Dorfrock XIX am 4. Juli 2014 in Schmadebeck

 

 

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Ein Konzertbericht von Steffen Huth mit Fotos von Emma Huth


19 Mal Rock 'n Roll auf'm Land - Eine große Wandzeitung am Rande der Bühne zeugt davon. Sie zeigt die Konzertplakate von Uwe Jensen, Renft, Cäsar, Ute Freudenberg, Puhdys, Karat, City bis hin zu Veronika Fischer. Vroni war 2005 in Schmadebeck und hatte damals den Bassisten Axel "Lexa" Schäfer im Bandgepäck.a 20140706 1579828001 Schäfer ist damals nach der Wende mit fast der gesamten Stern Meißen Band zu Veronika Fischer gewechselt und hat so 15 Jahre später Schmadebeck kennengelernt. Insofern hat Axel auch keine Bedenken, wenn er beim Soundcheck auf eine grüne, menschenleere Wiese mit Zirkuszelt guckt. Er weiß: das treue Dorfrockvolk kommt nach der Arbeit pünktlich zum Konzert.

Doch heute ist es ein bisschen anders. Die DFB-Elf spielt ab 18:00 Uhr ihr Viertelfinale bei der Fußball-WM, und so ist ganz Deutschland auf Fernsehen angewiesen. Kurzum stellen die Macher des Dorfrocks einen Fernseher ins Zirkuszelt und pünktlich zum Anstoß können die Sterne aus Meißen auch am Spiel teilhaben.

Die Halbzeitpause nutzen die jungen Männer von RAGE 'N LOVE, ihre Botschaft an die Fußballfans zu richten: "Punks not Dead" steht auf ihrem Plakat und los geht es mit Titeln von Bands wie z.B. Green Day und The Ramones. Die Acht- und Neuntklässler haben nun einen Auftritt auf großer Bühne mit wenig Publikum. Die Zuschauer kommen erst nach dem 1:0 Sieg über Frankreich gegen 20:30 Uhr zum Konzertgelände, auf dem die Sterne aus Meißen dann auch ihr Konzert beginnen.

50 Jahre STERN (jetzt wieder COMBO) MEISSEN stehen Gründer Martin Schreier buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Zusammen mit seinem damaligen Klassenkameraden Detlef Seidel gründeten sie eine Band, die mit Art Rock in den 70er Jahren ihren Durchbruch schaffte.b 20140706 1121631651 Mit Bombast-Rock und epischen Werken begeisterte die STERN-COMBO MEISSEN die Jugend der Republik, bevor sich Anfang der 80er Jahre der Zeitgeist änderte und sich die Band, die inzwischen nur noch STERN MEISSEN hieß, der internationalen New Wave Musik anpasste. Zum Ende der DDR waren es eigentlich zwei Bands, die nun aufhörten zu existieren. Einmal die mit den Klassikern aus den 70ern und mit Reinhard Fißler als Sänger, und außerdem die poppige Version der 80er mit Frontmann IC Falkenberg. STERN MEISSEN gelang es nie, beide Fanlager zusammen zu führen, und so reichte es weder modern noch klassisch um nach der Wende weiter zu machen. Erst 1996, als die Ostalgie-Welle das Land erfasste, traten die Sterne wieder auf. Doch immer wieder trat dieser musikalische Bruch auch Jahrzehnte später wieder auf. Es gab in den letzten 20 Jahren viele Umbesetzungen, offene Streitigkeiten unter den Musiker, immer wieder wechselnde Stilrichtungen gepaart mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Eine klare Linie gab es erst wieder, als der langjährige Keyboarder Thomas Kurzhals wieder einstieg und man sich klar zur klassischen Stern-Epoche ohne Playback bekannte. So konnte man das Jubiläumsjahr 2014 angehen, welches mit einer Live-DVD im Vorjahr eingeläutet wurde. Doch dann verstarb der Mastermind der Band im Jubiläumsjahr. Seit jenem 2. Januar 2014, an dem Thomas Kurzhals die Augen schloss, muss die STERN-COMBO MEISSEN nun endgültig mit jüngeren Musikern weitermachen, das Potential und die Erfahrung der Alten ist erschöpft bzw. krank oder verstorben. Thomas wird ein immer lebender Bestandteil der Bandgeschichte sein, sowie auch Norbert Jäger oder Reinhard Fißler. Nun sollen es die Jungen richten, und da hat die Band seit Herbst 2012 schon einen Glücksgriff getan, als sie einen gewissen Manuel Schmid als neuen Sänger aufnahm. Dem jungen Mann brauchten die Bandmitglieder gar nicht lange etwas von der STERN-COMBO erzählen, denn Manuel kennt die Band von seinen Eltern, die große Fans der Band sind. Mit dieser Musik aufgewachsen, spielte sich Manuel schnell in die erste Reihe. Und mit einem Mal ist sie wieder in der Band ... die neue Welle der Jugend!

Die STERN-COMBO MEISSEN begann mit Songs wie "Die Sage" oder "Der Alte auf der Müllkippe", angespielt wurde der Bolero, natürlich durfte "Was soll aus mir werden" nicht fehlen. Ein Blocken mit Songs aus der neuen CD (2012), z.B. "Die Zeder von Jerusalem" und meinem Favoriten "Was bleibt", gab es auch. Irgendwie viel zu schnell begann das Quintett schon mit dem Zugabeteil. Ich hatte das Gefühl, das etwas fehlte. Der Veranstalter hielt auch eine Pappe von der Seite rein und ... ich weiß nicht ... die Sache war noch nicht rund. Im Zugabeteil merkte man es dann, was fehlte: die Stimmung, die auf die Zuschauer überschwappt. Doch jetzt singt die Band "Eine Nacht", begleitet vom Gastgitarristen René Niederwieser (ex PERL), aus der IC Falkenberg-Zeit. Und genau das ist es, was die Schmadebecker Zuschauer hören wollten. Ein Lied aus der Zeit, als auch der einfache Mann und die einfache Frau die Botschaft der Band verstanden und mitsingen konnten. Doch mit "Wir sind die Sonne" als letztem Song des Sets ist dann wirklich Schluss. Mir persönlich haben ein oder zwei Songs gefehlt. Den Sternen bleibt zu wünschen, dass sie mit einer gehörigen Portion Demokratie und Respekt füreinander die Balance halten - bandintern aber auch zwischen dem Alten und dem Neuen. Die Chance ist auch im 50. Jahr des Bestehens noch da. Ich hoffe, dass der supergute Frontmann Manuel Schmid nicht verheizt heizt wird und sich nicht so schnell verbraucht. Danke STERN-COMBO MEISSEN für 50 Jahre erstklassiges Kulturgut!

Die vielen fleißigen Helfer und Helferinnen um Rüdiger Kropp warten sehr angespannt. Werden die Zuschauer kommen? Trotz Fußball? Das kalte Bufett ist gut angenommen worden, das Wetter hält, und das Line-Up hat große Namen. Denn neben der STERN-COMBO MEISSEN erwartet die Zuschauer jetzt eine KISS-Show aus Ungarn. Und siehe da, immer noch rollen Autos auf den Dorfrockparkplatz, immer noch werden Eintrittskarten verkauft, denn viele wollten nach dem Fußball doch noch die Show sehen: KISS livehaftig. Auch wenn dieser Gene Simmons auf der Bühne 20 Zentimeter zu klein wirkt und die Schminke von "The Spaceman" etwas blass ist - es geht nicht um die Optik. Die vier Musiker, die eine 1.200 Kilometer lange Anreise hatten, kommen musikalisch vom Feinsten daher. KISS FOREVER BAND heißt die Kapelle, in der die Herren Zoltán Váry alias "The Starchild" (Gesang, Gitarre), Pocky Demon alias "The Demon" (Gesang, Bass), Zoltán Maróthy alias "The Spaceman" (Gitarre, Gesang) und Radek Sikl (Schlagzeug, Gesang) das Original nahezu originalgetreu kopieren. Die aus Budapest in Ungarn stammende Musikgruppe wurde 1995 durch Zóltan Váry, Zóltan Füzfa, Zóltan Maróthy und Tobola Csaba gegründet und ist Europas authentischste und Beste KISS Tribute Band. Davon konnte man sich am Freitag in Schmadebeck überzeugen. Man kann diese Show vor allem an diejenigen weiterempfehlen, denen es auf den Hörgenuss ankommt. Nebenbei erfahre ich, dass einer der Musiker Gitarre bei Zsuzsa Koncz spielt. Die Welt ist klein - gerade in der Musikszene. Bunt ist die Musik, wie das Leben.

Nachdem die Schminke ab ist, bleibt den Schmadebeckern nur zu gratulieren. Sie haben an jedem ersten Juli-Freitag der letzten Jahre so einen kleinen Familienkreis auf die Dorfrockwiese gezaubert, der hoffentlich noch lange hält. Sie haben bewiesen, dass man mit Zusammenhalt und ohne öffentliche Hand eine Live-Musikreihe schaffen kann, zu der große Namen gerne kommen. Fortsetzung folgt beim ...

Dorfrock XX am 3. Juli 2015




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Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage der Stern-Combo Meißen: www.stern-combo-meissen.com
• Off. Homepage von KISS Forever: www.kissforeverband.hu
• Off. Homepage des Veranstalters: www.kroepeliner.de/dorfrock





Fotostrecke:

 
Vor dem Festival:
 
 
 
 
 
Rage N' Love:
 
 
 
 
 
Stern-Combo Meißen:
 
 
 
 
 
KISS Forever:
 
 
 



   
   
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