Deutsche Mugge live wird präsentiert von ...
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Ein Bericht von Christian Reder mit Fotos von Uwe Wortmann







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... hatte an diesem Wochenende so einiges im Angebot. Am Freitag das für November typische nasskalte "Grau-in-Grau"-Wetter, passend für ein Konzert im warmen Saal, und am Samstag das ideale Wetter mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel für einen Ausflug. Ausgezeichnete Voraussetzungen für unseren Konzertgast: LEMO, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Clemens Kinigadner heißt, hatte zusammen mit seinem Begleitmusiker und Produzenten Lukas Hillebrand die wohl weiteste Anreise all unserer bisher in der Reihe "Deutsche Mugge live..." in Castrop-Rauxel aufgetretenen Künstler. Aus Österreichs Landeshauptstadt Wien hatten sich die beiden am vergangenen Freitag auf den Weg ins Ruhrgebiet gemacht. Wer auf der letzten Tour der Gruppe REVOLVERHELD oder bei Mark Forster dem Vorprogramm aufmerksam gelauscht hat, wird wissen, wer LEMO ist. Wer ihn bis jetzt weder über diese Vorprogramme noch über seine im Mai erschienene CD "Stück für Stück" kennt, sollte diese Wissenslücke schnellstens schließen, denn LEMO ist einer der Singer-Songwriter, der seinen Zuhörern sowohl inhaltlich als auch musikalisch noch ordentlich Butter auf die Stulle schmiert. Einige Interessierte ließen sich am Freitagabend darauf ein, und schlossen diese Lücke in ihrem Wissen. Für das Konzert in Castrop-Rauxel war die kleine Band-Variante in der Duo-Besetzung vorgesehen. Die Lieder sollten dabei aber nichts an ihrer Klasse und Wirkung, die sie in voller Besetzung und über die eben schon erwähnte CD versprühen, verlieren. LEMO sollte dafür aber ein paar neue Fans dazu gewinnen.

LEMO ist ein Musiker mit Leib und Seele. Das hörte ich auch sofort in seinen Songs, als ich sie im Mai das erste Mal hörte. Dass ein Album und jeder einzelne Titel einen auf Anhieb erreicht und begeistert, ist nicht mehr ganz so oft der Fall. Vieles muss man sich oft erst erarbeiten und mehrfach hören. Bei anderen Sachen braucht man eine bestimmte Stimmung, um sie genießen und sich auf sie einlassen zu können. Bei den Liedern seines Debüt-Albums "Stück für Stück" war keine lange Warmlaufphase nötig, um sie toll zu finden. Der junge Mann aus der Alpenrepublik kennt sich gut aus, und das fängt schon bei der Technik an. Kein Wunder, hat er das doch auch gelernt. Als Tontechniker war er zudem längere Zeit beim ORF tätig, ehe er sich als Musikant selbstständig machte. Und er ist ein feiner Beobachter der Welt um ihn herum, deren großen und kleinen Geschichten er wunderbar in Lieder zu verwandeln weiß. Darum freute ich mich auch sehr, ihn und seine Musik auch mal live erleben zu können. Zusammen mit Techniker Christopher Braucks richteten sich LEMO und Lukas auf der Bühne ein. Die zwei akustischen Gitarren und die Mikros waren flugs eingetaktet, der Ton auch bis hinten im Saal sauber zu hören. Auch der Mann an den Reglern ist ein Profi, der nur wenige Handgriffe braucht, um die beiden Musiker soundtechnisch ins richtige Licht zu rücken. Wer in der Gegend mal einen exzellenten Mann am Ton braucht: Chris hat noch Termine frei! Alles war startklar für einen tollen Konzertabend ...

Es ist inzwischen alles andere als leicht, dem Publikum etwas Neues schmackhaft zu machen. Hier im Ruhrgebiet ist das erst recht der Fall, lässt sich der Bürger doch nur äußerst schwer von seiner Couch in die Veranstaltungssäle locken. Was ihm nicht im Belanglosfunk der im Sektor ausstrahlenden Radiosender mundgerecht vor die Nase serviert wird, interessiert ihn nicht.b 20161113 1393183897 Und so ist es auch bei LEMOs Besuch am Freitag so, dass sich der Publikumsandrang sehr in Grenzen hält. Zwar sind im Saal alle Tische und Stehtische belegt, aber es hätten gut und gerne noch ein paar Leute mehr sein können, die sich den Vortrag von LEMO hätten gönnen und gerade den Platz vor der Bühne mit Leben hätten füllen können. Die, die gekommen sind, haben Bock auf LEMO - ob er ihnen nun schon bekannt ist oder eben noch nicht. Der Mann des Tages lockt u. a. auch jüngeres Publikum an, so sitzen einige junge Damen im Alter zwischen 17 und 27 im Saal und warten geduldig auf den Beginn des Konzerts. Dazwischen Leute mittleren Alters und auch Damen sowie Herren im Ruhestand, die sich nicht weniger auf das freuen, was gleich kommen wird. Kurz: Ein buntes Publikum für ein buntes Musikprogramm. Der Beginn verschiebt sich um eine knappe halbe Stunde. Es ist Freitag, auf den Straßen ist es überall ziemlich voll und auch der Soundcheck wurde etwas nach hinten verlegt, da im Schankraum des Haus OE ein "Kneipenquiz" stattfindet. Die Zeit wird mit Musik aus der Konserve überbrückt. Quasi als Verbeugung vor dem bereits am 7. November verstorbenen Singer-Songwriter Leonard Cohen wählen Tontechniker Chris und ich seine Musik aus und lassen das Album "The Essential" laufen.

Um 20:30 Uhr ist es dann aber soweit und die beiden Musiker betreten die Bühne. Neben LEMO sitzt Lukas Hillebrand, der seinen Kollegen mit Gitarre, Mundharmonika und Chorgesang, teilweise auch zusätzlichem Gesang als zweite Stimme, unterstützt. LEMO selbst singt logischerweise die Hauptparts und spielt ebenfalls Gitarre. Mit "Panik" eröffnen sie den Konzertabend, aber Panik verbreiten sie damit nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Lied über die Bequemlichkeit, der wir alle inzwischen verfallen sind. Wir lassen uns alles abnehmen, und andere für uns denken und handeln. Wir mögen keine Veränderungen, weil sich "dann ja alles fremd" anfühlt. Wenn uns das alles mal auf die Füße fällt, wird sich Panik breit machen. Was auf dem Album u.a. mit im U2-Stil gespielter Gitarre, druckvollem Schlagzeug-Sound und Bass arrangiert ist, kommt hier nur aus zwei Gitarren. Es ist die auf ein Minimum herunter gebrochene Instrumentierung, die aber den vollen und satten Sound erreicht. Darüber liegt der Gesang von LEMO, der das Lied erst richtig ausfüllt und mit Inhalt versieht. Mit dem Opener setzen die beiden Musiker da vorn einen ersten Akzent und wecken weiter die Neugier der Leute im Saal. Bereits an dritter Stelle platziert LEMO seinen Hit "Vielleicht der Sommer", mit dem er das Publikum im Haus Oestreich komplett für sich einnimmt. Die Leute im Saal gehen mit, obwohl ihnen das Stück größtenteils unbekannt sein dürfte. Es wird im Rhythmus geklatscht und am Ende der nicht ganz zur Jahreszeit passen wollenden Sommer-Hymne gibt's lauten Beifall. Den Schwung will man mitnehmen und so kündigt LEMO vor dem nächsten Song an, dass es darin einen Mitsing-Part gibt. Was folgt ist "betretenes Schweigen", was den Sänger amüsiert und das Publikum dann selbst auch. Dem Schweigen folgt jedoch der volle Einsatz der Stimmen während des Stücks "Eine Antwort". Der Publikums-Chor gibt alles und "Sidekick" Lukas verziert die Nummer noch mit einer kleinen Gitarren-Improvisation, die beim genau zuhörenden Konzertgast richtig viel Frohsinn aufkommen lässt.

c 20161113 1523472956Womit wir bei LEMOs "Begleitband" sind. Lukas Hillebrand war schon immer Musiker. Nach dem Matura, dem Abitur in Österreich, folgte der Wehrdienst. Danach gab es für den Musiker nichts anderes mehr als Musik, und er arbeitet seitdem vor, hinter und auf den Bühnen. Wer den Namen mal googelt wird schnell feststellen, dass der (noch) 36-jährige Wiener in seiner Karriere schon recht fleißig war. U.a. hat er Alben von Julian le Play produziert, schrieb und produzierte für die österreichische Nu-Soul und R&B-Sängerin VERA und war zwischen 2002 und 2011 selbst Sänger und Gitarrist in der Alternative-Rockband TYLER. Und diese Erfahrung merkt man auch, wenn man ihm auf der Bühne zuhört und zusieht. Seine Gesangsparts sind bei der Duo-Variante von LEMO das Salz in der Suppe, sein Gitarren- und Mundharmonika-Spiel mehr als nur schmückendes Beiwerk. Er ist neben LEMO der zweite Sänger auf der Bühne, der absolut überzeugt. Und er versteht sich blind mit seinem "Chef". Es wird geflachst, gelacht, über Blicke kommuniziert und insgesamt wirkt der Vortrag so, als würden sie das schon jahrelang in der Form regelmäßig live spielen. Allein das zu beobachten machte schon eine Menge Spaß.

Die Castroper kommen auch in den Genuss eines Songs, der es nicht auf das Album geschafft hat. LEMO kündigt das Lied "Paris" als sein erstes deutschsprachiges Lied an. Es handelt von Fernweh und Unternehmungslust ("... mich zieht's hinaus in die Welt"). Eine tolle Nummer, die auch in dieser akustischen Version Hitpotential besitzt. Darum schade, dass es auf dem Debüt-Album fehlt. Hitpotential haben aber auch andere Lieder im Programm. So z.B. das Stück "So leicht", das das Gefühl einfängt, das man hat, wenn man sich in einer aussichtslosen Position wähnt und man kurz davor steht, einfach aufzugeben. Ebenso die aktuelle Single "So wie Du bist", die LEMO ganz ans Ende seines Programms gestellt hat, und die ein echter Ohrwurm ist. Nicht weniger toll ist das "katholische Liebeslied", das "Tomaten auf den Papst" heißt, in dem es aber überhaupt nicht um den Papst, sondern um die Liebe und darum geht, was man für die Angebetete so alles tun würde (Spagat machen, nach Zagreb auf einem Rad fahren, Granaten wie Bruno Mars fangen und eben auch Tomaten auf den Papst schmeißen ... wenn sie es will). Es steckt also auch viel Humor in den Texten seiner Lieder, die LEMO geschickt im Programm verteilt. Ruhige Lieder wie z.B. "Hör Dir selbst zu", "So leicht" oder "Offene Zeilen" wechseln sich mit flott arrangierten Songs wie z.B. dem Opener "Panik", "Der Himmel über Wien" oder schon erwähntes "Vielleicht der Sommer" ab.

Gewürzt wird das Ganze mit munteren und sehr nah am Publikum angelegten Ansagen, die LEMO charmant und locker zwischen seine Songs setzt. Interessant ist hier, dass er seine Lieder in glasklarem Hochdeutsch singt, in den Ansagen aber sehr deutlich zu hören ist, woher er kommt. Er erzählt viel zu seinen Liedern, z.B. über die Geschichte zum Song "Ich seh nur Dich".d 20161113 1615844425 Was auf den ersten Blick wie ein Lied über eine Trennung klingt, handelt eigentlich von einer Fernbeziehung, die er während des Studiums seiner Freundin zwei Jahre lang führen musste. Aber es ist ja schließlich auch wie eine Trennung, wenn der Partner weit weg ist. Sie studierte in Berlin und er musste in Wien bleiben - sowohl für ihn als auch für sie eine "uncoole Zeit", was auch jeder im Saal nachvollziehen konnte. "Das ist das Schöne am Beruf des Musikers", merkt er an, "... man kann über uncoole Zeiten am Ende Lieder schreiben." Wer sich fragt, wie die Geschichte ausgegangen ist: Die beiden sind noch heute zusammen und haben die Fernbeziehung überlebt ... Bevor das Stück "Himmel über Wien" gespielt wird, klärt LEMO darüber auf, dass man den Text nicht so deuten dürfe, als würde er Wien nicht mögen. Wien sei eine tolle Stadt, und in dem Lied geht es ausschließlich um die Situation, die als nicht so toll empfunden wird. Bevor er den Song jedoch startet, erklärt er seinem Publikum aber auch noch den weiteren Ablauf seines Auftritts. Dieser sei nun fast beendet und man erspare sich das übliche "Runter von der Bühne und wieder rauf auf die Bühne". Die Zugabe werde nun an dieser Stelle und mit dem eben anmoderierten Song gegeben. Dies quittiert das Castroper Publikum mit einem lauten Seufzer und lässt am Ende des Stücks trotzdem laute Zugabe-Rufe folgen. Das wird also nix mit dem Gehen. Die Zugabe wird als solche nicht akzeptiert und man verlangt nach mehr Musik. Darum kommt LEMO dann doch nochmal zurück und sagt mit einem Augenzwinkern, "Darauf bin ich gar nicht vorbereitet". Doch er hat noch Sprit im Tank, und so trägt er allein und ohne seine "Band" einen Song vor, dessen Name mir nicht bekannt ist. Es handelt von dem Morgen nach einem One-Nite-Stand, als das Lied-Ich wach wird und die Dame aus der Nacht noch schlafend neben ihm in seinem Bett liegt. Im Refrain heißt es dann, "Es wär' so schön wenn Du gehst", und das Lied sorgt im Publikum für reichlich Heiterkeit, insbesondere an den Stellen, wo sich skurrile Dinge ausgedacht werden, um die Dame im Bett schnellstens loszuwerden. Danach kommt auch Lukas wieder hervor und die beiden setzen mit der schon erwähnten aktuellen Single "So wie Du bist" den Schlusspunkt unter ein tolles Konzert. Noch einmal feuern die beiden die volle Ladung ab und bringen mit ihren beiden Gitarren ein letztes Mal an diesem Abend einen unglaublichen Sound über die Bühnenkante.e 20161113 1389263104 Mit Bedauern beantwortete LEMO dann die weitere Forderung nach mehr von seiner Musik. "Ich habe leider erst ein Album und dementsprechend nur eine begrenzte Anzahl Lieder. Tut mir leid." Auch ohne weitere Zugaben ernten LEMO und Lukas reichlich Beifall für das, was sie ihrem Publikum an diesem Freitagabend geboten haben.

Das Fazit dieses Konzertabends steckt bereits in den voran gegangenen Zeilen. Es war ein hammergeiles Konzert zweier äußerst sympathischer Musiker, die sich nach getaner Arbeit noch unter das Publikum mischen und fleißig Autogramme geben. Berührungsängste haben sie weder auf noch vor der Bühne. LEMO ist ein toller Sänger, dessen zu Liedern gewordene Geschichten wirklich unterhaltsam und abwechslungsreich sind. Ich wünsche ihm von Herzen, dass mehr Menschen - speziell hier in Deutschland - auf seine Musik aufmerksam werden. Sein Album "Stück für Stück" steckt von der Qualität her so einige derzeit aktuelle Produktionen ohne Probleme in den Sack, die kurioserweise mehr Abnehmer finden und in den Charts vertreten sind. In seiner CD steckt aber Leben ... sie hat eine Seele. Sie vermittelt die Freude an der Musik und die Lust des Künstlers, die Leute mit in die eigene Gedankenwelt zu nehmen. Die Musik und auch der Künstler sind ehrlich und authentisch, und was LEMO abliefert ist vor allen Dingen glaubwürdig. Aber die Leute müssen es eben halt kennenlernen und das wird schwer, wenn die Leute nicht mitspielen, die dafür eigentlich zuständig sind. Schade, dass in den Radiostationen unseres Landes offenbar nur noch Praktikanten arbeiten. Das scheint in unserem Nachbarland Österreich anders zu laufen, denn da ist man schon auf ihn aufmerksam geworden und im Radio laufen seine Songs.


LEMO live ...
• 09.12.2016 - Stuttgart - Keller Club
• 10.12.2016 - Köln - Theater der Wohngemeinschaft

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos und weitere Termine auf LEMOs Homepage.


Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von LEMO: www.lemomusic.com
• Homepage von BlankoMusik: www.blankomusik.de
• Homepage des Haus Oestreich in Castrop-Rauxel: www.haus-oe.de

 
 



 
Fotostrecke:

Dieses Konzert wurde fotografisch erstklassig eingefangen vom ...
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Vielen Dank!

 
 
 
 
 
 



   
   
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