STOPPOK am 15. November 2014 im Postbahnhof in Berlin

 

 

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Ein Konzertbericht von Thomas Handrick mit Fotos von Sandy Reichel


Schwer zu sagen, ob man Udo Jürgens dankbar sein sollte, dessen Auftritt am gleichen Abend in der nur 500 Meter entfernten O2-World stattfand und das bereits im Vorfeld ein interessantes Kontrastmittel ablieferte: Hunderte Menschen in zuweilen heller Oberbekleidung schlängelten sich vom gläsernen Ostbahnhof kommend am dunklen Postbahnhof zum Teil enorm irritiert vorbei, um in die glitzernde O2-World zu gelangen - "Geht's hier zur O2-World?" - "Ja ja, immer den anderen Leuten nach" ...a 20141120 1708771146 "Kunst und Purismus oder Kunst und Kommerz" schien folglich die Frage zu sein, auf die es heute zumindest im Postbahnhof eine klare Antwort geben sollte. Im Postbahnhof ist alles pur. Äußerlichkeiten und Perfektionismus zählen hier weniger. Eher purer Charme und dieser gilt als ziemlich passend zum heute auftretenden Künstler: STOPPOK, sein Name, der - so man den Oberlausitzer Dialekt kennt - rein gar nichts mit "Halt mal an" gemein hat.

STOPPOK, der seit Anfang Oktober mit seinem neuen und chartuntauglichen Album POPSCHUTZ - nein, keine böse Kritikerstimme, sondern O-Ton auf Stefans Website - am Start ist und damit in der ersten Woche bereits von 0 auf 20 eingestiegen ist, wollte dem Berliner Publikum zeigen, was er drauf hat. Und das soll - wie man hörte - weit ab von Mainstream sein und wird von Stefan STOPPOK schon mit seinem Outfit unterstrichen.
Als gebürtiger Hamburger Jung wurde er von seinem Musikprofessor einst mit dem Tipp versehen, doch besser die Finger von der Musik zu lassen. Als Autodidakt lernte er die Saiteninstrumente kennen und spielen und schlug sich vor knapp 40 Jahren bereits als Straßenmusiker durch. Es entwickelte sich über die Jahrzehnte somit ein eigenständiger und vielleicht auch eigenwilliger Stil mit einem Mix aus Folk, Blues und Rock, gepaart mit poetischen deutschen Texten.

In der aktuellen Besetzung sehen (und hören) wir Stefan Stoppok (Gesang, Gitarre), Bassist Reggie Worthy (immerhin schon seit 19 Jahren in Stefans Band dabei), Schlagzeuger Wally Ingram und Gitarrist Sebastian Niehoff. Bereits im Opener "Ich sag' mal so" rockte das Quartett schon mächtig los, der zweite Song "Alles klar" schloss sich an, wie auch der dritte mit der einprägsamen Zeile "Es hätte nicht besser kommen können, aber schlechter allemal". Es brauchte kaum diese vielzitierten überspringenden Funken, denn das Publikum wirkte wie ausgehungert und genoss sicht- und hörbar von Beginn an auch das eigene Mitsingen. So nahm der Zug im wirklich gut gefüllten Postbahnhof nach knapp 15 Minuten bis in die letzten Reihen richtig Fahrt auf! Beim Publikum trifft STOPPOK offenbar den Nerv einer sehr breiten Altersklasse.

Der bluesige Sound versprühte bald schon Texasflair und die zwischen den Stücken immer wieder wechselnden Gitarren, mit denen Stefan STOPPOK mal mit zärtlichem Zupfen aber dann auch wieder mit druckvoll-dynamischem Einsatz begnadet umzugehen versteht, machten das Zuhören zum Erlebnis. Er erklärte seinem Publikum mit einer doch stets währenden ironischen Zunge in den Moderationen auch, dass einiges vom neuen Album dabei sei und so es gilt es, neue Sachen zu lernen und alte Sachen nicht zu vergessen. Wie wahr. "Mach dich winterfest" ist ebenso ein Track von der neuen Scheibe, ein guter Textgehalt, angehaucht mit folkloristische Elementen. Eine ziemliche Dynamik bis hier, die weder Publikum noch Musiker zur Ruhe kommen ließ.

Bei dem Stück "Wenn du weggehst" vom '93er Album "Happy End im la-la-Land" war nun den ersten leiseren Tönen zu lauschen. Vollkommen richtig, denn man wird halt nicht jünger und hat somit zum Glück auch die menschliche Reife erlangt, gute Texte zu schneidern, die frei jeglicher GZSZ-Lyrics sind. In den Zeilen findet sich absolute Ernsthaftigkeit.c 20141120 1372228854 Das gefällt, völlig klar. Auch den Besuchern, die zum großen Teil eingefleischte Fans waren, weil sie STOPPOK auch als sympathischen Bühnenakteur mögen.

Sodann war im letzten Drittel mehr Zeit für die Akustikgitarre, die leiseren und melancholischeren Töne: "Geh' aufrecht - und du siehst das andere" ... und für den Gastgeiger András Tiborcz, mit dem sie Instrumentensoli vortrugen, die kaum in diesem ansteigenden Tempo anderswo zu sehen sind. Ein starke Spülung für die Ohren, dem Publikum gefiel das außerordentlich - Stillstehen? Fehlanzeige!

Drei voll berechtigte Zugaben wurden noch gefordert, die eine war besser als die andere. Die Fans waren restlos begeistert, was handgemachte Musik anrichten kann, nämlich ein zu einer Einheit gewordenes Publikum aus alteingesessenen Fans und neuen Konzertbesuchern. Die Band muss zudem, was respektvoll angemerkt sei, mit einer super Kondition versehen sein: Bei der jetzigen Tour mit Band vom 10. bis 30. November ist das Pensum, jeden Abend über 120 Minuten ein pralles Programm zu bieten, ein verdammt hartes Stück an Arbeit, Organisation und Ausdauer. Auch hier zeigen sich wieder "Kunst und Purismus" und vor allem, was neue und neugierig gewordene Konzertbesucher wissen müssen: Alles, nur kein Mainstream.


Setlist:
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Termine:

• 20.11.2014 - Leipzig - WERK 2 (STOPPOK mit Band)
• 21.11.2014 - Bremen - Kulturzentrum Schlachthof (STOPPOK mit Band)
• 22.11.2014 - Hamburg - Fabrik (STOPPOK mit Band)
• 23.11.2014 - Ahaus - LOGO (STOPPOK mit Band)
• 24.11.2014 - Neunkirchen (Saar) - Neue Gebläsehalle (STOPPOK mit Band)
• 25.11.2014 - Ludwigsburg - Scala Theater (STOPPOK mit Band)
• 26.11.2014 - Karlsruhe - Tollhaus (STOPPOK mit Band)
• 27.11.2014 - Freiburg im Breisgau - Jazzhaus (STOPPOK mit Band)
• 28.11.2014 - Darmstadt - Centralstation (STOPPOK mit Band)
• 29.11.2014 - Köln - Gloria Theater (STOPPOK mit Band)
• 30.11.2014 - Bochum - Zeche AUSVERKAUFT (STOPPOK mit Band)
• 02.12.2014 - Aachen - Franz (Start der bundesweiten Tour: STOPPOK SOLO 2014)
• 03.12.2014 - Nürnberg - Gutmann am Dutzendteich (STOPPOK SOLO)
• 04.12.2014 - Marburg - Kulturladen KFZ (STOPPOK SOLO)

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos und weitere Termine auf Stefans Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Stefan Stoppok: www.stoppok.de




Fotostrecke:

 
 
 
 

   
   
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