wacholder 20121204 1815712878 Label:
Best.-Nr.:

Titel::

Amiga Records 2007
o.A.

Es waren drei Gesellen
Der Mai
Ole's Tanz
Gottlob, dass ich ein Bauer bin
Wiegenlied
Jetzt kommt die längst gewünschte Stunde
Die Marketenderin
Herr Wirt, so lösche uns're Brände
Kum, fauler Lenz
Badisches Wiegenlied
Es ist ein Schnee gefallen
Ein Bauersmann aus Dithmarschen
Starkdeutschwalzer
Der Winter ist gekommen
Lustig, lustig, ihr lieben Brüder
Der Bettelvogt
Das Blutgericht
McPherson
Ballade vom Schinderhannes
Es ist an der Zeit
Die Taube
The Games People Play
Die Stadt, die ich so geliebt
The Leaving Of Liverpool
Tanz rüber, tanz nüber
Bet, Kinder bet

Eine Meinung der Redaktion:

Pünktlich zum deren 30. Geburtstag hat Amiga es geschafft, einer Gruppe eine CD zu widmen, die zu den wenigen gesamtdeutsch bekannten und erfolgreichen Gruppen der DDR Musikgeschichte gehörte. Die Rede ist von Wacholder, einem Urgestein der deutschen Folkszene. Nachdem Folk auf den Amigaboxen fast vollständig fehlte, Box 13 ist vornehmlich der Singebewegung um dem Oktoberklub gewidmet, hat man dieses Versäumnis nun nachgeholt und die beiden Amiga-LP’s der Gruppe Wacholder zusammen auf eine CD gepresst. Dazu kommen zwei Bonustitel, die zumindest in Folkkreisen sehr bekannt sein dürften. Die CD wird von einem Einleger begleitet, der allerdings hätte deutlich besser dem Anlass entsprechend ausfallen können. Das dreiteilige Faltblatt ist allerdings erstklassig gestaltet. Es enthält neben der Titelliste, den Bildern der alten LP Cover und zwei Fotos der Bandmitglieder aus der jeweiligen Entstehungszeit der Alben einen sehr informativen Text zur Bandgeschichte von Frank Wonneberg, sowie dem Tourplan der Geburtstagstour zum 30. "Zu guter Letzt".
Die Wacholder–LP’s aus Amiga Produktion selbst sind in der Folkgemeinde Standard. Die darauf befindlichen Lieder sind im besten Sinne des Wortes "Volkslieder". Ob sie es in der DDR schon waren, bevor Wacholder sie aus dem Dornröschenschlaf erweckte, weiss ich nicht. Es bleibt in jedem Fall ein Verdienst der Gruppe Wacholder, neben Protagonisten wie den Folkländern, Liederlich oder auch der Gruppen Zupfgeigenhansel und Liederjan dieser Art Musik, dem deutschsprachigem Folk, zu einem deutlichen Popularitätsschub verholfen zu haben. Worauf sich der Zuspruch vieler Menschen zum Folk gründet, lässt sich beim Hören der CD ahnen. Wacholder, das war und ist Musik mit eingängigen Melodien zu deutschen Texten. Lieder, die mit gängigen Instrumenten nachspielbar sind und von jedem, der es möchte, mitgesungen werden konnten und können. Eben Volkslieder. Und zwar nicht der Art, die in der Schulzeit den Schülern nahegebracht wurde, sondern Lieder die die Befindlichkeiten des Volkes in deutlichen, klaren Worten wiedergeben. Lieder, in denen Sorgen und Nöte einfacher Menschen erzählt werden, wo Missstände benannt werden, in denen aber auch aus vollem Herzen gelebt, geliebt und gefeiert wird. Die Helden dieser Lieder sind der Handwerksgeselle wie der Soldat, ist die Marketenderin wie die Mutter in Sorge um ihre Kinder. Die Reichen und Mächtigen bekommen in den Liedern in der Regel den Spott. Je nach Entstehungszeit der Lieder mal mit derberen, mal nuancierteren Texten. Allen Liedern ist gemein, dass die Texte Inhalte transportieren, dass man selbst bei den ausgelassensten Liedern tiefen Sinn und Alltagsnähe findet. Damit ist die CD nicht nur zum mitsingen, sondern in hohem Maß auch zum hinhören und nachdenken geeignet.
Die CD vereint die beiden Wacholder LP’s aus Amiga-Zeiten und damit gewissermaßen zwei Themenblöcke. Während die erste LP "Herr Wirt, so lösche uns're Brände" von 1983 vornehmlich Lieder deutschen Ursprungs, zum großen Teil aus der Feder der Musiker Wacholders, beinhaltete, findet man auf der zweiten LP "Es ist an der Zeit" von 1989 vor allem internatione Lieder und Balladen, die von Wacholder in deutsch dargeboten werden. Die einzelnen Titel hier zu erwähnen ist müßig, sieht man doch bereits an der Titelliste, dass sich hier Hit an Hit reiht. Einige Lieder, wie die drei Gesellen, das badische Wiegenlied, die Marketenderin oder das Titellied der ersten LP "Herr Wirt so lösche unsre Brände" aber auch "Es ist ein Schnee gefallen", "Lustig , lustig" und den Wader-Klassiker "Es ist an der Zeit" kennen seit den Hochzeiten der Folkszene sicher sehr viele. Andere Lieder sind namentlich weniger bekannt, werden aber sicher nach den ersten Tönen von vielen erkannt werden. Das gilt auch für die teilweise sehr alten Lieder, wie "Der Mai". Die Interpretationen solcher Titel wie "McPerson", "The games people play" und "The leaving of Liverpool" erinnern daran, dass es selbst im Folkbereich nicht einfach war, internationale Künstler in der DDR live zu Gehör zu bekommen. Den Liedern der CD ist gemeinsam, dass die eingängigen, sich in den Strophen wiederholenden, Melodien und oft auch eingängige Refrains zum Mitsingen animieren. Dazu steigert die Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Akkordeon und ähnlich einfachen Instrumenten den Mitmacheffekt. Nachspielen und Nachsingen ist einfach und ausdrücklich erwünscht. Die beiden Platten vereinen nachdenkliche und lustige Lieder miteinander. Die lustigen Lieder, vor allem die Gesellen- und Trinklieder, machen einfach Spaß. Teils der derben, klaren Sprache wegen, teils wegen der erzählten Geschichten an sich. Besonders wenn die Mächtigen ihren Teil bekommen, wie im Bettelvogt, wird deutlich, dass hinter den spaßigen Worten oft bittere, treffende Ironie und Kritik steckt. Diese wird in den Soldatenliedern aus mehreren Jahrhunderten noch deutlicher. Hier werden die Nöte und Mühen der Betroffenen geschildert. In vielen sehr nachdenklichen Texten werden die kleinen und großen Sorgen und Nöte des kleinen Mannes beschrieben. Die Inhalte haben heute leider ähnliche Brisanz, wie sie es zu ihrer Entstehung oder zu DDR-Zeiten hatten.
Auf dieser CD finden sich Gassenhauer neben Balladen, traditionelle Volkslieder neben neuem, politischem Folk. Hier finden sich deutsche neben irischen Einflüssen. Es werden moderne Instrumente neben alten und kuriosen eingesetzt. Die Arrangements wirken, Dank einer sehr guten Dirgitalisierung des alten Plattenmaterials, frisch. Jedes der eingesetzten Instrumente, selbst Brummtopf, Löffel, Drehleier und Krummhorn, klingt passend. Die Instrumente unterstreichen die Singstimmen wirkungsvoll, stehen nicht im Vordergrund. Auf der CD findet man ausgereifte Gesangsleistungen neben "normalen" Darbietungen. Die CD überzeugt mit einer Vielfalt, wie man sie nur selten auf einer Scheibe findet.Die Mischung aller Komponenten und der gewaltige Umfang an Klassikern des Folk machen den Reiz dieser CD aus. Ich denke, "Wacholder – die legendären Amiga Alben" gehört einfach in jede gute Musiksammlung.
(Fred Heiduk)


   
   
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