000 20181107 2037167185
Ein Bericht von Christian Reder mit Fotos von Adam Zegarmistrz Glagla



Natürlich kannte ich BONFIRE schon vorher. Immerhin ist die Band - anfangs noch unter anderem Namen - seit 1972 aktiv und hat zahlreiche Platten veröffentlicht, die im Bereich Heavy Metal bzw. Hardrock zu verorten sind. Aber so richtig tief im Thema steckte ich nie, und ein Konzert der Ingolstädter Metallarbeiter hätte ich sicher auch nicht besucht,a 20181107 1515702572 würde derzeit nicht der unseren Lesern allseits bekannte Dieter "Quaster" Hertrampf mit ihnen auf Tour sein. Das allein weckte schon mal mein Interesse, weshalb ich mich mit ihm auch für ein Treffen beim Konzert in Oberhausen verabredete.

"A Night With Rock Legends" heißt das Programm zur aktuellen Tour von BONFIRE & FRIENDS, und hier trifft der Begriff "Legenden" auf die Schar der mit ins Boot geholten Musikanten aber mal sowas von genau zu. Von zahlreichen international bekannten Kapellen wie z.B. TOTO, GRAVE DIGGER, SURVIVOR oder HOUSE OF LORDS hat man sich die Frontmänner ausgeliehen und aus dem Pop-Bereich sogar eine Frau mit in den Band-Bus gesetzt. Vor der gemeinsamen Tournee waren die Jungs von BONFIRE noch im Studio und nahmen ein Doppel-Album mit dem Titel "Legend" auf, das am 1. November, einen Tag vor Tour-Beginn, das Licht der Welt erblickte. Hier covert die Band genau die Songs, die es live auf der Bühne zu hören gibt, dort aber mit den Original-Sängern und Sängerinnen. Außer "Quaster", denn seine Beiträge zur Tour sind auch auf der CD zu hören! Die zum Album passende Konzertreise umfasste anfangs 20 Muggen, von denen bereits eine Hand voll gespielt sind. Mit dieser Tournee ist der Reisetross 20 Tage ohne Pause unterwegs. Die "alten Herren" lassen es also richtig krachen und wenn man bedenkt, dass eine Show schon mal an der 4-Stunden-Marke kratzen kann, gebührt den Damen und Herren allein für das Vorhaben schon größter Respekt gezollt. Bis zum 22. November sind die Musiker Land rauf und runter unterwegs und machen sogar einen Abstecher nach Pilsen in die Tschechische Republik. Beim Konzert in Oberhausen am Dienstagabend waren zwei der angekündigten Frontmänner jedoch leider nicht dabei. Zum einen fehlte der UFO-Sänger Phil Mogg und zum anderen der von RAINBOW und DEEP PURPLE bekannte Joe Lynn Turner. Mogg ist wohl erkrankt, weshalb er die Tour komplett abgesagen musste. Turners Mitwirken beschränkte sich wohl auf nur einen Auftritt, nämlich den beim ersten Konzert in Fischach. Laut öffentlicher Mitteilung des Veranstalters wollte Turner für den weiteren Verlauf der Konzertreise wohl eine Bratwurscht zu viel auf dem Grill liegen haben, weshalb man auf sein weiteres Mitwirken bei der Party verzichtet und ihn für den Rest der Tour ausgeladen hat.

Einige der Gesangsgäste erzählen im Gespräch vor der Show, dass sie die gemeinsame Zeit mit den Jungs von BONFIRE und die Tournee richtig genießen. Es sei eine geile Show, die Spaß mache und das Verhältnis der Musiker untereinander sei richtig angenehm und freundschaftlich. Später ließ das der eine oder andere von ihnen bei seinen Ansagen während ihres Auftritts auch von der Bühne verlauten. Im Backstage-Bereich sitzt man vor der Show gemütlich beisammen. Dieser oder jener ist noch in Gespräche vertieft, der andere nimmt einen Happen zu sich und wieder andere bereiten sich mental schon mal auf das vor, was da gleich passieren wird. Einer von ihnen ist "Quaster", der allein an einem Tisch sitzt, als ich den Raum betrete. Auch er erzählte mir von diesem familiären Verhältnis und der Tatsache,b 20181107 1602758635 dass sich die Zeit mit BONFIRE & FRIENDS wie echter Rock'n'Roll anfühlt. Wieder auf Tour einen Monat unterwegs zu sein und das fürs Publikum reichhaltig und nahrhaft vorbereite Hardrock-Menü sorgen bei Band und Bühnengästen eben für gesteigerten Frohsinn und Freude am Beruf. Sogar eine eigene App hat BONFIRE als Veranstalter der Tour programmieren lassen. Jeder der Gaststars hat sie auf dem Smartphone und sie unterrichtet ihn vollumfänglich über die nächsten Stationen der Tournee. Der Weg zum Hotel ist beschrieben, alles Wissenswerte zur Location ist hinterlegt, die Uhrzeiten der Treffpunkte notiert und die Setlist, also der Programmablauf, für den jeweiligen Abend kann darüber abgerufen werden. Da kann eigentlich nichts mehr schieflaufen, wäre da nicht der viele Verkehr auf den Straßen. Dieser sorgte am Dienstagabend nämlich für Probleme bei der pünktlichen Anreise. Nicht alle trafen rechtzeitig vor Ort ein, was zur Folge hatte, dass der Beginn der Show zeitlich nach hinten rutschte. Trotzdem lief alles entspannt und geregelt ab. Eine hervorragende Organisation, bei der ein Rädchen ins andere griff. Für Speis und Trank war auch gesorgt. Musiker wie Sänger hatten vor der Show reichlich Auswahl, um sich flüssig oder fest noch eine Stärkung zuzuführen. Und dann war es auch schon soweit ...

Den Abend eröffnete die Band BONFIRE selbst und mit dem hauseigenen Sänger Alexx Stahl, der nunmehr schon knapp zwei Jahren den Posten am Mikro innehat. Sofort stach einem ins Auge - und das ließ sich auch durch nichts kaschieren -, dass der Aufwand, den BONFIRE in Sachen Technik, Programm und allem Drum und Dran investiert hat, in keinem Verhältnis zum Publikumszuspruch stand. Alexx merkte bei seiner Begrüßung im Anschluss an den Opener "Ready For Reaction" an, dass es nicht darauf ankäme, wie viele Leute letztlich gekommen seien, sondern darauf, dass es die Richtigen wären. Da mag er sicher Recht haben, aber mir taten alle Beteiligten unendlich leid, dass die Maschinenhalle in Oberhausen gerade mal zu einem Viertel gefüllt war und sich vor der Bühne große Lücken im Publikum auftaten. Und dass dies auch die Musiker enttäuscht haben wird, kann sich jeder wohl denken. Keine Ahnung, woran es gelegen hat ... vielleicht daran, dass Schalke 04 zeitgleich in der Champions-League nur einen Steinwurf entfernt gegen Galatasaray spielte, dass es ein Dienstag - also mitten in der Woche - war oder weil man sich wegen der Kühle doch ein Jäckchen hätte anziehen müssen und deshalb lieber gleich daheim auf der Couch blieb ... das angesprochene Publikum in Oberhausen war trotz Ankündigung, dass hier heute ein Konzert von BONFIRE mit vielen internationalen Größen stattfinden sollte, irgendwie nicht "ready for reaction". Davon, und von der vermuteten Enttäuschung darüber, ließen sich die auftretenden Künstler jedoch nichts anmerken. Im Gegenteil. Die Leute, die gekommen waren, wollten unterhalten werden und jeder einzelne Musiker gab alles dafür, dass dieses Ziel auch erreicht wurde.

c 20181107 1984963629Ab der dritten Nummer betrat dann der erste Freund von BONFIRE die Bühne. Paul Morris nahm am links auf der Bühne postierten Keyboard seinen Platz ein und wurde von Alexx Stahl kurz vorgestellt. Er sei gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen, wo man bei ihm den durch eine Netzhautablösung verursachten Schaden behob und der erst am Abend zuvor beim Konzert in der Frankfurter "Batschkapp" erstmals mit dabei gewesen sei. Ihn kennt die Musikwelt übrigens als Mann an den Tasten u.a. bei RAINBOW oder DORO PESCH. Den Song "Sweet Obsession" mit Klavier- und Orgelsounds zu veredeln, war dann auch sein erster "Auftrag" am Dienstagabend. Er blieb als einziger Gast über die gesamte Distanz des Konzerts auf der Bühne. Nur ab und an nahm er sich mal bei einem Song eine Auszeit. Der erste Gesangsgast war dann James Christian, der Anfang der 90ern bei der US-amerikanischen Melodic-Rockband HOUSE OF LORDS als Sänger beschäftigt war. Er, wie auch alle anderen folgenden Gäste, hatten einen zeitlich großzügig ausgefallenen Platz im Programm. Einige Sänger brachten zwei, andere drei Songs über die Rampe, aber stets die Hits, mit denen sie ihre größten Erfolge feiern konnten. Dave Bickler, Sänger der Gruppe SURVIVOR, kam natürlich nicht um den Knüller seiner Kapelle, "Eye Of The Tiger", herum, der in den 80ern Teil des Soundracks eines "Rocky"-Films war und dadurch zum Welthit wurde. Die einzige Dame in der Truppe, ROBIN BECK, war natürlich angehalten, ihren Megahit "First Time", mit dem Ende der 80er eine braune Brause aus den Staaten beworben wurde, vorzutragen und Bobby Kimball, die Original-Stimme von TOTO, brachte mit "Africa", "Hold The Line" und "Rosanna" die drei bekanntesten und erfolgreichsten Songs seiner ehemaligen Band mit. Die andere Frau, die auf der Bühne zu sehen war, war gar keine. Es war Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER, der im Kilt auftrat und mit "Clans Are Marching" und "Heavy Metal Breakdown" zwei Lieder seiner Formation zum Besten gab. Weitere Sänger waren Geoff Tate von der Gruppe OPERATION MINDCRIME sowie Johnny Gioeli von HARDLINE und aus der Begleitband von AXEL RUDI PELL. Sie alle wurden exzellent in Szene gesetzt von den Herren Hans Ziller an der Gitarre (das letzte noch verbliebene und aktive Gründungsmitglied der Band), Frank Pané, der ebenfalls eine Sechssaiter um den Hals trug, Ronnie Parkes am Bass und Tim Breideband am Schlagzeug, die unter dem Namen BONFIRE firmieren. Bei zuletzt genanntem Musiker frage ich mich, wie er diesen Ritt mit 20 Konzerten in 20 Tagen durchhält. Er muss eine Mordskondition haben, denn wir reden hier von knapp 80 Stunden Schlagzeug-Spiel in dieser kurzen Zeit. Ich möchte mit meinem Bericht jedoch nicht den Rahmen sprengen und jeden einzelnen Act auf der Bühne im Detail beschreiben. Dies soll keinesfalls respektlos den Künstlern gegenüber erscheinen, aber beschreib' doch mal vier Stunden Bühnen-Show, ohne was Wesentliches zu vergessen ...

Und weil ich extra wegen "Quaster" nach Oberhausen gefahren war, widme ich ihm und seinem Auftritt auch einen etwas ausführlicheren Abschnitt in diesem Bericht. Von BONFIREs Sänger Alexx Stahl als "alter geiler Knochen" der mit seiner Band PUHDYS ziemlich viele Erfolge feiern konnte angekündigt, war er auch der einzige Gast, der selbst ein Instrument spielte. Mit Gitarre stand er vor dem Oberhausener Publikum und man war eigentlich darauf vorbereitet, dass die Leute ihn und die Songs nicht kennen würden. Dementsprechende Ruhe - auch im Hinblick auf das dünn besetzte Auditorium in der Halle - wurde von mir erwartet. Oups ... was hab ich mich da geirrt.d 20181107 1724925556 Empfangen wurde er mit großem Applaus, noch bevor er einen Ton in den Saal gehupt hatte, und als er anfing, "Frei wie die Geier" (den Song könnt Ihr in der neuen Version am Ende dieser Seite übrigens hören) vorzutragen, hinterließ die Textsicherheit und Begeisterung der Konzertbesucher im Saal bei mir dann doch verwundertes Staunen. Aber auch Freude darüber, dass er hier im Ruhrpott so super ankam. Zusammen mit Hans Ziller und Frank Pané waren nun drei Gitarristen auf der Bühne und allein diese Beschreibung dürfte der Phantasie des Lesers kaum Spielraum lassen, was man zu Hören bekam: Der Sound war fett, kompakt und einfach nur geil! Es knallte ordentlich und der inzwischen über 20 Jahre alten PUHDYS-Nummer blies man gepflegt den Staub aus dem Laufwerk. Meine Fresse, kann die Nummer rocken. Munter kündigte "Quaster" dann auch schon das nächste Lied an, und das hatte sogar noch mehr Jahre auf dem Buckel als der erste Titel. "Erinnerung" wurde uns kredenzt, und zwar in Überlänge und mit einer Gitarrenwand, die man sich vorher in der Theorie gar nicht vorstellen konnte. In den Mittelteil schraubte Paul Morris einen Keyboard- bzw. Orgel-Part hinein, der das Publikum förmlich in Verzückung versetzte. Was für eine hammergeile (sorry) Version dieser alten Nummer. Auch hier kann man nur davon sprechen, dass die BONFIRE-Musiker einmal feucht durchgewischt haben und den Klassiker frisch erstrahlen ließen. Gleiches gilt natürlich auch für "Alt wie ein Baum", das nun als dritter Song folgte, und das in der BONFIRE & FRIENDS-Version durchaus das Zeug hat, noch ein weiteres Mal zum Hit zu werden. Anders als die schräge und höchstens für einen Grillabend am Baggersee arrangierte Fassung mit der Gruppe KARAT - zu finden auf dem zweiten Longplayer der Rock Legenden -, kommt innerhalb von Sekunden Rock'n'Roll-Feeling auf. Ich fühlte mich nach "Quasters" Auftritt gut unterhalten und gut ernährt. Er machte neben all den großen Namen nicht nur eine gute Figur, sondern befand sich mit seiner Leistung auf ein und demselben Level. Davor ziehe ich meinen nicht vorhandenen Hut. Nun könnten Teile der Leserschaft meinen, es sei pure Übertreibung und der Rezensent könne nur die rosarote Fan-Brille aufgehabt haben. Aber diesen Leuten empfehle ich, sich a) die CD "Legend" von BONFIRE anzuhören oder - noch besser - b) eines der verbleibenden Konzerte der Tour zu besuchen. Damit lässt sich die Richtigkeit des oben Beschriebenen leicht beweisen ...

Aber ich erwähnte es bereits, dass auch die anderen Sänger und die Sängerin tolle Leitungen abgerufen haben. ROBIN BECK als einzige Frau im Bunde war eine echte Überraschung für mich, verband ich mit ihr eigentlich immer nur die Kola-Nummer "First Time", die ich schon kurze Zeit nach ihrem Einsatz im Werbefernsehen nicht mehr hören konnte. Auch ihre Songs erfuhren durch BONFIRE natürlich einen härteren Anstrich, als ihn die Original-Nummern tragen,e 20181107 1223735815 was der ganzen Sache zusätzliche Attraktivität verlieh und "überhörtes" Material plötzlich wieder interessant machte. Ebenso überraschend und erwähnenswert sind die Versionen der von Bobby Kimball vorgetragenen TOTO-Nummern. Diese beiden Programmteile würde ich herausheben, wenn ich dazu gezwungen würde, denn das gesamte Programm ist sehens- und hörenswert und gehört unbedingt in Gänze angeschaut!

Ich war ohne Uhr und Smartphone vor Ort, so dass ich über die genauen Zeiten gar keine Angaben machen kann. Fakt ist aber, dass mein Kumpel Adam sein letztes Foto um 23:55 Uhr gemacht hat und man am Dienstagabend auch in Oberhausen wieder an der weiter oben im Beitrag schon erwähnten 4-Stunden-Grenze gekratzt hat. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis noch. Umso unverständlicher das Desinteresse der Oberhausener an dem ihnen angebotenen Kulturprogramm. Die, die aber gekommen waren, erlebten einen langen und intensiven Abend. Musikalisch gab es voll eins vor den Gong und das anschließende und über Nacht als Gast bleibende Piepen im Ohr nahm man ob des gerade Erlebten gerne in Kauf. Am Ende noch ein dickes Dankeschön an Quaster für seine Gastfreundschaft und ein genauso dickes Dankeschön an die beiden Mädels Sarah und Christine vom Fanartikelstand, die "in größter Not" aushalfen, als der alte Mann "ohne Schlüssel" da stand :-)


Termine:
• 08.11.2018 - Berlin - Columbiahalle
• 09.11.2018 - Paderborn - Schützenhof
• 10.11.2018 - Ingolstadt - Saturn-Arena
11.11.2018 - Balingen - Volksbankmesse Abgesagt!!!

12.11.2018 - Saarbrücken - Garage Abgesagt!!!
13.11.2018 - Alsdorf - Stadthalle Abgesagt!!!
14.11.2018 - Hagen - Stadthalle Abgesagt!!!
15.11.2018 - Würzburg - Posthalle Abgesagt!!!
16.11.2018 - Alsfeld - Hessenhalle Abgesagt!!!
17.11.2018 - Freiberg - Tivoli Abgesagt!!!
18.11.2018 - Pilsen (CZ) - TJ Lokomotiva Abgesagt!!!
19.11.2018 - Magdeburg - AMO Kulturhaus Abgesagt!!!
20.11.2018 - Leipzig - Haus Auensee Abgesagt!!!
21.11.2018 - Hannover - Capitol Abgesagt!!!

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf Layla Zoes Homepage



Bitte beachtet auch:
• off. Homepage von Bonfire & Friends: www.bonfireandfriends.de
• Homepage der Turbinenhalle in Oberhausen: www.turbinenhalle.de





   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.