michaelis2011 20121216 1727215172 Titel:
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Titel:

"Dirk Michaelis singt..."
Dirk Michaelis
Heart Of Berlin / Valicon
18. November 2011

CD 1:
1. Feld aus Gold
2. Die Zeit heilt die Zeit
3. So wunderschön
4. Sonnenschein
5. Piano
6. Lieb mich
7. Vergessen wir die Welt
8. Seltsam
9. All die Zeit
10. Ich blick zurück
11. Harmonie
12. Zeig es mir
13. Jenny Wren

CD 2: (Bonus CD)
1. Ich fahr Weihnachten nach Hause
2. Weihnachtszeit
3. Weihnachtsspieluhr



Unzählige Frauenherzen werden ob der Nachricht über die neue Dirk Michaelis CD höher schlagen. Und dann wird es auch noch eine werden, auf der der Künstler Songs international erfolgreicher Weltstars auf Deutsch interpretiert ... Musikfreunde, die Dirk Michaelis noch aus seiner Zeit als Frontmann der Gruppe KARUSSELL und aus den letzten Jahren mit erstklassigen Eigenkompositionen kennen, werden besorgt die Augenbrauen hochziehen. Ist das denn unbedingt erforderlich, anderer Leute Hits nachzusingen? Michaelis hat seit Anfang der 90er doch zahlreiche Top-Songs selbst geschrieben und aufgenommen. Warum jetzt also wieder zurück in die Zeit seiner eigenen Jugend, als es noch üblich war, Fremdtitel zu covern um auf sich aufmerksam zu machen? Doch geben wir ihm eine Chance uns zu überzeugen...

Ich möchte gar nicht alle 16 Titel auf den beiden CDs einzeln besprechen, sondern eine kleine Auswahl, die stellvertretend für das Album stehen sollen, vorstellen. Los geht's mit einem Klassiker von STING, nämlich "Fields Of Gold". Auf Deutsch gesungen heißt er jetzt "Feld aus Gold" und es ist extrem mutig, diesen STING-Song auf eigene Art "umbauen" zu wollen. Dieser Song überzeugt mich in der deutschen Fassung auch nach mehrmaligem Hören nicht. Aus einer tollen Vorlage ist hier ein Schlager entstanden. Die Umsetzung der grandiosen Vorlage von STING durch Dirk Michaelis kommt leider nicht mal ansatzweise an das Original heran..
"Zeit heilt die Zeit" macht da nur wenig eine Ausnahme. Das Original ist von CYNDI LAUPER und heißt "Time after Time". Ein Welthit, den die Lauper fantastisch in Szene gesetzt hat. Dirk Michaelis macht daraus eine völlig anders klingende Version, der man sich nur schwer nähern kann. Man erkennt den Titel zwar sofort wieder, doch er ist durch den Gesang und den Inhalt auf eine andere und sicher nicht gewollte Ebene gerutscht, und hat sich beim Fall offenbar sehr weh getan.
Im dritten Titel der CD hat Dirk Michaelis einen James Blunt-Titel neu vertont. "You're So Beautiful" heißt er im Original, und hinterlässt eine unschöne Schmalzpfütze vor jeder Box, die Blunt's Jammerei über sich ergehen lassen muss. "So wunderschön" heißt Dirk Michaelis' deutsche Version, und die kommt für meinen Geschmack sehr nah an die Vorlage ran. 
Ein weiterer Song heißt "Sonnenschein" und ist im Original von Norah Jones ("Sunrise"). Diese seelenvolle Nummer der Sängerin nimmt den Hörer sofort nach den ersten Tönen gefangen. Ein herrlich Stück Musik, an dem sich Michaelis da versucht. Es will aber nicht zünden. Einzig überzeugen kann hier nur der Text von Michael Sellin.
Das folgende Intermezzo heißt "Piano", ist ein nur 1:27 Minuten langes Instrumentalstück und gleichzeitig auch eins von zwei Eigenkompositionen von Dirk Michaelis und den beiden VALICON-Chefs Bernd Wendlandt und Ingo Politz. Dieses wohl zum kurzen Innehalten an dieser Stelle platzierte Stück kann mit seinen sphärischen Klängen und dem dezent gespielten "Piano" eine große Magie entfalten. Es könnte auch ein wunderschönes Intro für eine Ballade sein, dient hier aber wohl eher für ein kurzes Sackenlassen des bisher Gehörten. Das erste Mal, das hier Begeisterung ob des Gehörten aufkommt.
Machen wir einen kleinen Sprung und hüpfen zum Song "Seltsam". Bei diesem Stück überzeugt der ehemalige KARUSSELL-Sänger erstmals mit seiner Version von TEARS FOR FEARS' "Mad World". Vor knapp 7 Jahren coverte ein gewisser Michael Andrews dieses Lied schon einmal. Michaelis' Version setzt dem Original und der erfolgreichen "Zweitauflage" von 2004 (immerhin Platz 3 der deutschen Single-Charts und Nr. 1 in England) noch eins obendrauf. "Seltsam" überzeugt auf ganzer Linie. Die sanfte Melodie, der neue deutsche Text von Michael Sellin, der wunderschöne Klavierlauf und die Streicher, die im Song verarbeitet wurden, sorgen für reichlich wohlige Schauer über den Rücken und bilden ein wunderbar neues Bild. 
Ein weiterer starker Song ist "Ich blick zurück". Auch hier stimmt das Gesamtpaket aus Arrangement und Gesang. Im ersten Moment merkt man gar nicht, dass es sich hier um eine neue Version des MIKE & THE MECHANICS-Klassikers "Over My Shoulder" handelt. Komplett umgebaut und umarrangiert steckt die großartige Komposition in einem ganz neuen und zeitlos schönen Klanggewand. Hier hat sowohl die Band als auch das Produzententeam tolle Arbeit geleistet, und auch der von Michael Sellin geschriebene Text ist ein wichtiger Bestandteil für das Gelingen des Unternehmens "Neuproduktion". 
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass es noch eine zweite CD mit "Bonustracks" zur Weihnachtszeit gibt, incl. einer neuen Version von CHRIS REA's "Driving Home For Christmas", die ich persönlich im Original nicht mehr hören kann. Die alljährliche Dauerbeschallung mit immer den gleichen Weihnachts-Pop-Nümmerchen im Formatradio nerven ohne Ende und haben viele einstmals schöne Lieder total verbraucht. Daran kann leider auch Dirk Michaelis nichts ändern, auch wenn das etwas angejazzte und angeswingte Arrangement durchaus seinen Reiz hat. 

Es gibt - wie Ihr der Tracklist entnehmen könnt - noch weitere Songs, die einen deutschen Text und ein bisschen Michaelis verpasst bekommen haben. Echt überzeugende Lieder - außer den beiden eben erwähnten - findet man darunter leider nicht mehr. Als gelungen kann man den einen oder anderen Text bezeichnen, die von Michael Sellin und Gisela Steineckert stammen. Sie verleihen den Liedern neue Inhalte und Farben, retten das insgesamt trübe Ergebnis allerdings auch nicht. Vielmehr langweilt das Programm ziemlich schnell und verlässt die Erinnerung ebenso schnell wieder. Damit dürfte die eingangs gestellte Frage nach dem "Muss das sein?" eindeutig mit einem "NEIN!" beantwortet werden. Man darf sich wirklich die Frage stellen, warum Dirk Michaelis nicht weiter an eigenem Material arbeitet. Zugegeben, man erreicht im Kuschel-Dudel-Funk der Radiostationen mit diesen Songs sicher neues Publikum, das auch mit den Amigos und Andrea Berg leicht zufrieden zu stellen ist, aber die eigenen Fans könnte man damit auch verprellen. Mir fehlt hier einfach die Spannung, denn fast alles ist ziemlich vorhersehbar. Es fehlen die viel zitierten Ecken und Kanten. Ebenso, wie - was noch viel wichtiger ist - der Reiz. 
(Christian Reder)

 


   
   
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