Peter Maffay live am 13. Juni 2009
am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig

(Open Air)

 

Bericht: Marion Dudel
Fotos: Marion Dudel


Maffay "rief" zum Open Air Konzert, und ich wollte natürlich dabei sein. Doch ich wusste schon im voraus: es wird ein harter Tag für mich. Als mein Wecker am Samstagmorgen dem 13.06.09 klingelte, ich musste noch zum Dienst, hätte ich ihn liebend gern an die Wand geworfen. 2,5 Stunden Schlaf hatte ich gerade mal bekommen, da ich am Vorabend schon zu einem Konzert war. Ich weiß nicht wie, aber ich schaffte meine Arbeitstunden. Mittags machte ich mich mit dem Zug und einer Freundin auf nach Leipzig. Vorsorglich mit "Red Bull" bewaffnet, das Getränk soll ja "Flügel verleihen", zumindest schwört mein Sohn darauf. Heute wollte ich diesen Muntermacher testen, sollte ich zu schwächeln beginnen. Ca. 1 Stunde und 45 Minuten Zugfahrt sind es von Dresden nach Leipzig, Zeit sich zu sammeln und in den weichen Sitzen zu entspannen. Problemlos gelangten wir bei strahlendem Sonnenschein zum Völkerschlachtdenkmal.
Ein seltsames Gefühl beschlich mich. Hier, genau hier, bin ich im Januar entlang gelaufen, allein, mit einer Rose in der Hand auf dem Weg zum Südfriedhof. Heute war die ganze Straße, alle Wege gesperrt. Ich blickte in die Runde, sah fröhliche Maffay-Fans, einige von ihnen kannte ich, alle waren aufgeregt, plauderten und lachten. Sie holten mich in die Wirklichkeit zurück. Am Vortag noch hatte es in Strömen geregnet, heute brannte die Sonne vom Himmel und machte den Asphalt heiß, zu heiß, wenn man auf den Einlass wartet. Wir hatten Soundcheckkarten, sollten 16:30 Uhr eingelassen werden, doch wir warteten länger und wurden leicht ungeduldig. Der Schweiß rann in Bächen, manches Gesicht verfärbte sich besorgniserregend rot. Peter war mit seinen Musikern bereits auf der Bühne. Dann endlich tat sich eine kleine "Schleuse" auf und Person für Person kam dem Traum, vor der Bühne zu stehen, näher. Ich schlüpfte mit meinem "Red Bull" hindurch (Glück gehabt) und das Rennen zur Bühne begann. Eine Absperrung ca. 20m (ich kann schlecht schätzen) vor der Bühne stoppte unseren Sprint. Und dann sah ich ihn, den "kleinen, großen" Peter. Der Soundcheck war in vollem Gange, Stücke wurden angespielt und wiederholt. Diesmal erlebte ich auch, es stimmt, was man über Peter schreibt. Es muss alles genau passen, wie er es sich vorstellt... ein Perfektionist eben. Ich erlebte zum ersten Mal beim Soundcheck, dass Peter "ungeduldig" wurde, um es in "sanfte" Worte zu kleiden. Mitarbeiter der Crew erzählten, sie kämpften seit Wochen gegen Sturm und Regen. Es war der erste schöne Tag seit langem. Wenn man das gigantische Bühnenwerk sieht, ahnt man ein klein wenig, wovon hier gesprochen und wie gekämpft wurde, ohne das Ganze wirklich zu verstehen. Hut ab vor den Männern der Crew!!!
Nach dem Soundcheck schlenderten wir durch's Gelände, aßen Bratwurst, tranken aus "Maffay-Pfand-Bechern", die wir natürlich mit nach Hause nahmen, machten Fotos und hatten Spaß. Es war noch viel Zeit.
Um 18:00 Uhr, beim offiziellen Einlass, waren wir an unseren Plätzen, 2. Reihe, rechts, dort wo Carl Carlton seiner Gitarre "himmlische" Töne entlocken würde. Das große Laufen begann, Tausende wollten einen guten Platz. Wir betrachteten das bunte Treiben von unserem sicheren Platz aus und waren froh, diesmal nicht zu den Läufern der "2. Riege" zu gehören. Nun hieß es nochmals, 2 Stunden warten. Wir setzten uns auf den Boden, hoffend, dass die Wartezeit schnell vergeht. Manchmal lauschte ich in mich hinein und grübelte, "was machst du eigentlich hier?", ich war einfach am Ende. Die Hitze, der Schlafmangel forderten Tribut. Mein erstes "Red Bull" im Leben brachte keinen Erfolg, es schmeckte irgendwie nach Gummibärchen, einfach eklig süß, vielleicht auch, weil das Getränk inzwischen eine wunderbar warme Temperatur hatte. Munterer wurde ich davon jedenfalls nicht. Ich sehnte mich nach meinem Bett.
Doch um ca. 19:45 Uhr, früher als geplant, begann das Konzert, und Carl, Ken, nach und nach die ganze Band nahm die Bühne in Besitz, und mein Herz begann wieder Leben in mich zu pumpen. Rockige Töne hallten über den Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal, die Fans kreischten, schrie'n und klatschten. Als Peter auf die Bühne stürmte und mit einem, "Huuuuuuuu, hallo Leipzig" das Konzert begann, wollte ich nirgends anders sein als genau hier. "Sonne in der Nacht", oh ja, die wird heute symbolisch scheinen, das wusste ich. Ich tanzte und wippte mit den anderen (soweit das im Gedränge, wenn man fast Leib an Leib steht, möglich ist) als "Es gibt zum Glück noch die Liebe" erklang und meine Müdigkeit verflog. Maffay, der unruhige Geist, stürmte über die Bühne, sprang wie immer auf Boxen, breitete die Arme aus, meinte immer wieder: "Dass sieht gut aus", als er mit über die Augen gehaltener Hand auf die klatschende und feiernde Menge vor der Bühne sah. Er wäre gern in Leipzig, meinte er. Das wärmt das Herz, auch wenn man weiß, diesen Satz sagt er auf jeder Bühne, egal, wo diese gerade steht. Die ersten Titel waren rockig, als hätte Maffay gewusst, dass ich genau das brauchte, um munter zu werden. Die Gitarren von Carlton, Keller und Kravetz schrie'n in den sonnigen Abendhimmel. Manchmal stimmte auch Maffays Gitarre ein. Später erklärte Peter, es wäre gar nicht so einfach diese 4 Gitarren unter einen Hut zu bringen. Das glaube ich ihm auf's Wort, jeder hat seinen eigenen Stil und Peter als "Chef" ist sicher nicht einfach, wie wir beim Soundcheck erlebten. Das Schlagzeug hämmerte. Bertram gab alles, nicht umsonst nennt man ihn den Schmied. Dazwischen blies Jon Smith Saxophon, dass einem die Knie weich wurden. Ray Cooper bearbeitete seine Perkussions, wirkte manchmal wie ein Gaukler mit seinem Instrument, eine Freude ihm zuzusehen! Eva Leticias Stimme erklang im Backround. Ken am Bass strahlte wie immer über das ganze Gesicht, und Jean-Jacques sorgte am Keybord für die sanfteren Töne. Frank Diez, ebenfalls als Gast dabei, ließ den Blues aus sich heraus, "quälte" seine Gitarre bis sie "zu jaulen" begann und die Massen euphorisch tobten. Peter, immer am Rennen von einem Bühnenrand zum anderen, gab in seiner lockeren, kumpelhaften Art kurze Überleitungen zum nächsten Titel. So lobte er den blauen Himmel, das schöne Wetter, bevor er "ein Lied für alle 16 Jährigen" ankündigte. Einschränkend meinte er, "das geht auch mit 60 noch sehr gut" (er muss es wissen), als rockig aufpoliert "Und es war Sommer" erklang. Die Schlagerschiene ist ja schon lange Geschichte. Carl Carltons Gitarre wimmerte und jauchzte und ich war glücklich. Titel auf Titel schmetterte Peter von der Bühne, einem Ball gleich wurde jeder Song vom Publikum aufgefangen und wie ein Echo zurückgeworfen. Mehrere 1000 Stimmen summten, sangen und klatschten die Titel mit. "Ich kann, wenn ich will" sang Peter. Ja, er kann, das bewies er wieder an diesem Samstag in Leipzig. Doch was wäre Peter ohne seine Band: Bertram Engel, Ken Taylor, Jean-Jacques Kravetz, Pascal Kravetz, Peter Keller und natürlich Carl Carlton, als Gäste: Ray Cooper, Jon Smith, Frank Diez und Eva Leticia Padilla.
Bandkollegen traten auch an diesem Abend als Sänger in Erscheinung: Bertram Engel verließ sein Schlagzeug setzte sich ans Piano und sang "Making Memories of us", Carl Carlton mit seiner einmaligen, "heiseren" Stimme "Smoke on the wheel" und Pascal Kravetz gab alles bei "Dead bird on the beach".
Weibliche Fans wurden auf die Bühne geholt und schmolzen bei sanften Tönen dahin, ein Junge, der leider den Text überhaupt nicht kannte, erlebte "Über 7 Brücken" von ganz oben. Doch das Publikum brauchte bei den "Brücken" kein Mikrophon, der Karattitel hallte über den Platz, einer Ode an Herbert Dreilich gleich.
Langsam neigte sich der Abend dem Ende entgegen. Doch wer Maffay-Konzerte kennt, weiß, wenn er sich verabschiedet, geht er noch lange nicht. Dreimal wurde weitergerockt, nachdem sich die Bühne schon geleert hatte. "Sonne in der Nacht", mit diesem Titel hatte das Konzert begonnen und "Sonne in der Nacht" brachte es zu einem runden Abschluss. Über 2,5 Stunden, ohne Pause waren die Musiker im Einsatz. Ich habe schon viele erlebt, aber kaum einer ist so voller Energie, so in ständiger Bewegung wie dieses 1,68m große Energiebündel, Peter Maffay. 60 Jahre wird er in diesem Sommer, man merkt es ihm nicht an.
Gegen Ende des Konzertes bemerkte man, dass Peter Stimmprobleme hatte, er meinte selbst lakonisch: "Es kratzt schon, aber wir schaffen das". Beim genauen Hinhören, erkannte man, Peter war sicher erkältet. Trotzdem mit diesem Einsatz sein Konzert zu bestreiten, Hut ab!
Die Fans standen noch zusammen, wurden aber "gnadenlos" von den Security vertrieben. Wir sahen ein, die "monströse" Bühne musste abgebaut werden und am nächsten Tag in Kaltenberg stehen, wo das letzte Konzert der Tour stattfand. Es gab für die Crew viel zu tun. Nein, behindern wollten wir sie nicht. Die Fans im letzten Veranstaltungsort sollten ebenso Freude an dem Konzert empfinden wie wir hier in Leipzig. Schwatzend und schwärmend verließen die Fans das Gelände. Ein kleiner Junge, vielleicht 7 Jahre alt, war für mich DER FAN DES ABENDS! Er thronte auf den Schultern seines Vaters, sang jeden, aber wirklich jeden Titel mit, dabei schien es egal zu sein, ob es ein alter oder ein Song vom letzten Album war. Dazu schlug er mit seinen kleinen Fäusten durch die Luft, als würde er am Schlagzeug sitzen. Sein Einsatz wurde von Bertram Engel belohnt, er warf seinen Drum Stick ins Publikum und der kleine Drummer strahlte über das ganze Gesicht. Er wird mit Sicherheit mit dem Stick in der Hand in seinen Träumen weiter trommeln.
Nach einer chaotische Heimfahrt: Zug, Schienenersatzverkehr, Zug, Fahrrad kam ich endlich nach 2:00 Uhr zu Hause an und zur sehnlichst gewünschten Ruhe.


 

Foto Impressionen:

 


   
   
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