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Interview vom 2. Januar 2019



Mit dem Album "Zeiten" haben die beiden Musiker Manuel Schmid (Stern-Combo Meißen) und Marek Arnold (bis 2012 ebenfalls Stern-Combo Meißen, jetzt u.a. CYRIL, SSTTGD) ein erstes gemeinsames Werk erarbeitet, das sie musikalisch abseits ihres gewohnten Lebensraums, dem Progrock-Bereich, beobachten lässt. Natürlich kann man seine Wurzeln nie so ganz verbergen, aber mit den acht neuen Liedern dürfte man auch die Leute erreichen, die mit der Musik ihrer Bands vielleicht sonst eher kaum zu erreichen sind. Eine Voraussetzung dafür ist sicher auch, dass sich der eine oder andere Radiosender dazu durchringen kann, einen der Songs mit ins Tagesprogramm aufzunehmen. Für wie groß die beiden Musiker die Wahrscheinlichkeit halten, dass das passieren wird,001 20190103 1942915083 wie sie die heutige Medienlandschaft einschätzen und was man tun kann, damit sich für die "kleinen" Künstler bald mal etwas ändert, erfahrt Ihr in dem folgenden Interview, das unser Kollege Christian zusammen mit Marek und Manuel gleich zu Beginn des neuen Jahres geführt hat. Natürlich kommen die Infos zum Album selbst auch nicht zu kurz ...






Ihr habt "Zeiten" innerhalb von zwei Monaten im Studio eingespielt. Klingt das nur so kompakt oder habt Ihr um fertig zu werden in dieser Zeit auch die Tage zu Nächten werden lassen?
Marek: Du meinst eher Nächte zu Tagen? ;) In der Tat waren wir in dieser Zeit sehr fleißig, aber auch effektiv. Und wir haben das Glück, in eigenen Studios arbeiten zu können. Dennoch: vorausgegangen waren der Zeit der eigentlichen Produktion natürlich lange Phasen, in welchen wir Ideen sichteten und Arrangements besprachen, Titel auswählten und Instrumentierungen wählten, Texte schrieben. Insgesamt zog sich die Produktion so natürlich fast ein Jahr - was aber für eine CD-Produktion dennoch recht kompakt ist.
Manuel: Musik ist ein stetig fließender Prozess. Wenn man mit Zielstrebigkeit und Verstand dabei ist, kann man auch in sehr kurzer Zeit zu erstaunlichen Ergebnissen kommen. :-)

Acht Songs, teilweise im Bereich der fünf Minuten, sind offiziell auf der CD angegeben. Lässt man den Silberling aber laufen, entdeckt man noch vier "gekürzte" Fassungen vorher bereits gehörter Songs. Ist das der Wink mit dem Zaunpfahl für die Rundfunkstationen, dass man Euch doch bitte spielen möge?
Marek: Wir wissen zumindest, dass man nur mit Titeln von etwa 3 Minuten Dauer eine immerhin theoretische Chance hat, ins Programm eines Rundfunksenders zu kommen. Daher haben wir von den unserer und des Labels Meinung kommerziellsten Songs auch gleich Radio-Edits angefertigt, um uns diese Chancen nicht zu verbauen.
Manuel: Einige Radioredakteure halten gern ein wertiges Produkt in den Händen. Früher musste man parallel zu seiner Veröffentlichung immer eine Extra-Auflage mit speziell zugeschnittenen Fassungen für's Radio vorlegen, sogenannte Promos. Diesmal wollten wir effektiv sein, da so etwas auch immer viel Geld kostet.

Ich provoziere jetzt mal etwas: Habt Ihr mit diesen Liedern im Tagesprogramm der Stationen neben Sarah Connor und Max Giesinger überhaupt was zu suchen?
Marek: Mir ist bewusst, dass es nicht einfach ist, in einer Zeit von Fast-Food-Musik und medialer Gleichschaltung von akustischen Klangereignissen zur Unterhaltung der Bevölkerung ;-) mit unserem Material in die Playlisten der Sender zu kommen, zumal diese häufig nicht mehr von Redakteuren, sondern Computeranalysen bestimmt werden. Dennoch sind die Songs ja durchaus eingängig, können sich in den Gehörgängen festsetzen. Wir hoffen sehr, dass dies bei den Verantwortlichen auch ankommt und natürlich, dass auch (hoffentlich) stete Nachfragen von Fans bei den Sendern und unsere Live-Konzerte hier etwas langfristig bewirken können.
Manuel: Letztendlich ist die Musik aus dem Herzen entstanden. Und ich bin sicher, wenn man ihr eine Chance gibt, wird sie auch vom Publikum auf kommerziellen Plattformen angenommen.

Ihr habt ganz offensichtlich eine Menge Gedanken, Schaffenskraft und Kreativität in Eure Musik gesteckt. Es sind Lieder dabei rausgekommen, denen sich sicher nur ein kleiner Teil der Leute in unserem Land öffnen können bzw. wollen. Dazu auch noch in deutscher Sprache, was Hörer aus dem Ausland vorab schon ausklammert. Steht dieser Aufwand überhaupt noch in einem Verhältnis zu dem, was man damit an Erfolgen erzielen kann?
Marek: Nunja, um es in 4 Worte zu bringen: wir können nicht anders. Unsere Musik machen wir - beide in unseren Bands und Projekten oder eben hier gemeinsam - letztlich auch nicht, um irgendwem zu gefallen, sondern weil wir sie so empfinden, sie genau so gestalten wollen. Natürlich hofft man, damit dann auch ein Publikum zu erreichen.002 20190103 1444762871 Und ich sehe es - vielleicht auch aus der Perspektive meiner nochmals weitaus kleineren Nische des Progressive Rock, in dem ich mich mit meinen Bands bewege - gar nicht so extrem - "Zeiten" ist meines Erachtens ein Album, welches durchaus ein breiteres Publikum ansprechen kann. Es ist melodisch, eingängig, mit hohem Pop-Anteil, wenngleich es eben mit einigen Akkordverbindungen oder ungeraden Takten mitunter auch etwas "ausbricht" oder die Art, wie wir mit deutschen Texten umgehen zunächst nicht so "zeitgemäß hemdsärmlig" daherkommt. Übrigens hat das Album auf einigen internationalen Progrock-Internetsendern bereits Airplay bekommen - die deutsche Sprache scheint da weitaus weniger Schranken zu setzen als man glaubt.
Manuel: Ein glücklicher Umstand besteht darin, dass wir logistisch unabhängig sind und unsere Produkte selbst produzieren können. Die Plattenfirma bekommt ein fertiges Master und Cover von uns. Andere müssen tief in die Tasche greifen, um mithalten zu können. Man weiß vorher nie, ob es sich auszahlt. Primär stehen wir für Nachhaltigkeit. Das ist immer unser Anspruch gewesen.

Ein Radioeinsatz Eurer Songs ist sicher aber wahrscheinlicher als ein Einsatz in TV. Gäbe es für Euch überhaupt ein Format, in das Ihr rein passen und wo Ihr auftreten könntet?
Manuel: Eine gute Gelegenheit wäre z.B. das ZDF-Morgenmagazin. Da durften schon viele alternative Künstler auftreten. Ich glaube, wir würden ganz gut in solche Formate passen, wo man das alltägliche Leben medial mit Kunst verbindet. ZDF Aspekte fällt mir da ein, MDR Artour, 3Sat KuturZeit etc.

Wie Euch geht es ja anderen Musikern auch. Viele der Künstler, die wir vorstellen und die für unsere Leser interessant sind, haben keine Möglichkeit, Einsatzzeiten im Fernsehen zu bekommen. Völlig egal, ob sie nun 20 oder schon über 60 Jahre alt sind. Wäre es da nicht mal sinnvoll, sich zusammen zu schließen und bei den Öffentlich/Rechtlichen vorstellig zu werden um neue Formate bzw. überhaupt mal Formate einzufordern?
Manuel: Leg' Geld auf den Tisch und Du wirst mit Kusshand überall genommen (lacht). Gerade in den letzten 10 Jahren hat der Kapitalismus nochmal so richtig Einzug gehalten, dass Innovation als Kunst- und Bildungsform nun überhaupt keine Rolle mehr spielt und gefragt ist. Darin sehe ich übrigens auch mit Gründe für die politische Schieflage im Land. Wenn nicht in Bildung investiert wird und nur wichtig ist, was konsumiert wird, kann nix werden. Ein Mittelweg muss gefunden werden, der eine gesunde Ausgewogenheit mit sich bringt. Und Musik war immer ein gutes Transportmittel für Bildung. Ist es ja auch noch heute, mit entsprechendem Ausgang ;-)

Man könnte es sich aber doch auch leicht machen, und sich dem Markt anpassen. Schnell mal ein 08/15-Album von der Stange produzieren, inhaltlich möglichst wenig transportieren und das Spiel - vielleicht auch nur um Geld zu verdienen - mitmachen. Käme das für Euch auch in Frage?
Marek: Nein. Mal ganz davon abgesehen, dass es ja auch dann nicht so einfach wäre, damit Erfolg zu haben - denn heute wird mit großem Promotionapparat ja eher ein menschliches "Produkt" aufgebaut, als nur einen Song oder Album zu präsentieren, und nicht zu vergessen, dass einfache Musik für ein Massenpublikum auch von wesentlich mehr Musikern oder Interpreten "industriell hergestellt" wird. Die Konkurrenz ist also riesig - wir wollen aber letztlich auch hinter einem Produkt stehen können. Musik ist Herzenssache - Kompromisse kann man eingehen, aber sich verkaufen für den schnöden Mammon? Dafür sollte ein Musiker mit etwas Ehre im Leib nicht seinen Namen hergeben. Fast jeder Berufsmusiker steht ja deshalb - wie auch wir - regelmäßig auch als "Dienstleister" mit einer Band auf der Bühne - das ist legitim und zumindest wesentlich ehrlicher.

003 20190103 1655726551Kommen wir nochmal auf Eure neue Scheibe zurück: Auf "Zeiten" befinden sich u.a. Kompositionen, die bereits für TOXIC SMILE und CYRIL gedacht waren. Wieso habt Ihr diese für das gemeinsame Album ausgewählt, und wie kamen die neuen Texte dazu?
Marek: Manuel hatte mich schon vor Jahren auf einige meiner Songs für und mit TOXIC SMILE angesprochen, mochte diese sehr. Wir haben beim Suchen nach Songs für das neue Album eine ganze Reihe von Liedern und Skizzen zur Auswahl gehabt, und uns letztlich vor allem nach der Wirkung von Manuels Stimme und den Möglichkeiten interessanter Arrangements, die sich auch live umsetzen lassen, entschieden. Nach der Auflösung der Band im Mai diesen Jahres gab es da aber durchaus noch eine zusätzliche Motivation, diese Songs nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und dass es nach "Seelenlieder" und "Geld" mit "Diese Zeit" ein weiterer CYRIL-Song auf ein Album von Manuel geschafft hat, ist naheliegend, denn er ist ja Bandmitglied und kann sehr gut beurteilen, welche Songs einfach noch einmal in neuer Bearbeitung auf ein Album kommen sollten. Die Texte entstanden im Sommer diesen Jahres, erst als entschieden war, welche Songs aufs Album sollen. Zum Teil sind es deutsche Enstprechungen der Originaltexte, zum Teil aber auch ganz neue Ansätze. "Raum der Illusion" ergab sich z.B. aus der Stimmung dieses Arrangements, mit seiner "wilden" Charakteristik zwischen Melodik und Wahnsinn, Progrock und klavier-klassischen Elementen.

Dem Booklet fehlen nicht nur Seiten, sondern insbesondere der Abdruck Eurer Texte. Ich habe in meiner Rezension die Vermutung angestellt, dass Ihr durch das Weglassen dieser oft als Beigabe mitgelieferten Details nicht vom hauptsächlichen Anliegen ablenken wollt. Es soll gehört werden, und das möglichst aufmerksam. Liege ich da richtig?
Marek: ... in aller Kürze: absolut!
Manuel: Meine vorangegangen Alben hatten ebenfalls keine Textbeilage. Ich habe immer beobachtet, dass die Leute während des Hörens im Booklet geblättert haben und dabei die Musik zweitrangig geworden ist. Ich sehe es ein bisschen psychologisch. Leg' die CD ein und höre zu. Alles andere kommt danach ... Dennoch ist ein Downloadlink im Cover abgedruckt, über den man die Texte auf meiner Website herunterladen kann.

Das Cover ist im Gegensatz zu dem, was auf der CD zu hören ist, insgesamt ziemlich schlicht und aufgeräumt. Ist Euch das Geld für einen guten Coverdesigner ausgegangen? ;-)
Manuel: Schau Dir z.B. mal die Plattencover der Gruppe Kraftwerk an. Sie sind heute ihr Aushängeschild und die haben dafür bestimmt immer viel Geld bezahlt (lacht). Es hat konzeptionell einfach gut gepasst eine Schlichtheit da rein zu bringen. Nur diese zwei Charaktere gegenüber zu stellen, bringt den gesamten Inhalt der Platte schon gut auf den Punkt. Mehr muss einfach nicht gesagt werden!

Die Texte muss sich der Hörer selbst erschließen, aber Ihr werdet ja trotzdem eigene Gedanken gehabt haben, als Ihr die Lyrics geschrieben habt. Marek, wie ist z.B. "Kleines Glück" entstanden? Was liegt dieser Nummer für eine Geschichte zu Grunde?
Marek: Kleines Glück widmet sich dem zunächst etwas "ausgedroschenen" Thema des Erkennens der kleinen Momente, die das Leben so lebenswert machen, statt dem ewigen Suchen nach der ultimativen Erfüllung. Allerdings mal von einer anderen Seite: wir sind uns doch längst alle bewusst, dass hinter den bekannten Phrasen eine Wahrheit steht, oder?004 20190103 1807137102 Aber: woran erkenne ich denn dieses kleine Glück - spüre ich den richtigen Punkt, lasse ich den Moment zu, warte ich zu lang? Quasi eine Art hilfesuchende Aufforderung an das kleine Glück, sich im Alltag deutlicher zu artikulieren. Denn genau das ist das Problem: es auch zulassen zu können, statt weiter zu suchen. Der Text entstand denn auch tatsächlich im Kurzurlaub auf 'nem Reiterhof mit meinen kleinen Mädels - quasi die ultimative Familienidylle. Und doch so schwer, erst einmal richtig zur Ruhe zu kommen, dieses kleine, doch so große Glück auch einmal richtig zu geniessen.

Gleiche Frage zu "Tagtraum". Ist das aus der eigenen Biographie entnommen, was man da entdecken kann, oder was hat es mit dem Song auf sich?
Marek: Tagtraum war als "Daydream" ja bereits in den koreanischen Charts, das zugehörige erste Toxic Smile-Album verkaufte sich dort geschätzte 45.000 Mal. Wenn man so will, mein bislang größter "Hit", auch wenn ihn hier (noch?) keiner kennt. ;-) Der Text, hier geschrieben im Wesentlichen von meinem Vater, ist tatsächlich in etwa die deutsche Entsprechung des englischen Textes. Er handelt - nicht bewusst autobiografisch, aber durchaus passend - von der eigenen Selbstfindung, dem Suchen nach dem Platz im Leben, auch und gerade Ängsten in der eigenen Beziehung, wenn man seine eigenen Befindlichkeiten mit denen eines Partners ab- und angleicht.

Am Ende des Albums stellt Ihr mit "Stiller Schrei" musikalisch nochmal alles auf den Kopf und landet im Bereich der Klassik. Die Streicher stehen komplett im Vordergrund. Die Komposition ist von Marek. Hast Du so einen engen Bezug zu dieser Richtung, dass Du sie mit auf die Platte nehmen wolltest?
Marek: Der Song ist ursprünglich eine sehr melancholische Klavierballade, mit der ich seinerzeit in die einsame Gedankenwelt eines psychisch Entrückten versucht habe, einzutauchen. Der Song atmet, ist harmonisch sehr ungewöhnlich aufgebaut und ich erinnere mich, dass uns wohl auch genau deshalb die Idee kam, es mit Streichern neu aufzusetzen. So erinnert es arrangementtechnisch tatsächlich etwas an "Scherbenglas" von LIFT, einen Song, den wir beide sehr lieben. Markus Dreßler hat das Klavierarrangement sehr schön für Streicher gesetzt und eingespielt bzw. aufgenommen, so ist ein großartiger Klangkosmos entstanden. Textlich blieb es hier auch bei der ursprünglichen Intension, vielleicht noch etwas deutungsoffener gestaltet.

"Zeig mir Dein Gesicht" erinnerte mich stark an Mareks Kompositionen auf dem Stern-Combo-Album "Lebensuhr" von 2010. Stammt die Nummer gar aus dieser Zeit oder ist es einfach nur Dein spezieller Sound, den ich da heraus höre?
Marek: Der Song ist einer der allerersten, den ich je für Toxic Smile geschrieben habe, also lange vor der Zeit bei SCM. Wir mochten beide diese Hookline, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, und haben den Song daher mit aufs Album nehmen wollen.005 20190103 1701392353 Ich habe ja tatsächlich lange gebraucht, bis ich es als Kompliment verstehen konnte, wenn man meine "Handschrift" wiedererkennt - man befürchtet ja zunächst, dass man sich quasi wiederholt, ohne es zu merken. Heute weiß ich, dass es ein großes Glück ist, wenn man sich so ausdrücken kann, dass einen die Leute am Stil wiedererkennen. Daher vielen Dank!

Gibt es für Euch einen oder zwei Favoriten auf dem Album? Irgendein Song, der Euch mehr am Herzen liegt als andere?
Marek: Für mich zum Einen "Raum der Illusion" - ich bin halt "Progger" und stehe auf unkonventionellere Songs. Daher mag ich auch aus den angesprochenen Gründen "Stiller Schrei" sehr. Auf der textlichen Seite möchte ich aber auch "Irgendwann" erwähnen, weil er sich mal recht klar kritisch adressiert.
Manuel: "Raum der Illusion" und "Stiller Schrei" sind musikalisch die innovativsten Songs - fast schon Werke. Marek ist ein unheimlich begabter Komponist und Arrangeur, der gerade bei diesen Nummern sein Potential sehr entfaltet hat. Überhaupt liegt bei diesem Album das Augenmerk sehr auf seiner Handschrift. Bewusst auch von mir gewollt. Von unseren gemeinsam geschriebenen Stücken halte ich "Diese Zeit", "Irgendwann" aber auch "Doch dann dreht sich die Welt" am gelungensten.

Ich durfte Euch live ja schon in Leipzig bei Hähles Wiederkehrfeier erleben. Haben die Leute da draußen die Gelegenheit, die neuen Lieder von Euch auch live präsentiert zu bekommen? Gibt es eine Tour zu "Zeiten"?
Manuel: Viele Songs haben sich ja mittlerweile schon ins Live-Programm gespielt und kommen extrem gut an. Besonders "Tagtraum" und "Irgendwann". Die Konzerte 2019 werden also im Zeichen des neuen Albums stehen. Marek ist ja mittlerweile eine feste Größe in meinem Soloprogramm. Wir werden 2019 auch wieder fleißig experimentieren. "Raum der Illusion" wollen wir mit zwei Klavieren aufführen. Eine sehr spannende Angelegenheit!

Eine Frage, die ja eigentlich nahe liegt ist die, wie es mit Marek weitergehen wird. Er war ja schonmal bei der Stern-Combo Meißen und Manuel ist seit einiger Zeit bei der Combo. Gibt es die Möglichkeit einer Rückkehr? Manuel würde es "arbeitsmäßig" entlasten und Marek könnte fortsetzen, was 2012 abgebrochen wurde ...
Marek: Nunja, es gab 2012 ja schon konkrete Gründe, warum es uns nicht möglich war, mit guter Miene bei der Combo weiterzumachen. Einige davon haben sich mittlerweile von allein ergeben, weil es personelle Veränderungen gab oder geben musste, aber auch strukturelle, organisatorische. Mit Freude habe ich zudem gesehen, wie, auch als Ergebnis dessen und natürlich Manuels klarer Kante, sich die Combo wieder mehr dem Artrock zugewandt hat, alte Werke wiederbelebt und neue aufgenommen hat. Diesbezüglich ist die Schnittmenge wieder größer geworden, und dass ich der Musik der SCM im Herzen nahesteh, ist ja kein Geheimnis - sonst hätte ich nicht auch noch an weiteren Titeln für die Combo mit Manuel gearbeitet. Nicht vergessen darf man allerdings, dass der zeitliche, organisatorische und finanzielle Aufwand, um in dieser Band zu spielen, erheblich ist, und andere Dinge dafür entsprechend leiden müssen. Von der Seite etwas beizusteuern und Manuel bei Bedarf kompositatorisch oder im Studio auch etwas Hilfe sein zu können, scheint mir nach wie vor eine gute Option, ich bin ja nicht aus der Welt. Bei allem Philosophieren ist auch klar zu sagen, daß Stern ja nach wie vor über eine sehr gute Live-Besetzung verfügt und erfolgreich Konzerte gibt.
Manuel: STERN hat eine gute Live-Besetzung und das sollte auch so bleiben. Die Band ist live bestens eingespielt und weiß, was dafür zu tun ist. Es wäre dämlich, dies zu ändern! Jedoch sehe ich mit Marek in Bezug auf neue Impulse, sprich Kompositionen innerhalb der Band STERN-COMBO MEISSEN mehr Potenzial einer gemeinsamen Arbeit. Mit ihm kann ich einfach besser kreativ im Sinne der Musik arbeiten. Wir kommen schneller ans Ziel und es wäre, wie Martin Schreier immer so schön sagt, "sterntypisch" ;-)

Was liegt bei Euch demnächst an? Was sind die nächste Projekte, die es umzusetzen gilt?
Marek: Natürlich legen wir jetzt das Hauptaugenmerk auf die Promo des neuen Albums, wollen es auch live präsentieren und hoffen sehr, dass uns unsere Fans hier unterstützen, darüber weitererzählen, Radiosender anfragen, die Konzerte besuchen. Wir werden sicher auch ein nächstes Album überdenken ;-)006 20190103 1112623974 Mit unserer gemeinsamen Band CYRIL steht das Release des 3. Albums "the way through" bevor, derzeit sitze ich über den letzten Editings, und es soll im April erscheinen. Außerdem werden wir für zwei Festivals (Winters End, UK und Artrockfestival Reichenbach/V., DE) diese Band erstmals - und vielleicht einmalig - auf die Bühne bringen. Das wird sehr aufregend. Für mich selbst wird ausserdem das 5. Album "THE?LIE" meiner Band seven steps to the green door die wichtigste Veröffentlichung 2019, der zweite Teil einer kritischen Konzepttrilogie über religiösen Fanatismus, an welchem ich wieder fast drei Jahre saß und viele große Namen der Progszene als Gäste gewinnen konnte. Die Aufnahmen habe ich eben abgeschlossen, wir hoffen, das Album ebenfalls im April zu veröffentlichen. Ansonsten stehen einige Studioaufträge an, ein paar Gastbeiträge und natürlich regelmäßige Gigs mit meiner Easy-Listening-Band PASSAGE.
Manuel: Die Promo steht an bzw. ist in vollem Gange. Für das neue CYRIL-Album durfte ich auf allen Stücken kompositorische Einfälle beisteuern. Eine interessante Symbiose ist daraus entstanden. Ich freu mich auf "the way through". Konzerte im Ausland stehen auch an. STERN hat 55. Band-Jubiläum und spielt entsprechend viele Konzerte. Viele alte Wegbegleiter werden auch in einigen Shows dabei sein. Mit Marek und Andreas Bicking möchte ich zielstrebig neue Songs für STERN schaffen. Da wird 2019 viel zu tun sein, weil die Messlatte entsprechend hoch ist. Aber es sind gute Partner, auf die ich mich verlassen kann. Von daher sehe ich das positiv. "Nimm die Welt in die Hand" hat ja schon gezeigt, in welche Richtung es gehen soll. Bleibt gespannt und immer am Ball.



Interview: Christian Reder
Fotos: Ronny Pabst, M. & S. Ziegert,
           Privatschatulle Schmid/Arnold