STERN-COMBO MEISSEN am 23. August 2014
in der Nicolaikirche in Rostock

 

Ein Konzertbericht mit Fotostrecke von Bodo Kubatzki


Es sind tatsächlich 50 Jahre vergangen, seit Martin Schreier mit gleichgesinnten Schulfreunden begann, die damals angesagte Beatmusik der Stones oder Beatles nachzuspielen. Sie gründeten die STERN-COMBO MEISEN. Der Name der Combo wurde einfach von der Kapelle übernommen, die vorher den Probenraum genutzt hatte.a 20140827 1163467546 Es vergingen noch 11 Jahre, in denen die Band ihren eigenen Stil entwickelte, um dann mit "Der Kampf um den Südpol" ihren ersten nationalen Hit zu landen. Doch das ist alles Geschichte, die man an vielen Stellen nachlesen kann.

Die STERN-COMBO MEISSEN ist derzeit auf Jubiläums-Tour und machte Halt in Rostock. Grund genug, mir das Konzert anzusehen, denn es ist schon wieder 2 1/2 Jahre her, dass ich bei einem Konzert dieser Band dabei sein durfte. Damals spielten sie noch in komplett anderer Besetzung, mit Ausnahme von Martin Schreier und Schlagzeuger Frank Schirmer. Die STERN-COMBO MEISSEN hat im Laufe der Jahrzehnte viele Veränderungen durchlebt, doch keine waren so einschneidend, wie die in den vergangenen zwei Jahren. Dass die Band jetzt ausgiebig tourt, ist umso bemerkenswerter.

Auf das Konzert war ich wirklich gespannt, nicht nur weil die Rostocker Nikolaikirche für viele Bands eine soundtechnische Herausforderung darstellt. Ich erinnere mich an Zeiten, als die STERN-COMBO im Rostocker Klubhaus der Neptunwerft mit einer Pseudo-Quadrophonie-Anlage aufgetreten ist und aus den Boxen ein fantastischer Sound erklang. Auch das ist jetzt knapp 40 Jahre her.

Als sich die Nikolaikirche gegen 19:30 Uhr langsam füllte, stellte ich fest, dass eher die 'reifere Jugend' den Weg ins Konzert gefunden hatte. Erst sehr viel später entdeckte ich beim Fotografieren einige junge Leute, die das Konzert auf dem Rang verfolgten, der an diesem Abend eigentlich für das Publikum gesperrt war.

b 20140827 1630110951Gegen 20:00 Uhr erklangen mir unbekannte Töne elektronischer Musik. Die Band hatte für ihre Jubiläumstour offensichtlich einen neuen Opener komponiert. Der geplante nahtlose Übergang zum folgenden Stück mit dem bezeichnenden Namen "Der weite Weg" klappte dann leider nicht. Wer hatte denn da den falschen Stecker gezogen? Sympathisch überspielte Bandchef Martin Schreier die Situation, bis der Fehler gefunden war, um den Titel dann auf seinen E-Drums einzuleiten.

Die Idee zu dem Song "Die Sage" sei der Band auf einer Tour durch das Thüringer Burgenland gekommen, erzählte Schreier. Der charismatische neue Sänger Manuel Schmid, der auch die Keyboardparts für den im Januar verstorbenen Thomas Kurzhals übernahm, sang den Titel sehr gefühlvoll. "Was bleibt", ein weiterer älterer Song aus der Feder von Kurzhals, wurde dem erkrankten ehemaligen Sänger Reinhard Fißler gewidmet. Hier beeindruckte mich vor allem der Satzgesang. Leider schafften es die Tontechniker selbst nach drei Titeln nicht, den Sound so einzustellen, dass alle Instrumente und die Gesangsstimmen differenziert herauszuhören waren. Der Schlagzeugsound ging im Hall des Altarraums unter und der dröhnende Bass nervte besonders in den vorderen Reihen. Hinten klang alles etwas angenehmer, doch eben nicht gut. An diesem Manko änderte sich leider während des gesamten Konzertes nichts.

Drei neuere Stücke vom letzten Album "Lebensuhr" schlossen sich an. Bei "Ein Tag, ein Jahr, ein Leben" legte Manuel Schmid eine fantastische Piano-Improvisation hin. Sein Habitus erinnerte mich dabei ein wenig an den jungen Keith Emerson. Der Song ist im Übrigen die erste Komposition, die Schlagzeuger Frank Schirmer zum Repertoire der Band beigesteuert hat. Bei dem folgenden, irgendwie irisch klingenden Stück "Reiter der Nacht", übernahm Martin Schreier den Gesangspart.c 20140827 1968520588 Es sind nicht viele Songs, die er bisher gesungen hat, doch sind seine Stimme und seine Art zu singen sehr charakteristisch. Das schlagerhaft anmutende "Lebensuhr" bildete den Abschluss des Blocks mit neuen Songs. Zugegeben, dieser Titel traf nicht meinen Geschmacksnerv. Ich bevorzuge die vom Art-Rock beeinflussten Titel. Die vermeintlich radiotauglichen Songs passen irgendwie nicht ins musikalische Konzept der Band, finde ich.

Das Lied "Der Eine und der Andere" entsprach dann schon eher meinem Musikgeschmack. Die beiden im Song besungenen Typen stellte Manuel Schmid eindrucksvoll dar. Mit "Der Alte auf der Müllkippe" erinnerte die Band an den ehemaligen Keyboarder und Perkussionisten Norbert Jäger, der die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat.

Nach einer kurzen Pause wurde es klassisch. Ravels "Bolero" kam zur Aufführung. Martin Schreier erwähnte, dass sie die erste Band in der DDR gewesen seien, die sich Klassikadaptionen widmete. Dazu gab es kurze Auszüge aus Vivaldis "Frühling" oder Mussorgskis "Eine Nacht auf dem kahlen Berg". Das durch Klassik beeinflusste "Weißes Gold" würde es dann beim nächsten Konzert in Rostock in voller Länge zu hören geben, versprach Martin Schreier. Doch ergänzte er schnell mit "Vielleicht!", was zu einigen Lachern im Publikum führte.

Es folgten weitere ältere Stücke, wie "Licht in das Dunkel", "Mütter gehen fort ohne Laut" oder "Also was soll aus mir werden", um nur einige zu nennen. Manuels beeindruckende Interpretation der Ballade "Du komm her" wurde dabei mit viel Beifall bedacht. Bei der Andreas Bicking Komposition "Schnee und Erde" begeisterte mich vor allem der mehrstimmige Gesang.

Setlist:
• Intro (neu)
• Der weite Weg
• Die Sage
• Was bleibt
• Ein Tag, ein Jahr, ein Leben
• Reiter der Nacht
• Lebensuhr
• Der Eine und der Andere
• Der Alte auf der Müllkippe
• Ravels Bolero
• Licht in das Dunkel
• Mütter gehn fort ohne Laut
• Stundenschlag
• Du komm her
• Also was soll aus mir werden
• Schnee und Erde
• Der Kampf um den Südpol
---Zugaben---
• Rabe-Medley
• Eine Nacht
• Wir sind die Sonne
"Der Kampf um den Südpol" bildete den Abschluss des regulären Sets. Martin Schreier stellte Band und Technik-Crew vor und bedankte sich bei Dietmar Ränker von der Band BERLUC für die Unterstützung beim Bereitstellen der Beschallungstechnik. Dem Publikum gab er mit auf den Weg: "Wenn ihr jemand bei den öffentlich rechtlichen Sendern kennt, sagt ihnen, dass es neben Schlager und Volksmusik auch noch etwas anderes gibt!" Recht hat er!

Die Band ließ sich nicht lange um Zugaben bitten: "Wir spielen noch einige Stücke, wenn ihr wollt." Und das Rostocker Publikum wollte. Musikalisch bewegte sich die Band jetzt in Richtung Ende der 80er Jahre, als ihre Musik dem damaligen Zeitgeist entsprechend, etwas Rock und Pop orientierter war. Tontechniker René Niederwieser griff zur Gitarre und rockte mit der Band die Kirche. Das Medley aus "Leben möcht ich" und "Mein Weg" riss das Publikum endlich von ihren Stühlen. "Eine Nacht" und natürlich "Wir sind die Sonne" verleiteten dann gar zum Mitsingen. Mit diesen populären Songs ging ein bewegender Abend zu Ende, der bei vielen bestimmt Erinnerungen wach werden ließ. Die Band nahm sich nach dem Konzert Zeit, um Autogrammwünsche zu erfüllen bzw. Anekdoten aus ihrer bewegten Geschichte zu erzählen.

Auch wenn der Sound an diesem Abend wirklich katastrophal war, wird mir das Konzert in guter Erinnerung bleiben. Ich erlebte Musiker dreier Generationen, die das Erbe der STERN-COMBO MEISSEN am Leben erhalten. Getragen wurde das Ganze vor allem durch den sympathischen Manuel Schmid, der eine unglaubliche Bühnenpräsenz besitzt und mit seiner facettenreichen Stimme die alten Songs modern zu interpretieren wusste. Irgendwo habe ich vor kurzem gelesen, dass es neues Songmaterial geben soll. Das macht Hoffnung auf weitere Jahre mit dieser traditionsreichen Ost-Rock-Legende.



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Termine:

• 06.09.2014 - Erfurt - DASDIE Brettl
• 12.09.2014 - Meißen - Theater AUSVERKAUFT!
• 13.09.2014 - Meißen - Theater (Matinee mit Gästen)
• 03.10.2014 - Pirna - Kleinkunstbühne Q24
• 04.10.2014 - Glauchau - Stadttheater
• 11.10.2014 - Dresden - Lukaskirche
• 17.10.2014 - Wismar - St. Georgen Kirche
• 24.10.2014 - Güstrow - Ernst-Barlach-Theater
• 08.11.2014 - Schleife - Sorbisches Kulturzentrum
• 15.11.2014 - Dessau - Schlossplatz
• 19.12.2014 - Ortrand - Stadtkirche St. Barbara

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Bitte beachtet auch:

• off. Homepage der Stern-Combo Meißen: www.stern-combo-meissen.com
• Portrait über die Stern-Combo Meißen: HIER klicken





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