Alice Cooper
 
Dresden
Junge Garde
2. August 2017
 
Ein Konzertbericht mit Fotos von Bodo Kubatzki



Zwei Tage vor dem Auftritt von ALICE COOPER in der "Jungen Garde" in Dresden kam die Anfrage, ob ich spontan genug sei, um für einen erkrankten Kollegen einzuspringen und über das Konzert zu berichten. Ohne viel darüber nachzudenken, sagte ich zu. Die Distanz von 450 Kilometern zwischen Rostock und Dresden spielten in dem Moment keine Rolle. Auch dass meine Frau, die für mich Notizen macht, während ich im Fotograben agiere, eventuell am Folgetag nicht von der Arbeit frei bekommt, interessierte mich bei der Zusage nicht. Wir würden das schon irgendwie hinbekommen. Mein erstes COOPER-Konzert erlebte ich vor 18 Jahren im Jahn-Sport-Forum Neubrandenburg. Somit wurde es tatsächlich Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen und zu sehen, ob die Show immer noch so spektakulär ist, wie damals. Nun liegt das Konzert des "Schock-Rockers" COOPER hinter uns, und ich bereue meine spontane Entscheidung nicht.

Der aus Detroit stammende ALICE COOPER, der mit bürgerlichem Namen Vincent Damon Furnier heißt, wird als Wegbereiter bizarrer, theatralischer Hard-Rock-Shows angesehen, die oft mit Schock-Elementen versehen sind. Künstler wie MARILYN MANSON, OZZY OSBOURNE oder LORDI sind längst in seine Fußstapfen getreten. Jedoch versteht es ALICE COOPER immer noch, mit seiner durchgestylten Show zu faszinieren. Das perfekt inszenierte Rock-Spektakel glich einer Reise in ein Gruselkabinett mit viel Spuk und Hokus Pokus.

Doch bevor es auf die Reise in die Unterwelt ging, schaffte es die britische Band NEONFLY mit melodiebetontem Power Metal, die COOPER-Fans in ausgelassene Stimmung zu versetzen. NEONFLY können inzwischen auf Songmaterial einer EP und zweier Alben zurückgreifen. Als Support-Act für ALICE COOPER reichte die Zeit lediglich für einen kurzen Querschnitt ihres Schaffens, genug Spielzeit jedoch, das Potenzial der jungen Band deutlich werden zu lassen. Von Beginn an gaben die fünf Musiker Vollgas. Die außergewöhnlich hohe Stimme des Sängers WILLY NORTON wurde getragen von einem ausgewogenen und druckvollen Rocksound, gespickt mit harten Gitarren-Riffs, aber auch mit eingängigem Satzgesang. Optisch überzeugte die Band mit typischen Rock-Posen und extravaganten Outfits. Insbesondere Gitarrist FREDERICK THUNDER sah in seinem Federkostüm recht schrill aus. NEONFLY präsentierten sich als eine sympathische und vielversprechende Band, die ihre Aufgabe als "Anheizer" mit Bravour erledigte.

ALICE COOPER und seine Band ließen die Fans auf den Beginn des Konzertes ein wenig warten. Fünfzehn Minuten nach dem angekündigten Konzertbeginn ertönte der Einspieler, der die aktuelle Show unter dem Namen SPENDING THE NIGHT WITH ALICE COOPER eröffnete. Gewandet in einen schwarzen Umhang und unter Funkenregen betrat COOPER zum stampfenden Rhythmus von "Brutal Planet" die Bühne. Seinen Gehstock schwingend sang er sich durch diesen düsteren Metal-Song. Dass er mit "No More Mr. Nice Guy" gleich einen seiner großen Hits nachschob, sorgte für Begeisterung unter den 5.000 Fans in der ausverkauften Dresdener "Jungen Garde". Lauthals wurde der Refrain mitgesungen. Als Belohnung warf COOPER immer mal wieder einen Gehstock in die Menge.

Trotz seines Alters von 69 Jahren, wirkte COOPER auf der Bühne äußerst agil. Auch stimmlich konnte er auf ganzer Strecke überzeugen. Von seinem aktuellen Album "Paranormal", das gerade erst erschienen ist, gab er leider nur den Song "Paranoiac Personality" zum Besten. Ansonsten gingen COOPER und seine Band auf Nummer sicher und spielten Material, das zum Teil 30 bis 40 Jahre auf dem Buckel hat. Leute, die schon öfter Konzerte des "Fürsten der Finsternis" gesehen haben, kennen das Programm und die Inszenierungen seiner Songs, lassen sich jedoch immer wieder davon faszinieren. Auch mich und meine bessere Hälfte faszinierte das Konzert von Beginn an.

COOPER selbst wechselte immer wieder seine Kostümierungen. Dabei assistierte ihm eine dunkelhäutige Gespielin, die sich in einer riesigen rosafarbenen Kiste versteckt hielt, dem Meister die Kostüme reichte, und ihm beim Umkleiden half. Mal trug COOPER eine Lederweste, dann ein weißes Rüschen-Hemd, darüber wurde dann wieder eine schwarze Jacke gezogen. Bei "Ballad Of Dwight Fry" wurde er von einer als "Todesengel" geschminkten Krankenschwester in eine Zwangsjacke gesteckt, aus der er sich schließlich befreien konnte, um die Krankenschwester zu "erwürgen".

Auch seine Band trat entsprechend kostümiert auf. Überhaupt agierte sie wie aus einem Guss, auch wenn die blonde Gitarristin NITA STRAUSS vor allem die Blicke der männlichen Zuschauer etwas häufiger auf sich zog. Sie überzeugte jedoch nicht nur durch ihr Aussehen und ihre ausgelassene Performance. Insbesondere bei ihrem Solo vor "Poison" zeigte sie, dass sie eine begnadete Gitarristin ist. Auch die anderen beiden Gitarristen RYAN ROXIE und TOMMY HENRIKSEN hatten bei den Hardrock-Nummern Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Bassist CHUCK GARRIC, seit nunmehr 11 Jahren Mitglied der ALICE COOPER Band, zeichnet auch als Komponist für einige COOPER-Songs verantwortlich. Bleibt noch Schlagzeuger GLEN SOBEL zu erwähnen, der auch sein Solo bekam. Dieses blieb für mich spannend, weil es permanent von einem Bass-Rhythmus unterlegt wurde.

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Der Auftritt der Band wirkte komplett durchchoreographiert. An verschiedenen Stellen standen Podeste, auf denen die Gitarristen ihre Posen zelebrierten. Ein breites Podest befand sich in der Bühnenmitte, das Platz für COOPER und die vier Saiteninstrumentalisten bot. Von hier aus dirigierte COOPER die Show, wie ein Zeremonienmeister und kommunizierte mit dem Publikum. Dazu nutzte er neben seinem Gehstock weitere Utensilien, wie z.B. einen Degen mit dem er bei "Billion Dollar Babies" Geldscheine im Publikum verteilte oder eine riesige Stoffpuppe, mit der er bei dem Song "Cold Ethyl" einen Tanz vollführte. Der punktgenaue Einsatz von Licht und Pyrotechnik sowie die teils bizarren Bühnenaufbauten ließen die Show auch zu einem optischen Highlight werden.

Einen ersten Höhepunkt erreichte die Show, als sich COOPER bei "Feed My Frankenstein" in einem blutbeschmierten weißen Kittel an einen Experimentiertisch fesseln und unter Rauch und sprühenden Funken pulverisieren ließ, um schließlich als übergroßes Frankenstein-Monster zurück auf die Bühne zu kommen. Leider durfte ich diesen Moment nicht mehr fotografisch einfangen.

Mit dem Song "Only Women Bleed" zeigte COOPER, dass er auch Balladen im Repertoire hat. Ein schönes Lied mit einem interessanten Text, das zwischenzeitlich für einige ruhige Minuten sorgte, bevor sich die Show immer mehr auf das Finale zubewegte, bei dem COOPER zum wiederholten Male seinen Kopf durch die Guillotine verlieren würde. Auch dieses Gruselstück muss man wohl einfach mal live erlebt haben.

Mit der Zugabe "School's Out", in die passenderweise der Refrain von PINK FLOYDs "Another Brick In The Wall" eingestreut wurde, verabschiedeten sich COOPER und seine fantastische Band nach ca. zwei Stunden von einem begeisterten Publikum. Die Bühne war dabei in ein Meer von Seifenblasen gehüllt. Riesige Ballons, gefüllt mit Konfetti, wurden ins Publikum geschossen und schließlich von COOPER mit einem Dolch zum Platzen gebracht. So ausgefeilte Rock-Shows machen einfach Spaß, auch wenn die Musik in der heimischen Stereoanlage eher seltener läuft.


 
Setlist:
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Termine:
• 18.11.2017 - Krefeld - König Palast
• 20.11.2017 - Aurich - Arena
• 21.11.2017 - Frankfurt/M. - Jahrhunderthalle
• 23.11.2017 - Berlin - Tempodrom
• 24.11.2017 - Neumarkt - Große Jurahalle
• 25.11.2017 - Ludwigsburg - Arena

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Bitte beachtet auch:
• Off. Facebook-Seite von Alice Cooper: www.alicecooper.com
• Homepage des Veranstalters Aust Konzerte: www.aust-konzerte.com




Fotostrecke:



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