KARUSSELL live am 03. Oktober 2009 in Dresden

 

Bericht: Hartmut Helms
Fotos: Hartmut Helms

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KARUSSELL - Musikalisches und Gedanken am Goldenen Reiter
Wenn ein Pferd so etwas wie ein Sinnbild für Eleganz und Bewegung sein soll, was ist dann so ein Gaul, wenn er golden im Sonnenlicht glänzt und sein Reiter nichts als puren Stolz vom Sockel ausstrahlt? Genau, ein Goldener Reiter, ohne dabei umgehend an den Witt denken zu müssen.
Da steht so ein imposantes Goldpferd, direkt von der Augustusbrücke kommend und die Dreikönigskirche fest im Blick, mitten im sonnenüberfluteten Dresden. Die vielen freundlichen Menschen im weiten Areal nutzen das schöne Wetter und bei Kaffee, Bier und Würstchen warten viele an diesem 3. Oktober - Sonnabend und Feiertag - auf KARUSSELL, die wieder rastlose Sachsencombo.
Kurz vor dem Konzert nutzen schnell noch ein paar Abgeordnete im Kreise der Oberbürgermeisterin die Gelegenheit für ein paar hinweisende Worte an das Sachsenvolk. Irgendwie beschlich mich der Eindruck, daß die da oben auf der Bühne schon lange nicht mehr so viele Normalbürger auf einem Haufen gesehen hatten, denen nichts anderes blieb, als zuzuhören. Dementsprechend kurz fiel der verbale Hinweis auf Historie in einer historischen Stadt an einem historischen Datum aus. Volksbelustigung für Politstatements. Wenn jetzt noch Gerhard Schöne sein "Mit dem Gesicht zum Volke" gesungen hätte, wäre die Persiflage komplett gewesen. Das höfliche Klatschen ging bei der Ankündigung von KARUSSELL umgehend in Begeisterung über und die Menschen ließen ihr Bierchen stehen, um sich zur Bühne zu begeben. Jetzt waren wir wieder mitten im realen Leben!
Über KARUSSELL noch viele Worte zu verlieren ist müßig. Die Band ist in Sachsen und im Osten ebenso bekannt, wie der 1. August auf dem goldenen Pferd neben der Bühne. Beim instrumentalen Intro von "Als ich fortging" ging ein Seufzer durch die Masse und "Als die Hähne krähten" am Nachmittag waren Laune und Wetter wie aus einem Guß - überaus freundlich! Die Band hätte ihr "Halte durch" nicht bewusst (oder zufällig) an den Anfang des Konzerts stellen müssen, die Fans wollten ohnehin all die schönen Lieder ihrer Jugendjahre hören. Genau deswegen waren sie gekommen, um bei "Wie ein Fischlein unterm Eis" ihre Erinnerungen leise zu besingen oder bei "Fenster zu" und "Ehrlich will ich bleiben" ihre Überzeugungen zu artikulieren.
Die Band hat noch immer was zu sagen und die Songs haben schon wieder eine, beinahe dieselbe Bedeutung. Nur ein wenig aktueller, ohne ein Wort verändern zu müssen. "Autostop" ist so eine Gedankenschnipsel und auch das wunderschöne "Als ich fortging". "Mc Donald", vom einstigen KARUSSELL-Gitarristen Bernd "Hula" Dünnebeil geschrieben, ist längst eine Hymne, "Whisky" ein Klassiker und die "Rose" ein Volkslied, dass ich noch immer nicht mitsingen kann, weil mir die übermächtigen Erinnerungen an CÄSAR ein knappes Jahr danach noch immer schlicht den Hals zuschnüren. Dennoch ist es ein überwältigend Gefühl, einen Riesenchor im Hintergrund singen zu hören: "...und Mensch ehrt den Menschen." Wir brauchen eben doch ehrliche Visionen!
Die Begeisterung ist groß und der Zeitplan eng. Nach der "Rose" will keiner der Bühne den Rücken kehren und die Musiker wollen noch nicht wirklich von ihr runter. Mit "Wiedersehen im Traum" greift die Band noch einmal in die Vergangenheit zurück, um danach eine wunderschöne a capella-Version von CÄSAR's "Lieb ein Mädchen" zum besten zu geben. Da staunt man, was in diesen Liedern steckt und was für Ideen glückliche Musikanten haben können. Respekt, meine Herren!
Als die Fans noch immer nicht genug haben, traut sich KARUSSELL einen ungeschliffenen Rohdiamanten zum Klingen zu bringen. Das "Zimmer unterm Dach" löst bei mir ein OUPS aus, und für die Band gibt's einen Daumen hoch. Der Song hat wieder mal das gewisse Etwas schon nach den ersten Tönen, und der Graf mit einem Akkordeon macht auch eine gute Figur. Meine Neugier auf Neues ist auf jeden Fall geweckt!
Während die Musiker nach dem Konzert noch fleißig Autogramme schreiben und Fragen beantworten, widmet sich das Dresdner Volk dem Bier und den vielen anderen Leckerein, die aus den zahlreichen Buden ringsum duften. Der August auf dem Sockel sieht herunter auf sein Volk, das er schon lange nicht mehr regiert, und die Volksvertreter stehen sicher irgendwo in Dresden auf der nächsten Bühne, um sich zu zeigen. So ist nun mal der Lauf der Dinge, doch "nichts ist unendlich, so sieh' das doch ein"...

 


 

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