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Ein Konzertbericht von Rüdiger Lübeck mit Fotos von Bodo Kubatzki



Der 22. Dorfrock ist Geschichte. Was 1996 in dem kleinen mecklenburgischen "Rockdorf" Schmadebeck vor den Toren von Europas Kulturhauptstadt Kröpelin in Sichtweite der Ostsee begann, sollte natürlich auch in diesem Jahr traditionsbewusst fortgeführt werden. Wobei - im Vergleich zu früheren Events schien das Fest inzwischen etwas abgespeckt, und das in vielerlei Hinsicht. Aber der Reihe nach.

a 20170718 2005369485In den zurückliegenden Jahren berichteten wir häufiger von der renommierten Veranstaltung, die sogar über einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt. Und ja - es hat Spaß gemacht! Inzwischen wurde das eigentlich als wochenendfüllendes Dorffest angelegte Spektakel auf die Konzertreihe am Freitagabend reduziert. Aber für den geneigten Musikfreund mit Themenschwerpunkt "Ost" ist das sicher nicht groß von Belang.

Kritisch bewerten muss man hingegen das gastronomische Angebot, das im Großen und Ganzen nunmehr auf Bratwurst und Bier reduziert wurde. Ein Nebenkriegsschauplatz, sicher. Aber anderenorts (und früher auch in Schmadebeck) geht das merklich besser. Und das Bühnenprogramm? Da wird die bewährte Mischung aus regionaler Herkunft, Cover- respektive Tribute-Band und Ostrock-Headliner aufgeboten. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, und man lockt mitunter auch den noch unentschlossenen Gast von der heimischen Couch unter das Zirkuszelt, was bei sportlichen 30,- Euro Abendkassen-Ticketpreis auch nicht eben einfach ist.

Den Opener gaben dieses mal ROOSTER'S FARM, eine durchaus souverän agierende Rostocker Bluesband, gefolgt von QUOTIME, die - wie der Name schon erahnen lässt - versuchten, einen auf Status Quo machen. Und dann KARUSSELL. Sie sind noch immer auf ihrer 40 Jahre-Jubiläums-Tour unterwegs und scheinen inzwischen einer gewissen Routine erlegen zu sein, die leider auch den Zuschauern nicht verborgen geblieben sein dürfte. Das für manchen Geschmack kitschig erscheinende "Als ich fortging"-Intro lässt schon nichts Gutes erahnen, aber zum Glück kriegen Bandchef Rolf-Rüdiger Raschke und seine Mannen dann zunächst noch einmal die Kurve, sicher nicht zuletzt ein Verdienst von Reinhardt "Oschek" Huth, der das in der Branche selten vertretene Glück zu haben scheint, auch jenseits der 60 Lenze noch über seine markante glockenklare Stimme aus Jugendzeiten zu verfügen. Und mit einer Handvoll Hits von den legendären Alben "Entweder Oder", "Das einzige Leben" und "Schlaraffenberg" lag man dann auch goldrichtig, was den Zuspruch des Publikums anbelangte. Partiell verstärkt hatte man sich zudem mit dem damaligen Drummer Jochen Hohl und Cäsar-Sohn Moritz Gläser.

Die neueren Nummern, vorzugsweise vom 2011er Album "Loslassen", plätscherten dann so vor sich hin, was vermutlich daran lag, dass sie niemand kannte. Dadurch entstanden gewisse Längen, die den Gesamteindruck von der Performance bedauerlicherweise merklich schmälerten. Hinzu kam, dass auch Frontmann Joe Raschke nicht seinen besten Tag zu haben schien und mehr oder weniger lustlose Versuche unternahm, das Publikum zu animieren. Jenes machte übrigens gleichwohl das Beste draus und feierte, wie es sich für einen richtigen Schmadebecker Dorfrock gehört ...

Alles in allem also die Fortführung einer bewährten Tradition, der künftig vielleicht hier und da mal ein paar frische Impulse gut tun würden. Natürlich kostet das alles Geld, das erst einmal eingespielt werden will. Aber das Thema ist beim Veranstalter "Land-Projekt-Gemeinschaft Schmadebeck e.V." in guten Händen und macht uns neugierig auf nächstes Jahr, auf den Dorfrock XXIII!



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Karussell: www.karussell-rockband.de
• Off. Homepage von Quotime: www.quotime.de
• Homepage des 'Dorfrock Schmadebeck': www.kroepeliner.de/dorfrock




Fotostrecke:

 
 
Rooster's Farm
 
 
 
 


Quotime
 
 
 
 


KARUSSELL