Sachsendreier

live am 06.12.2008 im Berliner Fritzclub


Bericht: Petra Heinzel, Klaus Schmidt
Fotos: Klaus Schmidt, Rüdiger Lübeck

 


 

000 20140306 1850662088Bericht von Petra Heinzel
"Sieben auf einen Streich", oder doch lieber "Drei Fliegen mit einer Klappe"? Oder doch ganz anders? Nicht nur sieben Musiker (es waren viel mehr) wurden an diesem Abend erwartet, aber drei Bands. Und zwar keine Alltags"Fliegen", sondern alt eingesessene, gestandene Bands. Der Sachsendreier ist ursprünglich eine der bekanntesten Briefmarken Deutschlands aus dem Jahr 1850. Eine Marke ist heute knappe 4.000 Euro wert. Aber keiner sollte an diesem Nikolausabend so viel für den "Sachsendreier" zahlen! Ganz im Gegenteil, der Sachsendreier hatte "Deutsche Mugge" zum Auftritt in Berlin eingeladen. Der Sachsendreier, der hier gemeint ist, setzt sich aus drei Bands aus Dresden und Meißen zusammen: Das sind im Einzelnen die "Stern-Combo Meißen", die zu den dienstältesten Rockbands gehören (sie wurde 1964 gegründet und feierte in diesem Jahr ihr 44jähriges Bestehen), die Band Electra, die ganze fünf Jahre jünger ist, sowie Lift, die bereits seit 35 Jahren auf der Bühne stehen.
Als ich gegen 18:15 Uhr im Fritzclub eintraf checkte jede der drei Bands nacheinander noch einmal kurz den Sound. Als dann alles passte beräumten Mitarbeiter des Postbahnhofs das restliche Inventar, wie kleine Treppenabsätze und vereinzelte Stühle. Unser Haussender "rockradio.de" hatte vor Ort Technik aufgebaut, um das Live-Konzert im Web zu übertragen. Die Halle füllte sich recht schnell und pünktlich um 20:00 Uhr begann das Intro, gegliedert aus der "Tagesreise" von Lift, "Also was soll aus mir werden" von Stern-Combo Meißen und "Tritt ein in den Dom" von Electra. Martin Schreier eröffnete den Abend: "Der Sachsendreier grüßt Berlin! Der Sachsendreier, das sind: Lift, Electra und Stern-Combo Meißen!" Vor ausverkauftem Haus legte Thomas Kurzhals (TK) am Keyboard mit "TNTK" los. Dieses Stück hörte ich bereits auf der Geburtstagsfeier von Thomas Natschinski (TN). Nach "Der weite Weg" stand plötzlich der Perkussionmeister Norbert Jäger am vorderen Bühnenrand und die Combo glänzte mit einem Satzgesang bei "Der Alte", während anschließend "Die Sage" mit einem Trommelwirbel endete.
Um 20:30 Uhr war Lift mit "Wasser und Wein" an der Reihe. Kurz darauf begrüßte Werther seine Violinistin Yvonne. Sie streichelte zart ihre Violine und machte "Jeden Abend" zum Hörgenuss. Ordentlich Verstärkung gab es in eine gewisse Himmelsrichtung, Andreas Leuschner (electra) unterstützte die Band am Keyboard und das vollbesetzte Haus sang "abzuhaun", alle wollten "Nach Süden" fliegen. Nach einem ruhigen Lied, passend zur Weihnachtszeit begrüßte Werther "Electra" auf der Bühne. "Und als der Nächste kam" waren die passenden ersten Worte aus dem Lied "Einmal ich, einmal du". Bernd Aust freute sich: "So kurz vor Weihnachten eine volle Hütte." Er bat das Publikum zusammen zu rücken, damit alle ein Plätzchen in der Halle finden können (einige standen wohl noch draußen). Auch den nächsten Titel, "Frau im Spiegelglas", sang Gisbert Koreng. Danach begrüßte Bernd Aust einen weiteren Sänger: Stephan Trepte. Er war bereits im Jahre 1972 Sänger bei Electra, und sagte: "Ich habe mich durchgerungen mehr zu erzählen statt zu singen..." Und so war es dann auch, er erzählte einige Geschichten und sang anschließend "Wenn die Blätter fallen". Dann erläuterte Bernd Aust: "Wir haben mal ein Lied geschrieben. Ihr kennt alle die Dresdner Gemäldegalerie..., ich kenne nur ein Bild..., wir spielen jetzt ‚Die Sixtinische Madonna'." Zu Beginn des Liedes sangen Eckard Lipske, Bernd Aust und Wolfgang Riedel im Satzgesang. Nun folgte das Instrumentalstück "Aqualung" sowie "Türkischer Marsch" mit einem Querflötensolo von Bernd Aust. Das Publikum klatschte begeistert und rief freudig mit der Band "hey". Eckard Lipske und Wolfgang Riedel gingen mit ihren Instrumenten in die Knie und kurz darauf hielten sie diese wieder gen Himmel. Um 21:20 Uhr war dann noch einmal die Stern-Combo Meißen an der Reihe. Thomas Kurzhals und Eghard Schumann, der hinter seinem Keyboard kaum zu sehen- aber zu hören war, verzauberten im gelben Bühnenlicht und "Wir sind die Sonne" erklang. Im Anschluss kündigte Larry Brödel den von Thomas Kurzhals komponierten Song "Was bleibt" an und schickte Grüße an Reinhard Fißler, der sich im Publikum befand, mit dem Hinweis, dass Reini den Song früher gesungen hat. Beim letzten Ton ging Larry zu Thomas ans Keyboard und dankte ihm. Die Zuschauer erkannten sofort "Also was soll aus mir werden", sie klatschten auf Anhieb mit. Den letzten Refrain sangen Larry Brödel und Martin Schreier gemeinsam. Larry begrüßte erneut Lift auf der Bühne. Für "Mein Herz soll ein Wasser sein", Text von Luise Mirsch (übrigens traf ich Luise letztens bei einem Lift-Konzert), war Andreas Leuschner am Keyboard zu finden. Stephan Trepte, der von 1974 bis 1976 für den Gesang bei Lift zuständig war, sang die erste Zeile und hinzu kam natürlich Werther Lohse. Werther sorgte dann für Aufklärung: "Wir haben mal zusammen bei Lift angefangen, 1974 das war ein Fernsehauftritt bei Günter Gollasch. Da habe ich noch am Schlagzeug gesessen und er hat gesungen." Dann sangen sie gemeinsam "Meine Schulden". Zwei Lift-Lieder hörten wir noch von Werther, bei denen auch das Publikum eifrig mitsang. Dann kündigte Werther den nächsten Sänger an: "Jetzt kommt ein Mann, den haben wir heute noch gar nicht gesehen. Er ist ein sächsisches Urgestein... hier ist Mampe." Peter "Mampe" Ludewig legte gleich los mit "Weiter weiter" und "Weil meine Seele brennt". Er verschwand darauf kurz und kam für "Der grüne Esel" mit einem Eselkopf zurück. Nun lernte der Teil des Publikums, die Elektra nicht kannten, die Band richtig kennen, denn Bernd Aust stellte sie vor: "Am Bass Wolfgang Riedel, an der Gitarre Eckard Lipske, am Schlagzeug Falk Möckel, mein Name ist Bernd Aust (Saxophon und Querflöte), unsere Nachtigall Stephan Trepte, Gesang und Gitarre Gisbert Koreng und an den Keyboards Andreas "Bruno" Leuschner." Mit "Tritt ein in den Dom" wurde das Finale eingeläutet. Stephan sang zu Beginn und hinzu kamen Mampe, Werther, Gisbert und Larry. Nun stellte Martin Schreier seine Band vor, die Stern-Combo Meißen: "Am Bass Axel Schäfer, am Keyboard Eghard Schumann, Schlagzeug Frank Schirmer und von Anfang an dabei Norbert Jäger. Gut, dass er wieder bei uns ist: an den Keyboards Thomas Kurzhals. Und das ist Larry Brödel. Wir danken dem Herren, der diese Mugge heute zustande gebracht hat: auch von Anfang an dabei ist Detlef Seidel." Larry fügte hinzu: "Und der, der den ganzen Laden zusammen hält Martin Schreier."
Zum krönenden Abschluss kam "Der Kampf um den Südpol" mit Martin, Larry, Mampe, Werther (mit Schellenkranz) und Stephan. Das Publikum tobte vor Begeisterung. Detlef Seidel beobachtete seine Schützlinge von der Bühnenseite und wirkte auch zufrieden. Eine Bandvorstellung fehlte noch, das übernahm Werther: "An Geige und Mikrofon Yvonne Fechner. Gitarre, Synthesizer und ebenfalls Mikrofon Bodo Kommnick, Jenne Jens am Bass, mit freundlicher Unterstützung heute vom Stern-Trommler und Bruno (Electra)." Werther fragte ins Publikum: "Hat's euch Spaß gemacht?" Ein volles "JA" hallte ihm entgegen und es folgte als Zugabe die "Tagesreise" mit Eckard, Larry, Gisbert und Bernd. "Wasser und Wein" war dann der endgültige Rausschmeißer des gigantischen Abends. Glückliche Gesichter verließen den Saal und es war noch genügend Zeit für kleine Gespräche mit allen auftretenden Musikern und auch mit Reini. Es war wirklich gigantisch, denn die Bühne war recht gut mit Instrumenten bestückt und es haben 20 Musiker zum Gelingen des Abends beigetragen. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle für die Einladung!

Bericht von Klaus Schmidt
Also wer hätte das gedacht: Im alten Postbahnhof krachte es gestern am 6. Dezember mal wieder so richtig. Der Laden war voll, keine Stecknadel konnte zwischen den Fans zu Boden fallen. Und die hatten offenbar den „richtigen Riecher“ für einen kuscheligen Winterabend. Die drei Bands Stern-Combo Meißen, Electra und Lift heizten kräftig ein, keiner musste also frieren. Die festinstallierte Haus-PA lieferte einen respektablen Dampf, wenn auch das Händchen des Mixmasters noch verbesserungswürdig war. Vielleicht war es auch nicht seine Musik. SCM ist nach nunmehr 11 Konzerten in der veränderten Besetzung auf musikalisch bestem Level. Thomas hatte mächtig aufgerüstet und mit neuen Moogs zusätzliche Soundreserven erschlossen. Larry Brödel war nun nicht mehr ein Gast, wie vielleicht noch beim ersten Konzert in Baabe, er ist - wie er selbst sagte - nun in seiner neuen Band angekommen und zu Hause. Wie man hörte, bastelt man schon an einem neuen Album. Damit läuft der alte Dampfer dann wieder auf Höchstdrehzahl. Für mich ist es immer wieder bemerkenswert, dass die Texte auf unser heutiges Zeitgeschehen passen, als wenn sie erst gerade geschrieben wurden. Im Schatten der Ereignisse in Indien ist eine Story, wie „Die Sage“ ("...Rot rot rot wie Blut soll werden dieser Ort...") an grausiger Aktualität nicht zu übertreffen. Mir lief jedenfalls dabei ein Schauer über den Rücken.
Angenehm mischten sich auch die anderen Bands „Electra“ und „Lift“ in das Gesamtevent ein. Alte und gestandene Frontmänner wie Mampe, Stephan Trepte und Werther Lohse waren das Salz in der Suppe. Alle mögen sich und schätzen gegenseitig ihre künstlerischen Leistungen. Das springt über auf's Publikum und am Ende gingen alle zufrieden nach Hause. Meine Freunde und ich hoben nach dem Konzert noch einmal ein Glas und wir freuten uns über diesen gelungenen gemeinsamen Abend.
Allen Freunden von Deutsche-Mugge, den Machern und den Lesern möchte ich noch ein gesundes und friedvolles Weihnachtsfest 2008 wünschen. Dies sicher auch im Namen der Bands und des Stargastes Reinhard Fißler, der so glaube ich gesehen zu haben, ein paar Freudentränen in den Augen hatte. Auf noch viele solcher Konzerte im neuen Jahr!




Foto Impressionen:


Fotos von Rüdiger Lübeck:

 

Fotos von Klaus Schmidt:
 

 

 

 

 


   
   
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