Ein Bericht von Antje Brandt mit Fotos von Sandy Reichel

Ich muss zu Beginn gleich eines zugeben: ich bin ein großer Fan von Mike Kilian. Solo habe ich ihn schon gesehen. Auch mit seiner Band Final Stap, sowie mit seiner Rolling-Stones-Tribute-Band Starfucker. Doch eine Sache fehlte da noch auf meiner Liste: na klar, die Ost-Kultband ROCKHAUS. Ein Termin ihrer Konzerttournee zum aktuellen Album "Therapie" (Rezension HIER) fand tatsächlich im Potsdamer Lindenpark statt. Das hieß gerade mal 10 Minuten Fahrzeit für mich. Sonst verschlagen mich die meisten Konzerttermine doch eher in die große Nachbarstadt. Also war es fast Pflicht, den Termin wahrzunehmen.

Der offizielle Konzertbeginn war für 21:00 Uhr angesetzt. Als ich gegen 20:00 Uhr an der Location ankam, konnte ich noch nicht allzu viele Fans ausmachen. Es wurden dann zwar noch ein paar mehr, doch ausverkauft war das Konzert sicher nicht. Beim Reingehen fiel mir die Bar auf, die sehr ansprechend auf Gäste wartete. Auch einen Fanartikelstand konnte man aufsuchen. Ebenfalls auffallend waren Mitglieder des Rockhaus-Fanclubs, welche gut ausgestattet auch auf den Konzertbeginn warteten. Schlagzeuger Heinz mischte sich derweil schon mal unter die Wartenden und führte das eine oder andere Gespräch mit den Fans.

Mit ein paar Minuten Verspätung ging es dann tatsächlich los. Keyboarder Carsten "beathoven" Mohren kam als erster auf die Bühne, und knipste eine alte Wohnzimmerlampe an. Dieses Modell war schon lustig anzuschauen. Nach und nach kamen dann auch die anderen Bandmitglieder auf die Bühne. Gestartet wurde das Programm mit einem neuen Stück, nämlich "Gegenverkehr". Damit wurde auch gleich die Losung des Abends ausgegeben und dick unterstrichen, dass der erste Teil des Bandnamens zu Recht gewählt wurde: ROCK. Es war gelinde gesagt ein Knaller-Auftakt. Nach zwei weiteren Songs nahm sich dann Mr. Kilian Zeit für die Begrüßung der Fans: "Ich wünsche euch einen schönen Abend mit uns, wir haben uns darauf gefreut." Der erste Teil dieses Abends stand ganz unter dem Zeichen des "Therapie"-Albums. Doch wurden nur einige ausgewählte Songs gespielt, nicht annähernd das ganze Album. Im zweiten Teil sollten auch die alten Klassiker nicht zu kurz kommen. Unter anderem gab es da "Seelenverwandte", "Wohin" und einige Perlen mehr zu hören.

Plötzlich verschwanden nach dem Titel "Wohin" alle Musiker von der Bühne - mit Ausnahme von Schlagzeuger Heinz. Er spielte ein wahrhaft furioses Solo an seinem Instrument. Wow, was für eine Einlage! Als auch die anderen Musiker wieder auf der Bühne zurückgekehrt waren, stellte Mike sie dem Publikum vor. In dem Zusammenhang wurden auch lustige kleine blaue Pillen erwähnt. Nunja, kleine Scherze und Seitenhiebe sind nach den vielen Jahren gemeinsamen Spielens wohl erlaubt. Beim Stück "Parties" waren dann nur Mike und Keyboarder Carsten auf der Bühne. Auch wenn der Text eher lustig war, war es ein toller Moment für mich. Als "Gefühle" angestimmt wurde, entbrannte unter den Fans wahre Begeisterung. Auch für mich war es das Highlight des Abends. Und ein weiteres Mal fragte ich mich, als Mike einen unglaublichen Ton in das Mikro krachte: Wo holt der Mann nur diese Töne her?

Nach ein paar weiteren Songs war dann vorerst Schluss. Doch nicht lange, die "Zugabe"-Rufe zeigten Wirkung. Als die Musiker wieder auf die Bühne kamen, sagte Mike scherzhaft: "Wir haben nicht damit gerechnet, aber wir haben uns trotzdem vorbereitet. Es ist nicht der schlechteste Abend in Potsdam bis jetzt." Als erste Zugaben wurden "Chaos" und "Rettung" gespielt. Bei letzterem Song drehte Basser Maxs richtig auf und heizte über die Bühne. Im Anschluss gingen wieder alle von der Bühne. Dieses Mal waren die "Zugabe"-Rufe noch vehementer. "Wir bedanken uns bei euch für diesen Abend", so die Worte des Frontmannes. Ein Dank ging auch an die Crew. Als krönenden Abschluss gab es den ROCKHAUS-Klassiker schlechthin: "I.L.D.". Besser konnte der Abend nicht ausklingen. So fand der Abend nach knapp zwei Stunden ein tolles Ende. Anschließend stand die Band für Autogrammwünsche und Fotos noch zur Verfügung.

Bei der Technik gab es nichts zu beklagen, auch wenn ich meine, bei der Steuerung des Basses ein paar kleine Unstimmigkeiten gehört zu haben. Auch das Licht war einwandfrei abgestimmt. Hin und wieder wurden auf einer Leinwand kleine Bilder oder kleine Videos eingespielt. Während ich Carsten und Gitarrist Herr Petereit eher als die ruhigen Pole, zumindest auf der Bühne, wahrgenommen habe, strahlten die anderen drei eine unglaubliche Energie aus. Besonders von Mike, der kaum einen Moment auf einer Stelle stand. Gut gefallen haben mir auch, wie immer, seine lustigen Sprüche. Manchmal sind es aber Momente oder Beobachtungen abseits der Bühne, die einen Abend unvergesslich machen. Unter das Publikum mischte sich ein Mann, der offensichtlich mehrfach schwerbehindert war. Doch wenn man ihn beobachtete, sah man dass er ganz in der Musik und der Stimmung aufging. Es war schön zu sehen, wie es ihm gefiel. Da bekam ich zuweilen sogar Gänsehaut.

Trotz dass die Anzahl der Anwesenden nicht allzu hoch war, habe ich die Stimmung als einfach toll wahrgenommen. Es wurde mitgesungen, gefeiert - ja, teilweise kam sogar Party-Stimmung auf. Das mag auch daran liegen, dass ich mich von der Stimmung und Euphorie des Fanclubs habe anstecken lassen. Ich hatte jedenfalls einen grandiosen Abend, der Wiederholungsbedarf zurückließ. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass in meiner Plattensammlung eine Lücke dringend geschlossen werden muss.

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