tokiohumanoid 20130102 1292787053 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Humanoid"
Universal
02. Oktober 2009

1. Komm
2. Sonnensystem
3. Automatisch
4. Lass uns laufen
5. Humanoid
6. Für immer jetzt
7. Kampf der Liebe
8. Hunde
9. Menschen suchen Menschen
10. Alien
11. Geisterfahrer
12. Zoom


Als die Band Tokio Hotel im Jahre 2005 zum ersten Mal in den Medien auftauchte, wurde sie noch belächelt und als "One Hit Wonder" abgetan. Auch von mir. Das Video zum Titel "Durch den Monsun" und die Musik an sich fand ich sehr "schwach auf der Brust" und auch wenig originell. Wie ich waren viele Leute der Meinung, die Band hätte nicht viel auf dem Kasten und würde sich ruck zuck wieder von selbst erledigen. Allerdings sprechen vier Nummer-Eins-Singles in Deutschland und Österreich, über fünf Millionen verkaufte Tonträger und der Durchbruch in den USA mit gut besuchten Konzerten und guten Verkaufszahlen bei den für die Staaten und überhaupt für den internationalen Markt nochmals auf Englisch eingesungenen Tonträgern eine ganz andere Sprache. Tokio Hotel gehört in Deutschland und Europa (!!!) inzwischen zu den kommerziell erfolgreichsten Bands der letzten Jahre, und - wie erwähnt - lassen sie es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch mächtig krachen. Von wegen "One Hit Wonder".
Seit heute steht das dritte Album von Bill Kaulitz (Gesang), Tom Kaulitz (Gitarre), Georg Listing (Bass) und Gustav Schäfer (Schlagzeug), die unter dem Namen Tokio Hotel firmieren, in den Plattenläden. Es trägt den Titel "Humanoid" und warf bereits seine Schatten in Form einer Vorabsingle voraus. Im Nachtprogramm durch die TV-Landschaft switchend, blieb ich vor zwei Wochen beim brandneuen Video der Tokio Hoteliers hängen. Der Song heißt "Automatisch" und die Plattenfirma beschreibt ihn so: "Die erste Single “Automatisch” ist etwas über drei Minuten lang, fühlt sich aber an wie ein ganzes Epos, dank des vielschichtigen Gitarrenspiels von Tom Kaulitz (19) und des hymnischen Gesangs seines Zwillingsbruders Bill. Der emotionale Text und die Melodie werden noch verstärkt durch die treibende Präzision des 22-jährigen Bassisten Georg Listing und des 20 Jahre alten Schlagzeugers Gustav Schäfer. Die Rockband hat sich deutlich weiterentwickelt und überrascht mit einem neuen, sehr frischen Sound!", und dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Schon bei eben erwähnter Begegnung im Nachtprogramm zündete der Titel beim ersten Hören. Der Song ist rockig und mit elektronischen Elementen versehen. Die auf den ersten beiden Alben wenig überzeugende Stimme eines Bill Kaulitz ist erwachsener und wesentlich reifer geworden. Der junge Mann aus Magdeburg überrascht in positiver Art und Weise auf ganzer Linie. Er hat inzwischen eine tolle Stimme, die er in verschiedenen Klangfarben klingen lässt. Aber eine Schwalbe macht noch lange keinen Frühling (Achtung: Phrase!!!), und so wollte ich erstmal das komplette Album abwarten, bevor ich weiter in Lobgesänge verfalle. Aber so wie die Single "Automatisch" klingen auch die anderen neuen Titel auf "Humanoid". Die Lieder sind reifer und routinierter vorgetragen und arrangiert. Die Platte ist von vorne bis hinten überzeugend und hat so gar nichts mehr vom Schulkapellen-Beigeschmack der Alben "Schrei" und "Zimmer 483". Die schnellen Nummern, wie z.B. "Komm" oder "Sonnensystem", prägen sich ebenso schnell ein wie die wirklich gelungenen ruhigen Nummern, z.B. die Ballade "Lass uns laufen". Es macht Spaß, die neue CD zu hören. Sie ist abwechslungsreich und bietet wirklich viele Facetten deutscher Rockmusik. Tokio Hotel ist in der Oberliga angekommen. Meine Meinung über die "neue" Art zu singen von Bill Kaulitz wird auf der CD besonders beim letzten Song des Albums "Zoom" bestärkt. Hier wird Bill nur vom Piano und einem synthetischen Beat begleitet. Seine Stimme steht im Vordergrund und hier zeigt der Sänger all sein Können. Ein Song mit Gänsehaut-Garantie.
Ich gebe offen zu, dass ich die ersten beiden CDs und den Hype um diese Band extrem albern fand, und dass ich wahrlich kein Fan war. Meine Ausflüge in die Klangwelten Tokio Hotels durch Antesten ihrer ersten beiden CDs waren stets von kurzer Dauer. Die musikalischen Ergüsse der vier Anhaltiner Jungs erreichten mich überhaupt nicht, und auch als die ersten ernstzunehmenden Stimmen mit Lob und Empfehlungen laut wurden, änderte ich meine Meinung nicht. Auch heute kann ich immer noch nichts mit "Schrei" und "Zimmer 483" anfangen. Nach dem Hören dieser Platte muss aber auch ich zugeben, dass ich den Jungs Unrecht getan habe, als ich ihnen künstlerisches Talent absprach. "Humanoid" ist ein Deutschrock-Album, wie ich es mir wünsche und zeigt die Gruppe Tokio Hotel stark und überzeugend. Die Musik ist generationsübergreifend und brauchbar, gut produziert und wunderbar arrangiert. Hier scheinen wahrlich Musiker am Werk zu sein, die sich über ihre Songs Gedanken gemacht haben. Kein Song ist glatt oder einfach nur runtergeschrammelt. Jeder Titel hat eine andere Besonderheit, die in wenigen Sätzen einer Rezension nicht zu erklären ist. Die Spielfreude und die Lust auf Rock hört man in jedem Ton auf dieser CD. Ich jedenfalls werde über diese Platte nicht lästern, im Gegenteil: Sie wird in meinem CD-Schrank einen Platz finden!
Fazit: Tokio Hotel kann mit "Humanoid" viele Kritiker Lügen strafen, sie wahrscheinlich sogar von sich überzeugen. Die Platte ist toll und meine Empfehlung geht auch in Richtung unserer Rockfreunde in der Leserschaft. Gebt ihnen eine Chance, ihr werdet nicht enttäuscht sein! Tokio Hotel entwickeln sich wirklich zu legitimen Nachfolgern deutscher Rockgrößen aus den 70ern und 80ern. Ich bin neugierig, wie das mit ihnen weitergehen wird...
Anmerkung: Dieses Album gibt es in der deutschen und englischen Fassung. Dazu gibt es eine "Deluxe Edition" und eine "Super Deluxe Edition" mit allerlei Bonuskram.

(Christian Reder)

 


   
   
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