Ostrock in Klassik live am 01. August 2009 in Dresden

 

Bericht: Manuela Fischer, Marion Dudel, Hendrik Kranz
Fotos: Marion Dudel (bunt), Kathrin Neugebauer (s/w), Starmusic (Foto Nr. 3 bei Holger Biege)

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Bericht Manuela Fischer:
Es war ein schöner lauer Sommerabend. Auf dem Programm stand Ostrock in Klassik die 3. Zuerst war vorgesehen, dass das Konzert auf dem Theaterplatz vor der Semperoper, einer traumhaften Kulisse, stattfinden sollte. Aus technischen Gründen verlegte man es in die Junge Garde. Dieses Jahr wieder mit dabei: Puhdys, Karat, IC, Veronika Fischer, Ute Freudenberg und das Babelsberger Filmorchester, diesmal aber unter der Leitung des akkordeonspielenden baskischen Dirigenten Enrico Ugade. Neu an Bord waren Holger Biege und CITY.
Nachdem das Babelsberger Filmorchster Fünf nach Acht die Bühne betrat, spielten sie unter Leitung von Enrico Ugade die Overtüre. Anschließend begrüssten uns die Solistinnen und Solisten sowie die Frontmänner der Band mit einem Song von Lift.
Das erste große Highlight des Abends waren Karat, wie in den letzten beiden Jahren wieder mit Ed Swillms. Maschine kündigte Ed und Karat wie folgt an: "Er schrieb solche Hits wie 'Der blaue Planet' und 'Albatros'. Viel Spass mit Karat!" Nach Ed betraten nacheinander Micha, Bernd, Martin, Christian und Claudius die Bühne. Eines der schönsten, weil eindrucksvollsten Lieder war "König der Welt". Ein älterer Mann sass neben mir und sagte, "Man spürt jede einzelne Note bei diesem Song, besonders die vom Schlagzeug. Geht es Ihnen auch so?", ich nickte. Dann ließ man wieder den "Albatros" fliegen. Worüber ich mich besonders freute war, dass das Publikum die Band mit anhaltendendem Applaus bedachte. An diesem Song hängen für mich so viele schöne wie gleichzeitig schlechte Erinnerungen. Mir flossen diesmal so sehr die Tränen, dass ich dachte: "halte einfach inne und erfreu dich daran". Ich dachte jetzt schon an Utes "Jugendliebe", weil ich diese nicht so erleben durfte. Als meine grosse Liebe starb, lief "Albatros" von KARAT im Radio, er war gerade 14 Jahre alt. Für mich war dieser Song der Höhepunkt des Abends. Die verschiedenen Solis bei diesem traumhaft schönen Song, von Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboards und Orchester, genoss das Publikum sehr, und quittierte diese mit sehr viel Beifall. Claudius erinnerte sich an sein 4. Konzert mit Karat im Jahre 2005, welches in der Jungen Garde, im Rahmen, der R.SA-Reihe Ostrock stattfand. Er sagte, es seien schöne Erinnerungen. Ich war damals auch dabei und erinnere mich auch noch gut. Ja, der Titel ist alter als 25 Jahre und aktueller denn je: "Der Blaue Planet". Das Publikum begleitete die Band sehr schön, und "Der Blaue Planet" begeisterte es ebenfalls sehr. "Über sieben Brücken" gab es gleich zweimal: Einmal von uns, dem Publikum, und danach noch einmal von KARAT. Das Publikum forderte eine Zugabe, und KARAT verlängerte den Song mit diversen Solis der einzelnen Instrumente. Das wurde vom Publikum mit viel Applaus quittiert. Man merkte wie leicht und spielerisch das Zusammenspiel zwischen KARAT und dem Babelsberger Filmorchester war. Claudius hatte wie schon in den letzten zwei Jahren die Ehre, Veronika Fischer anzukündigen.
Vroni sang dieses Jahr "In jener Nacht" und "Auf der Wieser". Das Babelsberger Filmorchester kam hier so richtig zum Einsatz. Am Ende ihres Auftritts kündigte sie IC Falkenberg an, der direkt nach ihr seinen Auftritt hatte.
IC sang zuerst "Dein Herz", darauf folgte "Eine Nacht". Er wurde vom Publikum getragen und ebenfalls mit viel Applaus bedacht. Auch diese beiden schönen Songs wurden wieder beeindruckend vom Filmorchester umgesetzt. IC äusserte sich auch zur Schließung der "Jungen Garde", und meinte, dass er schöne Erinnerungen an die "Junge Garde" hätte. IC kündigte dann zu unserer Überraschung den akkordeonspielenden baskischen Dirigenten Enrico Ugade an. Er interpretierte "Kling Klang" von Keimzeit so romantisch schön... Diese Interpretation sog ich richtig in mich auf. Enrico Ugarte outete sich als Liebhaber des Ostrocks.
Nach seinem Auftritt kündigte er eine Band an, die bereits 37 Jahre auf der Bühne steht: CITY. City spielten die Songs "Casablanca" und "Am Fenster". Dann zog auf einmal eine schwarze Wolke über uns auf. Sollte der Rest des Abends jetzt wohl doch im Regen versinken? Toni, schaute zum Himmel und meinte, "Ach, das hört gleich wieder auf", und so wa es dann auch. Der Regen hatte diesmal in der "Jungen Garde" nur ein kurzes Gastspiel. City riss die Besucher mit. Klaus spielte seine Drums wie immer barfuss und auf dem Boden sitzend, Fritz rockte seine Gitarre, Manfred Hennig brillierte an seinem Keyboard, Toni Krahl war gewohnt der souveräne Frontmann, und vor allem Georgi Gogow begeisterte mit seiner Geige. City mit Orchester klingt sehr weich. Aber ich glaube, dass dem Publikum auch diese Spielart von CITY gefiel. Wie erwähnt, stahl Georgi Gogow allen die Show mit seiner Geige. Es war so traumhaft schön... Ich hab's so genossen. Toni Krahl hatte lobende Worte für Holger Biege zur Begrüssung.
Holger trug seinen "Reichtum der Welt" und "Sagte mal ein Dichter" nur mit seinem Flügel und ohne Orchester vor. Jetzt wurde es ganz still im Publikum. Auch er bekam völlig zurecht seinen Applaus. Holger Biege sagte danach die Lady des Ostrocks an: Ute Freudenberg.
Sie sang wieder ihre "Jugendliebe". Der Song hat absoluten Kultstatus. Jeder hat seine Musik an die er sich gern erinnert. Ute hat Recht wenn sie sagt, dass Musik Erinnerung ist. Wir, die an diesem Abend in der "Jungen Garde" waren, wollten uns erinnern. „Es gibt für mich kein fremdes Leid“ hat Wolfgang Ziegler mit Ute 1984 zum ersten Mal bei "Rock für den Frieden" gesungen. Ute sang das Duett an diesem Abend mit Claudius Dreilich. Bei diesem Song kam Utes ausdrucksstarke Stimme gut zur Geltung. Man merkte beiden die Freude an der Art der Interpretation an. Ute begrüsste im Anschluss die Puhdys mit den Worten: "Hier ist die Band, die dieses Jahr ihr 40. feiert. Heute Abend für euch hier in Dresden: Bimbo, Eingehängt, Quaster, Klaus und Maschine". Ute hatte wieder einmal die richtigen Worte, und ab jetzt kochte die Junge Garde richtig...
"Geh zu Ihr", eines der schönsten Lieder der Puhdys. Sofort hatte ich den Film "Die Legende von Paul und Paula" vor meinem geistigen Auge. Das schönste an dem Film war und ist die Musik der Puhdys. Ich war angekommen an den "Ufern der Nacht", ich dachte, "bald ist dieser schöne Abend vorbei". "Hey, wir woll'n die Eisbär'n sehn", ist ein Titel, der zwar nicht ganz ins Programm passt, der aber ein absolutes Stimmungslied ist. Ebenfalls gut mit und von dem Orchester umgesetzt. "Alt wie ein Baum möchte ich werden...", aber bis dahin hab ich noch etwas Zeit. "Das Buch", der Song für Rock für Frieden 1984, wurde für mich zum Inbegriff für die Puhdys. Das Publikum sang lauthals mit. In manchen Augen konnte ich ein paar Tränen entdecken. Jetzt wusste jeder, dass der schöne Abend bald vorbei ist.
Zum Schluss sangen alle Sänger und Sängerinnen als Hommage an Renft und Cäsar Peter Gläser den Titel "Wer die Rose ehrt". Gänsehaut überströmte meine Haut, wie so oft an diesem Abend. Ein Dankeschön für den schönen Abend und auch an alle die, die mitgeholfen haben, den Abend zu etwas Besonderen zu machen.

Bericht Marion Dudel:
Der Wettergott meinte es gut mit Ostrock Klassik in Dresden. Die Sonne strahlte nur so vom Himmel, als ich mich auf den Weg in die "Junge Garde" machte. Normalerweise hatte ich ja meinen Platz sicher, Reihe A1, Platz 16 stand auf meiner Karte. Doch diese Angaben galten für den Veranstaltungsort Theaterplatz. Ostrock Klassik wurde in die "Junge Garde" verlegt und ich war mehr als gespannt, wie die Platzverteilung hier ablaufen sollte. Für diesen "stolzen" Preis (64,50 Euro) konnte ich schon erwarten, auch hier vorn zu sitzen. Wobei ich ja liebend gern gleich an der Bühne gestanden hätte. Sitzkonzerte sind für mich (noch) nicht der Bringer.
Eine kleine Menschentraube stand schon am Einlass, das dichte Blätterdach der Bäume im Großen Garten schützte vor den brennenden Sonnenstrahlen. Entspanntes Warten! An einem Stand musste ich zuerst einmal meine Eintrittskarte in eine "Umtauschkarte" verwandeln. Das lief ebenfalls entspannt ab, ich bekam auch hier Reihe A, also ganz vorn, wenn auch ziemlich weit rechts an der Bühne. Mit Gesprächen verging die Wartezeit sehr schnell, Joli kam und gemeinsam schoben wir uns 19:00 Uhr durch den Eingang. Dann hieß es trennen, Joli als "Spätkäufer" durfte nicht in den abgesperrten Bereich, wo ich mit meiner "Frühkauf-Karte" saß. Nun gut, irgendwie mussten ja die teueren Plätze freigehalten werden. Die Security hatte es schwer, den Besuchern zu erläutern, warum sie nicht in den Mittelbereich durften, denn dort blieben Plätze leer. Nein, ausverkauft war die Garde sicher nicht! Hier widerspreche ich allen bisherigen Meldungen. Was soll ich sagen, wenige Minuten vor Konzertbeginn wurde die Sperren aufgehoben, es wäre ja auch für die Beteiligten auf der Bühne kein guter Anblick, wenn sie ausgerechnet in der Mitte auf viele leere Bänke sehen müssten. So kam es, Joli saß letztendlich doch neben mir und das für bedeutend weniger Geld! Pech eines "Frühkäufers"?!
Das Babelsberger Filmorchester spielte ein instrumentales Intro, bevor "Wind trägt alle Worte fort" erklang und Maschine, begleitet vom Kreischen und Klatschen der Zuschauer, die ersten Textzeilen singend die Bühne betrat. IC Falkenberg folgte, "und ich seh' du hörst mich nicht, zugefror'n bleibt dein Gesicht" sang er. Was nicht wirklich stimmt, denn er wurde stürmisch begrüßt. Man hörte ihn und seine Fans hatten mit Sicherheit kein zugefrorenes Gesicht. Nach und nach erschienen Claudius Dreilich, Toni Krahl, Ute Freudenberg, Holger Biege und zum Schluss Veronika Fischer, die "Nachtigallen des Ostrock" waren komplett und sangen gemeinsam den wunderschönen Lift-Titel. Mir schien, Holger Biege hatte mit Textproblemen zu kämpfen und das, obwohl er mit "Spickzettel" die Bühne betrat. Aber ich weiß ja, ich sitze in einem Live Konzert! Wenn ich alles perfekt haben will, lege ich mir für gewöhnlich eine DVD oder CD ein. Ich bin nun schon das 3. Jahr bei "ORK" dabei, um gerade dieses Live-Erlebnis zu haben! Die zu sehen und zu hören, die wie ich schon viele Jahre älter geworden sind. Natürlich spüre auch ich, dass "Ostrock-Klassik" ein gutes Stück dem Kommerz anheim gefallen ist, aber in diesem Augenblick dort vor der Bühne war mir das schlicht und ergreifend egal.
Karat war auch in diesem Jahr die Band, die den Abend eröffnete. Ed Swillms wurde von Maschine als erster auf die Bühne gerufen, musste eine kleine Spitze, die neue CD betreffend hinnehmen: "...aber sie kommt" schloss Maschine, und das Publikum lachte.
"König der Welt", der Titel der so sanft, soft und ein wenig schmalzig das Gefühl der Liebe ehrt, machte mir auch hier immer noch Gänsehaut. Ostrock Klassik wird immer eine Reise in die Vergangenheit sein. Auch wenn die Titel durch das Babelsberger Filmorchester etwas anders klingen. Jeder verbindet eigene Erinnerungen mit ihnen und die holen einen schon nach wenigen Tönen wieder ein. "Albatros" ließ das Publikum anhalten applaudieren, was bis weit in den "Blauen Planet" anhielt. "Über 7 Brücken" wurde wie immer lauthals vom Publikum mitgesungen. Claudius kündigte Veronika Fischer an, die sich der Jahreszeit angepasst hatte, nicht mehr von der Schneeflocke sang, sondern vom "Auf der Wiese liegen".
IC, seine Fans waren wie immer gut vertreten, gab Titel seiner Stern Meißen-Zeit zum Besten. Er sang "Dein Herz" mit soviel Inbrunst, dass man unweigerlich das eigene schlagen hörte. Worte gegen das Abtragen der Bühne in der Jungen Garde wurden vom Publikum dankbar angenommen und mit Applaus quittiert. Die Bemerkung, es wäre sein erstes Open Air-Konzert in diesem Jahr ohne Regen erntete Lachen und Beifall.
Der Abend schritt voran und ich wartete auf einen Wink, ein Zeichen, endlich den Platz verlassen zu können... vergeblich. Die Security saßen auf Stühlen vor der Bühne, um den Ansturm zu verhindern. Was allerdings keiner verhindern konnte oder wollte, dass man zu Fotoaufnahmen an den Bühnenrand trat.
Kling Klang von Keimzeit als Akkordeonversion klang interessant, und als Enrique Ugarte, der den Titel vortrug, City ankündigte, setzte ein Kreischen ein, was zeigte wie sehr man auf diese Band bei "ORK" gewartet hat. Es begann zu tröpfeln. Sollte Ostrock Klassik doch noch zum Regenkonzert werden? Joli und ich holten vorsorglich unsere "Ganzkörperkondome" (Regencapes) heraus, stülpten sie über und vertrieben wahrscheinlich mit unserem Aussehen die Regenwolken. Es blieb bei diesem kurzen Warnschuss von oben. City riss die Besucher mit: Klaus Selmke, wie immer barfuss an den Drums, Fritz Puppel, Manfred Hennig, Toni Krahl und vor allem Georgi Gogow mit seiner Geige. City mit Orchester klingt "softer", warum nicht mal so?! Nein, ich werde nicht analysieren, ob das passend ist oder nicht. City wird in eigenen Konzerten weiterhin "abrocken", wenn ich zu Ostrock Klassik gehe, muss ich einfach vorher wissen, dass alles etwas "weicher" sein wird. Trotzdem schaffte es Toni fast eine partyähnliche Stimmung aufkommen zu lassen. Lauthals sang das Publikum mit. Mutig hatten sich in den hinteren Reihen einige Besucher von den Plätzen erhoben, zwei ganz Mutige liefen zur Bühne, wurden umgehend zurückgeschickt. Ich frage mich nun: was wäre passiert, wenn vielleicht 30-40 Leute zur gleichen Zeit nach vorn gelaufen wären. Wahrscheinlich das, was ich von den vorangegangenen beiden Jahren kenne, man hätte den letzten Konzertteil nah am Geschehen genießen können. Leider ist die Erkenntnis immer noch nicht in den Köpfen, dass Einigkeit stark macht.
Holger Biege trug seine Titel ohne Orchester vor, erntete für seinen Vortrag verdienten Applaus.
Ute Freudenberg war wieder mit Jugendliebe dabei. Nichts wirklich neues, aber der Titel hat nun mal Kultstatus, darf einfach nicht fehlen. Mit den Worten: "Musik ist Erinnerung" sprach sie mir bei ihrer Ansage aus tiefster Seele. Ja, genau aus diesem Grund war ich hier, ich wollte mich erinnern. "Es gibt für mich kein fremdes Leid" als Duett von Ute und Claudius war durchaus hörenswert! Man merkte beiden die Freude am gemeinsamen Vortrag an.
Die Puhdys beendeten auch in diesem Jahr den Ostrock-Reigen und es kam, was kommen musste: die Besucher stürmten zur Bühne! Ein kurzes Wortgefecht mit einem Security, ich gewann. Ein kleiner Junge hatte die Bühne gekapert, saß auf dem Bühnenrand. Es wurde mitgesungen, geklatscht, gekreischt. Wir in den ersten Reihen hatten unseren Spaß. Wie es in den hinteren Rängen aussah kann ich nicht beurteilen. Ich war angekommen an den "Ufern der Nacht", wusste der Konzertabend geht zu Ende. Die "Eisbären" sind der Titel, der nicht überzeugend ins Programm passt, sich trotzdem auch in das 3. Jahr gerettet hat. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Song als Stimmungsmacher dient, denn spätestens hier taut der letzte auf. "Alt wie ein Baum" erinnerte mich einen winzigen Augenblick daran, auch meine Zeit ist schon ein gehöriges Stück fortgeschritten. Dieses "Alt wie ein Baum" rückt näher. Den Refrain vom "Das Buch" schmetterten alle Besucher im Großen Garten in die Nacht, man rückte zusammen und wusste, "ORK 2009" in Dresden geht zu Ende.
Die sanften Töne des Filmorchester Babelsberg, die den Abschlusstitel "Wer die Rose ehrt" einleiteten, sorgten dafür, dass ich still wurde, ganz still. Rosen wurden verteilt, die Bühne leerte sich.
Musik ist Erinnerung! Meine Erinnerung lasse ich mir nicht nehmen, meine Musik auch nicht. Mag man sich streiten über Ostrock Klassik, ich habe diesen Abend genossen, ich hatte Spaß und genau aus diesem Grund besuche ich Konzerte. Ich weiß nicht, ob man nächstes Jahr zu Ostrock Klassik IV einladen sollte, ich neige eher dazu zu sagen, aller guten Dinge sind drei. Wir werden es seh?n.
Wir trafen noch bekannte Gesichter, tauschten uns kurz aus und ließen den Abend in einem Biergarten in der herrlichen Natur des Großen Gartens in Dresden ausklingen. Ostrock Klassik in Dresden: schön wars.

Bericht Hendrik Kranz:
Über das Ostrock in Klassik-Spektakel kann man geteilter Meinung sein. Worüber man sich aber nicht streiten kann, ist der Erfolg den das Konzept hat. In diesem Jahr geht die Ostrock in Klassik-Tour in die dritte Runde, und zum dritten Mal in leicht veränderter Besetzung. Fehlen wird die Gruppe SILLY, die in den letzten beiden Jahren für einen angenehmen musikalischen Farbklecks gesorgt hast ebenso, wie der Mann mit der großen Stimme, Dirk Zöllner. Dafür gibt es die Premiere für CITY und für Holger Biege. Holger Biege? Da war doch was? Genau vor zwei Jahren war es, als Biege und Kollegen im "Riverboat" des MDR mit einem gemeinsamen Lied mehr oder weniger versagt haben. Biege verspielte sich mehrfach, wirkte unkonzentriert und fahrig, und übertrug dies auch auf seine Sangeskollegen. Damals wie heute mit dabei: IC Falkenberg. Während IC danach (und auch davor) schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass es an ihm ganz sicher nicht lag, hat Biege auf dieser Tour die Gelegenheit zu zeigen, dass das im Riverboat nur ein schlechter Tag war.
Wieder mit von der Partie: Das Babelsberger Filmorchester, das diesmal nicht unter der Leitung des angekündigten Bernd Wefelmeyer sondern vom Spanier Enrique Ugarte dirigiert wurde. Wie in den beiden Jahren davor, so stammen auch im Jahre 2009 die Arrangements für das Orchester aus der Feder von Rainer Oleak (Neue Generation, Neumis Rock Circus, Datzu). Was im letzten Jahr fehlte, wird in diesem Jahr nachgeholt: In diesem Monat erscheint Volumen 2 der "Ostrock in Klassik"-CD, für die ebenfalls Rainer Oleak verantwortlich ist. All das versprach wieder ein angenehmes und aufregendes Programm, mit dem die 2009er Besetzung am vergangenen Samstag in Dresden Station machte.
Als Location für den Tour-Auftakt hat man sich die "Dresdner Junge Garde" ausgesucht. Als erste betraten die Herren von KARAT die Bühne, die diesmal in einer Sechser-Besetzung angereist waren. Mit dabei war der geniale Ed Swillms, aus dessen Feder so großartige Nummern wie "Albatros", "Über sieben Brücken" oder "Der blaue Planet" stammen. Der sichtlich in die Jahre gekommene Tastenmann teilte sich am Samstag die Arbeit mit seinem jüngeren Nachfolger Martin Becker. Mit dem Sohn des legendären Herbert Dreilich, Claudius, am Mikrophon, lassen die Musiker den ersten Teil des Programms über die Bühne gehen. Anschließend konnte man den Gesangskünsten der Veronika Fischer und des IC Falkenberg lauschen, die nacheinander KARAT im Programm folgten. Viele Worte muss man über die drei Programmpunkte nicht verlieren, denn das hat man im letzten Jahr schon ausreichend getan. Viel geändert hat sich schließlich nicht...
Dann folgte die erste Premiere des Abends. Während man Karat, Vroni Fischer und IC Falkenberg bereits im letzten Jahr auf der Ostrock in Klassik-Tour begegnen konnte, spielten die Herren von CITY zum ersten Mal bei diesem Spektakel mit. Hier gab es dann für mich die erste Enttäuschung, denn CITY und Orchesterbegleitung... das will so gar nicht richtig zusammen passen. Professionell und gewohnt souverän spielten die fünf CITY-Musiker ihre Songs, konnten aber aufgrund der neuen Arrangements nicht so richtig den Rock toben lassen. Ich muss zugeben, dass ich mir die Formation um Frontmann Toni Krahl demnächst lieber wieder allein und ohne Orchester anschauen gehe.
Nach CITY kam eingangs erwähnter Holger Biege auf die Bühne. Man konnte eine Stecknadel fallen hören, denn ruhig und andächtig lauschte das Publikum dem großartigen, in Greifswald geborenen Musiker. Was sofort auffiel war, dass das Orchester stumm blieb. Nur Biege und sein Piano waren zu hören und sorgten für die ein oder andere Gänsehaut. Das war großartig, Herr Biege. Mir fehlen wirklich die Worte!
Nun war es Zeit für Ute Freudenberg. Auch sie kannte man schon von den Tourneen der letzten beiden Jahre. Diesmal war in ihrem Programmteil aber etwas anders: Es gab ein Duett mit Karat-Sänger Claudius Dreilich. "Es gibt für mich kein fremdes Leid" war der gemeinsame Titel, den beide schmachtend und teilweise Händchenhaltend zum Vortrag brachten. Eine Art Musik, die man sich bei Karat nicht wünscht, und die man aufgrund der nachfolgenden Band eisern ertrug, statt nach Hause zu gehen.
Wie all die Jahre zuvor, so sind die Puhdys auch in diesem Jahr wieder einmal der letzte Programmpunkt. Auch bei den Puhdys gilt das gleiche wie für CITY: Puhdys und Orchesterbegleitung geht eigentlich gar nicht. Aber das wusste ich schon vorher. Mitgröhl-Nummern wie die "Eisbären" oder Mitmach- und Mitsing-Songs wie "Alt wie ein Baum" bedürfen einer gehörigen Portion Rock, aber nie und nimmer klassische Begleitung. Bei den Puhdys war's mir aber egal, denn hier konnte ich das Orchester auch gut und gerne mal überhören. Alles in Allem ein gelungener Auftritt der Jubiläumsband, die trotz Terminstress zum 40. auch dieses Jahr wieder bei den Ostrock in Klassik-Konzerten mitwirken.
Als Schlusspunkt des Konzert-Abends stimmen alle Sänger und Sängerinnen nochmal gemeinsam in einen Klassiker ein. Alle waren noch einmal gemeinsam auf der Bühne und empfangen gleichermaßen den ihnen zustehenden Applaus.
Ich weiß nicht, wie es anderen Konzertbesuchern ging, aber nach 2007 und 2008 geht so langsam aber sicher die Luft raus aus dem Konzept, dass beim Start noch etwas von geballter Ostrock-Kraft und Aufbruchstimmung versprühte. Vielleicht liegt es daran, dass nur zwei Programmpunkte anders als im Vorjahr waren, und dass man KARAT, PUHDYS, Ute Freudenberg und Veronika Fischer nun schon zum dritten Mal hintereinander zu sehen und hören bekam. Einen vierten Besuch werde ich mir 2010 wohl schenken, sollte das Ostrock in Klassik-Ensemble erneut in meiner Nähe Station machen. Wer es aber bisher noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt nachholen!

 


 

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