Sergejwitsch live am 05. Juni 2009 in der "Alten Schmiede" zu Berlin

 

Bericht: Dietmar Meixner
Fotos: Dietmar Meixner

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Ich war zum ersten Mal auf dem Weg in die alte Schmiede. Eine Kulturstätte, die im Juni 2006 als Jugendbegegnungstätte des Sozialdiakonischen Werks in Berlin Lichtenberg eröffnet wurde. Es roch immer noch überall nach frischer Farbe in diesem herrlichen alten Gebäudekomlex mit seinem dominaten Ziegelmauerwerk, verschiedenen kleineren und größeren Räumen und dem Zentralen Mittelpunkt, dem Hof mit einem Glasdach versehen. Verschiede Leinensegel können den Lichteinfluss im Hof steuern. Ok, das stellte ich aber alles erst fest, als ich vor Ort war. Doch was trieb mich in die Spittastraße 40? "Sergejwitsch" stand auf dem Plan, und dann noch ein Doppelkonzert mit der Band "8 OF Clubs". Oder war es die dort angesagte Geburtstagsparty zweier Musiker dieser Bands? Oder meinen vielen Freunden, die in diesen Bands spielen? Ich glaube, es war von allem etwas. Es gab bei mir aber auch Ärger, nämlich darüber, dass ich 10 Minuten zu spät kam . "8 OF Clubs" hatte schon angefangen. Mein Problem war nun, dass ich erst einmal viele Hände vor der Tür schütteln musste, denn dort waren bis auf Burkhard Schmidt, der auch bei "8 Of Clubs" spielte, alle Sergejwitsch Leute, samt Dirk Zöllner, vertreten. Man hatte sich dort gemütlich um einen größeren Standtisch versammelt und trank ein Bierchen auf Patti und Burkhard (der aber zur Zeit arbeitete). Schnell einen Schluck genommen und am liebevoll hergerichteten Buffet für alle Gäste vorbei in diesen wunderbaren Hof der alten Schmiede.
Im Innenhof brannte gerade brasilianisches Feuer. Die Band "8 Of Clubs" trieb wirklich fast alle von ihren Sitzen, und als dann noch Elise Eismann (voc) alle mit den Worten zum Mitmachen aufforderte: "Warum sitzt ihr noch und tanzt noch nicht?", da tanzten auch die letzten "Sitzengebliebenen". Sogar die Musik wurde weitestgehend tanzend dargeboten. Eine gesunde Mischung aus Soul, Funk Pop und Samba... Das ging voll ab!
Da Ihr die Band sicher noch nicht kennt, möchte ich sie ganz kurz vorstellen. "8 Of Clubs" sind Elise Eissmann (voc), Tobias Jarosch (Trompete), Jörg Vollerthun (Trompete), Burkhard Schmidt (Sax), Andreas Schneid (drums), Christian Radtke (Key), Christopf Kopmann (git) und Philipp Schwendke (Bass). Dieser eingespielte Bläsersatz dominiert die Musik, aber auch die Sängerin Elisa... Hut ab... wirklich Spitze. Irgendwann werde ich mir mal ein ganzes Konzert dieser Truppe anschauen. Ich hatte eine ganz starke Befürchtung: So eine aufgeheizte Partystimmung bei der ersten Band, und danach folgt Sergejwitsch? Das ging doch gar nicht... Das konnte doch nicht passen!? Interessehalber fragte ich natürlich einige Fans, die kannten Sergejwitsch noch nicht, und das war so fast die Hälfte. Ich glaube auch später, bei den ersten Tönen, mehr die Gesichter im Zuschauerrund beobachtet zu haben, als die Band auf der Bühne. Aber kamen sie nun...? Kamen sie nicht...? Immer wieder standen drei oder vier Musiker auf der Bühne, und immer fehlte einer oder zwei... und es zog sich. Bis Dirk Zöllner endlich Hähle fragte.... "Warum fangen wir eigentlich nicht an?"...
Um 22:00 Uhr ging es dann endlich mit Sergejwitsch weiter... 0000 20140104 1875809780Es war ein gelungener Schachzug, mit dem Titel "Idylle im Krieg" anzufangen. Das war ganz großes Theater, was Dirk Zöllner und Andreas Hähle da ablieferten. Der Gesang von Dirk mit Hähle zusammen als eine super schauspielerische Gesamtleistung, die die Fans ganz andächtig und ruhig auf ihren Sitzgelegenheiten verfolgten. Einige waren offensichtlich verblüfft von dem, was da abging. Und immer wieder die Frage, was das denn für ein Instrument (Ther.) ist, was diese seltsamen elektronischen Geräusche zaubert. Hähle konnte sich auch nicht zurückhalten und betonte scherzhaft, dass er froh sei, in Dirk Zöllner einen alten Ostrocker gefunden zu haben, als er irgendwo in den Straßen von Berlin umherzog. Also ohne Umschweife: Dirk Zöllner und Segejwitsch... das passt! Ich möchte aber auf keinen Fall Burkhard Schmidt (an den Horns) vergessen. Wie er sich gegenseitig mit Dirk die Harmonien zuschob war schon Spitze, und die Spielfreude der beiden blieb keinem verborgen. Andreas Hähle war so gut wie noch nie (das betrifft nur die von mir besuchten Konzerte, Anm. d. Verf.), und war absolut in Höchstform... wortgewandt und souverän auch zwischen den Songs. Heiko, der ja nun seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Bühne Platz nimmt, sah man seine Freude das ganze Konzert über richtig an, dass musikalisch alles auf Höchstform lief. Und was soll man zu Katja Kettler noch sagen, was noch nicht gesagt wurde? Sie machte ihre Arbeit wie immer hervorragend, denn schließlich ist es ja auch ihr Instrument, was "Sergejwitsch" als solches ausmacht. Schade, dass sie bei ihrem Solo-Lied, "Unbekannt", etwas leise rüber kam. Da Hähle zwischen den Titeln auch ankündigte, das Tage zur Zeit wie die vier Jahreszeiten sind - früh am Morgen der Herbst, am Vormittag der Frühling, am Nachmittag der Sommer, und Nachts der Winter - musste natürlich im nächsten Song eine Jahreszeit auch optisch dargestellt werden. Zwei Schneekanonen in Richtung der Zuschauer abgefeuert ließ diese den Winter auf eigener Haut erleben. Optisch war das nur noch durch ein Zauberfeuer bei einem späteren Lied zu toppen, oder war es der Song wo sich Hähle wie in einem Spinnennetz mit Watte umgab? Ich vermag es nicht zu beurteilen, was am Ende der Höhepunkt war...
Ihr merkt schon, es wurde nicht nur für die Ohren, sondern auch für's Auge sehr viel geboten, und die Aktionen gingen alle von den Musikern direkt aus. Sogar die Schneekanone hatte Hähle in der Hand... Diese Einlagen gingen also nicht - wie sonst üblich - von der Technik aus. Und so wurde auch der Nebel durch Hähles Hand ausgelöst. Das sind alles optische Kleinigkeiten, die aber alle eine große Wirkung erzielen. Zur handgemachten Musik passen die handgemachten Effekte perfekt. Eine tolle Show!
Musikalisch waren für mich persönlich die Songs "Vampir", "Lebendig begraben", "Leer" (von Dirk vorgetragen), "Unbekannt", "Feuervogel" und "Doch geht die Welt erst unter" die Höhepunkte des Abends. Achja: Und wie war die Reaktion der Zuschauer? Ich schätze mal so 90 - 95 % aller Anwesenden waren sehr angetan von dem, was ihnen auf der Bühne geboten wurde. Nur ein paar einzelne Gäste fanden scheinbar nicht den Zugang zu dieser Musik. Aber vielleicht ist doch auch bei ihnen etwas Positives hängen geblieben. Wie ich schon oft geschrieben habe: Diese Art Musik, von "Sergejwitsch" kreiert und vorgetragen, ist schwer zu erklären. Ebenso, wie Dirk seine eigenen Titel in dieser Konstellation interpretiert. Man muss es selbst erleben!
"Sergejwitsch" hat auf jeden Fall musikalisch eine Zukunft, und wir werden sicher noch einige Gäste als Musiker mehr bei ihnen erleben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Tina Powileit nur so zufällig da war!?



Foto Impressionen:


Die erste Band des Abends: "8 Of Clubs":

"Sergejwitsch":

 

   
   
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