues schwingt mit, wenn auch nur unterschwellig.
Ganz anders dann wieder der "Lucky Man" von EMERSON LAKE AND PALMER: Insgesamt sparsam instrumentiert, gleichwohl mit virtuosen Gitarrensoli nur so gespickt. Wundervoll!
Jim Morrison von THE DOORS schien indes eine Affinität für Endlos-Songs zu haben, die PASCAL VON WROBLEWSKI offenbar mit ihm teilt. Der im Original von den typischen Regen-Effekten geprägte Klassiker findet seine vage Parallele hier nicht zuletzt in eben diesen Längen - freilich ohne, dass diese überzeichnet wirkten.
Nahtlos der Übergang zu "American Pie" von DON MCLEAN. Schon die Vorlage war nie wirklich mein Fall, weshalb ich mich auch mit der jetzigen Version nicht recht anzufreunden vermag. Dem Titel ist aber in jedem Falle zugute zu halten, dass er passt, dort wo er ist auf der Platte. Nahtlos eben.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Und da hat man sich zwei wirkliche Leckerbissen aufgehoben: Zunächst "Move Over" von JANIS JOPLIN. Die geradezu ungestüme Dynamik, der markante Rhythmus der Snaredrum - nichts davon findet sich wieder. Es sind Groove und Soul, die das Stück nun prägen. Ein völlig anderes Lied, möchte man vorschnell meinen, und ertappt sich genau in diesem Moment beim Vergleichen.
Auf ganz (technisch) schwieriges Terrain wird sich schließlich bei "Black Dog" von LED ZEPPELIN begeben. 5/4-Takt hoch und runter, und das mit einer Souveränität, die ihresgleichen sucht. Mein Favorit der CD, und die sich unmittelbar anschließende leise dahinplätschernde "Reprise" bringt uns zum Abschluss noch einmal die komprimierte Essenz.
 
Die Produktion braucht keinerlei nationalen oder gar internationalen Vergleich scheuen. Dass das Werk darüber hinaus auch noch ein audiophiler Leckerbissen ist, sei nicht unterschlagen, versteht sich aber eigentlich schon fast von selbst. Das "Seventies Songbook" - für mich die Platte des Jahres, und das in jeder Beziehung!
(Rüdiger Lübeck)


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