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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer (+ Pressematerial)



Am letzten Wochenende war einiges los im Landkreis Dahme-Spreewald. So prangten seit Wochen überall Plakate von den Wänden und Laternenmasten und kündigten den Auftritt der Band REDNEX - die Truppe aus Schweden, die in den 90ern mit dem "Cott'n Eye Joe" einen Megahit hatte - auf einem Trucker- und Country-Fest an. Aber auch an anderen Orten passierte in Sachen Live-Konzerte einiges, so z.B. auf der Mühleninsel in Königs Wusterhausen. Zum hier stattfindenden "Insel Blues" zog es viele Leute - eine gute Entscheidung, wie ich finde.

Die Schlossmühle mitten im Stadtzentrum steht auf einer Insel, und auf dem Gelände hinter der Mühle war eine Bühne aufgebaut. Hier sollten an diesem Abend unter dem Motto "Insel Blues" drei Bands spielen. Wie der Name der Veranstaltung schon verrät, sollte es natürlich Musik geben, die dem Namen der Veranstaltung Rechnung trägt. Die Mühle selbst, sowie die vor einigen Jahren zu einer Parklandschaft umgestaltete Insel, waren mit imposanten Lichtinstallationen versehen, die aber erst mit einsetzender Dunkelheit ihre volle Wirkung entfalten konnten.

Bereits gegen 19:30 Uhr legte die erste der drei Bands auf der Bühne los. Vier junge Musiker spielten geradlinigen Gitarren-Rock mit deutschen Texten, und gleich in ihrem ersten Song stellte sich die Band aus Berlin vor. Sie sangen davon, dass sie die Anfänger sind, und DIE ANFÄNGER ist auch der Name der Formation. Mit Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug lenkten sie die Augen und Ohren der bereits vor Ort befindlichen und auch der noch ankommenden Gäste erst einmal in Richtung Bühne. Ich sah auch einige Leute in T-Shirts mit der Aufschrift "Anfänger-Fan". Ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Quartett bereits über eine eigene Fan-Basis verfügt. DIE ANFÄNGER spielten bis gegen 20:00 Uhr. Danach wurde nur kurzzeitig umgebaut und die nächste Band stand in den Startlöchern.

Vier Männer und eine Frau betraten anschließend die Bühne, und mit diesen Musikern hatte ich mich kurz vor dem Konzert schon etwas bekannt machen können. Henning Protzmann war vor knapp einer Woche noch beim Deutsche Mugge-Treffen im Ratskeller Köpenick und erzählte von seinem neuen Bandprojekt. Ihn muss man nicht lange vorstellen, ist er doch Gründer von KARAT und spielte dort bis Mitte der 80er den Bass. Der Schlagzeuger Ronny Dehn ist bekannt als der Mann mit den Trommelstöcken bei SILLY,b 20150713 1666543096 Jürgen Kerth und der EAST BLUES EXPERIENCE. Saitenhexer Michael Lehrmann spielte einst die Gitarre bei STERN MEISSEN, REFORM und in der Begleitband von Veronika Fischer. Am Keyboard sitzt Matthias Hessel, ein gefragter Pianist und Hennings langjähriger Bühnenkollege bei JAZZIN' THE BLUES. Last but not least hat die Band mit Martina Barta eine junge Sängerin, die in der goldenen Stadt Prag zu Hause ist. Sie ist das jüngste Mitglied und studiert noch. Die neue Band von Henning heißt PANTA RHEI II und beim Insel-Blues hatte sie ihre Bühnen-Premiere. Viele werden jetzt sicher denken, "Da gab es doch schonmal eine Band gleichen Namens?!", und damit liegt Ihr gar nicht falsch. Auch zur 1971 gegründeten Band PANTA RHEI gehörte Henning Protzmann schon. Zusammen mit Herbert Dreilich (git, voc), Ulrich Swillms (key), Veronika Fischer (voc) und einigen anderen Musikern bildete er damals die Gruppe PANTA RHEI. Über vierzig Jahre nach deren Auflösung im Jahre 1974 steht nun wieder eine Band namens PANTA RHEI mit dem Zusatz "II" auf der Bühne. Henning erklärte kurz das Anliegen dieser neu formierten Band: Es geht nicht darum, dort weiter zu machen, wo die ursprüngliche Band 1974 aufgehört hat. PANTA RHEI ist ein Ausspruch des griechischen Philosophen Heraklid und bedeutet 'alles fließt'. Diesem Motto wollen die fünf Musiker folgen, denn auch Musik entwickelt sich weiter. Da bot sich die Wiederbelebung des Bandnamens förmlich an.

Das Quintett spielte am Samstagabend u.a. Titel aus dem Repertoire von Ray Charles ("What I Say", "I Don't Need No Doctor", "I'm Busted"), B.B. King ("Let The Good Times Roll") und Al Jarreau ("Cold Duck Time"), aber auch von Elton John ("Sorry Seems to Be the Hardest Word") und Roberta Flack ("Compared To What"). Natürlich kamen die eigenen Wurzeln nicht zu kurz, darum fanden sich ebenso Songs von PANTA RHEI aus den 70ern im Set wieder, z.B. "Blues", "Stunden" und der ultimative Abschlusstitel für ein Konzert, "Finis". Den Song "Blues" sang damals Veronika Fischer, und Martina Barta hatte keine Probleme, das Stück auf einem gleich hohen Niveau zu präsentieren. Übrigens ist "Blues" eigentlich kein "echter" PANTA RHEI-Titel, denn Ed Swillms hatte ihn schon Ende der 60er, also vor der PANTA RHEI-Zeit, bei der Gruppe ALEXANDERS geschrieben. Zu den eigenen Wurzeln von Henning gehören auch Lieder aus dem Repertoire der Gruppe KARAT, darum bekam das Publikum auch den auf der LP "Über sieben Brücken" zu findenden Song "Auf den Meeren" in einer ansprechend neu arrangierten Version zu hören. Bei Konzerten von KARAT Ende der 70er hatte Henning zur Live-Fassung der Nummer immer ein Bass-Solo gespielt, das mir heute noch in guter Erinnerung ist. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was man von PANTA RHEI II in Zukunft noch erwarten kann,c 20150713 1363345122 lieferten die Musiker mit dem Titel "Geld und schöne Welt" ab, den sie als letzten Song vor der Pause präsentierten. Ein ganz neuer Song und gleichzeitig ein deutliches Zeichen dafür, dass man nicht nur im Gestern operieren und alte Songs spielen, sondern auch neue Lieder schreiben und live aufführen möchte. Man darf gespannt sein!

Man merkte den fünf Musikern ihre Freude am Musizieren förmlich an. Martina Barta hat eine tolle, jazzige Stimme. Sie spielt aber auch Waldhorn, was sie beim Konzert am Samstag auch gleich zeigen konnte. Auch alle anderen Musiker konnten durch instrumentale Soli ihr Können zeigen. Henning hatte ich vorher bei KARAT höchstens im Background singen gehört. Hier bei PANTA RHEI II singt er auch selbst die Solostimme bei zwei oder drei Titeln, darunter beim eben schon erwähnten, neuen Titel der Band, "Geld und schöne Welt". Zwischen den Titeln plauderte Henning ab und an etwas und immer wenn er auf die alten Zeiten zu sprechen kam, sagte Martina mit ihrem sympathischen tschechischen Azent, "Da war ich noch nicht geboren."

Nach etwa neunzig Minuten ging dann das Konzert von PANTA RHEI II seinem Ende entgegen. Der letzte Titel war nochmal etwas aus den alten PANTA RHEI-Zeiten, nämlich der schon erwähnte Song "Finis". Dieser Titel, den Henning damals selbst geschrieben hat, war bei PANTA RHEI-Konzerten in den siebziger Jahren schon immer der Rausschmeißer, und sollte es auch an diesem Abend sein. "Rausgeschmissen" wurde hier aber niemand, denn die dritte Band des Abends, ENGERLING, war schon da und wartete auf den Einsatz.

Und ENGERLING begannen auch gleich im Anschluss an den Auftritt von PANTA RHEI II damit, die Instrumente startklar zu machen. Das dauerte nur wenige Minuten, und die Musiker um Wolfram "Boddi" Bodag legten los. Es begann mit einem Blues von Willie Dixon, "Little Red Rooster", bekannt auch als Coverversion von THE ROLLING STONES. Diesen Titel spielt Engerling immer zusammen mit dem Song "Albatros", im Original von der Gruppe FLEETWOOD MAC. Natürlich hat ENGERLING auch eine ganze Menge eigenes Material, und davon hörten wir am Samstagabend auch etliches. Natürlich hauptsächlich Blues, denn es war ja der "Insel-Blues" und man wollte beim "Motto" bleiben. In ihrer Setlist hatte die Berliner Band eigene Titel wie z.B. "Moll Blues" und "Narkose-Blues", "Engerlings-Blues" oder einfach "Herbstlied", "Zeiten ändern sich" ("Times They Are A Changing"), "Moll gibt 'ne Patry" und andere. Bassist Manne Pockrandt war an diesem Abend nicht dabei, denn er hatte bereits Urlaub.d 20150713 1748637593 Seinen Platz nahm Hannes Funke ein, der bei UNBEKANNT VERZOGEN Gitarre und Keyboard spielt. Das war sicher auch ein Grund dafür, dass meine Deutsche Mugge-Kollegin Patti, die bekanntlich ja die Sängerin von UNBEKANNT VERZOGEN ist, unter den Konzertgästen war. Hannes hatte sich die Titel der Bluesband gut draufgedrückt und es lief bestens mit ihm an den vier dicken Saiten. Die übrigen zwei Musiker sollten hier nicht unerwähnt bleiben. An den Gitarren schaffte - wie schon seit vielen Jahren - Heiner Witte, und das Schlagzeug bediente Boddis Sohn, Hannes Schulze. Die Frage, ob ENGERLING an diesem Abend auch "Mama Wilson" gespielt hat, kann mit "ja" beantwortet werden. Es war der letzte Titel, und wir bekamen ihn gegen 23:30 Uhr zu Hören. Zugaben gab an diesem Abend keine der Bands. Der Terminplan war wohl ziemlich dicht gestrickt, so dass dafür kein Platz war.

Alle Musiker bauten nach dem letzten gespielten Ton Ihr Equipment ab, soweit dies noch nicht schon vorher geschehen war, und die Konzertgäste gingen nach Hause. Das Mühlengebäude und der Park auf der Insel erstrahlten noch eine Weile im Licht. Ich sah eine Disco-Kugel im Baum hängen, die angestrahlt wurde und sich drehte. Auf dem Boden waren Lichtpunkte projeziert und man hatte den Eindruck, dort stehen überall Teelichter. Das war ein toller Anblick, der einen ebenso tollen Konzertabend abrundete. Für das nächste Jahr habe ich mir fest vorgenommen, mit am Mühlentag die Mühle einmal auch von innen anzuschauen. Übrigens: das Gebäude wurde vor einigen Jahren baulich saniert und auf der Vorderseite kann man "VEB (K) Mühlenbetrieb Königs Wusterhausen" lesen ...


Termine:

Pantha Rhei II:
• 22.08.2015 - Berlin - Die Borke am Müggelsee (Blue Summer Night)

Engerling:
• 14.08.2015 - Pudagla - Schloss Pudagla
• 22.08.2015 - Erfurt - Heiligen Mühle
• 28.08.2015 - Gollmitz - Wassermühle
• 29.08.2015 - Heideblick - Waldbühne Gehren
• 05.09.2015 - Lindholz - Kräuterhof Carlsthal
• 12.09.2015 - Vollmershain - Freibad (Engerling, Wind, Sand & Sterne, ABC, Marius Tilly Band)
• 18.09.2015 - Berlin - Parkbühne Biesdorf
• 19.09.2015 - Berlin - Strandbad Weißensee
• 26.09.2015 - Affalter - Zur Linde (Engerling, Jürgen Kerth)

Alle Angaben ohne Gewähr! Weitere Termine und nähere Infos auf der Homepage von Engerling



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Engerling: www.engerling.de
• Portrait über Panta Rhei II bei Deutsche Mugge: HIER klicken
• Homepage über den 'Insel Blues' bzw. das 'Inselleuchten': www.das-inselleuchten.de






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Engerling:




   
   
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