Titel:
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VÖ:
Titel:
"Freiheit"
Falkenberg
Mollwerk
BuschFunk
23. März 2012
1. Freiheit
2. Vor den Kathedralen
3. Wo alle sind
4. Auf den Wiesen der Kindheit
5. Immer bei mir
6. Die Stadt, die keiner kennt
7. Im Schlaf
8. Liebste
9. Meine letzte Ewigkeit
10. Da ist die Angst
11. Die Leute reden
12. Die Freiheit der anderen
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Falkenberg, wie Ralf Schmidt sich inzwischen nennt, war über all die Jahre seiner Karriere immer wieder für Überraschungen gut. Erinnern wir uns an seine Wandlung bei Stern Meißen, als aus einem jungen, 20-jährigen Schnauzbartträger plötzlich der Paradiesvogel IC mit toupierten Haaren und Schminke im Gesicht wurde, und der sich in seiner Solokarriere mit Liedern wie "Wunderland" oder "Kälter als Eis" schon recht früh selbst verwirklichte. Zuerst hatten es ihm die elektronischen Spielereien angetan (woher auch sein "IC" im Künstlernamen kam), später wurde aus ihm IC Falkenberg der Rockmusiker. Und dieser IC Falkenberg ließ es speziell in den 90ern mit Deutschrock vom Feinsten ("Wenn ich geh'", "Erdbeern im Schnee", "Piraten") richtig krachen und setzte damit endgültig ein Ausrufezeichen hinter sein Talent. Seine Wandlungen zeigten, dass sich ein Musiker wie er nicht pauschal auf eine Musikrichtung festnageln lassen muss, dass aus einem Popper auch gerne ein Rocker werden kann, und dass Rockmusik längst nicht nur eine laute Gitarre ist, sondern dass man sie auch mit ganz vielen anderen Elementen verbinden kann. Sogar Leute, die in den 80ern für sein Dazutun bei Stern Meißen die Nase gerümpft und, befragt nach seinen Pop-Nümmerchen, noch abfällig abgewunken haben, hat er letztlich überzeugt und manche davon sogar zu Fans gemacht. Diese Entwicklung ging weiter. Anfang des neuen Jahrtausends entdeckten er und sein Musikerkollege Dirk Zöllner die Schönheit diverser Ostkompositionen. Kurzerhand bearbeiteten sie sie um und ließen sie in einem neuen Sound live und auf CD erstrahlen. Später wurde er der gefühlvolle Barde, der sich - oft an Gitarre oder Keyboard/Klavier selbst begleitend - auf die elementarsten Dinge der Musik beschränkte, um seine in Texte verpackten Botschaften an den Mann/die Frau zu bringen. Er vertrat - zusammen mit anderen Vokalakrobaten - Tamara Danz bei der 2005er Tour "Silly & Gäste" und setzte der leider viel zu früh verstorbenen SILLY-Frontfrau, zusammen mit Anja Krabbe und dem Programm (CD und Tour) "Morgen im Dezember", weitere musikalische Denkmäler... Seine immer neu aufkommenden Ideen und Pläne kamen nicht immer gut an, sorgten bei der Stern-Combo Meißen im Jahre 2008 sogar für seinen Rausschmiss. Aber im Großen und Ganzen war sein Tun stets von Erfolg gekrönt. Falkenberg ist einer der wenigen deutschen Musiker, der über viele Jahre seine Wandlungsfähigkeit, seinen Ideenreichtum und seine unverkennbare Vortragskunst in regelmäßigen Abständen auf's Neue in Form von Platten, Touren und Projekten anbietet und dabei nicht wenige dankbare Abnehmer findet. Ohne Rast und ohne Pause wird gearbeitet, komponiert und gespielt - all das, ohne sich abzunutzen. Doch wird das auch im Jahre 2012 so bleiben? Wird er an eben beschriebene Erfolgsstory anknüpfen können?
 
"Freiheit", damit verbinden viele Menschen die Möglichkeit, sich frei bewegen, leben und handeln zu können. Ein Blick nach Syrien dieser Tage zeigt, dass es auch heute noch nicht selbstverständlich ist, frei zu sein. Viele von uns Deutschen kennen das auch noch, dass man für seine Freiheit manchmal auch kämpfen muss. Freiheit ist eines unserer kostbarsten Güter, und "Freiheit" heißt auch Falkenbergs elftes Solo-Album (ohne die Live-Scheiben und Best Of-Kopplungen), das am 23. März das Licht der Welt erblicken soll. Die Freiheit, nach diversen akustischen Ausflügen mal wieder mit kompletter Band und dem vollen Deutschrocksound auftreten zu können, nimmt sich der Sänger aus Halle dabei ebenso wie die, an Altbewährtem festzuhalten und es weiterzuentwickeln. "Freiheit" ist wieder ein Album, das zwar einen roten Faden verfolgt, aber musikalisch nicht in ein Genre zu verfrachten ist.
Mit dem Song, der dem Album auch den Namen gibt, geht sie los... die Reise in das elfte Falkenberg-Musik-Abenteuer. Ein munterer Deutschrocker, radiotauglich, straff vorgetragen und mit der latenten Gefahr, ein Ohrwurm, vielleicht sogar ein Radiohit, zu werden. "Es geht uns gut, es geht uns gut...", heißt es da, und es klingt auch danach, dass es dem kreativen Künstler und seiner Begleitkapelle beim gemeinsamen Einspielen dieser Nummer - und überhaupt des gesamten Albums - sehr gut gegangen zu sein scheint. Der Text kommt - wie man es von Falkenberg kennt - natürlich nicht ohne Botschaft daher und da gilt es auch bei all den anderen Liedern der CD, die Ohren gut zu spitzen.
Aber nicht nur hier geht es um "Freiheit"! Sie begegnet uns in anderen Liedern seiner neuen CD immer wieder, z.B. in "Vor den Kathedralen". Hier heißt es zu Beginn, "Ihr zündet Euch grinsend mit unserer Freiheit die Siegeszigarren an", und man merkt einmal mehr, dass dem Künstler die Botschaft des Songs genauso wichtig ist, wie die musikalische Umsetzung. Wahrscheinlich inspiriert durch die Occupy-Aktionen in New York und Frankfurt, hat Falkenberg diesen Song erschaffen. Der in Halle an der Saale wohnhafte Musiker ist ein guter und sensibler Beobachter der Zeit und der Menschen. Dass er seine Gedanken dazu in perfekte Bilder formen und diese in Texte umwandeln kann, kann man in seinen neuen Liedern nur allzu deutlich hören.
Aber Falkenberg ist nicht nur ein Mann der blumigen oder verschleiernden Worte... Er kann auch deutlich werden, wie z.B. im Song "Wo alle sind", wo es im Refrain heißt, "Wo alle sind, will ich nicht sein, denn wo alle sind ist alles egal. Und wo alles egal ist, ist Freiheit nur schein, und alle ficken die Moral". Treffende Worte eines Mannes, der sich ungern in den Mainstream einreihen will. Treffende Worte in Zeiten, wo es in der Gesellschaft leider nicht nur an einer Ecke übel riecht...
Es gibt aber auch gefühlvolle Momente auf "Freiheit", z.B. im Stück "Auf den Wiesen der Kindheit". Das Unbekümmerte, die Freiheit und das Aufregende der Kindheit... all das ist schon in vielen Liedern thematisiert worden. Falkenberg findet neue Worte zum Thema und erinnert an die Kinderzeit von uns allen... eine Zeit, in der es nur Freunde, Freude, Freiheit und Abenteuer gab, und in der die einzigen schlimmen Momente die nach einem Hinfallen samt aufgeschlagenem Knie waren. Schon beim ersten Hören dieses Stücks kroch eine wohlige Wärme in mir hoch und die positive Botschaft hinterlässt eine angenehme Stimmung.
Nicht weniger gefühlvoll ist "Immer bei mir", und schon beim ersten Hören entwickelte sich das Lied zu meinem heimlichen Favoriten auf "Freiheit". Ein leises Klavier und eine dezent gespielte Gitarre tragen das Lied und Falkenbergs Gesang. Es ist ein kleines aber beeindruckendes Stück Musik über zwei ihm wichtige Menschen, die trotz ihres Todes immer noch bei ihm sind und weil sie nie "in der Stadt der Toten" gewohnt haben, noch immer lebendig sind. Ein Lied über die Menschen, die immer dann da sind, wenn "die Nacht nicht kommt und der Tag nicht geht". Wie Falkenberg, hat wohl jeder von uns schon Menschen verloren, die er geliebt hat und noch immer liebt - die immer noch bei einem sind... Die Eltern, einen Freund, den Lebenspartner. Viel schöner und gefühlvoller kann man die Liebe und Dankbarkeit für diese Menschen nicht beschreiben, wie es Falkenberg hier tut. Die Gänsehaut schleicht den Rücken hinauf und einen Klos im Hals verursacht das Lied auch. Wunderschön! Wo holt Falkenberg das nur her?
Beim Song "Die Stadt die keiner kennt" dachte ich erst, "Jetzt hat Falkenberg einen Song über meine Heimatstadt Castrop-Rauxel gemacht", aber dem ist natürlich nicht so... "Wo die Eile langsam rennt, in der Stadt die keiner kennt"... da gibt es noch anderes zu entdecken. Vielleicht auch, wo genau diese Stadt liegt, aber das möge der interessierte Hörer nach dem Kauf dieser CD selbst herausfinden.
 
Überhaupt möchte ich an dieser Stelle der neuen CD gar nicht mehr viele Geheimnisse entreißen. Vielmehr möchte ich dem Leser hier durch diese wenigen Lied-Beispiele eine CD ans Herz legen, auf der es nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch wieder einiges zu entdecken gibt. Nicht nur Gitarre, Bass und Schlagzeug, sondern (wenn ich richtig gehört habe) auch mal ein Akkordeon/Cello ("Vor den Kathedralen") oder eine Mundharmonika ("In der Stadt die keiner kennt") kann man hören. Mal traumwandlerisch "Im Schlaf" oder verborgen in "der Stadt die keiner kennt", mal klassisch schön wie die "Liebste" oder auch besinnlich ruhig wie bei "Meiner letzten Ewigkeit" - Ob flotter Rocksong ("Freiheit", "Die Leute reden"), einem Liedermacher-Werk der ersten Güteklasse ("Da ist die Angst") oder der ruhigen Ballade ("Im Schlaf"): Falkenberg bewegt sich souverän auf jedem Parkett. Gekonnt spielt er mit Bildern, Fantasien und Beobachtungen aus dem Leben. Bekannt und überzeugend singt er seine Werke und lässt sich dieses Mal von einer Band begleiten die es sehr eindrucksvoll verstanden hat, ihn und seine Lieder in das richtige Licht zu setzen. Mit "Die Freiheit der anderen", das offenbar von Kate Bush's aktuellem Album "50 Words for Snow" inspiriert zu sein scheint, schließt das neue Album ab und setzt einen fetten Punkt hinter eine CD, die abwechslungsreicher und spannender gar nicht sein kann. "Freiheit" knüpft nicht nur nahtlos an die Vorgängeralben an, es zeigt auch einen sich erneut weiterentwickelt zu haben scheinenden Musiker, dessen Ideenreichtum in Sachen Musik offenbar keine Grenzen kennt. Ja, er überrascht auch dieses Mal wieder mit neuen Liedern, deren Qualität zwar zu erwarten war, deren überraschende Umsetzung aber vielleicht nicht. Gäb's hier eine Skala, bekäme die Scheibe die volle Punktzahl!
(Christian Reder)
 
 

   
   
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