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Ein Konzertbericht mit Fotos von Bodo Kubatzki



Beim Night Of The Prog Festival Anfang Juli dieses Jahres drückte mir jemand einen Flyer in die Hand: BARRACUDA TRIANGLE - am 1. und 2. August live im A-Trane Berlin. Ich erkannte Jonas Reingold, Thomas Bodin und Felix Lehrmann von der schwedischen Progressive Rock Band THE FLOWER KINGS auf dem Bild. Da ich großer Fan dieser Band bin, erregte der Flyer mein Interesse. Allerdings waren die Informationen zu mager, um eine Vorstellung davon zu erhalten, welche Musik die drei spielen werden. Außer einem Teaser auf Soundcloud mit drei kurzen Snippets und den Worten PROG POWER FUSION, kam ich an keine weiteren Informationen über dieses Projekt.a 20140820 2027780757 "Egal", dachte ich mir, "du magst die FLOWER KINGS, du magst die Solo-Scheiben von Thomas Bodin und die Projekte in denen Jonas Reingold mitwirkt, insbesondere die Jazz-Rock Scheiben von LALLE LARSONS WAVEWORLD, auf denen er Bass spielt" - Das waren doch Gründe genug, sich die Band anzuhören.

Samstag, der 2. August, war einer dieser drückend heißen Tage, an dem mitten in Berlin kein Lüftchen wehte. Rechtzeitig im Stadtteil Charlottenburg angekommen, fand sich Gelegenheit, im Jazz-Café 'Grolmann', das sich unweit vom 'A-Trane' befindet, noch ein Gläschen Wein zu trinken und einen Happen zu essen. Glücklicherweise ergab es sich, dass sich auch die Musiker hier vor dem Gig noch etwas stärken wollten. So hatte ich Gelegenheit, Felix Lehrmann mit Fragen zu nerven, um meine Neugier zu befriedigen.

Natürlich wollte ich wissen, wie es dazu kam, dass er, als junger Berliner Musiker, in dieser international renommierten schwedischen Prog-Institution trommelt. In entspannter Atmosphäre erzählte Felix, dass er im November 2011 eine E-Mail von Jonas Reingold erhalten hatte, ungefähr mit dem Inhalt: "We are THE FLOWER KINGS, looking for a drummer". Da er die Band bis dahin nicht kannte, und er hinter dem Namen eher eine Cover-Band vermutete, blieb diese Mail zunächst unbeachtet. Einige Tage später schaute sich Felix die YouTube-Videos an, auf die Jonas verwiesen hatte, und merkte, dass Potenzial hinter dieser Musik steckt. Besonders die langen Instrumentalpassagen gefielen ihm. Also bekundete er sein Interesse. Dann ging alles ganz schnell. Bereits zwei Monate später saß er mit den FLOWER KINGS im Studio, um die Doppel-CD "Desolation Rose" einzuspielen. "Die haben die Katze im Sack gekauft", sagte er spaßig. Heute sei er glücklich, dort mitzuspielen, denn auch zwischenmenschlich funktioniere es ausgezeichnet.

b 20140820 1165644422Zum Projekt BARRACUDA TRIANGLE erfuhr ich, dass sie während der Sound-Checks zu den FLOWER KINGS-Konzerten beim Jammen gemerkt hätten, dass da etwas abläuft, das man ausbauen könne. Thomas hatte schon viele musikalische Ideen zusammengetragen, an denen sie dann gemeinsam weiter gearbeitet haben. Die Idee eines zusätzlichen Bandprojekts war geboren. Das ganze Material soll im September/Oktober auf CD erscheinen und im Herbst soll eine Tour folgen. Die beiden Gigs in Berlin, die in der Reihe "Felix Lehrmann & Friends" laufen, bei der man Felix in drei verschiedenen Band-Konstellationen erleben konnte, würden vor allem dazu dienen, das Material live auszuprobieren. Thomas Bodin ergänzte, dass ihre CD und später auch die Konzerte eine zusätzliche, visuelle Komponente erhalten werden. Der schwedische Komponist, Foto- und Computer-Künstler Per Nordin würde zu den Songs Videosequenzen und Computeranimationen produzieren, die Bestandteil der Performances werden sollen.

Das Gespräch steigerte meine Neugier auf die Musik natürlich ungemein. Das 'A-Trane' ist ein sehr kleiner Jazz-Club mit fast familiärer Atmosphäre, in dem jedoch schon Künstler von internationalem Rang aufgetreten sind. Namen wie Herbie Hankock oder Diana Krall werden auf der Webseite erwähnt. Familiär, das traf es an diesem Abend am ehesten, denn auch Felix' Schwester mit ihrem Sohn und seine Eltern waren zu Gast. Der Stolz war Vater Michael, der in der Berliner Musikszene kein Unbekannter ist, ins Gesicht geschrieben. Leider gab es im Club noch viele leere Stühle, als Felix gegen 21:15 Uhr die Band in fließendem Englisch vorstellte. Er wies noch darauf hin, dass es in den vorderen Reihen etwas laut werden könne, denn es sei kraftvoller Power Prog, den es gleich auf die Ohren geben würde.

So war es dann auch. Das mit "Tomoro" betitelte Eröffnungsstück kam als düstere Nummer im 7/4 Takt daher, bei der die drei Instrumentalisten von Beginn an zeigen konnten, dass sie ihre Instrumente virtuos beherrschen. Jonas Reingold begann mit einem sich wiederholenden Thema über zwei Takte, das von Felix' Breaks quasi zerhackt wurde. Thomas Bodin unterlegte das Thema mit Disharmonien.c 20140820 1133819824 Das Stück steigerte sich allmählich und ging in eine Orgelimprovisation über. Nach ca. 10 Minuten entwickelte sich so etwas, wie eine beinahe eingängige Melodie, die jedoch noch einmal durch ein kurzes Schlagzeugsolo unterbrochen wurde, um danach neu aufgebaut zu werden.

Mit "Acid Rain" blieb die Band im Bereich der düsteren Musik. Eine melancholische Pianomelodie, die irgendwie an Regentropfen erinnerte, wurde von wenigen Harmonien unterlegt. Disharmonien und eine sich ins Monotone steigernde Improvisation auf dem Fretless Bass machten die anfängliche Zartheit des Stückes jedoch zunichte, so wie saurer Regen unsere Wälder zerstört.

Bei dem folgenden Stück "Reversed Mind" blieb es düster und disharmonisch, getrieben von einem eindringlichen Schlagzeugrhythmus. Eine Keyboardsequenz entwickelte sich zu einem sakralen Orgelthema, das fast versöhnlich klang, bevor Schlagzeug und Bass diesen 'Wohlklang' wieder zerhackten.

Felix kündigte "The Last One" als The Ballad of the group an. Fretless Bass kombiniert mit fetten Bass Pedal Sounds, dazu schwermütige Keyboardflächen, ja das klang nach einer Ballade. Diese wirkte wie eine Erlösung nach der bisherigen Düsternis.

Thomas meinte, er hätte das folgende Stück "Electro Shock Therapy" nach einem längeren Aufenthalt in Russland geschrieben. Viel Piano, schräge Harmonien - mittendrin ein Thema, das an eine Kirmes erinnerte, dies alles sorgte für viel Abwechslung bei dieser 'Therapie'.

Die eingängige FLOWER KINGS-Nummer "Stardust We Are" wurde nur von Piano und Fretless Bass gespielt - eine interessante instrumentale Interpretation der eigentlichen Gesangsmelodie. Felix untermalte dieses unter die Haut gehende Stück erst ganz am Schluss mit seinem dezent gespielten Schlagzeug.

Setlist:

• Tomoro
• Acid Rain
• Reversed Mind
• The Last One
• Electro Shock Therapy
• Stardust We Are
• Pure Life
---
• Babylon
Danach wurde es wieder etwas heftiger. Thomas wollte das folgende Stück "Feiertag des 4. Reiches" nennen, doch gemeinsam einigten sie sich auf "Pure Life". Dabei spielten sie noch einmal virtuos auf und vereinigten all ihre Qualitäten aufs Großartigste.

Thomas wirkte den Abend über sehr konzentriert an seinen Keyboards, was jedoch keinen verwunderte, bei den komplizierten Läufen die er spielte. Felix trommelte im präzisen Timing und warf dabei erstaunliche Breaks ein. Jonas, der lediglich seinen Fretless Fender Jazz-Bass spielte, entlockte diesem unglaubliche Töne und faszinierte mit schweißtreibenden Improvisationen. Sein Zusammenspiel mit Felix Drums groovte ungemein.

Erschreckt stellte ich fest, dass das Konzert schon beendet werden sollte. Mit der FLOWER KINGS-Nummer "Babylon" spielten sie noch eine Zugabe. Jonas spielte mit seinem Bass eine Schleife ein, zu der er improvisierte. Ein kurzes Drum-Solo leitete in das Babylon-Thema über.

Auch wenn dies nur ein kurzes Konzert war, haben mich die drei Herren mit ihrem (Neben-)Projekt BARRACUDA TRIANGLE voll überzeugt. Ich freue mich schon auf die Tour im Herbst, bei der es dann auch die zusätzliche visuelle Komponente geben wird.



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