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Ein Bericht von Ingo Friedrich mit Fotos von Frank Iffert



a 20191223 1523314725Der Name Scharfschwerdt kommt der etwas jüngeren Generation vielleicht noch bekannt vor. Nick Scharfschwerdt, Drummer der weltbekannten MODERN TALKING-Band und der Band von Thomas Anders. Aber da gab es doch noch einen Scharfschwerdt. Seinen Vater Klaus, der in den 1970er Jahren bei der Berliner Hardrockband PRINZIP trommelte, und der dort sogar für den Song "So kann´s nicht weitergehn" als Sänger entdeckt wurde. Dieses Talent beeindruckte damals sogar die angesagteste Band der DDR und sie verpflichteten ihn als Nachfolger von Gunther Wosylus. Auch bei den PUHDYS stand er zunächst für die beiden NDW-angehauchten Titel "Jahreszeiten" und "TV-Show" vor dem Gesangsmikrofon. Erst Jahrzehnte später beim letzten PUHDYS-Album durfte er noch einmal singen, nämlich das Stück "Ich seh dich, hör dich, fühl dich". Das war jetzt nicht der große Durchbruch als Sänger, denn hauptsächlich beschäftigte er sich mit dem Draufhauen auf alles was scheppert und Krach macht. Er war Schlagzeuger der legendären PUHDYS, aber die sind ja seit 2016 in ihrer verdienten Rockerrente. Oder doch nicht?

Bekanntlich geht ein Musiker nicht einfach in Rente und verbringt seinen Lebensabend auf der Hollywoodschaukel im Garten. Geht einfach nicht. Deshalb sind auch alle ehemaligen PUHDYS-Mitglieder noch mit eigenen Projekten und Bands unterwegs. Was aber macht ein Schlagzeuger, der ja, wie die Gruppe ROCKHAUS mit HeinzAngel es mal ganz treffend bemerkten, "Immer hinten" sitzt? Er muss also etwas Besonderes machen um weiterhin aufzufallen. Und genau so hat es Klaus getan. Er war zunächst der einzige PUHDY, der wirklich in Rente ging. Bis es eines Tages im Jahr 2018 hieß: Klaus ist wieder da - und das mit einer neuen, eigenen Band. Das konnte man kaum glauben, bis es dann wirklich am 20. Mai 2018 beim Jubiläumskonzert (45 Jahre viersaitig unterwegs) von Hans die Geige im Berliner "Kesselhaus" zu erleben war.b 20191223 1365274415 Nicht zufällig tauchte Klaus gerade in diesem Umfeld neu auf, denn Hans Wintoch, den man eigentlich nur als "Hans die Geige" kennt, gehört zur neuen Band unter dem Namen SCHARFSCHWERDTS NEULAND. Aber sie treten nicht als Duo auf, sondern neben der Geige hört man dank Sylvia Eulitz auch ein Cello. Das klingt jetzt nach klassischem Konzert, aber ein richtiger Gitarrist namens Thomas Glatzer vervollständigt das etwas ungewöhnlich zusammengesetzte Quartett. Ungewöhnlich auch die Musik, deswegen muss man ihren Auftritt einfach mal gesehen haben. So wie "Deutsche Mugge" am 20.12.2019, und wieder im Berliner Kesselhaus.

Bevor ich zum Konzert komme, noch ein paar Sätze in eigener Sache. Als jahrzehntelanger PUHDYS-Fan habe ich vor ein paar Tagen erst deren Diskografie "Die Puhdys kommen - Das Buch" veröffentlicht. Jetzt wollte ich natürlich die Chance nutzen, Klaus sein Exemplar persönlich zu überreichen. Dank Christian von Deutsche Mugge und Hans die Geige hat das auch noch vor Beginn des Konzertes geklappt. Vielen Dank euch beiden und vielen Dank Klaus für deine mit mir gewechselten Worte.

Jetzt aber zum Ablauf. Am Beginn stellte sich Dani, die Frau von Hans, auf die Bühne und sagte das "Vorprogramm" an. Ein musikalisch sehr interessantes Klassik-Duo mit dem Namen GLOOMY MONDAY.c 20191223 1269222680 Die Sängerin und Pianistin Diana Tobien sowie die Cellistin Sylvia Eulitz begeisterten mit etwas ungewohnt interpretierten Versionen internationaler Hits von Alphaville ("Big In Japan") über Leonard Cohen bis zu David Bowies "Heroes". Aber nicht schlecht gemacht. Hut ab.

Nach großem Applaus kam Klaus auf die Bühne und kündigte das vor 19 Monaten an gleicher Stelle schon einmal probeweise aufgetretene Projekt SCHARFSCHWERDTS NEULAND an. Allerdings erst, nachdem er ein paar eingeladene Gäste ausdrücklich begrüßt hatte. Dazu gehörten seine ehemaligen Weggefährten Quaster, Eingehängt sowie Ina & Rolf vom PUHDYS-Management, aber auch z.B. Michael "HeinzAngel" Haberstroh, der Drummer von Rockhaus.

Unter einem langen Intro das leise begann und zunehmend gewaltiger wurde, betraten vier MusikerInnen die Bühne. Die linke Seite war für den Gitarristen Thomas reserviert, die rechte für die Cellistin Sylvia und die Mitte der Bühne teilten sich, im hinteren Abschnitt der Drummer Klaus und vorn am Bühnenrand der Sänger und Geiger Hans. Es wurde jetzt nicht nur lauter, sondern auf der riesigen LED-Wand hinter der Bühne auch zunehmend farbintensiver. Beim ersten Song "Pegasus" konnte man diesen auch seine Flügel ausbreiten sehen. Als die Stimme von Hans einsetzte wurde auch das Schlagzeug von Klaus plötzlich richtig laut. Gitarre und vor allem das Cello gingen am Anfang etwas unter, bekamen aber später auch unüberhörbar ihre Solo-Parts.d 20191223 2068966147 Der zweite Song "Was dann" ist ein Lied für bzw. gegen alle Egoisten dieser Welt. Klasse Text. Als drittes folgte der erste Instrumental-Titel mit dem Namen "Ghost". Da konnte sich jeder mal an seinem Instrument richtig auslassen.

Es folgte der Titel, der dem Projekt seinen Namen gab: "Neuland". Einer von zwei Songs, die schon im Mai 2018 auf der CD "45 Jahre Rockgeiger - viersaitig unterwegs" von Hans veröffentlicht wurden. Nach einem weiteren Song ohne Gesang, "Shuffle", folgten "Nie mehr" und "LSD", ein relativ ruhiger Song, der hoffentlich nicht unter Einfluss des selbigen geschrieben wurde. Sorry, Spaß muss sein. "So nah", ein weiterer Song, bei dem Klaus alles was möglich ist, aus den Trommeln seines Arbeitsinstrumentes herausholen konnte. Als nächstes ein leicht mitzusingender Text: "Da Da Dad". Der instrumentale Mittelteil kam mir irgendwie bekannt vor, beim zweiten hören fiel es mir dann ein, wo ich das schon mal gehört hatte: Simple Minds mit "Don´t you". So ganz zufällig kann das nicht gewesen sein, oder? Jetzt kam aber etwas, das ich als PUHDYS-Fan bei deren Konzerten schon oft gehört habe, das mich aber auch heute wieder begeisterte: Das Drum-Solo von Klaus. Auch fast vier Jahre nach dem Ende der PUHDYS hat er noch jeden Schlag, jeden Ton perfekt drauf. Das einzige was damals dazugehörte, war Klaus' Anspielung auf seinen größten Gesangs-Hit "TV-Show". Diesmal leider nicht. Als nächstes wurden die anderen drei Bandmitglieder vorgestellt. Vor allem war natürlich witzig, als Hans seinen langhaarigen Gitarristen vorstellte, der ausgerechnet Glatzer heißt.

Weiter ging es mit dem etwas ruhigerem Song "Wenn die Nacht kommt", bevor es mit "Queeny" instrumental und wieder etwas lauter weiter ging. Nach "Nur der Wind" ging es weiter mit dem sehr poppig angedachten und sehr gut tanzbaren Song "Hoolahoop".e 20191223 1871437383 Für mich persönlich der beste, weil eingängigste Titel, ein richtiger Ohrwurm. Nach einem weiteren Song ohne Gesang ("Pitch") folgte die Coverversion eines alten RUSH-Titels namens "YYZ". Hardrock vom Feinsten. Das Original entstand 1981. Leider schon als letzter Song kam "Flieg mit mir". Auch einer der ersten Songs dieses neuen musikalischen Projektes, immerhin schon fast zwei Jahre alt und im Mai 2018 beim 45-jährigen Bühnenjubiläum von Hans die Geige, damals auch im Kesselhaus, uraufgeführt. Bis auf die letzten beiden Songs gab es keine musikalischen Zugaben, dann allerdings - und das wurde sehr gut angenommen - eine kleine Autogrammstunde als Zugabe.

Die vier MusikerInnen stellten sich um einen Tisch und dem begeisterten Publikum. Jeder Wunsch nach Foto oder Unterschrift wurde gern erfüllt. Manche brachten ihre Platten oder auch Vinyl-Sammlungen mit um sie sich signieren zu lassen. Buchstäblich bis zum letzten Moment, bevor die "Rowdies" den Saal räumen wollten, sah man Hans noch durchs Publikum laufen und mit sich Fotos machen lassen oder einfach nur quatschen. Was das Publikum betraf, war es wie ein "Klassentreffen". Viele, die man durch PUHDYS-Konzerte kennengelernt hatte, waren auch heute wieder hier vor Ort um diese Premiere zu erleben und kein einziger war enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Ein fantastischer Abend für die Künstler und die Zuhörer. Bitte bald wieder, denn es lohnt sich auf alle Fälle, sich dieses Konzert mal anzusehen.



Termine:
Zur Zeit liegen uns noch keine weiteren Konzerttermine vor.


Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Scharfschwerdts Neuland: www.s-neulaender.de









   
   
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