Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"frei händig"
Stefan Gwildis
105 music
24. Februar 2012
1. Spiel das Lied in dir
2. Wer los lässt hat die Hände frei
3. Du bist wieder da
4. Wenn die Flut kommt
5. Durch die Nacht
6. Wär mir egal
7. Alle Wege offen
8. Sag mir wo
9. Vergiss es
10. Ohne dich
11. Sowas kanns' nich lernen
12. Hallelujah
13. Fall nicht auf mich rein (Windmills Of Your Mind)
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Stefan Gwildis hat ein neues Album vorgelegt. Es wird am 24. Februar erscheinen und ist, wie man erwarten durfte, weit ab des üblichen Mainstream. Titel für Titel reihen sich kleine musikalische Kunstwerke aneinander. Ein spezielles Thema hat das Album nicht. Es behandelt vielmehr die schon so oft beschriebenen, mitunter schwierigen, zwischenmenschlichen Beziehungen. Unter den 13 Titeln des Albums "frei händig" sind dabei sowohl solche, die das Hohelied der Liebe und der erfüllten und erfüllenden Beziehung singen, wie auch erstaunlich viele, die den Tenor haben, "Wenn es vorbei ist, ist es vorbei und man geht besser getrennte Wege."
 
Der erste Song "Spiel das Lied in dir" setzt hohe Maßstäbe für die ganze CD, da Gwildis damit ein Plädoyer für gute Musik und ihre beflügelnde Wirkung auf die Menschen hält. Ob die CD diesem eigenen Anspruch genügt, muss der Hörer für sich entscheiden. Ich finde: Ja! Diese Musik lässt einen nicht unberührt. Sie ist mitreißend, beschwingt und beflügelt den Zuhörer, wenn er sich darauf einlässt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist stellenweise die Singweise Gwildis'. Die immer wieder bewusst langgezogenen Buchstaben - oft am Wortende, die vielen vernuschelten Konsonanten... diese Sprache passt nicht immer zur großartigen Musik. Einzelne Titel hingegen erzielen gerade dadurch ihre grandiose Wirkung.
 
Das Album ist stilistisch eine wahre Fundgrube. Laut Gwildis ist es ein Soulalbum. Wenn man es als solches sieht, hat er den Soul dabei in allen seinen Spielarten ausgemessen und mit Elementen anderer Stilrichtungen bravourös erweitert. Da gibt es Titel mit Swingelementen neben solchen, die eindeutig guter, alter Funk und Phillysound sind. Stück für Stück sind sie "Gute Laune Musik" auf höchstem Niveau.
 
Die fantastischen Instrumentalisten beeindrucken immer wieder. Hier sind es einzelne Saxophontöne, dort ist es der Sound der großen Bläserbesetzung und an anderen Stellen grandios gespielte Gitarren, die den Musikfreund in Verzückung geraten lassen. Dazu gesellen sich schöne, gelegentlich deutliche Texte mit vielen großen Bildern. Beim ersten Hören war ich an Songs von Dirk Zöllner und Klaus Lage erinnert. Besonders der Titel "Wer los lässt hat die Hände frei" erinnert sehr an Klaus Lage in seinen großen Zeiten, nur ein paar Töne höher. Doch trotz der Ähnlichkeit frage ich mich, kann man diese Songs heute im Radio spielen? Was würde der Duchschnitts-Radiohörer - um die 25 - mit einem Titel, der starke Funk-Anleihen beinhaltet, wie das großartige "Durch die Nacht" anfangen? Wenn er Musikverstand hat, wird er jubeln. Aber hat die Masse an Hörern sowas?
Ein kleines Meisterwerk ist das Stück "Wär mir egal". Der ist zwar - wie eingangs schon angemerkt - extrem vernuschelt, allerdings durchaus passend zum Inhalt. Gwildis bietet hier Jazz im Stile eines Manne Krug. Fantastisch gemacht!
Wie man ein gutes Lied macht, zeigt Gwildis im Titel "Sag mir wo". Daran können sich unsere jungen Stars und Sternchen ein Beispiel nehmen. Das Stück ist ein absoluter Ohrwurm, auch ohne die üblichen Popelemente. Eine tolle Melodie zu einem genialen, kleinen, wiederkehrenden Motiv. Darauf ein eingehender Text und alles mit hervorragender Stimme vorgetragen.
War der Titel "Sag mir wo" schon sehr gut, ist der Übergang zu "Vergiss es" Extraklasse. Die ersten Töne dieses großartigen Phillysound-Titels bilden den perfekten Kontrast zum vorher gehörten Stück. Der Effekt ist Klasse. Das Lied an sich ist bester 70er Jahre Sound. Brillant gespielt. Das Wechselspiel von Gitarren und tollem Bläsersatz ist Extraklasse!
Das für mich größte Stück des Albums ist der Soultitel "Ohne dich". Ein wunderbares Duett, das nach dem großen Phillysong etwas sperrig beginnt, sich jedoch zu einem echten Juwel entwickelt. Dabei spielt Regy Clasen als bewährte, großartige Duettpartnerin eine maßgebliche Rolle. Die Frau hat eine ganz große Stimme. Mutig von Gwildis, sich in der Art auf dieses Duett einzulassen. Das Lied an sich wird inhaltlich erst spät verständlich. Der Inhalt jedoch kann durchaus der Anlass für die ungewöhnliche Gesangskonstellation sein.
Als wollte Gwildis zeigen, wie vielfältig Musik sein kann, findet sich auf der CD noch eine ganz große Dixinummer, die einmal mehr mit einem große Bläser-Arrangement überzeugt. Es ist einfach unglaublich, wie die Töne der einzelnen Bläser gesetzt sind um miteinander zu einem Ganzen zu verschmelzen. Trotzdem bleibt jedes Instrument deutlich hörbar. Wie ein Kontrapunkt dazu folgt das Acapella Stück "Halleluja", bevor das Album mit einer Coverversion des großen Klassikers "Windmills Of Your Mind", hier "Fall nicht auf mich rein", einer sehr gelungenen deutschen Fassung, abgeschlossen wird. Obwohl... Wirklich abschließen tut es erst ein versteckter Bonustrack. Dieser beginnt 15 Minuten nach dem Ende von "Fall nicht auf mich rein", und ist damit wohl eher eine Spielerei als ein echter Bonustrack. Viele Hörer werden möglicherweise die Geduld nicht aufbringen und 15 Minuten warten. Dann entgeht ihnen allerdings ein unglaubliches Klavierstück, zu dem Gwildis erneut im Duett Vokalisen singt die zeigen, dass er wirklich unglaublich gefühlvoll singen kann und eine außergewöhnliche Stimme hat.
 
Mein Fazit lautet: Das Album von Stefan Gwildis ist sicher keine Musik für Jedermann. Wer aber Spaß an erstklassiger Musik hat, dem bietet es eine ungeheure Vielfalt, die ich in der Form lange nicht mehr, und schon gar nicht in dieser Klasse, gehört habe.
(Fred Heiduk)
 

 
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