Kitty Hoff live am 12. August 2009 in Berlin

 

Bericht: Andreas Hähle
Fotos: Dietmar Meixner

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KITTY HOFF IN DER DUO-VARIANTE - SANDCHECK BEI REGEN
Kitty Hoff, die Meisterin des Nouvelle Chanson, die ich kurz vor dem ebenfalls hier kurz beschriebenen kurzen Platz(-Regen)-Konzert interviewte (das Interview wird in Kürze *gg* hier auf www.deutsche-mugge.de in voller Länge veröffentlicht), ist eine sehr angenehme Erscheinung. Sie ist auch, wie ich empfand, eine sehr schöne Erscheinung. Und, wie man an ihren bislang 3 CD´s hören kann, eine sehr musikalische Erscheinung. Nicht nur, weil sie eine Frau ist, die kleiner ist als ich, der ich wirklich sehr klein bin. Eine französische Freundin riet mir deshalb einmal vor Jahren, doch nach Frankreich zu ziehen, denn, so meinte sie, die Französinnen würden kleine Männer mögen und in Frankreich selbst gäbe es gar nicht so viele von diesen. Hier scheint mir ein geschmacklicher Kulturaustausch vonnöten. Auch darüber unterhielt ich mich mit Kitty Hoff, nicht über die kleinen Männer, sondern über die Idee eines deutsch-französischen Kulturaustausches, etwas in der Art, wie Barbara Thalheim ihn bereits erfolgreich erprobte.
Kitty Hoff ist keine Französin, doch sie kommt schon mal wie eine rüber. Nicht nur, weil sie an diesem kleinen Ausnahmeabend im Rahmen ihrer "Zuhause"-Tournee (Tour zur aktuellen gleichnamigen CD) auch drei französische Stücke sang, sondern auch, weil es bei ihrer Art, deutsche Texte zu singen so erscheint, als würde sie französisch singen. Auch nach diesem Geheimnis habe ich sie im Interview gefragt und die Lösung kann man dann dort nachlesen.
Das Badeschiff in der Treptower Arena als Kulisse ist nicht zu vergleichen mit der Wiener Donaumeile, aber auch ganz hübsch. Kitty Hoff, nicht mit ihrer Band Forêt-Noire, aber mit ihrem Gitarristen Phil Marone. Das Publikum machte es sich auf Liegestühlen bequem, ein warmer Sommerabend mit Kitty Hoffs warmer Stimme versprachen Temperaturen, Himmel und die Meteorologen. Die beiden Künstler hatten es auf der Bühne, wie wir beim Soundcheck (den wir Sandcheck nannten, der Dietmar Meixner und ich) bemerkten, nicht mal halb so bequem. Kitty Hoff taufte den Barhocker, auf dem sie während des Konzertes saß, zum Beispiel "Wackeldackel". Die Spree plätscherte nicht, dafür jedoch stetig die Wasserspülung des sich hinter der Bühne befindlichen Klo-Containers, was bei leiser Musik merkwürdige Soundeffekte mit sich brachte. Die Zahl der auch oder besonders nach 21.00 Uhr (aus unerfindlichen Gründen mussten Konzertbesucher, die vor 21.00 Uhr kamen, noch Eintritt für das Badeschiff zahlen, obwohl der Eintritt für das Konzert selbst frei war, nach 21.00 Uhr aber erst entfiel der Eintritt zum Gelände) auf den Sandstrand strömenden Leute wurde immer unüberschaubarer. Immer mehr lustige Sitzgelegenheiten wurden herangetragen, Bänke und cajonartige Sitzhocker. Wieso haben die beiden Künstler das Konzert nicht eigentlich im Liegestuhl zelebriert? Viertel nach, wie die Münsteraner zu sagen pflegen, begann das Konzert immer noch nicht. Aber wenige Minuten darauf...
...begann es, mit einem tiefen Blick ins Wasser ("Frau auf der Brücke"). Eine Frau steht dort auf der Brücke und wirft ihre Erinnerung in die Sonne, während - in echt - der Regen einsetzte. Gefolgt von einem leicht beswingtem und daher sorgenfreiem Leichtmatrosen. Statt eines Schifferklaviers eine Art Triola oder wie diese Blasklaviere alle heißen mögen, aber mit ein bisschen Phantasie klang es wie ein Schifferklavier. Mit ein bisschen Phantasie - und das, was Kitty Hoff mir in ihrem Konzert davon abgab, reichte dafür aus - regnete es auch gar nicht. Und der tolle Matrose wolle ja auch eigentlich lieber Bäcker werden. Es folgte ein Song von Coralie Clément über "Riesenräder" (der Text wurde ins Deutsche übertragen) und noch einer von Coralie Clément, diesmal auf französisch, also in der Originalsprache, als der Regen währenddessen richtig lospladderte. Französisch kann ich nicht, weshalb ich vermutlich auch nie nach Frankreich gezogen bin, als deutsch schreibender Songtexter und Schriftsteller. Das Publikum blieb eisern, als Kitty Hoff feine französische Worte mit lieblicher Melodik und ihrer unverwechselbaren feenartigen Stimme ins Mikrofon hauchte. Mit dem wehmütigen, fast philosophischen "Glaubst Du Mir" sang sie einfach den Regen weg, die zarte Zauberin, als sie im Text hoffte, dass im Winter Schnee fällt. Und ein leises Xylophon oder Metallophon, ein Glockenspiel halt, ließ den Regen verstummen und den großartigen Gitarristen Phil Marone etwas verlegen werden. Denn nicht alles kann man im Voraus wissen, vor allem weit außerhalb der musikalisch gewohnten Arrangements nicht, auch nicht, wer was spielen wird und vor allem nicht, wann. Bei dem heiteren Song "Tok Tok Tok" ließ Kitty Hoff zum ersten Mal an diesem Abend so richtig die ironisch swingende Jazz-Sängerin mit Bravour heraushängen. Auch dies eine Farbe der Chansonsängerin und eine wundervoll schöne vor allem. Die Vorgeschichte des Titels zum Thema Sommer auf dem Land oder von mir aus auch vom Regen im April, was alles nicht wirklich ein Widerspruch ist, wenn man dem Text folgt, erklärte Kitty Hoff so, dass sie sich irgendwann eine Datsche kaufte und nach einer Saison merkte, dass es doch nicht so ihr Ding war und dennoch meinte, trotzdem hätte der Sommer auf dem Land irgendwas. Sommerleicht war er auch, der Song und ich wünschte mir dennoch, diesen und viele weitere noch einmal live mit der gesamten Band hören zu können, trotz dieses atmosphärisch so beschaulichen - wenn auch beschauerlichen - Abends. Den Phil Marone mit einem exzellenten instrumentalen Titel allein auf der Gitarre noch verfeinerte. Sambaklänge dann bei einem wieder auf französisch gesungenem Titel von Coralie Clément. Da konnte man endlich auch mal Phil Marone singen hören. Am Anfang dachte ich in der ersten Zeile herauszuhören: "Manche Küsse schmecken lasch", was aber nicht sein konnte. Aber falsch wäre diese nach dem Prinzip des Negers Wombaba herausgehörte Zeile auch wieder nicht. Eine heitere Weise mit einem auf Gitarre nachgestelltem Schlagzeugsolo klang wie ein Zigeunerlagersong. Ein wenig verpatzt alles in allem, aber gerade das machte ihn noch heiterer, auch fröhlicher (das ist schon eine Steigerungsform, rein emotional gesehen) als er ohnehin schon war. Viel trauriger klang das nächste Stück. Nicht vom Text her, aber musikalisch. Da ging es ums Nichtaufgeben. Den nächsten Text wiederum kann ich gar nicht erläutern, er war wieder französischsprachig. Allerdings konnte ich doch ein paar Worte ohne Kenntnis dieser Sprache selbst ins Deutsche übersetzen. Zum Beispiel "Fred Astaire". Und das war auch schon der letzte offizielle Titel des Abends. Im rauschenden Regen erklang als Zugabe der Titelsong des zweiten Albums "Rauschen".
Angeregt nach diesem kurzen kurzweiligen Konzert konnte man im strömenden Regen nach Hause gehen. Ach, es regnete ja. Das hatte ich ganz vergessen während des Konzertes. So muss das sein. Vielen Dank, Kitty Hoff und Phil Marone, und das nächste Mal sehen wir uns gerne wieder... wenn die gesamte Band spielt. Und wie gesagt, mehr Infos von und über Kitty Hoff demnächst im Interview.

 


 

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