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Keimzeit live im Kesselhaus der Kulturbrauerei in Berlin

 

Bericht: Petra Herz
Fotos: Petra Herz (im Bericht), Rüdiger Lübeck

 


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An diesem jenen Donnerstag zeigte sich Schnee in Berlin. Trotzdem konnte man ganz locker sagen: "Leute, es ist Keimzeit". Auch wenn die sprießenden Keime im Garten noch einige Zeit auf sich warten lassen, wussten die echten Keimzeit-Musikfans, dass natürlich auch im Winter Keimzeit ist. Im Kesselhaus versammelten sich unheimlich viele Menschen. Sie verteilten sich nicht nur vor der Bühne, sondern füllten auch die Treppe und den kompletten oberen Bereich des Kesselhauses.

Kurz vor halb zehn nahmen alle fünf Männer die Bühne in Beschlag. Norbert Leisegang begrüßte alle Anwesenden: "Meine Damen und Herren herzlich willkommen, hier ist Keimzeit in der Kulturbrauerei. Im Jahr 2008 haben wir ein Album aufgenommen, sind 2009 heftig unterwegs gewesen. Wir haben euch für heute Abend ein schönes Set zusammengestellt", und begann: "Ich gehe zurück in den Ozean, geselle mich zu den Walen und blas` eine Fontäne in den Wind. Tiefes blau und korallengrün waren immer schon meine Lieblingsfarben". Keimzeit legte mit alt bekannten Titeln los. So glänzte das Publikum gleich beim zweiten Titel "Kintopp" mit Textsicherheit. Keimzeit zeigte sich in vielen Facetten und "Farben". Norberts Ukulele und Rudis E-Gitarre brachten auch den Reggae ins Kesselhaus. Das aktuelle Album "Stabile Währung Liebe" haben sie in Andalusien aufgenommen, und daraus auch gleich circa acht Titel mitgebracht. Sie flogen mit dem Heißluftballon über die "Tokio Skyline", begründeten mit "Für Dich", dass Liebe im Allgemeinen total überbewertet wird und bei "Oh- Oh- Oh" wurde anständig gerockt. In "Valentinstagsblumen" geht es um eine zerstörte Liebe, ums Verlassen. Mit einem kompletten Bläsersatz wurde dann der Konzertabend ordentlich aufgepeppt. Die drei schwarz gekleideten Herren Robert Fränzel (Saxophon, Tenor), Ralf Zickerick (Posaune) und Frank Braun (Trompete) brachten Usedomer Flameno- oder auch Salsa- und Sambaklänge mit. Sie ließen "Bunte Scherben" funkeln: "Auf einem Korallenriff liegt ein gesunkenes Schiff. Mit Diamanten an Bord, an einem gottverlassenen Ort".

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Es ist immer wieder schön ein Konzert aus unterschiedlichen Perspektiven erleben zu können. So zog es mich nach vorangeschrittener Zeit in die hinteren Reihen, und natürlich auch Treppe aufwärts auf die Galerie. Von dort aus verfolgte ich "Nur so Samba" und "Gott will". "Kling Klang", ein Titel den eigentlich jeder mitsingen kann, auch im Kesselhaus erklang ein großer Chor, brachte es zum Brodeln. Nach "Mama" (mit Querflöte untermalt) erklärte Norbert Leisegang die Unterschiede zwischen früher und ganz früher. Früher haben sie inmitten der Konzerte eine Pause gemacht, aber das war eben früher... an diesem Konzertabend machten sie durch, wollten die bestehende Stimmung erhalten. Ich mag Leuchttürme, und somit freute ich mich, dass Norbert Leisegang dem Warnemünder Leuchtturm einen Titel widmete. Am Ende ertönte sogar ein typisches Dampfhupen. Auch was Akustisches hatten die Keimzeitler in petto. Beim Titel "Schwein" begleitete Rudi Norberts Gesang mit seiner E-Gitarre, später setzte Franks Trompete ein und per Schnipsen endete der Titel.

Im März 2009 war ich bei Max Repkes Club der toten Dichter. Max hat Wilhelm Busch vertont und sich für das Kapitel der Club der toten Dichter Norbert Leisegang ins Boot geholt. Dort hörte ich u.a. den Titel "Sehnsucht - bös macht bang". Und genau diesen präsentierten die Keimzeitler, Norbert mit Hilfe seiner Ukulele, auch im Kesselhaus. "Getrennte Wege" war ein Titel der mir sehr gut gefallen hat, ein sehr starker Song. Der Drummer gab den Takt an, der Keyboarder setzte ein, die Fans klatschten und Gitarre und Bass kamen hinzu, und Norbert begann zu singen: "Haben wir es begonnen, so bringen wir es jetzt zu Ende".

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Das Publikum sang lautstark mit, vom Keyboarder waren zwischenzeitlich mystische Klänge zu hören und Rudi spielte eine wirklich geile Gitarre. Fremdsprachenkenntnisse waren auch gefragt. Norbert fragte: "Wie viel Russisch können wir noch? Wie viele Jahre hatten wir das eigentlich? Bcebo xoposchebo!". Dann folgte für mich ein weiteres Highlight des Abends. Der Keyboarder griff zur E-Gitarre und mit "Kapitel 11", ein Song der 1981 auf Vinyl bzw. Musikkassette erschien, wurde gerockt und getanzt, wirklich toll! Anschließend stellte Norbert Leisegang seine Band vor: "An Gitarre und vor allem auch Pianist: Andreas 'Spatz' Sperling", der den ganzen Abend in grauen Socken (ohne Schuhe) auf der Bühne zu finden war. "Links daneben am Schlagzeug Roland Leisegang, und sein als auch mein Bruder Hartmut Leisegang am Bass. Auf der anderen Seite Rudi Feuerbach an der Gitarre. Und bitte auch Applaus für Licht und Ton, Tenor, Posaune und Trompete". Ich wusste, dass mir auch Rudi von anderer Stelle her bekannt war. Genau, er hat bei City Vertretung für Fitz Puppel gemacht, als dieser eine Handverletzung hatte. Rudi zeigte sein Können gleich an drei Gitarren. Er wechselte zwischen einer mintfarbenen E-Gitarre, einer holzfarbenen Akustikgitarre und einer schwarz-weißen.

Mit "Maggie", die der Band schon seit 1983 treu zur Seite steht, verabschiedeten sich gegen 23:15 Uhr die Keimzeitler vom jubelnden, schreienden und klatschenden Publikum. Natürlich gab es Zugaben. Eine davon war sogar sehr eng mit der Kulturbrauerei verbunden. Vor genau 20 Jahren hatten sie ganz in der Nähe ihr erstes Album aufgenommen, und spielten "Irrenhaus". "Singapur", eine Ballade nur von Norbert und vom Keyboarder vorgetragen, sang das ganze Kesselhaus mit, später setzte die Band mit ein, eine Art Hymne war zu hören. Danach kamen noch einmal die Bläser hinzu, und erneut verabschiedeten sich die Keimzeitler von ihrem begeisterten Publikum. Rudi kam mit dem bekannten Titel "Imagine" in ganz ungewohnter Art vorgetragen, zurück. Mit Gilbert Becauds "Nathalie" ließen die Keimzeitler in ihrer Art den Abend in einem Volksfest enden: "Sie hatte so schöne blaue Augen... Nathalie". Rudi zauberte dabei unglaublich schöne Balalaikatöne auf seiner Gitarre hervor. Kurz vor zwölf beendeten sie mit "So" und ihren singenden Fans einen sehr umfangreichen Konzertabend, verabschiedeten sich mit den Worten "Bolschoje Spasiwo".



 

Foto Impressionen:
 
 
 
Weitere Fotos von diesem Konzert findet Ihr im Fotoalbum von Rüdiger: HIER
 
 

   
   
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