hrk2011 20121219 2014689010 Titel:
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Titel:

"Die Gunst der Stunde"
Heinz Rudolf Kunze
SONY
21. Januar 2011

1. Hunderttausend Rosen
2. Ich glaub Du liebst mich
3. In der Mitte der Sanduhr
4. Ganz von selbst
5. Kampfzone Mitte
6. Ich liebe Dich
7. Trockne Deine Tränen
8. Susanne es ist aus
9. Der stille Gast
10. Wie man tanzt und singt
11. Eisfrei
12. Jeder weiß
13. Unbeliebt

Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, über diese Platte eine Kritik zu schreiben. Zum einen möchte ich eigentlich nur ungern etwas Schlechtes über ein Produkt schreiben, das von dem Musiker kommt, der mich über so viele Jahre immer wieder mit tollen neuen Songs und Platten/CDs überrascht und erfreut hat. Zum anderen darf man aber nicht verschweigen, dass dem neuen Album schlicht und ergreifend die Widerhaken fehlen, die man sonst auf all seinen Scheiben findet und an denen man sich gerne kratzt. Vielmehr haben wir es hier mit einer auf Mainstream getrimmten Sammlung nicht hängenbleiben wollender Songs zu tun...

"Die Gunst der Stunde" kann also in vielerlei Hinsicht interpretiert werden. Was nutzt Kunze hier? Die Chance, endlich mal ein Schlageralbum zu machen? Die Möglichkeit, Songs doch noch zu veröffentlichen, die er möglicherweise bei anderen Albumproduktionen aussortiert hat, weil er sie damals für nicht gut genug hielt? Das Album startet mit der aktuellen Single "Hunderttausend Rosen", einer Nummer, die kürzlich bei Carmen Nebel in ihrer samstäglichen Einschlaf-Sendung für Rentner präsentiert wurde. Und ganz ehrlich? Da gehört sie auch hin. Erschreckend nah an Howard Carpendale und weit weg von Heinz Rudolf Kunze blubbert die Nummer fröhlich vor sich hin. Dass es zu dem Thema textlich auch anders gehen kann, hat er mehr als nur einmal bewiesen, denken wir nur an "Längere Tage" von seiner 2008er CD "Protest". Und die Machart von "Hunderttausend Rosen" zieht sich wie ein roter Faden durch die neue CD. Immer wieder kreuzt im Verlauf des Hörens ein farbloser Song meinen Weg. Hin und wieder gibt's Lichtblicke ("Ich glaub' Du liebst mich", "In der Mitte der Sanduhr"), aber im Großen und Ganzen ist Kunzes neues Werk eines seiner schwächsten. Bei "Ganz oder gar nicht" versucht er plötzlich "trendy" zu sein, in dem er einen scratchenden DJ zum Einsatz bringt. Passt nicht wirklich zum Song, da er ansonsten doch eher schlageresk ist, und innovativ ist das auch nicht gerade... Auch der Rest des Songs ist eher was für WDR 4 oder www.uschis-schlagerradio.de als für den Rockpalast. Bei "Wie man tanzt und singt" wurde ich die ganze Zeit das Gefühl nicht los, das Lied schon zu kennen. Dann fiel es mir ein, denn es ist nichts anderes als eine schnellere Version von Westernhagens "Ganz und gar" aus dem Jahre 1989. Ist zwar weit hergeholt, aber hört mal rein, wenn Ihr die Gelegenheit dazu habt und vergleicht selbst... Höhepunkt des Gruselns ist jedoch der Song "Susanne es ist aus". Der Text ein Offenbarungseid, die Musik eher "Theo wir fahren nach Lodz" als Kunze, und von der Gesangsleistung her ein Totalausfall. Sorry, mir tut's richtig weh!

Kunze ist für viele Musikfreunde (incl. mir) einer der stärksten Songschreiber und Texter, die Deutschland hat. Man verzeiht ihm deshalb diesen einen Ausrutscher. Aber nur dann, wenn die nächste Platte wieder seine wahre Handschrift trägt und an die starken Produktionen wie "Protest", "Dein ist mein ganzes Herz", "Brille" oder "Wunderkinder" anknüpft. "Die Gunst der Stunde" hat leider keinen einzigen Titel, der nach dem ersten Hören hängengeblieben ist. Auf den zweiten Blick kann man dann zwar den einen oder anderen Titel entdecken, der auf irgendeine Art und Weise seinen Reiz hat ("Kampfzone Mitte", "Ich glaub' Du liebst mich"), aber auch diese sind spätestens nach 2 Stunden wieder aus dem Ohr und dem Gedächtnis verschwunden. Das Programm auf dieser CD ist so einladend wie ein Holzstuhl ohne Auflage und ich wage zu bezweifeln, dass sie öfter bei mir laufen wird. Schade!
(Christian Reder)

 


   
   
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