OSTENde live am 12. Dezember 2009 in der "Tante Ju" zu Dresden

 

Bericht: Marion Dudel
Fotos: Marion Dudel

 


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OSTENde, das sind IC Falkenberg und Dirk Zöllner, die "fast versunkene Schätze" der Rockszene des Ostens heben, polieren und aufmöbeln und sie dann "jugendlich frisch" wieder auftischen. Ich bin ehrlich: die Geburt von OSTENde im Jahre 2002 habe ich verschlafen, erst durch die Neuauflage gleichnamiger CD im Jahre 2008 und die jetzt folgende Konzerttour wurde ich aufmerksam. Ich liebe meine Jugendmusik über alles, ohne zu den "verstaubten Nostalgikern" zu gehören, und da ich mir bis heute eine gewisse Neugier bewahrt habe war klar, dass OSTENde in der "Tante Ju" zu Dresden nicht ohne mich stattfinden würde.
Zöllner und Falkenberg, ich mag beide, habe ich schon in vielen Konzerten erlebt. Aber gemeinsam auf einer Bühne, gemeinsam in einem Projekt, das ein Teilen der Präsenz voraussetzt, konnte ich mir sie nicht richtig vorstellen. Im Film nennt man sie wohl Diva, die hochkarätige Darstellerin der Hauptrolle. Was aber passiert, wenn zwei "Diven" des Ostrock aufeinander treffen?!
IC und auch Scholle (Dirk Zöllner) stecken voller Energie und Selbstbewusstsein, gehen seit Jahren ihren Weg im Musikgeschäft (getrennt) bergauf, sind Persönlichkeiten mit einem hohen "Ich-Anspruch" und wissen nicht zuletzt selbst, was sie können. Aber sie sind auch Freunde, und das lässt solch ein Experiment zu - denk ich. Wie immer war ich früh vor Ort. Ich liebe dieses Treiben vor den Veranstaltungen in der "Tante Ju", und man hat noch die Möglichkeit hier und da ins Gespräch zu kommen, was später kaum noch möglich ist. Die "Pausen-Füllmusik" ist ziemlich laut. Die weit gereisteten Besucher kamen an jenem Abend aus München und das extra wegen OSTENde!
Schon beim Einspiel des Intros verabschiedete ich mich von allen verstaubten Erwartungen und ich wusste sofort: hier und heute würden die Songs meiner Jugend anders klingen. Aufgepeppt und voller Power wollten sie in jüngere Ohren und Herzen und klopften auch bei mir an, ob ich sie einlasse.
"Wir sind die Sonne", mit diesem Titel freundete ich mich sofort an. Vielleicht kein Wunder, denn ab und zu hörte man hier, wenn auch anders, die Originalstimme von einst. "Ich beobachte dich" von Jessica, "Glastraum" von City... ich nahm auf, was die beiden da oben auf der Bühne sangen. Scholle übernahm viele Ansagen, bewerkstelligte das locker, witzig und lustig. IC schien an jenem Abend eher der ruhige, gesetzte Pol zu sein, Scholle dagegen tanzwütig, immer in Bewegung. "Wind trägt alle Worte fort", "Nach Süden", "Mein Herz soll ein Wasser sein"... Titel von Lift, letzterer einst mit Stephan Trepte, ließen mich besonders aufhorchen. Trepte mein Favorit und Lift, eine meiner geliebten Heimatbands, wie sollte das klingen? Es klingt anders, ganz anders... und doch öffnet sich mein Herz. Dieses Teilen der Songs, dieses abwechselnde Singen, diese Zwischenspiele, hier muss ich sie endlich erwähnen, die Musiker, die noch auf der Bühne standen, den Keyboarder und Programmierer Frederik Sauer, Chriz Falk am Schlagzeug und Helge Marx am Bass, klangen fremd und ungewohnt.
Karat-Songs klingen aufgepeppt nicht schlecht - eine "Spitze" die neue Karat-CD betreffend fehlt auch hier nicht.
Alle genannten Songs, auch die von Renft, Silly, Biege, Paulke erlebten hier eine Modernisierung. Ich wünsche allen, dass diese "Kur" dazu führt, dass es nicht zum OstENDE der Musik meiner Jugendzeit kommt, sondern dass man sie unter OSTENde finden kann?!
Für meine Generation klingen die so aufgemöbelten Songs "gewöhnungsbedürftig", doch was hindert uns daran, uns reinzuhören, neu zu entdecken? Zum Mitsingen und die Vergangenheit feiern gibt es "noch" die Konzerte der "Originale". Aber hier stehen zwei auf der Bühne, die sich Gedanken um unser Liedgut machen, die erkannt haben, wie wertvoll es ist, die versuchen unsere Musik dem Anspruch der Zeit auf den Präsentierteller zu legen, die damit versuchen, jüngere Herzen zu erreichen. Ich gehöre zu den "Alten", mag die Songs meiner Zeit im Original, aber ich lasse Veränderungen zu, höre mich rein, akzeptiere und baue hier in Gedanken eine Brücke. Ich denke an ein ähnliches Projekt, nämlich "Stern akustisch", wo alte Songs aufgepeppt in die nächste Generation getragen werden sollten. Wir müssen uns entscheiden: lassen wir nichts Neues zu, stirbt unsere geniale Musik mit unserer Generation. Wollen wir das wirklich? Ich nicht!
Die zwei "Diven" haben sich zusammengerauft. Sicher - "Scholle" hätte den Text besser lernen sollen. Wobei ich das, durch meine Gespräche mit ihm vor und nach dem Konzert, aus anderen Augen sehe. Danach sage ich mir, "live ist eben live", wer es perfekt will, sollte lieber nur DVDs konsumieren.
OSTENde ist sehens- und hörenswert, wenn man sich von allen verstaubten Erwartungen frei machen kann.



 

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