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Ein Bericht von Margitta Marbes
Interview: Christian Reder
Fotos: TN Presse, Andreas Ernstberger



001 20221025 1342642181Thomas Natschinski - "In der Mokka-Milch-Eisbar"... Ein Ohrwurm! Zwei Tage lang begleitete er mich. Am Tage des Geburtstages selbst, denn im Radio wurde gleich früh auf das runde Jubiläum hingewiesen, und eben dieser Titel gespielt. Und am Tag danach schwirrte er immer noch in meinem Kopf herum.

NEIN ! Thomas Natschinskis Werk auf diesen Titel zu reduzieren, das WILL und KANN keiner. Sein musikalisches Schaffen umfasst weit mehr. Das habe ich an diesem Abend gelernt. Anlass für das Konzert ganz besonderer Art am vergangenen Donnerstagabend war der 60. Geburtstag von TN, und stattgefunden hat es in der WABE. Dennoch fing alles einst mit der "Mokka-Milch-Eisbar" an, Ende der Sechziger Jahre.

Freunde und Kollegen aus Musikerkreisen, für und mit denen Thomas Natschinski intensiv zu tun hatte, gaben sich die Ehre und gestalteten gemeinsam ein Konzert als Geburtstagsgeschenk. Die meisten Titel stammen aus der Feder von Thomas Natschinski selbst, und das ist nur ein kleiner Ausschnitt seiner Kompositionen.

In der ausverkauften Lokalität erwarteten alle gespannt das Kommende. Ansage aus dem Background von Christine Dähn (früher bei DT64), und dann kam "seine" Band - die sich extra für diesen Tag zusammengefunden hat - mit einem Blues nacheinander auf die Bühne. Der Basser Jäcki Reznicek (Pankow, Silly), der Drummer Michael Behm (Stern-Meißen), an den Keyboards Thomas Kurzhals (Stern Combo Meissen, Karat) und Ritchie Barton (Silly) und an den Gitarren Ralf Templin (Tim Fischer, Jürgen Walter Band). Eine "Begleitband" allerhöchster Güteklasse - ohne Worte!

Und als auch die Hauptperson des Tages sich selbst ans Klavier bzw. Keybord setzte, ging der Abend los. Mit dem Titel seiner neuen, gleichnamigen CD "Weit, weit und wild" begann ein wunderbares einmaliges Konzert. Einmalig ob der auf der Bühne agierenden Musiker, einmalig ob der Qualität des Dargebotenen, der Ansagen des so bescheidenen Thomas Natschinski, der Stimmung und des herzlichen Miteinanders auf der Bühne. Gaby Rückert sang die "Berührung" und berührte, Veronika Fischer "Komm Vogel komm" und Jürgen Walter wollte "Clown sein". Dann kam MEIN Titel: "In der Mokka-Milch-Eisbar", gesungen von DER Originalstimme, Ingo Koster (Team4). Na, da ging doch die Post ab.

Es folgte ein Special mit drei Keybordern: "TNTK07", komponiert für Thomas Natschinski von Thomas Kurzhals zum Geburstag im Jahre 2007, gespielt von beiden mit Richie Barton als Verstärkung. Schöne und anspruchsvolle Musik! "Teil mit mir", "Augenblicke" - Gaby Rückert im Duett mit Thomas Natschinski. Danach folgte eine Filmmusik mit Bernd Römer (Karat) an der Gitarre und Thomas Natschinski. Da kam man wirklich ins Träumen - oder Fliegen. Wunderbar!

Einen alten Beatles-Titel spielten alle mit besonderer Freude "While My Guitar Gently Weaps" mit "Gotte" Gottschalk am Mikrophon und an der Gitarre. Claudius Dreilich (Karat) - Thomas Natschinski spielte einige Jahre bei Karat - sang gemeinsam mit ihm "Und ich liebe Dich". Letzterer ließ auch die Munti zu Worte kommen. Es folgte ein Boogie (instrumental) und Angelika Weiz betrat die Bühne. Stimmgewaltig und mit einer Ausstrahlung ganz besonderer Art wurde es bluesig, "Schau nicht so laut" und "Tausendviel". Und der Blues mündete in ein Happy Birthday!

Danach sang und spielte "Gotte" Gottschalk quasi als Solist die "Tagesreise". Als Überraschungsgäste waren zwei Musikerkollegen aus ganz alten Zeiten da. John Knepler sang den alten Stones-Klassiker "You Better Move On" und Martin (Just) "Als Du von mir gingst". Weiter ging's mit Jürgen Walter, der meint "Auch Männer sind schön" und im Duett mit TN "Keiner mehr, der singt". Vroni Fischer noch mal mit "Hast Du einen Freund" und dem "Samariterblues".

Und noch mal folgte ein Titel von der neuen CD, begleitet von Geli Weiz und "Gotte" Gottschalk: "Männer weinen nicht" - ein Genuss. Die meisten Texte auf dieser CD stammen übrigens von Christine Dähn (der Rest von keinem Geringeren als Norbert Kaiser, Anm. d. Red.). Mit "Hey Jude" verabschieden sich alle Musiker gemeinsam. Ein großartiges Konzert ging zu Ende, der Abend noch lange nicht. Es gab noch viele Gespräche und Begegnungen, an denen ich teilhaben durfte. Für mich besonders wertvoll jenes mit Luise Mirsch.

Von den Musikern ist mir Ralf Templin aufgefallen, der sicherlich der am wenigsten bekannte an diesem Abend war. Sein Gitarrenspiel ist professionell und einfach großartig, Es war ein Abend, der für viele Geschmäcker etwas bot, so dass auch nicht ausgesprochene Natschinski-Fans auf ihre Kosten kamen. Ich bin froh dabei gewesen zu sein und möchte ihn nicht missen.




Interview:
002 20221025 1538554413Ein O-Ton von Thomas Kurzhals zu diesem Abend:

Wie war's am Donnerstag? Welche Eindrücke hast Du von Thomas Natschinskis Geburtstags-Feier mitgebracht?
Das gesamte Konzert war ein Geschenk von uns Musikern an Thomas Natschinski zu seinem 60. Geburtstag. Es war eine runde Sache, was auch durch das Publikum honoriert wurde. Im Prinzip war es das längste Konzert, das ich je gespielt habe. Es dauerte fast 2 ½ Stunden, so lange hab ich am Stück noch nie auf einer Bühne gestanden! Ansonsten war es eine einem 60. Geburtstag angemessene und würdige Veranstaltung. Ich hatte mich vorher schon sehr auf das Zusammenspiel mit Jäcki Reznicek gefreut, der genau den Bass gespielt hat, den ich ihm in die Stimme geschrieben habe. Er hat das von mir für Thomas geschriebene Stück "TNTK2007" vom Feeling her auch so gespielt, wie ich mir das beim Komponieren gedacht hatte. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ebenso wie das Zusammenspiel mit den anderen Musikanten. Alle haben das Stück so rüber gebracht, wie ich es ihnen in die Noten geschrieben habe.

Was verbindet Dich mit Thomas?
Mich verbindet mit ihm, dass ich 1984 bei KARAT sein Nachfolger geworden bin. Ansonsten hatten wir uns bis dahin höchsten mal "Hallo" gesagt, wenn man sich bei irgendwelchen Veranstaltungen traf. Außerdem haben wir nach der Wende mit KARAT das "weiße" Album gemacht. Da war ein Song von Thomas Natschinski mit dem Titel "Sei nur Du" drauf. Thomas hat den Song komponiert und die Arrangements gemacht, und ich habe ihn gespielt.

Wie lange wurde sich auf dieses Event vorbereitet?
Bereits im März hat mich Thomas gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in seiner Band mitzuspielen. Er fragte mich außerdem, ob ich ein Stück für drei Keyboarder für seine Geburtstagsfeier komponieren würde. Beidem hab ich zugestimmt, und es letztlich auch gemacht. Die letzte Woche vor der Feier war die sogenannte heiße Phase, zwei Wochen vor dem Konzert hatte ich das Stück fertig gestellt. Wie das eben so ist... unter einem Adrenalinstoß arbeitet man am besten. In der letzten Woche wurde mit der gesamten Band straff geprobt.

Wer gehört zu der Band?
Jäcki Reznicek am Bass, Ritchie Barton am Keyboard, Michael Behm von der Stern-Combo Meißen am Schlagzeug, Ralf Templin an der Gitarre, Gotte Gottschalk (Gitarre und Gesang), Angelika Weiz (Gesang), Gaby Rückert (Gesang), Veronika Fischer (Gesang), Jürgen Walter und zwei andere Musiker aus der Anfangszeit von Thomas. Einer von ihnen war John Knepler, der extra aus London angereist ist. Und natürlich das Geburtstagskind, ebenfalls am Keyboard.

Du hast es schon angesprochen: Eigens für diesen Abend hast Du einen Song geschrieben. Der erste neue Titel von Dir seit...?
Es ist nicht das erste Lied seit ich nicht mehr in einer Band spiele! Ich habe vor knapp drei Jahren eine Wellness-CD komponiert. Aber ich müsste jetzt nachrechnen. Es ist auf jeden Fall seit langer Zeit das erste große Stück, das ich komponiert habe. Es hat von mir den Namen "TNTK07" bekommen. "TN" und "TK" für die Anfangsbuchstaben von Thomas und mir und "07" die Jahreszahl. Das Stück dauert ungefähr 7 ½ Minuten, und hat - meinem Gefühl nach - allen Musikanten Spaß gemacht. Den Leuten im Publikum übrigens auch, es wurde gut honoriert und es gab viel Applaus.

Wird es den Titel irgendwann auch an anderer Stelle zu hören geben?
Auf jeden Fall! Der verschwindet definitiv nicht in der Schublade. Nächstes Jahr kommt 100%ig mein Solo-Album raus, darauf wird dieser Titel vertreten sein. Vorab können die Besucher Eurer Radiosendung ihn aber schonmal hören (wird in unserer ersten Sendung ausgestrahlt, Anm. d. Red.).

Du hattest aber auch noch ein anderes Geschenk für Thomas, oder?
Ja, stimmt! Ich habe in meinem Notenschrank noch eine "Akkordeon/Klavier"-Ausgabe aus den 60er Jahren gefunden. Da stand drauf: "Neue Titel von Thomas Natschinski". Das muss wohl damals erschienen sein, als Walter Ulbricht alle englischen Bandnamen verboten hatte, und da hat man das wohl etwas umbetitelt. Dieses Heft hat sich über 40 Jahre bei mir gehalten und hat vier Umzüge in meinem Leben überstanden. Dieses kleine Notenheft habe ich ihm zusätzlich zu meinem Titel noch dazu geschenkt.




 


   
   
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