toxicsaviour 20121219 1903867638 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"I'm Your Saviour"
Progressive Promotion
Januar 2011

1. Liquid Wall
2. The Change
3. The Abyss
4. Hidden Brand
5. Walked By Fear
6. Endless Cycle
7. Pride and Joy
8. Poles Apart
9. I'm Your Saviour

"Mach Du mal, Du stehst ja auf frickeliges Zeug", sagten meine Freunde und Kollegen KF zu mir als ich sie fragte, ob sie die neue Toxic Smile-Scheibe selbst besprechen wollen. Ich gebe zu, dass ich nix dagegen habe, wenn Musikstücke Ecken und Kanten haben, unvorhersehbare Wendungen oder gar schräge Töne in sich bergen. Um ehrlich zu sein, liebe ich das sogar. Glatten Schrott kann ich an jeder Ecke haben, z.B. hat sich für 2011 der weichgespülte Rocker und Liebling aller Schwiegermütter Jon Bon Jovi mit seiner Begleitband für eine Tour und angeblich neuen Songs angekündigt. Nichts langweilt mich mehr als sowas! Ich schaue seit einiger Zeit auch gerne mal in den "Untergrund", in die sogenannte Independent-Ecke, und suche mir Bands und Musik, die mich noch aus dem Sitz heben können. Was uns früher mal ein "Rockpalast" präsentiert hat oder eine Sendung wie "Ohne Filter" zur besten Sendezeit bei den Öffentlich-Rechtlichen über die Mattscheibe hat flimmern lassen, findet man heute nur noch schwer. Wirklich gute und ausgefallene Sachen muss man sich schon selbst suchen und darf sich einfach nicht auf den "Massengeschmack", bzw. das, was uns die Medien vorsetzen und als das Ultimative verkaufen wollen, verlassen. Ich war gar nicht böse darüber, dass mir eingangs erwähnte Freunde die Aufgabe abgetreten hatten, die neue CD zu besprechen. (Aber bitte sehr, gern geschehen. Anm. KF) Fragen musste ich aber, denn sie hatten die Gruppe Toxic Smile eigentlich "entdeckt". Der Sänger der Band, Larry B., moderierte im April 2009 die Radiosendung von Deutsche Mugge und brachte dabei das Vorgängerwerk mit in die Kreativzentrale in Sachsen.

Das für Januar 2011 angekündigte (und scheinbar auch schon im Shop der Plattenfirma erhältliche) dritte Album der ProgRock-Band Toxic Smile wird "I'm Your Saviour" heißen und ist das erste vollständige Werk seit über sechs Jahren. Die Zeit dazwischen wurde scheinbar intensiv dafür genutzt, an der Spielweise und an erstklassigem Songmaterial zu arbeiten. Mit einer gesunden Härte rockt sich die Band durch neun neue Songs in Überlänge. Scharf am Rand zum Heavy Metal krachen die Gitarren, und die verschachtelten Rock-Kunstwerke werden durch den exzellenten Gesang Larry B.'s aufgewertet. Sagenhaft, wieviel Intensität und Gefühl für den Moment der Sänger bei den einzelnen Liedern an den Tag legt. Ich kenne bisher einige Sachen der Stern-Combo Meißen, deren Sänger er ebenfalls ist, und habe da schon bemerkt, wieviel Gefühl und Seele er den überwiegend alten Titeln verleihen kann. Hier kann man sich davon überzeugen, dass er sich auch in anderen Gefilden gekonnt austoben kann. Dieser Sänger dürfte für jede Band ein Hauptgewinn sein!
Musikalisch fällt auf, dass sich die Band nicht nur dem klassischen ProgRock verschrieben hat, sondern auch bei Balladen und Softrock-Nummern eine gute Figur macht. Startet die Scheibe mit den wirklich umwerfenden Titeln "Liquid Wall", "Change" und "The Abyss", folgen mit "Hidden Brand" und "Walked By Fear" zwei ruhigere, teils baladeske Nummern, die es ebenfalls in sich haben. Reißen einen die ersten drei Titel gerade noch förmlich mit, verführen die folgenden zwei Songs zu melancholischem inneren Jubel. Man kann sich allein bei den ersten fünf Liedern davon überzeugen, wieviel Power und Facettenreichtum in der Band steckt. Diese Flexibilität wirkt erfrischend und abwechslungsreich und macht aus "I'm Your Saviour" ein wirklich buntes Album, in dem viele Einflüsse und Ideen stecken. Die Rhythmus-Fraktion, bestehend aus Bassist Robert Brenner (übrigens auch bei Stern-Combo Meißen aktiv) und Schlagzeuger Robert Eisfeldt, sorgt bei jedem einzelnen Titel für ein sattes und druckvolles Bett für die anderen Musikanten Marek Arnold (Keyboards, noch ein bekanntes Gesicht, das ebenfalls bei SCM spielt), Uwe Reinholz (Gitarren) und dem eben schon erwähnten Sänger Larry B. Das wird fleißig genutzt und benutzt, um der Kreativität freien Lauf zu lassen. Die stellenweise zu hörenden harten Gitarrenparts, die sehr an 80er Metal-Kracher großer Namen erinnern, wirken nicht altbacken, sondern als spannende Spielart und gute Idee. So auch all die anderen kleinen Feinheiten, die sich die Musiker da ausgedacht und umgesetzt haben. Dabei ergänzen sie sich perfekt und wirken auf ihrem Album als eng verbundene Gemeinschaft, deren Homogenität in die hier zu hörenden Lieder geflossen ist.

Als Fazit bleibt eigentlich nur ein nach oben zeigender Daumen. Hier hüpft gerade noch einer der flotten Rocksongs unruhig umher und im nächsten Moment fängt uns eine ruhig angelegte Nummer ein und zieht uns weiter in den Bann, bevor es ein paar Minuten später wieder richtig zur Sache geht. Der Hörer bleibt über die gesamte Laufzeit von "I'm Your Saviour" gespannt und aufmerksam und dürfte auch bei mehrmaligem Hören noch neue Elemente und Feinheiten ausfindig machen. Das Auf und Ab der Gefühle macht Spaß! Der Spannungsbogen ist perfekt, und die Anordnung der Lieder mit ihren Eigenheiten und Stärken sorgen zum größten Teil dafür, dass das so ist. Erstaunlich, dass sich die Band keinen Ausfall leistet, und dass alle neun Songs ihre ganz eigene Klasse und Note haben. Diese Platte ist eigentlich eine Pflichtveranstaltung für alle, die - wie ich - auf dieses "frickelige Zeug" stehen und gerne Ecken und Kanten in der Musik haben, an denen man sich genüsslich stoßen kann. Die blauen Flecken holt man sich dabei gerne!
(Christian Reder)

 


   
   
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