"40 Jahre Electra" live am 20. Mai 2009 im Kulturpalast zu Dresden

 

Bericht: Marion Dudel
Fotos: Marion Dudel

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40 Jahre Electra, das Jubiläumskonzert am 20.05.09 im Kulturpalast Dresden, ein Erlebnis der Extraklasse!
Bis auf den letzten Platz war der Dresdner Kulturpalast ausverkauft, als die "Neue Elbland Philharmonie" und die Musiker von Electra die Bühne betraten und mit dem "Säbeltanz" den Konzertabend eröffneten. Bernd Aust, der durch das Programm führte, sagte zu Beginn sinngemäß, seine zurecht gelegte Anfangsrede sei fort, so überwältigt wäre er. Jeder Platz bei der "Seniorenkapelle" besetzt. Aust führte seine Ausführungen weiter, erwähnte,dass die Käufer der letzten 7 Eintrittskarten mit dem Kauf bis letzte Woche gewartet hätten, dann erst "zuschlugen". Der Saal lachte. Doch weiter meinte Aust: "Stellt euch mal vor, der Kulturpalast wäre umgebaut mit 1700 Plätzen." Pfiffe wurden laut. "Das (damit meinte er das Konzert) wäre nicht mehr durchführbar gewesen". Witzig schloss er: "Haben wir ein Glück, dass wir jetzt schon 40 geworden sind". Mit diesen Worten machte Bernd Aust gekonnt auf den geplanten Umbau des Dresdner Kulturpalast aufmerksam. Gegen diese Umbaupläne wurden vor der Veranstaltung eine Unterschriftenliste durch die Besucherreihen gereicht. Das erschien mir unbedingt erwähnenswert, denn viele Stimmen, vor allem die von Reinhard Fissler hier auf "deutsche-mugge", wurden schon dagegen laut. Jede weitere zählt!
"Einmal ich, einmal du", "Vier Milliarden in einem Boot" und "Frau im Spiegelglas" sang Gisbert Koreng, bevor Aust "Die Sixtinische Madonna" ankündigte, für die "Bruno" Andreas Leuschner in kürzester Zeit (nur 14 Tage!) ein Orchesterarrangement geschrieben hatte. Der 100 Stimmen starke "Chor Hoyerswerda" und der klassische Tenor Jens-Uwe Mürner betraten die Bühne und versetzten das Publikum mit ihrem Vortrag in fast ehrfürchtige Stimmung. Tosender Applaus, der einfach nicht enden wollte! Alle hatten sich von den Plätzen erhoben und zollten so ihren Respekt, ihre Anerkennung. Ein Teil des Stückes musste erneut vorgetragen werden, bevor wir wieder anhaltend applaudierend bereit waren, in die Pause zu gehen. Ich sah in Gesichter und wusste, meine Nachbarn hatten Gänsehaut wie ich. "Schade", dachte ich, "ich kann meine Empfindungen jetzt und hier mit keinem teilen". Aber das Schicksal war gnädig, schickte mir T. und A., beide "ehrfürchtig angehaucht" wie ich.
Im 2. Teil erklang "Bouree", bevor sich Bernd Aust bei "Locomotive Breath" wie Ian Anderson Flöte spielend auf ein Bein stellte und Gisbert Koreng dazu sang. "Still got the blues" folgte. Lächelnd und verstehend hatte ich ein Regencape auf meinem Platz entdeckt, als ich diesen zu Beginn des Abends aufsuchte. Jetzt könnte es zum Einsatz kommen. Ich saß genau vor Bernd Aust, der seinerseits von der Bühne aus empfahl, es überzuziehen, damit man vor seinem Spiel "geschützt" sei. Es folgte das Stück in dem Bernd Aust, wie bei keinem anderen, seine Flötistenkunst unter Beweis stellt: "Türkischer Marsch". Übrigens, ich habe das Cape nicht benötigt, ich blieb auch so trocken.
Und dann endlich erschien Stephan Trepte, mein Favorit in der Riege der "Nachtigallen" von Electra. Bernd Aust vergaß nicht zu erwähnen, dass Stephan achtmal vom DDR Publikum zum Sänger des Jahres gewählt wurde. Lässig, locker und witzig wie immer präsentierte er sich auf der Bühne und sang sich bei "Wenn die Blätter fallen" und "Wie im Film" die Seele aus dem Leib. "Mampe" Peter Ludewig betrat als Nächster bei "Weiter, weiter" die Bühne und sang auch wie gehabt, "Das kommt weil Deine Seele brennt" und "Der grüne Esel". Erstaunlich, dass Mampe, 68 jährig, bei zuletzt genanntem Titel das Bein immer noch über die Hüfthöhe hebt und einem Clown gleich über die Bühne eilt.
"Tritt ein in den Dom", dem Kulttitel von Electra schlechthin, vorgetragen von Stephan, Mampe und Gisbert, lauschte das Publikum fast andächtig, bevor am Ende des Werkes regelrecht Euphorie ausbrach. Standing Ovations!!! Man wollte sie nicht gehen lassen, die "Seniorenkapelle"! Aust blickte immer wieder irritiert auf die Uhr. Stephan Trepte schmetterte "Nie zuvor" und das Publikum stimmte lauthals ein. Mampe wirbelte über die Bühne, gab "Good golly, miss molly", Klatschen, Trampeln, Pfeifen, Rufen! Die Altherrenriege durfte nicht aufhören! "Seh in die Kerzen" sang Stephan Trepte und ich begann zu "frieren", obwohl mir eigentlich sehr warm war. Es gab Blumen für die "rockigen Geburtstagskinder", eine nette Geste, die mir allerdings immer ein Grinsen ins Gesicht treibt, die wenigsten Männer können mit "derartigem Gemüse" etwas anfangen.
Nein, ich darf sie nicht vergessen, die Soloeinlagen von "Ecki" Eckhard Lipske, der seine Gitarre in altbekannter Weise bearbeitete und ihr Töne entlockte, die regelrecht lebten, und von "Kuddel" Wolfgang Riedel, der wie immer zum Ende seines Parts zum Geigenbogen griff und den Bass damit "streichelte". Erst die machten doch diesen Electra-Abend zu einem runden und gelungenen Erlebnis.
Die Bühne war leer, ich stand und versuchte zu verarbeiten, was ich hier eben erlebt hatte. Fühlte mich plötzlich irgendwie allein. Ein Gefühl, das ich eigentlich nach Veranstaltungen nicht kenne. Ein Blick nach oben in den Rang, zwei Hände winkten mir zu. Wie ich wusste, saßen C. und ihr Freund dort. Meine Welt war wieder in Ordnung. Ich konnte noch kurz über das Erlebte reden. Electra... nein, von dieser Band wird es keine neuen Songs geben. Sie treffen sich und spielen aus Freude ihre alten Titel. Und wenn das Publikum so mitgeht, wie am gestrigen Abend, tun sie das noch viele Jahre weiter. Danke Ihr netten "Senioren", auch für die Zeit, die Ihr Euch nach dem Konzert nahmt, obwohl Ihr noch feiern wolltet, und HAPPY BIRTHDAY zum 40.!!!



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