Stadtfest am 16. August 2009 in Dresden
(mit muSix und electra)

 

Bericht: Gundolf Zimmermann
Fotos: Gundolf Zimmermann

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So ein Wochenende hinterläßt selbst bei den geübtesten Muggengängern seine Spuren, aber ungewöhnliche Ereignisse erfordern manchmal auch ungewöhnliche Maßnahmen. Deshalb hieß unser Reiseziel auch am Sonntag wieder Dresden. Dort war das Stadtfest immer noch im vollen Gange, und es stand auch noch ein musikalischer Knaller ins Haus: electra und die Neue Elbland Philharmonie unter Leitung von Generalmusikdirektor Christian Voß wollten auf der Bühne am Theaterplatz gemeinsam musizieren. Das Programm nannte sich "electra Klassik".
Eigentlich mag ich Konzerte am Sonntag überhaupt nicht, weil ja der Montag nunmal kein freier Tag ist, aber meine alten Knochen zog es wie magnetisch nach Dresden und Lissi war auch pünktlich zur Stelle. Dresden empfing uns mit einer Affenhitze und wir begaben uns gleich auf den Theaterplatz. Der Platz war für das Konzert zum Teil bestuhlt worden. Da wir ja schon zwei lange Nächte mit guter Musik hinter uns hatten, fanden wir das diesmal sogar ganz praktisch (man ist ja nicht mehr der/die Jüngste ;-)), und wir belegten erstmal zwei Stühle in Reihe 1. Glücklicherweise standen die Stuhlreihen im Schatten, und wir konnten ganz entspannt den Soundcheck beobachten. Bevor das große Rockereignis seinen Lauf nahm, galt es sich noch in Geduld zu üben.
Die Wartezeit wurde uns mit der A Cappella-Truppe muSix verkürzt. Sagen wir es mal so: alleine wegen muSix wäre ich gestern garantiert nicht in die sächsische Landeshauptstadt gefahren. Die A Cappella-Truppe mit ihrem gemäßigten Programm passte aber gestern ganz gut als Vorband. Das lag wohl auch an den äußeren Umständen. Auf dem Theaterplatz war es immer noch sehr heiß und vielen Besuchern steckten sicher auch die beiden vorangegangenen Abende noch in den Knochen. Die fünf Sänger spielten Lieder von ihrem aktuellen Album "Heute wie neu", auf dem sie bekannte Ostrock-Hits covern. Das Ganze wurde live mit einem Augenzwinkern und mit viel Bewegung auf der Bühne dargeboten. Von ZÖLLNER's "Viel zu weit" über Lift's "Nach Süden" bis hin zu einem kleinen PUHDYS-Medley reichte dabei die Pallette. Sogar die im Original von Chris Doerk und Frank Schöbel gesungene Titelmelodie des DEFA-Filmes "Heißer Sommer" wurde von den jungen Männern adaptiert. Als die Jungs aber „Kling Klang“ von Keimzeit spielten, klingelten mir beleidigt die Ohren. Ich kann das Lied einfach nicht mehr ab, weil es so oft im Radio oder im Vor- oder Pausenprogramm von diversen Konzerten von der Konserve runtergedudelt wird. Nach ca. einer Stunde beendeten muSix ihren Auftritt. Das war schon im Großen und Ganzen okay, was muSix geboten hat, aber in den Kreis meiner persönlichen Favoriten wird die Band nicht aufrücken.
Gegen 20.30 Uhr betrat die Band electra die Bühne, das Orchester nahm im hinteren Bühnenbereich Platz und mit Aram Chatschaturjans „Säbeltanz“ ging es klassisch los. Den Musikern bot sich von der Bühne sicher ein toller Ausblick. Die vielen Leuten auf dem Platz und im Hintergrund die Ansicht des Dredner Stadtschlosses sowie der Hofkirche kann sogar solch erfahrene Haudegen wie electra beeindrucken. Man merkte Bandchef Bernd Aust die Freude darüber besonders an, und in seinen Ansagen bedankte er sich mehrmals bei den Fans für ihr Erscheinen.
Den Reigen der drei electra-Nachtigallen eröffnete Gisbert Koreng.0000 20131203 1442173248 „Vier Milliarden in einem Boot“ und „Frau im Spiegelglas“ gefielen mir von ihm am Besten. Stefan Trepte erschien und brachte uns mit „Wenn die Blätter fallen“ und „Wie im Film“ zwei wunderbare Klassiker aus Reformzeiten zu Gehör. Ich vergaß bisher zu erwähnen, dass es mich inwischen schon lange von meinem Stuhl hochgetrieben hat. Bei so einem Konzert kann ich ganz einfach nicht sitzen. Natürlich brillierte auch Wolfgang „Kuddel“ Riedel wieder bei seinem Solo auf seinem Instrument. Wie er den Bass mit dem Bogen bearbeitet ist schon faszinierend. Bernd Aust leitete zum nächsten Höhepunkt über. Er erzählte, dass er gerne, wie beim Jubläumskonzert im Kulturpalast den Chor des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda hier dabei gehabt hätte. Der Chor paßte aber nicht auf die Bühne. Er forderte mit Schalk in den Augen das Publikum auf, doch das Madrigal von Orlando di Lasso mitzusingen. Dieses Werk stammt übrigens aus dem 16. Jahrhundert und bei electra erklingt es immer als Vorspann zu „Das Bild“ aus der legendären, grandiosen Rocksuite „Die Sixtinische Madonna“. Trepte sang das Stück ausdrucksstark, mit viel Gefühl, und das Orchester untermalte das Werk einfach großartig. Die Wechsel zwischen leisen, und den großen, bombastischen Tönen klappten einfach perfekt.
Gitarrist Ecki Lipske stellte seine großartigen Fähigkeiten besonders bei „Still got the Blues“ unter Beweis. Natürlich brillierte auch Bernd Aust in seiner Spezialdisziplin Querflöte. Gemeinsam mit einer Flötistin der Elbland Philharmonie wurde erstmal dem Komponisten Bach gehuldigt, und dann kam es, das legendäre „Locomotive Breath“ von Jethro Tull. Natürlich spielte Aust das Stück stilecht mit dem einbeinigen Anderson’schen Kratzfuß. Dann kam Peter „Mampe“ Ludewig in Sturmschritt und klatschend auf die Bühne. „Weiter, weiter“ und „Weil deine Seele brennt“ waren sein Aufwärmprogramm. Dann verzauberte er uns mit seiner Parderolle als Narr, der die Fabel „Der grüne Esel“ zum Besten gibt. Das Orchester spielte dann eine zauberhafte Ouvertüre, die mit den bekannten „Orgelklängen“ endete, die „Tritt ein in den Dom“ einleiten. Die drei Sänger sangen das Lied abwechselnd. Inzwischen war das Abschlußfeuerwerk des Stadtfestes losgegangen. Ich fand das irgendwie passend.
Electra und die Neue Elbland Philharmonie wurden vom Publikum nach der letzten Zugabe mit Beifall förmlich überschüttet. Es war ein großartiges Konzert und es wird uns lange, lange in Erinnerung bleiben.

 


 


   
   
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