KARUSSELL live am 07. Juni 2009 in Dresden
(Teil 2)

 

Bericht: Marion Dudel, Hartmut Helms
Fotos: Marion Dudel, Hartmut Helms

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Bericht: Marion Dudel
Das Karussell... wer hat dazu nicht Erinnerungen an Kindertage?! Es ging in rasanter Fahrt im Kreis herum. Eine runde Sache, so ein Karussell. Eine runde Sache? Genau das war auch der Auftritt der Band Karussell am frühen Sonntagabend in Dresden/Gorbitz zum Westhangfest.
Es stimmte einfach alles, das Wetter, die Besucher (die stimmen bei solcherlei "Volks-Festen" nicht immer) und der Auftritt von Karussell. "Als ich fortging" erklang in einer instrumentalen Version, als der Konzertabend begann. "Als ich fort ging", der Titel, den viele nachsangen, doch der zu Karussell gehört wie der "Deckel auf den Topf". Fortgehen ist Abschied, aber auch die Voraussetzung wiederzukommen. Karussell ist wieder da! Im Herbst 2007 erfolgten erste Auftritte, 2008 feierte die Band ihr Comeback und ist seitdem einen geradlinigen Weg in die Herzen der Fans gegangen. Beim Betrachten des Publikums am gestrigen Abend stellte ich erfreut fest, dass nicht nur wir "Oldies", die gestern (jeder für sich) in Erinnerungen schwelgten, vertreten waren. Karussell ist dabei, auch eine jüngere Fangemeinde anzuziehen. Solche Beobachtungen machen mich mehr als glücklich. Möchte ich doch, dass die Musik unserer Jugendtage weiter getragen wird und weiter klingt. Denn es war und ist gute Musik.
Karussell, das sind, Wolf Rüdiger Raschke (keyb, voc, ld), Joe Raschke (voc, keyb, harp), Reinhard Huth (voc, g), Jan Kirsten (b, voc), Benno Jähnert (dr) und Hans Graf (g). Die sechs Musiker waren gestern an Spielfreude kaum zu überbieten. Das "Küken" Joe scheint seine jugendliche Energie auf die "ältere Herrenriege" übertragen zu haben. Teilweise schon in Würde ergraut, wirkten die "Karusseller" topfit und voll euphorischer Energie beim Vortrag ihrer Titel. Zu hören waren z.B.: "Der Gitarrist", "Autostop", "Wie ein Fischlein unterm Eis", "Fenster zu", "Verrückter Vormittag"... bei "Gelber Mond" wurden im Publikum Mond-Laternen geschwenkt.
Joe Raschke hatte den schwierigen Part, Titel wie "Besinnung", "Mein Bruder Blues" und "Wer die Rose ehrt" vorzutragen. Titel, die vor Jahren Cäsar sang, und bei denen das Herz immer noch schwer wird, wenn sie erklingen. "Wer die Rose ehrt", ein Titel der Gänsehaut macht und bei mir unweigerlich stilles Gedenken an Cäsar hervorruft. Joe fand, bevor er diesen Song, der einer Hymne gleicht, sang, die richtigen Worte, um an Cäsar zu erinnern.
Natürlich wurde noch "Als ich fort ging" gesungen. Das Publikum stimmte summend ein, und die wundervolle Melodie schwebte einem Bienenschwarm gleich über die Gorbitzer Kirschenstraße. Zum Ende des Konzertes nahmen sich die Bandmitglieder sehr viel Zeit für ihre Fans. Signierten, beantworteten Frage und stellten sich für Fotos den gezückten Digi-Cams. Das ist nicht mehr bei allen Bands üblich!
Bleibt so publikumsnah und spielfreudig, dann wird sich das "Karussell" noch Jahre weiterdrehen, Erinnerungen bei "Oldies" wachrufen und neue Fans werden auf's Karussell aufspringen und mit Euch Runde für Runde dreh'n.

Bericht: Hartmut Helms
KARUSSELL auf Dresdens Westhang - 7.6.2009, Europawahl
Versprochen hatte der Veranstalter des Gorbitzer Westhangfestes eine Party mit Altstadtblick. Letzteres kann ich schlecht beurteilen, denn ich stand vor der Bühne in der Kirschenstraße. Keine Spur vom Blick in die Altstadt, dafür viel Grün vor den Fassaden der betongestalteten Häuser. Irgendwo sehr weit dahinter und da unten liegt sicher die Dresdner Altstadt, die Neustadt und dazwischen die Elbe.
Eigentlich hatte mich das überraschend aufkeimende schöne Wetter gelockt und die Aussicht, endlich mal wieder ein paar Karussell-Klassiker live genießen zu können. Bis dahin gab's erst mal ein Forum-Mini-Treffen, Bratwurst vom Grill sowie ein Bierchen mit Volksfestambiente zur Partyzeit. Kurz nach 18.00 Uhr fiel mir auch wieder ein, daß man heute auch hätte wählen gehen können (dürfen, müssen?).
Als das Intro das KARUSSELL-Konzert eröffnete, hatten sich einige hundert Dresdener auf dem kuscheligen Platz vor dem Sachsenforum in Gorbitz eingefunden, und die Band begrüßte sie alle mit der Instrumentalversion von "Als ich fortging".
Das rund-erneuerte KARUSSELL um die Bandgründer Wolf Raschke und "Oschek" kommt sofort auf Touren. Die Sonne scheint den strahlenden Musikern in die Gesichter und uns wärmend auf den Rücken. So standen wir wippend und singend vor der Bühne, und ich selbst tauchte wieder tief in die Emotionen vergangener Jahre ein, als die Band Geschichten aus dem Leben schöpfte. Da ist "Autostop", der Song vom Tramper und denen, die an ihrer Jugend vorbei düsen, die Geschichte vom "Mc Donald", seinen 1000 Schafen und der unbeachteten Frau zu Hause oder der Blues vom Phantom "Whisky", dem so mancher erlag. Beim "Gitarristen" sehe ich mich selbst klampfend und träumend in den Jugendjahren und beim "Gelben Mond" fallen mir natürlich auch tolle Erinnerungen ein. Aber Hallo!
KARUSSELL spult ein Programm aus großen Hits ab. Die Band hat das Glück, aus einem wunderbaren Fundus schöpfen zu können. Da stehen sie vor der Bühne und ein jeder hofft auf seinen Song, viele bekommen den ihren. "Als ich fortging" ist so eine Hymne, die einst Dirk Michaelis schrieb, und "Wie ein Fischlein unterm Eis" eine andere aus der Feder des ehemaligen RENFT- und KARUSSELL-Drummers Jochen Hohl.
Eines der ganz leisen Lieder ist "Besinnung" und als es ertönt, kann ich mich der Gänsehaut nicht erwehren. Die Gedanken landen wie von selbst bei dem Mann, der diese Melodie ersann und damals, Anfang der 70er, so inbrünstig sang. Mensch CÄSAR, es tut noch immer so weh! Als ich das bekannte Orgel-Intro der "Rose" aus Wolf's Tasten tönen hörte und Oschek sang "Das wird sein, wenn's sein wird", stand ich da und vergaß, daß hinter mir gesungen wurde. Ich kriegte den Mund nicht auf und den Scheiß-Kloß nicht runter. Es ist schön, daß es so einen Song gibt und so schade, daß die Stimme nicht mehr paßt "...und Mensch ehrt den Menschen".
KARUSSELL rockt in den Dresdener Abend hinein, macht einen kleinen Teil vom Gorbitzer Westhang frei für Gefühle und Begeisterung. Die da auf der Bühne sehen danach glücklich aus, und wir sind's auch. Viele gehen nicht sofort, sondern suchen Gespräche und reihen sich dort ein, wo eine Schlange Wartender Souvenirs unterzeichnen läßt. Klar bin ich auch dabei und auch dann, als Wolf Raschke uns zum Abschluß auf ein Bier (sprich Sprite) einlädt.
Wenn ich heute, einen Tag danach, in die vor Selbstzufriedenheit strotzenden Gesichter der Politiker sehe, die sich und ihre Siege (?) feiern, und dann die Wahlbeteiligung am gestrigen KARUSSELL-Wahl-Sonntag daneben stelle, bin ich froh, die richtige Wahl getroffen zu haben: Ich hatte mich für Rockmusik mit Bratwurst entschieden und ich hab's nicht bereut. Die Musiker konnten sich mit recht feiern lassen. Woher die Politiker ihre Euphorie nehmen, wird mir wohl noch sehr lange ein verborgenes und unlösbares Rätsel bleiben.



Foto Impressionen:


Fotos von Hartmut Helms:

Fotos von Marion Dudel:

 

 


   
   
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