Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Dreh mich um"
Volkmann
dunefish / SPV
23. März 2012
1. Dreh mich um
2. Bin dir die Insel
3. Ungeklärte Morde
4. Die Sehnsucht macht Müll
5. Spiel Tier mit mir
6. Sanssouci
7. Rolle rückwärts
8. Schmetterling
9. Nackt sein
10. Fliehkraft
11. Kinder machen
12. Geborgen sein
13. Die Gefühle
14. Satt zu essen
volkmann2012 20121019 2034483717
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
"Dreh mich um" - So der Name der nagelneuen CD von VOLKMANN. Sie liegt mir in der Urfassung vor und nach mehrmaligen Anhören der 14 Songs dieser neuen Scheibe möchte ich darüber ein paar Worte verlieren...
 
Die Entstehung dieser CD habe ich teilweise im Studio El Alèman - genau in der Mitte von Berlin - miterleben dürfen. Ungefähr 200 Meter vom Friedrichstadtpalast entfernt liegt das kleine gemütliche Studio inmitten einer kleinen grünen Oase. Ideale Voraussetzungen für die Produktion einer neuen Platte.
"Dreh mich um" ist das nunmehr fünfte Album der PENSION VOLKMANN, die heute nur noch VOLKMANN heißt. Es gab da diesen Schnitt nach dem 1. Februar 2007, dem Tod des PENSION VOLKMANN Musikers und Mitbegründers Reinhard Sonnenburg-Buchholz, mit allen Für und Wider die Grundidee dieser erfolgreichen Formation fortzusetzen. Ich glaube, dass Peter Butschke den Verlust von Reinhard Sonnenburg-Bucholz nie kompensieren bzw. seinen musikalischen Partner durch irgendwas oder -wen ersetzen wollte. Butschke blieb authentisch, ehrlich und aussagekräftig in seinen Liedern und ich bin der Meinung, dass er heute auch ein Stück weit in Erinnerung an Reinhard weiterarbeitet und ihm dadurch noch etwas mit auf den Weg geben will. Noch mehr Kraft legt er deshalb in die neuen Songs. Die Musik ist noch rockiger, aber auch liedhafter geworden, und durch die Verwendung verschiedener anderer Elemente (wie z.B. Latino-Rhythmen) ist sie auch noch mit anderen Farben getränkt.
 
"Volkmann bieten eine Synthese populärer musikalischer Mittel und tiefgehender, sozial geraumer Texte und damit einen völlig eigenen Songtyp." - so zu lesen auf der Homepage von Volkmann. Um dieses auch auf einem Tonträger so umzusetzen, war Butschke zusammen mit fünf anderen Musikern wochenlang bis tief in die Nacht im Studio verschwunden. Die Studioformation bestand aus Jens Peter Kruse (Konzertgitarre), Jan Haasler (Gitarren, Dobro), Jens Peter Kruse (Bass), Frank Godde-Gohlke (Percussions), Michael Herrmann (Bass) und natürlich Peter Butschke (Gesang, Gitarre, Percussion) selbst. Die doppelte Aufführung von Jens Peter Kruse ist kein Fehler, denn interessanterweise sind es zwei verschiedene Musiker gleichen Namens. Sie heißen nicht nur beide gleich, sondern stammen auch beide aus Leipzig, und waren an der Studioarbeit zu "Dreh mich um" aktiv beteiligt.
 
Die CD erscheint mit einem auffälligen Cover, das einem sofort ins Auge springt. Das Bild darauf zeigt ein von Peter Butschke selbst gemaltes Pärchen. Auch im Booklet, wo man alle Texte der 14 Songs nachlesen kann, sind es die selbst gemalten Bilder (Acryl und Airbrush), Radierungen und ein Foto, die die Texte auf interessante Art und Weise ergänzen.
Man findet 12 ganz neue und zwei bekannte Songs, die man schon auf der ersten LP von 1985 ("Die Gefühle") anhören konnte. Konkret handelt es sich um "Satt zu essen", dem wohl bekanntesten Stück der PENSION VOLKMANN, und den Titelsong der '85er Langrille "Die Gefühle". Der Konzertbesucher, der VOLKMANN in den drei letzten Jahren live erlebt hat, wird bei dem einen oder anderen Titel sicher sofort aufmerken. Songs wie "Ungeklärte Morde" oder "Spiel Tier mit mir" waren in der letzten Zeit feste Größen im Live-Programm.
 
Das Grundprinzip aus den 80ern ist auch heute in den neuen Songs zu spüren. Wünsche, Bedürfnisse und Verantwortung in der heutigen Welt deutlich zu machen und mit einer lange im Ohr bleibenden Melodie zu verbinden. Von Anfang an war es Werner Karma, der die tragenden Gerüste der Lieder lieferte. So auch auf dieser CD... Die Texte von Werner Karma sind Peter richtig auf den Leib geschrieben! Sie klingen, als erzählten sie aus dem persönlichen Leben eines Peter Butschke. Werner Karma beschreibt hier Gefühle, die Peters eigene sein könnten, und Peter interpretiert diese Texte letztlich auch so. In "Dreh mich um", dem Titelstück der CD, beschreibt er einen Menschen, der Gefühlen, Bedürfnissen und Verlockungen zu erliegen scheint. Doch er hat das Rückgrat, kurz bevor er einzutauchen oder sich zu verlieren scheint, "dreh mich um" zu rufen und gegenzulenken. Ein einfach geiles Lied mit einer tollen Melodie. Zurecht der Titel- und Eröffnungssong dieser CD.
Zum zweiten Stück möchte ich anmerken, dass Peter hier - wie bei zwei anderen Songs auch - selbst die Idee zum Text hatte. Es heißt "Bin dir die Insel". Ein wunderbares Liebeslied mit viel Poesie. Das nächste Lied heißt "Ungeklärte Morde" und geht mir seit dem ersten Hören bei einem Konzert im Jahre 2009 einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ein bisschen frech, aber auch spießig kommt es daher, und natürlich gehört es auch dazu, sich beim Zuhören die eine oder andere Lachträne aus den Augenwinkeln zu wischen.
In "Die Sehnsucht macht Müll" werden die Ausweglosigkeit und die Hoffnungen der Trinker auf der Straße beschrieben. Jede leere Flasche, so singt Peter, ist 'ne Flaschenpost voller Gefühle, und die Flaschenpost landet auf einem Müllhaufen der Gefühle. Dieser Song beeindruckt einerseits durch seinen Tiefgang, aber auch durch die tolle Instrumentierung und die eingängige Melodie. Da muss man schon genau zuhören...
"Spiel Tier mit mir" ist der fünfte Song, und auch wieder einer der Lieder, die schon bei unzähligen Konzerten getestet wurden. Wie bei fast allen Stücken auf dieser CD, ist zu Beginn des Liedes die tolle Gitarre von Jan Haasler zu hören - im Verlauf gibt's sogar noch ein tolles Gitarrensolo von ihm. Der Text lebt von Zweideutigkeiten, und die Melodie ist die vielleicht melodischste auf dieser Scheibe.
Es folgt der Song "Sanssouci". Was ich beim ersten Anhören für einen Lückenfüller hielt, machte aber schon beim zweiten Hören alle Zweifel wett. Es handelt sich um einen Instrumentalsong, dessen Veröffentlichung ursprünglich mal MIT Text vorgesehen war. Aber zur Veröffentlichung kam es seinerzeit nicht und inzwischen ist der Text überholt. So wurde dieses Lied aber jetzt doch noch auf die CD genommen, und daraus ist ein geiles Instrumental mit einer eingehenden Melodie geworden, das von Jan Haaslers singender Melodiegitarre lebt und getragen wird.
Bei den folgenden Songs hat sich Peter die Texte wieder selbst ausgedacht: "Rolle rückwärts" und "Schmetterling". Musikalisch finde ich, gehören beide zu den schwächeren Songs dieses Albums, aber textlich sollte man sie sich genau anhören.
Das Stück "Nackt sein" wiederum ist ein sehr gefühlvoller Song, bei dem Jens Peter Kruse (El Alèman) die Tasten der Regler im Studio gegen seine Konzertgitarre tauschte, und es mit seinem tollen Gitarrenspiel veredelte. Textlich geht es um den Traum, einfach mal nackt zu sein und keine Uniform zu tragen.
Nach "Nackt sein" folgt mit "Fliehkraft" ein Lied aus der Feder von Reinhard Sonnenburg-Bucholz. Dabei handelt es sich um einen tollen Blues, bei dem die Harp wirkungsvoll zum Einsatz kommt.
"Kinder machen" beginnt wieder mit der im vorherigen Song schon gehörten Mundharmonika, gespielt von Peter, um dann kurz darauf ein zeitgemäßes Thema anzuschneiden... "Wann machen wir ein Kind was Blumen pflanzt wenn wir gestorben sind...", so gesungen im Refrain.
Anschließend ist Donnergrollen zu vernehmen. Dieses Grollen leitet den zweiten Instrumentalsong dieser CD ein, und unterbricht ab und an eine sehr gelungene Melodie zum Träumen.
Nun habe ich 12 Songs vorgestellt, aber es fehlen noch zwei. Es sind die eingangs schon erwähnten Neueinspielungen von "Die Gefühle" und "Satt zu essen". Ich glaube, dass ich auf beide Songs nicht näher eingehen muss. Man kennt sie schon - es sind Klassiker der PENSION VOLKMANN und bereits 1985 erschienen. Beide Lieder wurden neu aufgenommen und erstrahlen nun im völlig neuem Sound-Gewand. Hier soll sich der Hörer einfach mal überraschen lassen und sich eine eigene Meinung bilden.
 
"Dreh mich um" ist ein rundum gelungenes Gesamtwerk, und es sollte in keinen gut sortierten Plattenschrank fehlen. Es ist die logische Weiterentwicklung der VOLKMÄNN'schen Musik und bekommt meine absolute Empfehlung!
(Dietmar Meixner)
 

 
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