Anja Krabbe & IC Falkenberg live in Berlin
am 18. September 2009
("Freiheit 15")

 

Bericht: Petra Herz
Fotos: Petra Herz, Dietmar Meixner

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Endlich war es soweit, die lang ersehnte Record Release-Party sollte nun wirklich stattfinden. Warum "lang ersehnt" sollte ich hier kurz erläutern: Bereits am 22.12.2007, und fast auf den Tag genau, aber ein Jahr später, am 20.12.2008 (siehe Bericht) hatte man die Möglichkeit zwei der wenigen gemeinsamen Konzerte der beiden Musiker in der Berliner Wabe zu erleben. Natürlich war ich an beiden Abenden anwesend, genoss diese in vollen Zügen. Was ich dabei nicht vergaß: es wurden Aufnahmen gemacht, von denen es hieß diese irgendwann zu „verwerten“. Somit wurde im Dezember 2008 eine CD, deren Erscheinungsdatum noch in den Sternen stand, angekündigt. Beide Musiker sind sehr viel beschäftigt: IC ist als Solokünstler und mit „Stern akustisch“ unterwegs (bald auch wieder mit Osten.de), und Anja ist ebenfalls als Musikerin in mehreren Projekten gefragt, so zum Beispiel mit Barbara Schöneberger und SIX auf Tour, oder auch als nette Urlaubsassistentin im Fernsehen. Daher war also alles nur eine Frage der Zeit. Ich freute mich sehr, als das Erscheinen der CD für den September 2009 angekündigt wurde, und auch zwei entsprechende Record Release-Parties geplant wurden. Ein positiver Lichtblick, mal nicht bis zum Dezember warten zu müssen...
Rechtzeitig, um kurz nach halb acht traf ich in der „Freiheit Fünfzehn“ ein. Ich wollte schließlich jeden einzelnen Konzertbesucher auf unsere Unterschriftenaktion „Eine Henne für Reinhard Fißler“ aufmerksam machen. Viele anwesende Freunde und Bekannte haben sich bereits an unsere Aktion beteiligt, aber trotzdem gab es immer noch Unwissende, die mir ihre Stimme gaben. So verging die Zeit wie im Fluge und gegen 20:30 Uhr betraten Anja Krabbe und IC Falkenberg die Bühne. IC setzte sich an das auf der linken Seite stehende E-Piano, Anja platzierte sich auf dem Hocker, der davor mitten auf der Bühne stand, und sie sangen gemeinsam „Die fremden Lieder schweben leicht...“. Nigelnagelneue Töne schwebten in der Freiheit (Freiheit im doppelten Sinn). Besser hätte man den Abend nicht beginnen können, welch` schöne Überraschung. „Morgen im Dezember“, so auch der Titel des neuen Albums, gefiel mir auf Anhieb. Nicht nur mir gefiel dieser, nach stürmischem Beifall begrüßten IC und Anja alle Anwesenden: „Guten N'abend“, „Hallo, herzlich Willkommen“. Sie erzählten, dass sie froh darüber zu seien bereits eine Record Release-Party in Dresden hinter sich zu haben und daher wohl recht locker an die Sache heran gehen zu können. Ich glaubte das nicht ;-) denn Berlin ist immer etwas ganz Besonderes, und da sind in der Regel alle Musiker ganz besonders aufgeregt, vor allem vor fast ausverkauftem Haus.
Beide glänzten mit dem Silly-Titel „Traumpaar“. Auch wenn Anja mit rötlichem Haarschopf auf der Bühne stand, sang sie glaubhaft „die feuerroten Haare, hat man ihr schwarz gemacht“. Im weiteren Verlauf des Abends gaben die Musiker ihre Solo-Titel zum Besten, sie wechselten sich ab und hatten dabei ihre Gitarren zur Hand. So kramte IC ein Lied, das er Mitte der 90er Jahre geschrieben hat, heraus und äußerte dazu: „Es gab viele, die ihre Biografie neu geschrieben haben, als ob sie erst in den 90ern geboren sind“. In „Osten 3.1“ heißt es u.a.:

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Ich bin im Osten geborn
Auf den Straßen bis zum Zaun
Störte niemand meine Kreise
Beim Seifenblasenbaun
Und die Welt war eine Scheibe
Und wir glotzten übern Rand
Da ist die Scheibe umgekippt
Und die Fahne hat gebrannt

Ich werd im Westen krepiern
Ein zweites Leben ist genug
Das erste werde ich BEHALTEN
Das Zweite ist der letzte Zug

Da kann ich IC nur zustimmen, man sollte seine Vergangenheit nicht verleugnen! Anja (Westberlinerin) erinnerte sich auch an alte Zeiten. So zum Beispiel an den "Rodelstreifen" an der Mauer: „Der war immer ordentlich glatt geputzt“. Sie begrüßte ihre Mutti, die sich im Publikum befand und sang in ihrem Titel „Überall und nirgends“ über den Wunsch des Ankommens, da sie früher manchmal orientierungslos war. In der ersten Runde hörten wir die ruhigeren Songs der Beiden. So auch IC`s „Ich komm bei dir an“, vom letzten Soloalbum „So nah vom nächsten Meer“. Hier faszinieren mich Stimme, Melodie und Text ganz besonders. Im Text geht es um das alte Leben, das man ablegt um eine neue Beziehung eingehen zu können, oder es ist eine wunderbare Umschreibung des Liebesaktes an sich. „Das geht so tief“ hieß es im nächsten Song, der wirklich sehr tiefgründig war... ein starkes Duett. „Alles was wir haben ist alles was wir geben“ sangen sie, und gaben dabei wirklich alles.
Sehr berührend war „Eine kleine Weile“, ein sehr persönlicher Titel, den Anja ihrem Vater gewidmet hat. Er starb durch einen Arztfehler als Anja drei Jahre alt war. Hier gab's ICs zarte Begleitung an den Tasten und Anja sang, „Du fehlst mir so. Ich such dich jeden Tag und jede Nacht, ich weiß ich finde dich“. Als Kind glaubte Anja abends schnell einschlafen zu müssen um ihren Vater im Himmel treffen zu können. Beim letzten Ton des Titels hinterließ Anja ihren Gruß (nach oben blickend), und ich konnte mir gerade so noch ein Schluchzen verkneifen.
Dann verließ IC die Bühne, Anja blieb mit ihrer Gitarre alleine zurück, der zweite Silly-Titel des Abends erklang. Genau so kannte ich „So `ne kleine Frau“ bereits vom „Tamara in Memory“-Abend in Neustrelitz. Anja hatte sehr aufmerksame Zuhörer und erntete anschließend verdient reichlichen Beifall. Nach einer Stunde sehr schöner gefühlvoller Musik wurden wir in eine 20minütige Pause geschickt.
Nach der Pause staunte ich nicht schlecht als Anja, jetzt im 80er Jahre-Look, noch jemanden mit auf die Bühne brachte. "Gut", konnte man sich denken, "dass es da noch eine Veränderung geben wird". Denn auf der rechten Bühnenseite stand ein kleines Schlagzeug. Zu meiner Überraschung erkannte ich die junge Dame sofort wieder. Das war doch tatsächlich die Caro. Carolina Bigge hatte ich bereits mit AK 4711 (die Band existiert inzwischen nicht mehr) erleben können. Ich erinnerte mich sofort an mein letztes AK 4711-Konzert in der Berliner Kalkscheune im Februar 2006. Caro erzählte mir später, dass sie inzwischen anderweitig aktiv ist. Sie arbeitet mit Martin Gallop, Graziellea Schazad, Nikko Weidemann und Brassappeal zusammen.
cd 20131128 1745867895Caro schnappte sich eine Gitarre, setzte sich neben Anja und sie sangen und spielten gemeinsam „Halt mal“ und „Alles `n bisschen“. Im zweiten Titel, der als sie diesen geschrieben haben unbedingt stimmig oder lustig werden sollte, ersetzten sie eine Flöte durch Gemeinschaftspfeiffen. Nun kann sich bestimmt jeder vorstellen wie schwierig es ist lächelnd zu pfeiffen, dennoch schafften sie es, und sie konnten es mehr als nur „`n bisschen“. IC, der anschließend hinzukam, freute sich über die „zwei Pfeiffen“ ;-) Caro setzte sich für den weiteren Verlauf des Abends an das Schlagzeug, zeigte sich als prima Ergänzung, das Trio funktionierte hervorragend. Einige Titel wurden somit kraftvoller oder auch beschleunigt, wie zum Beispiel „Ich und Du“, bei dem IC in die Tasten haute und die zweite Stimme im Refrain übernahm. Das Konzert gestaltete sich sehr abwechslungsreich, indem sich Gesang und Backgroundgesang abwechselten. „Wolf unter Wölfen“ darf eigentlich bei keinem Konzert fehlen. IC nahm seine Gitarre und erzählte von seiner ersten Berliner Wohnung in Köpenick und dem folgenden Umzug nach Pankow in ein Jugendzentrum. Das Lied handelt über einen Jugendlichen aus diesem Jugendzentrum, der seine erneute Chance leider nicht nutzen konnte. Über das weiße Rauschen, das früher im Osten nach Sendeschluss auf dem Bildschirm erschien, und dem Schlüsselkind, sowie Jugend forscht und Gojko Mitic-Indianern, kam IC letztendlich auf „Piraten“. Das Trio passte auch hier musikalisch hervorragend zusammen. Das war großartig! Als das Publikum fleißig über das Wetter gesungen hatte, erinnerten wir uns alle mit „Asyl im Paradies“ an Tamara Danz. Mittendrin glänzte IC mit einem kurzen Solo auf den schwarz-weißen Tasten, und am Ende fehlte mir persönlich aber leider ein, wie soll ich es beschreiben, abschließendes *Bamm* (einmal mit der ganzen Hand auf die Tasten).
Caro verließ die Bühne und in dem Moment wurde das letzte Lied „Schnee und Erde“ angekündigt. Vorher erzählte Anja noch eine kleine Anekdote: Bei einem Konzert hat sich jemand was gewünscht, und Anja dachte nur „das leiert schon“, antwortete demjenigen „Tut mir leid, das Lied wurde abgeschafft!“ ;-) Unter tosendem, nicht aufhörendem Applaus verneigten sich alle drei Musiker und gingen... aber IC kam zurück, nahm die Gitarre zur Hand, und ich hörte mit verschwommenen Augen „Für Krieger wie uns“. Nachdem IC vom „nächsten Meer“ gesungen hatte, übernahm Anja die Bühne. Bis Dato wusste ich nicht, dass „I`m afraid“ ihr erstes selbst geschriebenes Lied war. Obwohl ich bei deutschen Texten auf Anhieb jedes einzelne Wort verstehe, gefällt mir dieser englische Titel sehr gut. Anja singt ihn mit einer besonderen Hingabe, ein großartiges Lied. Auch wenn es auf dem neuen Album nicht enthalten ist, hoffe ich es auf einem der nächsten Konzerte als „Bonbonchen“ hören zu dürfen. „Wenn der Weg viel zu weit ist und ich das Ziel nicht seh`..., dann breite ich meine Flügel aus und flieg“, so begann Anjas Lied „Natürlich kann ich fliegen“. Absichtlich heißt es „natürlich kann ich“ und nicht „ich würde so gerne“, da Anja schon als Kind von der Schule nach Hause geflogen ist. Der große Abschiedssong des Abends war, wie schon der Anfangstitel, „Morgen im Dezember“.
Gegen 23:15 Uhr verabschiedeten sich Anja und IC vom jubelnden Publikum. Vielen Dank für die Einladung! Vielen Dank für einen wunderbaren Abend, der garantiert in schöner Erinnerung bleiben wird! Letztendlich war ich die „letzte Kundin“ am Merchandisingstand und fuhr als stolze Besitzerin des lang ersehnten Live-Albums glücklich nach Hause.

 


 

Foto Impressionen:

Fotos von Petra Herz:

Fotos von Dietmar Meixner

 

 


   
   
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