Einmal Ostsee und zurück - Unterwegs mit Christian Haase (Teil 3)
(Ein Porträt. Ein Erlebnis. Viele Begegnungen.)

 

Bericht: Andreas Hähle
Fotos: Patricia Heidrich & Karoline Jegodtka (Schülerin der freien Schule Rerik, während des Workshops für die Pressearbeit tätig)

 


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Workshop in der Freien Schule Rerik
Wir verbrachten also - weil wir ja doch so schön rechtzeitig angekommen sind - ziemlich relaxed und entspannt einen Teil des weiteren Tages bis kurz nach Mittag bei René in dessen Haus und mit dessen Bohnensuppe. Vor allem mit seinen Erzählungen. Wer etwas über Roggow, Rerik, Wustrow (auf diese Halbinsel komme ich später noch zu sprechen) und mehr Orte dieser Gegend erfahren möchte, der wende sich einfach an René in Roggow. Er kennt sich nicht nur aus, sondern auch scheinbar jeden und jeder kennt ihn. Das einzige Problem, wenn man ihm zuhört, ist, dass man die Zeit darüber vergisst. René kommt ursprünglich aus Berlin und irgendwann hat es ihn nach Roggow verschlagen. Die Umtriebigkeit, die man den Berlinern nachsagt, hat er scheinbar mitgenommen in diesen wunderschönen kleinen Ort am Salzhaff. Er ist einer von denen, die man die Unentwegten nennt und über deren vielfältige Aktivitäten man einfach nur staunen kann. Und die zum Glück zur Folge haben, dass keine Frage unbeantwortet bleibt. Man erfährt auch manches, was man sonst nie erfahren würde. Hintergründe, Lebensgeschichten. Vieles davon teilt er gerne und sehr eloquent mit. Wer ihn sucht, der wird ihn finden. Und wenn man ihn findet, dann lohnt sich das auf jeden Fall. Er ist Vorsitzender des Vereins "Wir am Salzhaff", Vorstandsmitglied des Kornhaus e.V. in Bad Doberan, Moderator des Bad Doberan Magazins beim LOHRO Radio Rostock, Mitglied des BUND und Stadtvertreter der Stadt Rerik und noch einiges mehr und alles ehrenamtlich natürlich. Außerdem kocht er eine wunderbare Bohnensuppe.

Mit der Freien Schule in Rerik hat er auch etwas zu tun. Nämlich mit deren Gründung. Aber dazu später mehr. Und wer ganz neugierig ist, der kann sich ja schon mal ein wenig über diese Schule erkundigen, in welcher Christian Haase am 4. März 2010 den ersten Teil eines Workshops leitete: www.freie-schule-rerik.de. In dieser Schule nun sollten wir ab 14.00 Uhr mit unserer Arbeit beginnen und wir waren auch rechtzeitig da, diesmal ohne Navigator und ohne Karte, aber mit René als Wegführer. In der Schule selbst - freundlich gestaltet war sie, hell und leuchtend und die Sonne schien uns durch die Fenster in die Gesichter - wurden wir mehr als freundlich empfangen.

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Die Schüler waren gespannt, neugierig, aufgeregt und auch ein wenig verunsichert darüber, was denn die merkwürdigen vier Leute denn nun eigentlich von ihnen wollten und ihnen beizubringen dachten. Diese vier Menschen begannen jedoch erst einmal, ganz seltsame Requisiten auszupacken und aufzubauen und die Fenster abzudunkeln. Es ist immer etwas Eigenartiges, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, mit Kindern zu arbeiten. Kinder haben, auch wenn ihnen das selbst nicht so sehr bewusst ist, ein ganz feines Gespür dafür, mit wem sie "können" und mit wem nicht. Der erste Moment, der erste Eindruck, ist dabei immer der entscheidende Punkt, ob es danach wunderbar funktioniert, ob es etwas schwieriger wird, sie zu interessieren oder ob es gar nicht geht. Christian Haase hub an zu den Kindern zu reden, ihnen einiges Theoretisches zu erklären über das Theaterspielen und das in einer so lockeren und begeisterten Weise, dass es schon vom ersten Moment an eben klar war, dass es ein wunderschöner Workshop wird. Und so war es dann auch. Mit einer Stunde war die Zeit etwas knapp bemessen, um das Erklären und die ersten Versuche, ein eigenes Theaterstück auf die Beine zu stellen unter einen Hut zu bringen. Zumal es ja auch darum gehen sollte, dass die Schüler selbst eine Art dramaturgisches Konzept für so ein Stück entwickeln sollten, eine Story. Und das taten sie auch. Und nicht nur das.
Mit seiner spielerisch wirkenden Art, die dennoch didaktisch, klar und konzentriert war, auch wenn dieses Angestrengtsein ihm gar nicht anzumerken war, brachte er die Schülerinnen und Schüler dazu, nicht nur ein Stück zu erfinden, sondern es gar in Ansätzen so gut im Theaterspiel wiederzugeben, dass sich am Ende die Lehrerin und Kinder wie auch Haase und Mannschaft einig waren, dass dieses Stück unbedingt vor einem größeren Podium, nämlich vor den anderen Schülern dieser Schule, zur Aufführung gelangen sollte. Und so beschloss man es.
Unglaublich spannend fand ich auch André Kemnitz-Voigt als stumm gestikulierenden Gehilfen des Haasen, der sein pantomimisches Talent so witzig einbrachte, dass manche staunende Augen sich gar nicht mehr so richtig von ihm abzuwenden vermochten. Kein Wunder, denn er war tatsächlich einmal Pantomime. Und diese Kunstform zu beherrschen ist in der Tat nicht jedem gegeben. Vielleicht lag es ja auch ein wenig an ihm, für welch zirkusartige Story sich die Kinder entschieden haben.

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Natürlich hatte dieses Stück auch einen Titel: "3 Clowns in Love". Letztendlich war jedoch nur ein Clown der echte. Kurz zusammengefasst war es so: Ein Clown betritt die Bühne mit einem Pferd. Er füttert das Pferd, versorgt es und just in jenem Moment kommt die wunderschöne Seiltänzerin vorbei. Ach, wie da das Herz des Clowns erglühte. In Liebe. Blumen wollte er ihr schenken, aber als er sich endlich dazu durchdringen konnte, war die Schöne an ihm vorüber geschwebt. Nein, er hatte es nicht einfach, der Clown. Und es sollte noch schlimmer kommen. Denn der Teufel erschien plötzlich und auch er war hingerissen und mehr als nur interessiert an der schönen Seiltänzerin. Da hatte der Clown aber große Konkurrenz. Und es sollte noch schlimmer kommen. Gott höchstselbst erschien plötzlich, eigentlich um den Teufel zu vertreiben, aber gerade in ihn verliebte sich nun unsere Seiltänzerin. Man möchte Tränen vergießen aus Mitleid mit dem armen liebeskranken Clown, der sich trotz allem weiterhin rührend um sein Pferdchen kümmerte. Doch da kam die Mama der Seiltänzerin auf den Plan. Mamas denken oft sehr praktisch. Und so war es auch in diesem Fall. Sie war sehr daran interessiert, dass die Tradition einer Zirkusfamilie auch von künftigen Generationen fortgeführt wird. Da Gott sich leider nicht sonderlich für die Seiltänzerin interessierte und der Teufel sich einfach nicht wirklich zu benehmen wusste, kam es dann doch, vielleicht dank der Einflüsterungen der Mama, dazu, dass sich die Seiltänzerin in den Clown verliebte und beide wurden ein Paar. Ja, so war am Ende alles wieder gut, eine Hochzeit stand ins Haus und was Gott und Teufel betraf, die beide Trauzeugen wurden, so war die Ordnung auch wieder hergestellt.

Diese Geschichte ersannen die Kinder. Aber nicht nur das. Denn es waren ja nicht alle Kinder auf der "Bühne". Andere schauten sich die mitgebrachten Geräusche erzeugenden Gegenstände und andere Requisiten wie auch die Technik an und entwickelten sich, wie von selbst und wie von Zauberhand unter Anleitung von Christian Haase und seinem grimassierenden Gesellen zu Bühnenarbeitern und Requisiteuren. Und das mit einer Selbstverständlichkeit und einer Freude daran, dass es richtig Spaß machte und schon an sich unglaublich unterhaltsam war, wenn man diesem fröhlichen Trupp allein bei der Erstellung dieses seltsam-schönen Spieles zuschaute.

Viel zu schnell ging diese Stunde vorbei. Aber bei dieser Stunde sollte es ja nicht bleiben. Was sich daraus dann entwickelte und was für eine Überraschung dem Christian Haase innerhalb dieser Stunde noch begegnen sollte, das erfahrt Ihr im nächsten Teil.

Fortsetzung folgt! Demnächst: Eriks Song und Currywurst, egal wo geht

 


 

weitere Eindrücke:

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3 Clowns der Liebe

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Das alte Ehepaar Haase / Kemnitz-Voigt

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Seiltänzerin, Teufel, Clown, Pferd

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Und dann stehst Du im Regen
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Gott und Teufel


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Der Teufel

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Clown der Liebe

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Gott zum selberbauen

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Clown mit den Schirmherrinnen Mutter und Seiltänzerin

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Pressefoto

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Lichtprobe

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Vorhang Nummer 99

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Verbeugung für's geneigte Publikum

 


   
   
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