Deutsche Mugge live wird präsentiert von:
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Ein Konzertbericht von Christian Reder mit Fotos von Uwe Wortmann



Farfarello zum Zweiten ... Das "Mythos" in Castrop-Rauxel ist nicht nur urgemütlich und hat einen lobenswerten Service, man kann dort auch ganz wunderbar essen. Neben allerlei anderen feinen Leckereien gibt es auf der Karte auch die in der Stadt allseits bekannten Schnitzel. Diese sind unterschieden in zwei Klassen eingeteilt: "Ladies Cut" und "Mens Cut".a 20171111 1439721980 Bestellt man die erste Variante, bekommt man ein normal großes Stück Fleisch auf den Teller. Bei Variante zwei nimmt die Hauptmahlzeit von der Größe her die Dimension eines Klodeckels an. Da hat man gut zu tun. Davon konnte sich am Freitag auch die Gruppe FARFARELLO bei ihrem zweiten Besuch in Castrop-Rauxel überzeugen.

Vor der Show
Direkt nach dem Soundcheck und weit vor dem Beginn ihres Konzertes saßen wir mit der Band, dem Roadie und dem Tontechniker in einer ruhigen Ecke des Lokals und bestellten unser Abendessen. In einer munteren Unterhaltung ließen wir nochmals ihren letzten Besuch in Castrop-Rauxel am 16. April 2016 Revue passieren, sprachen über die gerade beendete Tour der Band in Rumänien, über ihren Auftritt im "Kessel Buntes" vor vielen vielen Jahren und über die Musikszene insgesamt. Es wurde viel gelacht, gestaunt und das Schnitzel, das jeder in einer anderen Variation gereicht bekam, genossen. Einzig Ulli Brandt traute sich nicht an den "Klodeckel" ran ... sonst könne er später nicht mehr seinen Dienst verrichten und müsse im Liegen spielen, meinte er. Mani und der zweite Ulli bevorzugten die große Version. Apropos "zweiter Ulli". Johanna Stein, die beim letzten Konzert hier noch mit ihrem Cello dabei war, hat sich inzwischen in anderen Bands und Projekten eingeklinkt. Sie tritt schon seit einiger Zeit nicht mehr mit FARFARELLO auf. Für die Mugge in Castrop-Rauxel hatten Mani Neumann und Ulli Brand das "kleinste Symphonieorchester der Welt" mitgebracht. Dieses Orchester besteht aus Ulli Heidelberg an der Bratsche. Eigentlich gehört er schon seit 2004 und den Arbeiten am Album "14" zum Kreis der FARFARELLOs und ist Mani Neumanns "Mentor auf Lebenszeit". Die beiden kennen sich nämlich schon seit den 60ern und ihrer gemeinsamen Zeit auf dem Gymnasium in Hilden. Während Ulli Heidelberg bereits in der Oberstufe war, war Mani Neumann damals in der Sexta (fünfte Klasse). Die musikalisch ambitionierten Schüler hatten an dem Gymnasium immer samstags eine Orchesterprobe und Ulli Heidelberg spielte dort die erste Geige. Zum Einspielen ging er wegen der guten Akustik stets in den Flur. Er fiedelte dort rum und spielte sich warm, als ihn irgendwann ein kleiner Junge ansprach und ihn bat, ihm den einen oder anderen Griff zu zeigen. Dieser kleine Junge war Mani Neumann. Schnell erkannte Ulli das große Talent des Jungen, denn dieser war innerhalb kürzester Zeit in der Lage, sich verschiedenste Spielarten auf dem Instrument anzueignen. Nach der Schule verlor man sich kurz aus den Augen, aber nicht lange. Ulli Heidelberg war ab 1979 in der Band Transsylvania Phoenix aktiv, die nach einer spektakulären Flucht aus Rumänien im Jahre 1974 zuerst in Amsterdam, später dann im Rheinland zu Hause war. Hier kreuzten sich dann wieder die Wege von Ulli und Mani, denn Mani war ab ca. 1981 Ullis direkter Nachfolger in der Band, die in Rumänien noch heute zu den erfolgreichsten und bekanntesten Kapellen des Landes gehört. Inzwischen gibt es diese aber nicht mehr. In den Jahren danach arbeitete Heidelberg mit John Kirkbride zusammen, bildete eine Zeit lang auch ein Duo mit ihm, und machte mit der Erfindung des "Flightcases", einem Koffer mit Zubehör für Musiker, eine Geschäftsidee zum Erfolg. Ihm kann man stundenlang zuhören, wenn er über seine Karriere erzählt, denn er hat nicht nur was zu erzählen, er kann es auch sehr spannend und farbenfroh verpacken. Nach dem Essen und der Plauderrunde begann der Einlass und die Jungs gingen sich für ihren Auftritt umziehen.

Konkurrenz, die eigentlich keine war
An diesem Freitag hatte die Kultur mal wieder große Konkurrenz aus dem Bereich Sport. Mit "England gegen Deutschland" gab's im Fernsehen einen Fußball-Klassiker, der es sicher vielen Menschen schwer bis unmöglich machte, das Haus zu verlassen, um ein gepflegtes Konzert zu genießen. Die Anziehungskraft des Rasenschach ist ja bekanntlich größer als die anderer Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Trotzdem freuten wir uns als Veranstalter über einen ausverkauften Saal. Alle Stühle waren belegt, einige Leute mussten stehen, und wären noch mehr Konzertgäste gekommen, hätten wir ein Problem gehabt. Aber es passte alles ganz wunderbar, und auch vom Alter her war das Publikum bunt gemischt. Der jüngste Konzertbesucher war fünf Jahre alt, und hatte an Farfarello eine ganze Menge Spaß, der älteste Gast war um die 70 und auch er genoss das gebotene Programm in vollen Zügen. Alle - ob jung oder alt - zogen ein Spiel der FARFARELLOs dem der deutschen Nationalmannschaft vor. Und ihre Entscheidung war die Richtige, denn während man sich auf dem Sofa bei einem farblosen 0:0 gelangweilt hätte, bekam man im "Mythos" ein viel besseres und wesentlich spannenderes Spiel geboten ...

Das Spiel
Es ist 20:30 Uhr ... los geht's. Die Protagonisten betreten das Spielfeld und nehmen ihre Positionen ein. Es fällt sofort auf, dass FARFARELLO ohne eine Abwehr antritt. Stattdessen legt Spielertrainer Mani Neumann großen Wert auf ein kreatives Mittelfeld und einen effektiven Sturm. Der Gegner - die Tristesse eines grauen Novembertages und die damit einhergehende Langeweile - kann so perfekt ausgekontert und überlistet werden. Anpfiff, und der Ball rollt im ausverkauften Saal des "Mythos". Und sofort schickt das Team mit "Klassikulus" einen tiefen Pass in den Raum. Schon dieser erste Sturm aufs Tor wird von Erfolg gekrönt - Ein Volltreffer. Den Schwerpunkt im Spiel bilden die sich im letzten Training (Album "Zeitzone") angeeigneten Kunststücke. Gerade in der ersten Halbzeit überraschen Mani Neumann, Ulli Brand und Ulli Heidelberg mit frischen und für Teile des Publikums bis dahin noch nie erlebten Feinheiten. Das setzt sich auch nach der Pause in der zweiten Halbzeit fort. Im gesamten Spiel kann die Formation insgesamt 14 Mal, u.a. mit Angriffsvarianten wie "Felix", "Rhapsodie", "Herr der Zeit", "Brandung" oder "D-Zug" einen direkten Zug zum Tor entwickeln und einnetzen. Ein Treffer nach dem anderen lassen das anfangs etwas verhaltene Publikum letztlich in Ekstase verfallen. Schon in der ersten Hälfte erntet Urgestein Ulli Brandt für seine minutenlange Solo-Einlage beim Spielzug "Feuer und Flamme" Szenenapplaus. Neumann auf Brandt, der vom linken Flügel in die Strafraummitte zieht und dort mit seinem Spielgerät zu Zaubern beginnt. Ein weiteres Mal weiß der 1979 in den "Klub" gekommene Spieler das Publikum in der zweiten Hälfte zu begeistern, als er im "D-Zug" über mehrere Minuten allein auf dem Platz steht und seine Künste vorführen kann. Den eher ruhigen Lenker im Hintergrund gibt Ulli Heidelberg, der mit seinem unaufgeregten Spiel mehr als nur ein Wasserträger für die beiden Kollegen ist. Überhaupt ist das Team perfekt aufeinander eingestellt, man spielt sich die Bälle passgenau zu und versteht sich blind.d 20171111 1715646687 Immer wieder schlägt einer der Jungs einen langen Pass zu seinem Kollegen, der dann steil gehen und dem einstudierten Spielzug seine besondere Note mit auf den Weg geben kann. Die Spieler trotzen dabei den klimatischen Bedingungen im "Mythos", das dem Wetter entsprechend muckelig warm beheizt ist. Am Ende eine schweißtreibende Angelegenheit für alle Beteiligten, die deshalb auch die Aufnahme von Flüssigkeit nicht vernachlässigen dürfen. Der Verlust dieser bei dem körperlich intensiven Einsatz und der kaum zu beschreibenden Konditionsleistung dürfte nicht gering gewesen sein. Während Kapitän Mani Neumann seinen Elektrolyt-Haushalt schon während des Spiels außerhalb des Feldes ausgleichen kann, immerhin nutzt er wie gewohnt den kompletten Raum für seine Spielzüge, inklusive den Bereich, in dem die Getränkeversorgung eingerichtet ist, bleibt den Mitspielern dazu nur die Halbzeit und das Spielende. Dies kommt für das Publikum gefühlt viel zu früh. Die mal kürzer und mal länger dargereichten Spielzüge und ihr unglaublicher Abwechslungsreichtum sorgten dafür, dass die "90 Minuten" wie im Fluge vergingen. In der Nachspielzeit ein letzter und umjubelter Angriff, bei dem sich Mani Neumann "dribbelnd" bis direkt in die Fankurve begibt, und es folgt das Spielende mit dem Auszug der Helden aus der Arena. Was für ein Spiel, was für eine Stimmung, was für ein unglaublich toller Abend!

Die Analyse
Wer der Sprache des Fußballs nicht so mächtig ist, hier das Fazit auf "Hochdeutsch": Das Programm am Freitag deckte sich fast mit dem vom letzten Konzert. Die Lieder waren im Programm jedoch umgestellt und teilweise auch anders arrangiert. Trotzdem konnte man ein ganz anderes Konzert erleben, schon allein deshalb, weil mit Ulli Heidelberg ein anderer Musiker in der Triobesetzung mitspielte als im April 2016. Aber auch sonst sind die Konzerte der Band niemals gleich, und immer wieder neu und anders. Sowohl Mani Neumann, als auch Ulli Brandt spielten sich ein ums andere Mal förmlich in eine ausgelassene Euphorie. Man kann wohl sagen, dass sich die Musiker immer wieder selbst in Brand steckten und die dabei entstehende Hitze nutzten, um zur Höchstform aufzulaufen. Immer wieder steigerte sich z.B. Neumann an der Geige dermaßen in sein Spiel hinein, dass sich der immer weiter aufbauende Druck seines kräftezehrenden Einsatzes in einem lauten "Yeah!"-Ausruf entlud.e 20171111 1795369183 Auch die Soli von Ulli Brandt verursachten allein schon beim Zuschauen Schnappatmung. Gleich zwei seiner Ausflüge auf der Gitarre dauerten über fünf Minuten und verschafften seinem Kollegen Mani die Möglichkeit, an der Bar ein Bierchen trinken zu gehen. Das Publikum honorierte den Einsatz des Trios, ihre Spielfreude und den bunten Mix aus Songs des neuen Albums und diversen Klassikern der Bandgeschichte mit reichlich Beifall und großem Lob am Ende des Abends. Allenthalben zufriedene Gesichter und Klopfer auf die Schultern der Musiker, die nach dem Auftritt noch für die Leute da waren. Die Band versprach wiederzukommen. Sie fühlte sich im "Mythos" sehr wohl, lobte ausdrücklich die dortige Crew, die Atmosphäre und das Castrop-Rauxeler Publikum, für die sie sehr gern wieder spielen möchten. Kriegen wir hin ... wir sehen uns 2018 wieder!




Setlist:
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Termine:
• 17.11.2017 - Haan - Evangelische Kirche
• 18.11.2017 - Worpswede - Musichall
• 22.11.2017 - Heiligenhaus - Der Club
• 24.11.2017 - Rees - Buena Reesa Music Club
• 07.12.2017 - Wuppertal - Färberei
• 08.12.2017 - Greven - Beatclub
• 09.12.2017 - Greven - Beatclub
• 14.12.2017 - Düsseldorf - Gill's Restaurant
• 16.12.2017 - Solingen - Cobra

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf der bandeigenen Homepage



Bitte beachtet auch:
• off. Homepage von farfarello: www.farfarello.de
• Homepage des Mythos in Castrop-Rauxel: www.restaurant-tanzpalast-mythos.de




 
 
 
 
 
 
 
 
 




   
   
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