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Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Deutschland"
Heinz Rudolf Kunze
RCA/SONY
12. Februar 2016

1. Es ist in ihm drin
2. Zu früh für den Regen
3. In der Alten Piccardie
4. Nur eine Fotographie
5. Das Paradies ist hier
6. Jeder bete für sich allein
7. Setz dich her
8. Mund-zu-Mund-Beatmung
9. Immer noch besser als Arbeiten
10. Deutschland
11. Die Letzten unserer Art
12. Auf meine Mutter
13. Ich möchte anders sein
14. Ein fauler Trick


Anmerkung: Auch als limitierte Premium Buch Edition inkl.
Bonus-CD mit den Live-Versionen von "Folgen Sie mir weiter",
"Leg nicht auf", "Das Ultimatum", "Aller Herren Länder", "Alles gelogen",
"Brille", "Abschied muss man üben" und "Elixier", sowie als Vinyl
Schallplatte erschienen.





Am 12. Februar 2016 veröffentlicht Heinz Rudolf Kunze sein 35. Studioalbum und legt mit ihm ein abwechslungsreiches Werk vor. Sowohl inhaltlich als auch musikalisch ist "Deutschland" vielfältig und an keiner Stelle eintönig oder gar langweilig. Mit seiner ihm ganz eigenen Poesie setzt sich Heinz Rudolf Kunze mit gesellschaftlichen Themen genau so wie mit - zum Beispiel - seiner eigenen Kindheit auseinander. Dass er dabei erneut als wahrer Meister der Wortfindungskunst brilliert, wundert wenig, denn er ist bekannt dafür, ein sehr aufmerksamer Betrachter des Lebens um sich herum zu sein.

Das Album startet mit einem Song, der schon nach den ersten Tönen aufhorchen lässt. Urwüchsige Gitarrenriffs im Stil von Muddy Waters oder John Lee Hooker passen bestens zur im Song behandelten Rebellion der Kinder- und Jugendzeit. "Es ist in ihm drin" dürfte auch autobiographische Züge enthalten.
Typischen Kunze-Sound angereichert mit angenehm temperierten Gitarrespiel bietet "Zu früh in den Regen", etwas melancholischer mit Klavier- und Akustikgitarrenbegleitung blickt Kunze in "In der alten Piccardie" auf seine eigene Kindheit zurück. Die Alte Piccardie, das Dorf in dem er die ersten seiner beiden Schuljahre verbrachte und vom eigenen Vater unterrichtet wurde.
Fast chansonhaft beschreibt Kunze mit "Nur eine Fotographie" die Erinnerung an eine Frau, die verloren wurde und von der eben nur besagte, zerknickte und mit Rotweinflecken übersäte Fotographie übrig blieb.
Die erste Single-Auskopplung des Albums heißt "Das Paradies ist hier" und kommt als poppige und vor Kraft strotzende Nummer daher. Das Paradies statt im übergroßen Überfluss, sondern im Kleinen und im Zwischenmenschlichen zu erkennen und auch zu genießen - dazu ruft der Song geradezu auf und das dürfte in Anbetracht einiger zur Zeit vorherrschender Realitäten durchaus eine ratsame Herangehensweise sein, statt an realen oder auch herbeigeredeten Unsicherheiten zu verzweifeln. Sicher die richtige Wahl, um auch eine Chance im Radio zu bekommen.
Höchst aktuell auch das Thema verschiedener Religionen und dem Umgang mit ihnen, musikalisch meisterlich umgesetzt. "Jeder bete für sich allein" - ohne jemandem seine eigene Religion überstülpen zu wollen oder sie gar für alleingültig zu erklären. Der Text dieses Songs dürfte (und sollte!) durchaus für reichlich Diskussionsstoff sorgen (siehe Clip am Ende dieser Seite).
"Deutschland" gab dem Album seinen Namen und beschäftigt sich - wie das Cover schon zum Ausdruck bringt - mit so einigen Baustellen unseres Landes. Die schwierige Sache mit der eigenen Identität, eine noch immer nicht tatsächliche vollzogene und gelebte innere Einheit, Waffenlieferungen, die Flüchtlingsthematik usw. Der äußerst funkig arrangierte Song mag auf den ersten Blick recht gewöhnungsbedürftig erscheinen, nach mehrmaligem Hören geht er mir aber doch ins Ohr und bleibt auch irgendwie im Gedächtnis hängen ...
Dass Heinz Rudolf Kunze nach wie vor auch die lockerere Gangart beherrscht, beweisen zum Beispiel "Setz dich her" oder "Mund-zu-Mund-Beatmung". Ersterer, leicht in Country-Gefilden angesiedelt, ist ein einfaches aber durchaus schönes Freundschaftslied, der zweite ein - ich sage mal - Schlager mit äußerst poppigen Elementen.
Ausgestattet mit rockigem Gitarrensound und treibendem Rhythmus lässt die "Verstärkung" es in "Immer noch besser als Arbeiten" oder "Ich möchte anders sein" ordentlich krachen, dass es eine wahre Freude ist, die Boxen aufzudrehen.
Einen emotionalen Höhepunkt bildet "Die Letzten unserer Art", welches mit kreischenden Gitarrenklängen und einem ziemlich düster wirkenden Klavierspiel beginnt. Eine Rückschau auf jugendliche Ideale, Träume und Ziele, die im Laufe des Lebens verloren gingen.
Der alternde Künstler, dessen Kunst nicht mehr gebraucht wird und an die er auch selbst nicht mehr glaubt, beschließt in Form einer wunderbaren Klavierballade das Album.

Bleibt zu hoffen, dass Heinz Rudolf Kunze selbst noch nicht an seiner Kunst zweifelt - das nun vorgelegte Album jedenfalls beweist das Gegenteil. Die zuweilen raschen und auch überraschenden stilistischen Wechsel lassen es an jeder Stelle frisch und engagiert erscheinen. Insgesamt wartet "Deutschland" mit 14 neuen Songs auf, die es lohnt, sich aufmerksam anzuhören, sie zu entdecken. Von mir daher auf jeden Fall eine ganz klare Kaufempfehlung.
(Mike Brettschneider)



Videoclip:




   
   
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