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Ein Konzertbericht mit Fotos von Bodo Kubatzki



Sie ist zweifellos eine der spielfreudigsten deutschen Live-Bands: The HAMBURG BLUES BAND. Ihre Konzerte, oftmals mit illustren Gästen, begeistern seit über drei Jahrzehnten ein breites Publikum in den Clubs der Republik. Ich durfte die Band bereits mit den COLOSSEUM Musikern Chris Farlowe und Clem Clempson erleben,a 20150204 1684425804 oder mich von einer eindrucksvollen Show mit dem "God Of Hell Fire: Arthur Brown" verzaubern lassen. Seit 2013 geht die Band mit MAGGIE BELL & MILLER ANDERSON auf "Friends For A LIVEtime Tour" und machte am 30. Januar 2015 im Schweriner Speicher halt. Einen Wermutstropfen gab es vorweg: MAGGIE BELL musste aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleiben. Schade - doch gab es nur dies zu bedauern, denn ansonsten erlebte ich in Schwerin eine gut aufgelegte Band, der man den Spaß an ihrem Job abnimmt.

Mit "Rollin'" und "Stony Times" ließen es die Hamburger Jungs um Frontmann Gert Lange dann gleich so richtig krachen. Kräftiger, erdiger Bluesrock war angesagt. Doch was heißt hier "Hamburger Jungs"? Rechts außen auf der Bühne stand ein Schotte: MILLER ANDERSON. Kenner der Blues-Szene wissen, dass er ein Woodstock-Veteran ist. 1969 stand er als Gitarrist und Sänger der KEEF HARTLEY BAND bei diesem legendären Festival auf der Bühne. DONOVAN, T-REX oder die SPENCER DAVIS GROUP sind nur drei von vielen namhaften Größen der Blues- und Rockszene, die seine Vita schmücken. Ich lernte ihn vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem leider viel zu früh verstorbenen DEEP PURPLE Keyboarder JON LORD kennen.

Schon beim ersten Song entpuppte sich Miller Anderson als brillanter Lead-Gitarrist, der nach und nach alle Register seines unglaublichen Könnens zog. Bei dem KEEF HARTLEY Klassiker "Just To Cry" sorgte Anderson mit seinem Gesang und seinem Gitarrenspiel auf beeindruckende Weise für ein Gänsehautfeeling. Insbesondere sein ausgedehntes Solo, das er über einem Teppich aus zwei sich abwechselnden Harmonien ausbreitete, ließ mich tief in den Rausch der Klänge eintauchen, hinein in längst vergessen geglaubte musikalische Welten - das war Psychedelic.

b 20150204 1240560533Mit der MICKY MOODY Nummer "Get Off My Back" wurde es dann wieder etwas rockiger. Miller Anderson teilte uns im typischen 12-Takt-Bluesschema von "Fog On The Highway" mit: '... that's why we sing the blues', Gitarren- und Mundharmonika-Solo inklusive. Kurz vor der Pause sang uns Gert Lange noch den "Rattlesnake Shake" und Anderson entlockte seiner Gitarre mit dem Bottleneck kreischende Glissandi - das war alte Schule!

Bluesig startete der zweite Teil des Konzertes mit dem "Inner City Blues". Dieser Song war als Reminiszenz an den Saxophonisten Dick Heckstall-Smith gedacht, Gründungsmitglied der HAMBURG BLUES BAND. "Think It Over" von der KEEF HARTLEY BAND leitet in einen von Miller Anderson geprägten Block über. Bei diesem stand der sympathische Schotte allein mit seiner Gitarre auf der Bühne und frotzelte, dass dies der Lieblingsaugenblick für die anderen Musiker sei, denn jetzt könnten sie ganz in Ruhe noch ein Bier genießen.

Gefühlvoll intonierte Anderson seine Ballade "Across The Borderline", die auch auf seiner CD "Celtic Moon" zu finden ist. Vor "Pictured Within" von Jon Lord, schilderte er, wie er diesen Song allein zur Klavierbegleitung im Kreise der engsten Angehörigen und Freunde auf Jons Beerdigung gesungen hat, und dass ihn dieses Lied jedes Mal aufs Neue bewege. Auch die Fans in Schwerin schienen von diesem Stück berührt worden zu sein.

Der Rest des Konzertes gehörte dann wieder ganz dem Blues und dem Rock'n'Roll. Dass die Band seit über dreißig Jahren auf der Bühne steht, merkt man vor allem der extrem gut aufeinander eingespielten Rhythmusgruppe an.c 20150204 1389371022 Die Bassläufe von Michael "Bexi" Becker verschmolzen mit den Beats von Drummer Hans Wallbaum zu einem groovenden Fundament, auf dem sich beide Gitarristen mit ihren Riffs und Soli entfalten konnten. Die Stimmen von Gert Lange und Miller Anderson mit ihren unterschiedlichen Farben, gaben den Songs ein eigenes Gesicht, mal soulig rau und mal bluesig warm. Ehrlicher, handgemachter Bluesrock - das zeichnet die hanseatische Spitzenband aus.

Da MAGGIE BELL an diesem Abend nicht dabei sein konnte, würde die Band etwas mehr improvisieren und jammen, hatte Gert Lange anfangs versprochen. Das lebten vor allem die beiden Gitarristen an ihren Instrumenten aus. Songs wie "Weird" oder "Howlin' At The Moon" gerieten schon mal etwas länger, als üblich. Beim letzten Stück "Boogie Brothers" wusste Miller Anderson gar als Stimmenimitator zu begeistern. Gekonnt holte er Bob Dylan mit seiner nasalen Stimme auf die Bühne, interpretierte den Song mit der Gestik und der Röhre eines Chris Farlowe oder - extra für die anwesenden Damen - im Falsettgesang der Bee Gees. Das machte nicht nur ihm Spaß, auch das Publikum sang die Refrainzeile lauthals mit.

Um eine Zugabe ließ sich die Band nicht lange bitten. "High Tide & High Water", eine weitere Nummer der KEEF HARTLEY BAND, groovte nochmals ordentlich. Die Musiker zelebrierten die pure Lust am Spiel und die urwüchsige Power des Bluesrock. Mit der wunderschönen Ballade "Into The Night" entließ uns Gert Lange schließlich in die Winternacht. Tolle Songs und eine energiegeladene Band mit handwerklich erstklassigen Musikern machten diesen Abend zu einem sicher noch lange nachwirkenden Erlebnis.

Setlist:
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• Off. Homepage der Hamburg Blues Band: www.hamburgbluesband.de




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