Eric Fish & Friends live am
22. September 2009 im Berliner Kesselhaus

(Support: 12morgen)

 

Bericht: Frank Heinzel
Bearbeitung: Petra Herz
Fotos: Frank Heinzel, André Serfas

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Beginnen möchte ich meinen Bericht mit einem Auszug aus dem Interview mit Eric Fish aus dem Monat Juni dieses Jahres (HIER klicken um das komplette Interview zu lesen). Hier liefert Eric den Grund warum er in seiner Muttersprache singt: "Weißt du das ist so, es fehlt gewissermaßen die Essenz dessen, was es für mich ausmacht, wenn ich auf Deutsch singe. Nämlich jedes Wort, jeden Satz, jede Botschaft ausdrücken zu können, in dem Moment, wo es meine Zunge verlässt und ich das mit Mimik, Gestik, also einfach mit meinem Denken und meiner Stimme transportiere." Fortführen möchte ich mit seiner Antwort auf die Frage: "Warum bist du eigentlich ausgeschert und hast gesagt, ich mach jetzt einfach solo was?", die er wie folgt beantwortet hat: "Ganz klar, das war im Grunde eine Überlebensstrategie. Also nicht finanziell, sondern emotional. Was mich immer ausgemacht hat, egal in welcher Konstellation ich auf einer Bühne gestanden habe... den Energiefluss zum Publikum herzustellen. Eine gewisse Seelenverwandtschaft raus zu kitzeln, erst zu suchen und dann zu finden, und am Ende eines Konzertes oder eines Liedes in den Augen der Leute zu sehen, dass sie mich verstehen. Das ist das, was ich immer erreichen wollte. Der Zeitpunkt, als ich da die Gedanken gehegt habe, wieder mal alleine los zu gehen, war genau der, als die Gräben in den Subway-Sälen so breit wurden, dass ich das nicht mehr gespürt habe... Der Energiefluss war einfach unterbrochen."
Und genau diesen Energiefluss wollte ich spüren, ganz nah dran sein, das "Anders sein" erleben und die deutschen Texte, in denen sehr viel ausgedrückt wird, verstehen. Ich fuhr mit großen Erwartungen und in Vorfreude auf ein akustisches Konzert mit handgemachter ehrlicher und emotionsgeladener Musik ins Berliner Kesselhaus. Erst erstaunt und dann erfreut war ich über die Sitzmöglichkeiten, die mitten im Saal vorhanden waren. Gerne nutzte ich diese Möglichkeit, denn es passt schließlich zu Akustik-Muggen.
Wenige Minuten später, gegen 21:00 Uhr, kam Eric fast unbemerkt 0000 20131121 2023622460auf die Bühne. Er muss gedacht haben, "Nehmen die überhaupt Notiz von mir? Hören die mich?" Er ließ ein kurzes "Kuckuck" verlauten und schlagartig veränderte sich die Situation. Ab diesem Moment gab es nur noch sehr aufmerksame Zuhörer, und das dann bis in die frühen Morgenstunden. Eric kündigte zwei junge Nachwuchstalente an, die er letztens in Berlin kennen gelernt hatte: "Wenn eure Ohren offen sind und in eurer Seele noch Platz ist, werden sie bestimmt bei euch ankommen". Hannes (voc, key) und Georg (git, cello), die sonst mit ihrer kompletten Band "12morgen" unterwegs sind, hatten sich ganz speziell auf diese Akustiktour vorbereitet. Hannes betonte: "Er sagt uns immer so an... da ist der Erwartungsdruck sehr groß...", und begann zu singen "Ich laufe durch die Welt mit offenen Augen... ich seh` überall Paare". In "Ufer der alten Zeit" singt Hannes darüber, dass man alte Ufer loslassen muss um neue zu erkunden. Obwohl ich kein Scheidungskind bin, Hannes aber, hat mich der Titel "Blumen im Feindesland" besonders berührt. Georg verschönerte den poetischen Text mit seinem Cello. Die Texte sind wirklich hörenswert und zaubern eine gewisse Melancholie herbei. Um wahre Freundschaft, die anfängt wenn es ungemütlich wird, geht es in "Wer da war". Wir hörten auch ein Lied das Hannes für seinen Vater geschrieben hat, der es aber wohl noch nie gehört hat. Hier begleitete Georg mit seiner Westerngitarre. Beim letzten Titel war das Publikum zum Mitsingen bereit "Heut wird ein schöner Tag gewesen sein". Wer mehr über die Beiden bzw. 12morgen, die sich im Jahr 2004 gegründet haben, erfahren möchte, sollte einfach mal unter www.12morgen.de schauen. Eine EP gibt es bereits und im Frühjahr 2010 soll ein Album erscheinen.
Der schöne Tag bzw. Abend sollte aber noch lange nicht vorbei sein. Nach einer kurzen Umbauphase betrat gegen 22:00 Uhr Eric Fish die Bühne und sagte: "Ich möchte die Melancholie von 12morgen erhalten... Es soll wieder ein Konzert nicht für euch, sondern mit euch werden". Sicherlich sollte man sich gut überlegen ob man "Popstar" werden möchte oder lieber doch nicht. Eric hatte starke Gegenargumente als er sang. "Ich möchte kein Popstar sein, Popstars müssen sich bräunen" und "Als ich dann vom Kotzen kam...". So ist er der Eric, lässt seine Gedanken und Gefühle offen und direkt heraus, egal ob positiv oder negativ, dieses gelingt ihm auch mit seiner kräftigen Stimme. Und genau das alles ist es was ihn u. a. auszeichnet. Anschließend holte er seine "braun gebrannten" Kollegen Uwe Nordwig (git, voc) und Rainer Michalek (git, harp, voc) hinzu. Gemeinsam zelebrierten sie sehr kraftvoll den wunderbaren Gundermann Titel "Es kommt der Tag". Eric verwies kurz auf das frisch gemalte Logo an der Bühnenrückwand (siehe das erste Bild oben) und begrüßte die zwei noch fehlenden Kollegen Gerit Hecht (key) und B.Deutung (cello) auf der Bühne. Mit ihnen wurde ein neuer Song vorgestellt: "Wird es sein?". Im Text hieß es "nach Sternen greifen... die sind zu heiß... so mach` ich mir lieber `ne Kerze an". Viele dicke helle Kerzen verschönerten bereits die Bühne. Und diese fünf Musiker konnten es sich erlauben nach den Sternen zu greifen, ein sehr schönes Lied, das Rainer mit seiner Mundharmonika eindrucksvoll unterstrich. Was wir an diesem Abend nicht nur einmal sangen war das "Dei Dei" aus dem Song "Steh`auf". Ein kurzes Andeuten seitens Eric genügte und schon sangen es alle Fans. "Nägel im Kopf" und "Der Schrei" wirbelten auf, und mit Aufwirbeln hatte auch der nächste Titel, "Unterwegs", eine ganze Menge zu tun. Eric kündigte ihn wie folgt an: "Für mich selbst einer der wichtigsten Songs, er soll etwas auslösen in den Köpfen. Vor 20 oder 25 Jahren hatte ein Liedermacher dieser Stadt Dinge die zu beklagen sind in ein Lied gefasst. Wenn es euch gefällt schlagt nach bei Gerhard Schöne. Die Dinge, die Gerhard beklagt hat, sind heute immer noch oder sogar in zunehmenden Maße zu beklagen". Danach erklärte uns Eric wie er auf den Text von "Was immer du willst" gekommen ist, übrigens ein Titel den wohl Rainer sehr mag. In eine 15 Jahre alten Buche ist es wohl möglich Buchstaben einzuritzen. Dieses tat ein junges Mädchen mit Herz drum herum, aber leider wusste er nichts davon, zwei Seelen die nebeneinander her vegetierten. Weitere Coverversionen folgten, so auch "To the last whale" von Crosby, Stills & Nash und "I`m a sinner too" von Pothead, eine Band die Fish und seine Freunde sehr verehren. Und was liegt da näher als... natürlich einen Potheader als Gast zu begrüßen: der Schlagzeuger Sebastian groovte mit seinem Cajon bei zwei Titeln auf der Bühne. Aber auch andere Veränderungen zeigten sich. Rainer übernahm die zweite Stimme und B.Deutung hatte sein Cello in eine ungewohnte Lage gebracht, quer auf seinem Schoß liegend zupfte er darauf. Beim nächsten flotten Titel, "Late night radio", übernahm Rainer mit seiner sehr markanten tiefen Stimme den Gesang. Danach erläuterte Eric dass "Sag`s" der Vater von "Schrei" ist, ihm das aber erst hinterher eingefallen ist.
00000 20131121 1808539846Fish und seine Freunde gingen mit dem Publikum auch in die "Bildungsoffensive". Da es eigentlich egal ist in welcher Sprache man flucht, klang Uwes Gitarre plötzlich nach Balalaika und das Kesselhaus wurde mit einem Kalinka-Klatschen in die richtige Atmosphäre versetzt. Nach "Chicago", einem Titel bei dem Gerit sein Können am Keyboard besonders betonen konnte - mit seinem Instrument quasi in den Vordergrund rückte -, und "Utopia" wurden wir in eine Pause geschickt.
Kurz vor Mitternacht ging es in die zweite Runde. Eric und B.Deutung fanden sich zuerst auf der Bühne ein und stimmten anlässlich der Wahlen ein "Ja auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun. Und du hast ihnen alles gegeben, deine Kraft, deine Jugend, dein Leben" (deutscher Text von Hannes Wader). Später kamen wieder alle Bandmitglieder hinzu und brillierten im Satzgesang, wie so oft an diesem Abend, beim Titel "Satt zu essen" der Pension Volkmann. Und zwei weitere neue Titel hatten sie mitgebracht: "Glaub an dich" und "Last und Lust". Diese fanden sehr große Beachtung, gefielen besonders gut. Viele weitere Songs präsentierten sie, auch Tanzbares war dabei. Rainer forderte bei "Love the one you`re with" (von Steven Stills) auf: "Das wäre der Song wo man aufstehen und den Hintern ausschütteln könnte". Kaum gesagt, getan... viele folgten dieser Aufforderung und tanzten auf ihren Sitzgelegenheiten. Danach zeigten sie uns mit "Blackleg miner" wie es unter Tage in einem Schacht aussieht. Das Licht wurde gelöscht, sogar die Kerzen ausgepustet, und alle Fünf hatten Grubenlampen am Kopf, die einzig und allein für Licht sorgten.
Für "Scheißegal" und "Liedblues" nahm Sebastian noch einmal auf seinem Cajon Platz. Beim "Liedblues" standen dann sogar sieben Männer auf der Bühne: Gerit teilte sich mit Hannes (12morgen) die Tasten. Die Fans klatschten begeistert und standen inzwischen, es gab kein Halten mehr. Sie feierten den "Indian song" und sangen bei "Prinzessin auf der Erbse" und "Anders sein" kräftig mit. Sie sangen nicht nur mit, sondern erfüllten Erics Wunsch und sangen den ersten Refrain von "Anders sein" alleine, ohne Bandunterstützung, hakten sich dabei gegenseitig ein und schaukelten durch das Kesselhaus. Eric bedankte sich für die unglaubliche Aufmerksamkeit. Eric und seine Freunde hatten das Publikum gefangen wie Fische im Netz, aber alle waren bzw. fühlten sich frei. Die Fans dankten ihnen mit Standing Ovations und wollten den Saal nicht verlassen. Worauf Eric um Verständnis bat: "Ich hab `ne kaputte Flosse, die ist noch lange nicht okay. Und wir sind die nächsten Tage noch auf Tour". Eric hatte sich bei einem Fahrradunfall die Hand geprellt. Nach beachtlichen ca. 30 gespielten Titeln machten sich gegen 1:30 Uhr zufriedene Fans auf den Heimweg.
Vielen Dank für die Einladung! Vielen Dank für den fantastischen Abend... fürs Einfangen!

 


 

Foto Impressionen:

Support: "12morgen" (Fotos: Petra Herz)

Auftritt "Eric Fish & Friends" (Fotos: Petra Herz)

Auftritt "Eric Fish & Friends" (Fotos: André Serfas)

 


   
   
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