geier2009 20130107 1161999351 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Hör auf zu weinen"
Pucky Music
Februar 2009

1. Wie ein Eisbär sein
2. Mein kleines Herz
3. Die Olive
4. Der kleine Korken
5. Träumen
6. Shalala
7. Ich bin da
8. Kurze Hemden
9. Sehnsucht nach der Sehnsucht
10. Hör auf zu weinen
11. Und die Zeit vergeht


Schon bei den ersten Tönen habe ich mich verwundert am Kopf gekratzt. Auf dem Promo-Flyer der Band steht: "Geier Sturzflug... die sind doch lustig! Ja, aber man kann nicht 30 Jahre lang immer nur lustig sein." Das einzige was das neue Album "Hör auf zu weinen" mit den Klassiker-Alben aus den 80ern zu tun hat, ist die markante und sofort wiedererkennbare Stimme von Friedel Geratsch.
Café-Haus-Musik, Chill Out, Latino-Rhythmen oder Easy Listening à la James Last schoss dem Rezensent als erstes durch den Kopf, als der erste Titel der CD "Wie ein Eisbär sein" startete. Musikalisch zieht sich dieser für Geier Sturzflug ungewöhnliche Sound wie ein roter Faden durch die gesamte Platte, womit sich auch der Eröffnungssatz des Promo-Flyers von selbst erklärt. Nicht, dass das unbedingt etwas Schlechtes ist. Es ist ja immer schön zu sehen bzw. zu hören, dass sich eine Band nicht an einem Sound festnagelt, sondern auch mal andere Wege beschreitet. "Hör auf zu weinen" ist eine Platte, die im Bigband-Sound ebenso funktionieren würde, wie im Rock-Sound.
Insgesamt 11 neue Titel haben die "Geier" jetzt veröffentlicht, und dabei auf die Wiederverwertung alter Songs und Hits komplett verzichtet. Überwiegend in dem oben beschriebenen Klanggewand kommen die neuen Titel mit wirklich hervorragenden Texten daher, die zum Zuhören auffordern. Lediglich ein einziger Geier-typischer Rock/Pop-Song findet sich auf "Hör auf zu weinen": Der Song "Shalala" knüpft an die Klassiker der 80er an, bleibt aber der einzige seiner Art. Ansonsten sucht man Lieder wie "Bruttosozialprodukt" oder "Pure Lust am Leben" auf "Hör auf zu weinen" vergeblich. Aber diese Titel braucht der neue Longplayer auch gar nicht, um ansprechend zu sein. Geratsch, der schon seit eh und je die Titel der Geier interpretiert, klingt wie immer. Stimmlich ist er in all den Jahren kein bisschen gealtert. Die positiv klingende Stimme vermittelt den teilweise melancholisch, teils ironisch klingenden Titeln eine positive Grundstimmung. Selbst dann, wenn es im Text um den Versuch einer Beziehung zwischen zwei ungleichen Partnern geht, der schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. "Kurze Hemden rutschen immer aus der Hose, und sehen auch etwas komisch aus", heißt es da. Auch die anderen Texte haben allesamt eine Aussage und machen aus jedem einzelnen Lied einen "Hinhörer", der auf ausgelassenen Feten im heimischen Party-Keller im Gegensatz zu "Besuchen Sie Europa" oder "Pure Lust am Leben" nicht funktionieren würde (mal abgesehen von "Shalala").
Alles in allem ist "Hör auf zu weinen" ein teils ernstes, teils ironisches, auf jeden Fall aber ein ausgesprochen ungewöhnliches Album geworden. Für die beiden verbliebenen Geier-Musiker dürfte es schwer sein, diese Songs auf einer NDW-Party mit Erfolg als neue Titel anzubieten. (Neue) Fans, die bei der Musik lieber in die Tiefe gehen und genau auf die Aussage im Text achten möchten, werden sie mit der neuen CD aber auf jeden Fall gewinnen!
(Christian Reder)

Anmerkung: Die CD ist vorerst nur über die Homepage der Band (www.geiersturzflug.de) erhältlich! Einige Songs können auf der MySpace-Seite der Band angehört werden (Direktlink: HIER).