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Interview vom 28. September 2018. Veröffentlicht am 3. Oktober 2018


Wenn man als Musiker dem Publikum heute ein Jahrzehnt lang kein neues Album vorlegt, läuft man Gefahr, komplett weg vom Fenster zu sein. Schnell ist man vergessen oder spielt bei Comeback-Versuchen dann womöglich nur noch die fünfte Geige. Anders dürfte es Inka Bause ergehen, die trotz schöpferischer Pause von 10 Jahren aber nie von der Bildfläche verschwunden war. Beim MDR moderierte sie in den vergangenen Jahren unzählige Shows und Galas, und bei RTL ist sie das Gesicht des Formats "Bauer sucht Frau",001 20181003 1163047571 bei dem sie jedes Jahr auf's Neue versucht, ein paar Landwirten in Sachen Liebe zu ihrem Glück zu verhelfen. Als Moderatorin hat sie ihren Bekanntheitsgrad immer weiter steigern können, was ihr bei ihrem Comeback als Sängerin jetzt sicher zu Gute kommen wird. Kurz vor ihrem runden Geburtstag im November kommt sie nämlich als Sängerin zurück. "Mit offenen Armen" heißt das Album, das vor knapp zwei Wochen in den Handel kam, und bei dem es sich um ihre erste Platte seit 2008 handelt. Gestern (2.10.) startete zudem noch ihre erste Solo-Tournee in Potsdam.
Schon lange hatten wir vor, uns mit der Künstlerin mal über ihre Karriere zu unterhalten, fanden aber bisher nie einen echten Aufhänger. Nun haben wir gleich mehrere Aufhänger gefunden und uns letztlich auch für ein Interview mit ihr verabredet. Mitten in der stressigen Phase zwischen Album-Veröffentlichung, Tournee-Start und der Verleihung der "Goldenen Henne", wo sie in diesem Jahr eine der Laudatorinnen war, fand sich ein kleines Zeitfenster zum Quatschen ... Auf der Zugfahrt nach Leipzig zur eben erwähnten "Hennen-Verleihung" glühte die Antenne, denn unser Kollege Christian sprach mit Inka über eine bewegte Zeit, viele Neuigkeiten und das Ende einer gerade neu aufgeflammten Gesangskarriere ...




Es war in den letzten 10 Jahren zwischendurch immer mal wieder die Rede davon, dass Du ein neues Album machen würdest. Es kam aber nie eins. Wer hat Dich denn jetzt aus Deinem Dornröschenschlaf geweckt und wieder ins Studio gelockt?
Ich habe mich dafür selber aus dem Dornröschenschlaf geholt, weil ich mir all die Jahre etwas vorgemacht habe. Das mit dem Moderieren hat so toll geklappt und war dermaßen zeitintensiv, dass ich überhaupt nicht mehr kreativ denken konnte. Man sagt ja immer, Künstler sind am kreativsten, wenn sie nichts zu tun haben. Genauso war es bei mir. Es herrschte totale Stagnation, was meine künstlerische Arbeit anging, da ich eigentlich nur noch mit Moderieren beschäftigt war. Vor etwa eineinhalb Jahren ging es dann los, dass man sich als Frau damit beschäftigt hat, wie alt man ist und was man im Leben noch vorhat. Dabei fiel mir auf, ich habe die Singerei nicht wirklich zu Ende gebracht. Vor zehn Jahren hatte ich mich nämlich einfach so verabschiedet. Es sollte zwar zwei, drei Jahre später noch ein Album geben, dazu kam es aber nicht, weil ich mich mit der Plattenfirma nicht einigen konnte. Erst hieß es, ich hätte alle Freiheiten bei dem Album, die ich dann plötzlich aber doch nicht mehr hatte. Deshalb stieg ich aus dem Vertrag aus. Es ist doch so, dass ich immer irgendwie unter öffentlicher Beobachtung stehe, weshalb ich auch an das glauben muss, was ich mache. Und genau das hätte ich bei dem Album nicht gekonnt. Die letzten Jahre dachte ich mir dann, ich kann doch nicht einfach so tun, als wenn ich vorher nie gesungen hätte. Zumal es immer wieder Leute und Fans aus früheren Zeiten gab und gibt, die mich immer erstaunt fragen: "Sag mal, Inka, singst Du gar nicht mehr?" Also sagte ich mir, ich will nicht einfach nur ein Album veröffentlichen und den Eindruck erwecken, ich wolle irgendwie und unbedingt wieder mitmischen, sondern die Zeit um meinen runden Geburtstag herum war ein so plausibler und wunderbarer Zeitpunkt, um mich mit diesem Album ganz entspannt von den Menschen zu verabschieden. Jedenfalls was meine Gesangskarriere betrifft. Das Album soll gleichzeitig auch ein Dankeschön für alle sein, die mich nochmal hören wollen. Ich habe übrigens für das Album auch schon viele positive Kritiken von Leuten bekommen, die ich kenne, die es gekauft haben und denen die Musik sehr gut gefällt. Das alles passt absolut in dieses Jahr, das genieße ich alles sehr.

Du sprichst die ganze Zeit von Deinem Geburtstag. Du wirst 40, richtig?
(lacht) Ja genau! Man ist immer so jung, wie man sich fühlt. Eigentlich dürfte ich dann erst 30 sein. Aber erst ab 11:00 Uhr am Vormittag, davor fühle ich mich wie 100.

Gleich 13 neue Lieder gibt es auf "Mit offenen Armen" und viele Autoren, die für Dich geschrieben haben. "Die Liebe findet mich schon" ist sogar von Annette Humpe. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit ihr und ist das Stück extra für Dich entstanden?
Nein, der Song ist nicht für mich entstanden. Ich habe Annette vor vielen Jahren kontaktiert, als es um das letzte Album ging. Wir verbrachten viele schöne Stunden in Annettes Wohnung, haben wunderbar über Musik gequatscht, über Familie und all so was. Damals war Annette an dem Punkt, dass sie mit ICH & ICH aufgehört und sich schon ein bisschen aus dem Musikbusiness verabschiedet hatte. Jedenfalls fand sie meine Ideen ganz toll, meinte aber, sie könne nicht für mich schreiben, weil sie gerade überhaupt keine Zeit oder vielleicht auch keine Lust hatte, ich weiß es nicht. Aber da ich ein sehr hartnäckiger Typ bin, der ungern eine Idee aufgibt, bin ich im Zuge des neuen Albums nochmal an sie herangetreten, habe ihr ein wenig von der Thematik des Albums erzählt und wo ich im Moment stehe. Annette meinte dann, sie hat da gerade ein Lied, was ich heute nicht besser komponieren könnte. Dieses Lied würde perfekt zu mir passen. Es war bereits einmal veröffentlicht, wurde aber kein Hit, doch wie gesagt, für mich wäre es wie gemacht. Und sie hatte vollkommen recht. Ich muss ohnehin sagen, lieber nehme ich einen tollen gebrauchten Song als einen neuen, der aber letztlich nur mittelmäßig ist. Deshalb freue ich mich sehr, diesen Song auf dem Album zu haben und danke Annette Humpe, dass sie mir das Lied quasi geschenkt hat.

Auch Tobias Künzel ist dabei, aber Anja Krabbe hat den Löwenanteil an Songs auf der Platte geschrieben. Kanntet Ihr Euch vorher schon oder hat Dir die Plattenfirma Anja als Texterin vorgeschlagen?
Also ich muss zunächst einmal sagen, die Leute von der Plattenfirma, also von Electrola, waren wirklich total lieb. Die haben mich wirklich laufen lassen und mich machen lassen. Das führte aber auch dazu, dass ich einen Sack voll Arbeit hatte und beinahe einen Nervenzusammenbruch bekam, weil ich auch tatsächlich alles allein machen wollte. Und zwar gerne allein machen wollte, denn nach so vielen Jahren in diesem Business weiß ich inzwischen natürlich ganz genau, was ich will und was nicht. Ich wollte z.B. unbedingt Roland Spremberg haben, weil ich ein absoluter Regy Clasen-Fan bin und Roland Spremberg vor vielen Jahren die Regy Clasen-Alben gemacht hat. Wer Regy nicht kennt: das ist eine Liedermacherin aus Hamburg, die ich auch persönlich kenne. Jedenfalls wurde mir mein Wunsch erfüllt, ich habe Roland Spremberg bekommen, ich habe Annette Humpe bekommen, ich habe Tobias Künzel bekommen, der ein alter Wegbegleiter ist und schon auf dem letzten Album für mich Songs geschrieben hat. Und auf Anja Krabbe wurde ich vor vielen Jahren aufmerksam. Ich bin nämlich leidenschaftlicher Friedrichstadt-Palast-Besucher. Und sobald ich dort ein Lied hörte, das mir gefiel, googelte ich danach und irgendwie stand fast immer der Name Anja Krabbe darunter. Anja spielte ja vor Anna Loos auch mal in einem SILLY-Programm mit und hatte das phantastisch gemacht. Also kontaktierte ich Anja eines Tages und sagte ihr: "Hallo Anja, hier ist Inka. Wir kennen uns zwar nicht, aber ich möchte unbedingt mit dir arbeiten". Es klingt sicher bescheuert und du wirst es vielleicht auch nicht glauben, aber daraus ist eine ganz große künstlerische Liebe geworden. Ich habe zwar auch ein paar Nummern auf dem Album getextet, aber der Löwenanteil kommt tatsächlich von Anja Krabbe. Sie hat alle meine Ideen und Vorschläge, die ich ihr im Laufe der Zeit per Whatsapp, per Sprachnachricht oder per Anrufbeantworter geschickt habe, umgesetzt. Das ist der Wahnsinn. Am Ende hatte Anja schon ein schlechtes Gewissen,007 20181003 1402483058 dass fast überall ihr Name unter den Texten steht. Aber ich konnte sie beruhigen, denn ich selber hätte das niemals so grandios hinbekommen. Anja wiederum hat ihr Team in Sachen Kompositionen dazu geholt. Es war einfach eine tolle und intensive Zusammenarbeit. Ich denke, ein so persönliches Album hatte ich lange nicht.

Damit hast Du schon fast die nächste Frage beantwortet, denn ich wollte wissen, wie man sich diese Zusammenarbeit mit den Textern vorstellen kann? Gibt es da einen regen Austausch zwischen Euch und sie schreiben Dir die Texte auf den Leib oder schlagen sie Dir schon fertige Lyrics vor von denen sie glauben, sie passen zu Dir?
Nein, die einzige Textautorin, die mir ihren Text vorgeschlagen hat, war Annette Humpe. Aber über Annette müssen wir nicht reden, denn für mich ist sie die grandioseste Autorin Deutschlands. Alle anderen Texte sind dann aber nach meiner eigenen Nase entstanden. Also da hat nicht einer etwas geschrieben, womit ich nichts anfangen konnte. Die Ostsee-Geschichte, die Geschichte mit dem Hund und alles andere, das sind wirklich alles meine eigenen Sachen und Gedanken. Ich will das aber gar nicht überbewerten, denn das waren von mir ja nur gedachte Momente. Die große Kunst besteht ja eher darin, diese Gedanken umzusetzen und einen tollen Liedtext daraus zu zaubern. Deshalb gebührt mein ganzer Respekt einzig und allein den Autoren, die das umzusetzen verstanden, was ich ihnen per Whatsapp rüber gesäuselt habe. Mir reicht es, dass ich Sängerin bin, auch wenn ich überall die Hand drauf habe, denn ich muss es am Ende ja auch verantworten. Ich bin ansonsten total uneitel und muss mich nicht in den Vordergrund schieben, denn ich weiß, den Hauptanteil haben andere gemacht, die richtige Künstler auf ihren Gebieten sind. Dafür bin ich unglaublich dankbar.

Du selbst hast mit "Allez Allez" und "Hand aufs Herz" zwei Texte selbst geschrieben. Wir wollen Deinen Anteil also nicht unter den Teppich kehren. Wurden diese Texte von Dir zuerst auf's Papier gebracht und dann vertont, oder hattest Du eine fertige Komposition auf dem Tisch und hast dann losgelegt mit dem Texten?
Bei "Allez Allez" habe ich zuerst das Lied bekommen, und zwar von Ewald Pfleger, dem Chef der österreichischen Band OPUS, die wir ja alle noch durch ihren Superhit "Live is life" kennen. Der meinte, diese Nummer würde unglaublich zu meinem Temperament passen. Da war das "Allez Allez" schon drauf, aber mit einem englischen Text. Ich habe dann einfach nur den restlichen Text drauf geschrieben.

Es ist auch das erste Album überhaupt in Deiner Karriere, auf dem kein Lied enthalten ist, das Dein Vater Arndt Bause geschrieben hat. Nun lebt er inzwischen schon fast 15 Jahre nicht mehr. Gibt es eigentlich noch Kompositionen Deines Vaters, die irgendwo schlummern und noch nicht das Licht der Welt erblickt haben?
Ja, es gibt noch jede Menge Kompositionen meines Vaters. Wäre ich mehr als Sängerin unterwegs, könnte ich zum Beispiel ein komplettes Album mit Weihnachtsliedern aus seiner Feder herausbringen. Ich könnte aber ebenso ein tolles Kinderliederalbum machen, doch mir fehlt einfach die Zeit dafür. Vielleicht gelingt es mir ja, das alles später einmal durch andere Interpreten veröffentlichen zu lassen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, ich habe nicht DAS Lied gefunden, von dem ich sage, das spiegelt mich heute wider. Mein Vater kannte mich eben nicht mit 50. Ich habe schließlich auch eine große Entwicklung durchgemacht. Deshalb passt auch all das, was er vor fünfzehn oder zwanzig Jahren für mich geschrieben hat, heute einfach nicht mehr zu mir. Und so sage ich, alles hat seine Zeit, ich habe mich inzwischen endgültig emanzipiert. Trotzdem liebe ich meinen Vater nach wie vor, er fehlt mir jeden Tag. Und ich bin auch sehr, sehr traurig, dass er am 23. November nicht im Admiralspalast dabei sein kann. Aber das geht jedem so, der Freunde und Familienangehörige verloren hat. Bei mir hat es nur etwas länger gedauert, bis ich mich lösen konnte, weil wir beruflich so unglaublich eng miteinander verknüpft waren. Ich weiß auch, ich tue weder ihm noch mir oder sonst wem einen Gefallen, wenn ich sage, "Schaut mal, ich habe hier noch ein Lied meines Vaters aus der Schublade geholt", und versuche das dann krampfhaft zu singen. Nein, das wollte ich nicht. Ich habe es wirklich gesucht, dieses eine Lied für das neue Album, aber es ist mir einfach nicht begegnet.

Wieviel Arndt Bause steckt denn in seiner Tochter Inka, was das Künstlerische betrifft? Einmal von der kompositorischen Arbeit abgesehen - Hast Du Dir von ihm was abschauen und für Deine Karriere verwenden können?
Auf jeden Fall habe ich mir von ihm abgeschaut, dass ich in meinem ganzen Leben keine einzige Note komponieren werde, kein Lied pfeifen werde, welches mir selber eingefallen ist, denn ich hatte einen wahnsinnig großen Respekt vor dem, was mein Vater konnte. Ich werde ganz klein mit Hut, wenn ich an ihn und sein Schaffen denke. Mir ist auch noch nie eine Melodie eingefallen, ich könnte also niemals als Komponistin arbeiten. Mitbekommen habe ich von meinem Vater eine große Disziplin, das bedingungslose Dranbleiben und zu lieben, was ich tue. Wenn ich am 2. Oktober meine Live-Premiere des Albums habe, werde ich natürlich auch sehr respektvoll sein. Auf jeden Fall habe ich aber einen Riesenspaß dabei und ganz viel Freude. Es hat mich selber überrascht, was ich empfinde, wenn ich bei den Proben bin, wenn ich mit meiner Band arbeite. Dieses Selbstverständnis, mit Musikern zu arbeiten, sie zu dirigieren, ihnen zu sagen, was ich anders haben möchte, all das habe ich von meinem Vater. Seit der letzten Zusammenarbeit mit ihm sind ja nun schon viele, viele Jahre vergangen, in denen ich mich musikalisch natürlich enorm weiterentwickelt habe. Trotzdem steckt in dem Album und auf der kommenden Tournee ganz viel von meinem Vater drin, aber eben auch viel von den Erfahrungen, die ich selber in den letzten dreißig Jahren gesammelt habe.

Nun gehst Du auf Tournee, du hast das Stichwort eben schon gegeben. Du startest in Potsdam und beendest sie erst Ende November in Erfurt. Stimmt es, dass es Deine erste "Solo-Tournee" überhaupt ist? Warst Du vorher nie als Headliner bzw. als Einzelkünstlerin auf Tour?
Vor einigen Jahren habe ich eine große Weihnachtstournee gemacht, war dort Moderatorin, Sängerin und gleichzeitig auch Gastgeberin. Bei dieser Inka Bause-Weihnachtstour waren außerdem noch Mary Roos, Michael Holm und ein paar andere Künstler dabei. Die Tour war sehr erfolgreich, was mich natürlich freute, weil ja obendrüber mein Name stand. Das Ganze war so etwas wie mein Baby, denn ich habe sogar die Künstlerliste zusammengestellt. Aber man darf nicht verschweigen, das alles war ohne Band, sondern Halbplayback und ich stand nicht allein auf der Bühne. Jetzt muss ich anders an die Sache rangehen und es am Ende auch schaffen. Ich freue mich jedenfalls über jeden, der eine Karte kauft und ins Konzert kommt, auch wenn die Karten nicht ganz billig sind. Aber ich stehe ja auch mit einer Band auf der Bühne, was höhere Kosten verursacht im Vergleich zu einem Halbplayback-Auftritt. Außerdem ist so ein Livekonzert ja auch etwas anderes, als wenn man vor dem Fernseher hockt, "Bauer sucht Frau" guckt und immer wieder mit der Fernbedienung rumzappt. Natürlich geht mir ganz schön die Muffe, denn ich bin zehn Jahre raus aus dem Geschäft, bin als Sängerin zehn Jahre lang gar nicht mehr wahrgenommen worden. Aber das ist mir am Ende egal. Und selbst, wenn ich vor nur zweihundert Leuten spiele, freue ich mich über die zweihundert, die da sind.006 20181003 1459228191 Wie gesagt, das Album und die Tour sind mein Geburtstagsgeschenk und mein Geschenk an die Fans, die mich als Sängerin nicht vergessen haben. Auf jeden Fall kann ich versprechen, es wird keine Stadiontour. Davon sind wir meilenweit entfernt (lacht). Aber sowas interessiert mich auch nicht, denn ich mache es für mich und freue mich darauf.

Wer wird denn mit Dir auf der Bühne stehen? Wie sieht Deine Band aus und wer spielt darin mit?
Da spielen auch wieder Leute mit, die ich bereits seit dreißig Jahren kenne. Teilweise sind es Jungs, mit denen ich zusammen Musik studiert habe. Mit anderen wiederum habe ich schon früher im Studio gearbeitet. Leider ist mein Wunsch-Bassist Jenne Brüssow nicht dabei, weil er an Parkinson erkrankt ist. Stattdessen habe ich nun einen anderen Bassisten, der mir empfohlen wurde. Wir werden auf unseren Konzerten für Jenne sammeln, weil der durch seine Erkrankung natürlich nicht mehr arbeiten kann.

Wer vertritt Jenne Brüssow auf der Tournee?
Das ist Lutz Reuter, ein Bassist aus Berlin. Unser Kennenlernen war sehr witzig, denn er sagte: "Hallo Inka, ich bin übrigens der Bass-Lehrer Deines Stiefsohnes". So klein ist die Welt.

Welche Musiker werden außerdem noch mit Dir auf der Bühne stehen?
Als Schlagzeuger ist Moritz Schubert dabei, der schon bei Katrin Lindner getrommelt hat. Wir haben bereits zwei Tourneen zusammen gespielt, damals mit der STERN-COMBO MEISSEN, mit IC und Ralph "Bummi" Bursy. Auch André Kuntze ist mit von der Partie. Mit dem habe ich schon zusammen studiert und der ist sowieso mein musikalischer Direktor. Wir arbeiten seit gefühlten hundert Jahren beim MDR zusammen und André produzierte auch mein letztes Album. Dann spielt Thomas Glatzer mit, den ich von BELL BOOK & CANDLE her kenne. Wir sind eben eine große Clique, kennen uns schon alle ein Leben lang. Dann fehlt natürlich noch Michael Lehrmann, mit dem ich auch schon auf Tour war. Auf meinen ersten Songs hat ja seinerzeit Uwe Hassbecker die Gitarren eingespielt, bis Tamara Danz ihm das dann eines Tages "verboten" hatte. Sie passte halt sehr auf ihre Jungs auf. Den Part von Hasbe übernahm dann Micha Lehrmann. Micha hatte ich beispielsweise zwanzig Jahre lang nicht mehr auf dem Schirm. Warum sollte ich auch, ich hatte ja keine Musik mehr gemacht. Als ich ihn dann anrief und fragte, ob er bei einer schlecht bezahlten Tournee dabei sein will, war er gleich bereit und es war sofort wie gestern zwischen uns.

Es fällt auf, dass Du ausschließlich im Osten der Republik unterwegs bist. Nicht ein Termin in den gebrauchten Bundesländern. Warum ist das so?
Weil ich mir zunächst einmal keinen unnötigen Stress machen möchte. Die Tournee heißt ja "Lebenslieder". In Köln beispielsweise weiß aber bis zur Pause kein Mensch, wovon ich singe. Da kommen meine ersten Hits, ich singe ein Pionierlied, ein Kindergartenlied ... Das sind meine musikalischen Wurzeln, die aber mit dem Publikum im Westteil Deutschlands nicht identisch sind. Das finde ich aber überhaupt nicht schlimm. Wenn ich wiederum nach Bayern fahre und auf ein Dorffest gehe, treten da auch Künstler auf, die jeder Einheimische kennt, ich aber nicht. Ich bin eben ein ostdeutscher Künstler, den man im Westen kaum kennt. Ich erzähle Dir mal eine andere Geschichte. Nach der Wende bin ich im Osten aufgetreten und musste Zugaben geben. Vor mir stand Andrea Berg auf der Bühne und niemand verlangte von ihr eine Zugabe. Deshalb war der Veranstalter froh, dass ich nach ihr kam und die Leute mich kannten. Andrea Berg kannte eben im Osten damals noch keiner, mich aber schon. Am nächsten Tag fahren wir mit demselben Equipment nach Bottrop. Da musste ich aus meiner Kiste ein Marianne Rosenberg-Medley holen und auch noch ein 60er Jahre-Medley mit Songs wie "Zwei kleine Italiener" singen, weil ich etwa zwei Drittel meines eigentlichen Programms da in Bottrop gar nicht hätte bringen können, denn es kannte dort niemand. Das setzt sich bis heute fort. Im MDR kann ich ganz andere Dinge machen als bei RTL oder im ZDF. Bei MDR-Sendungen kann ich halt auch mal als Charlie Chaplin oder Marika Röck auftreten. Die Leute lachen sich darüber kaputt, weil sie das alles noch vom "Kessel Buntes" kennen. Im ZDF würden die Leute sich hingegen fragen, ob die Bause noch ganz dicht ist. Genau das finde ich aber spannend. Und damit dürfte auch Deine Frage hinreichend beantwortet sein. Wenn natürlich das Album hervorragend laufen sollte, dann werde ich sicher auch über weitere Auftritte nachdenken und sehr gerne auch in Westdeutschland auf Tournee gehen.

Inka, Du solltest da nicht so schüchtern denken. Ich bin nämlich ein "Wessi" und habe Dich 1990 mit "Schritte" kennengelernt. Die Single hatte ich mir damals sogar gekauft, denn ich fand die Nummer grandios. Dann sah ich auch Deinen Auftritt im "Kessel Buntes" und kenne seitdem die Sängerin Inka Bause.
Na gut, aber Du bist ja auch total musikinteressiert! Aber die Leute, die abends bei Regen von der Couch aufstehen müssen, dann noch vierzig Euro für ein Ticket bezahlen sollen ... Diese Leute musst Du erst mal mobilisieren, wofür aber in den letzten zehn Jahren einfach zu wenig passiert ist bei mir. Aber daran arbeite ich ja gerade. Wer mich ein bisschen kennt, der weiß, dass ich vieles ausprobiere, mir für nichts zu schade bin, denn ich langweile mich ungern mit mir selber. Vielleicht kann ich ja noch fünf weitere Jahre "Bauer sucht Frau" moderieren, was ich ja die letzten Jahre ausschließlich gemacht habe, wenn man mal von ein paar Moderationen in Galas absieht. Aber ich sage ganz ehrlich: ich liebe meine Bauern sehr, aber es unterfordert mich zutiefst! Es ist halt nur Moderieren. Dennoch bin ich heilfroh, dass ich diese Sendung habe, denn ohne "Bauer sucht Frau" könnte ich die anstehende Tournee gar nicht machen und hätte auch keinen Plattenvertrag bekommen. Deswegen Danke, danke, danke! Aber das ganze Jahr über nur "Bauer sucht Frau" ... dafür bin ich einfach noch zu jung.

Ich erinnere mich noch an ein sehr schönes Duett von Inka mit IC, der ja heute nur noch Falkenberg heißt. Dieser Song war damals ja direkt auf die Jugend zugeschnitten. Könntest Du Dir auch heute noch ein Duett vorstellen und wenn ja, mit wem würdest Du gerne eins machen?
Ich hatte sogar ein wunderbares Lied, welches als Duett geeignet gewesen wäre, doch mir ist niemand eingefallen. Weil ... Vielleicht geht es Dir ja auch so, dass diese zusammengeschusterten Duette aus zwei erfolgreichen Solokünstlern, die zufällig beim gleichen Label angestellt sind, oder wo der bekanntere von beiden den noch unbekannten etwas pushen soll, nicht mein Ding sind. Es gibt nur ganz wenige Duette, die wirklich grandios waren. Ein Stefan Waggershausen zum Beispiel hatte ein echtes Händchen für Duette. Ansonsten finde ich, ohne jetzt Namen zu nennen, neunzig Prozent aller Duette irgendwie bemüht und relativ unglaubwürdig. Aber wenn ich einen passenden Partner finden würde, warum nicht? Mit IC passte es damals, aber der singt ja heute leider kein Pop mehr. Ansonsten fällt mir jetzt wirklich niemand ein.009 20181003 1142571700 Warum sollte ich zum Beispiel mit einem Howard Carpendale ein Duett singen? Wo ist die Intention dahinter? Ich muss Dir erklären können, weshalb ich ein Duett singe. Kann ich Dir das aber nicht schlüssig erklären, lasse ich die Finger davon. Paul Young wäre vielleicht einer, mit dem ich mir das vorstellen könnte. Mit dem habe ich übrigens schon mal beim MDR in meiner Weihnachtssendung live gesungen. Der stellte sich tatsächlich mit mir auf die Bühne und wir haben seine größten Hits zusammen gesungen. Das war ein Highlight meiner Karriere.

Um jetzt mal einen Strich drunter zu machen, können wir festhalten, den Leuten sei angeraten Deine Platte zu kaufen und auf Deine Konzerte zu gehen, weil Du auf Abschiedstournee bist. Ist das so richtig?
(lacht) Nein, ich mache das jetzt so wie BLACK SABBATH. Da habe ich mir vor zwei Jahren für die angebliche Abschiedstour teure Tickets gekauft, letztes Jahr nochmal teure Tickets gekauft und jetzt gehen die schon wieder auf Tournee! Seit drei Jahren erzählen die, es wäre die letzte Tour und dennoch geht es immer weiter. Ich hoffe aber, dass es Tina Turner ebenfalls nicht ernst meint mit dem Ende ihrer Karriere. Ich hatte nämlich für ihr letztes Konzert in der Mercedes Benz Arena Karten, konnte aber nicht gehen, weil ich zu meinen Bauern musste und habe deshalb fast geweint. Aber ich glaube, sie kommt wirklich nie mehr. Und das ist ein großes Trauma meines Lebens, dass ich diese großartige Frau niemals live gesehen habe. Ich selber sage zwar immer "Sag niemals nie", aber ich habe vor, mich von einigen Sachen zu verabschieden und nicht über einen gewissen Punkt zu altern. Ich bewundere nämlich an einigen Künstlern, dass sie es rechtzeitig geschafft haben, sich zu verabschieden und damit den Leuten in guter Erinnerung geblieben zu sein.

Kann man davon ausgehen, dass Du Silvester 2019 auf irgendeiner TV-Bühne stehen und anlässlich Deines Karriere-Starts vor 35 Jahren einen neuen Song präsentieren wirst?
Oh, das ist eine coole Frage. Das muss ich mir gleich aufschreiben, denn daran hätte ich gar nicht gedacht. Klar, vorstellen kann ich mir das, denn ich will ja nicht in Rente gehen. Da muss ich doch gleich mal mit dem MDR sprechen.

Ich danke Dir für die Zeit und die Antworten auf meine Fragen. Möchtest Du noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Nein, denn die Leute sollen lieber ihre Zeit damit verbringen, Eure Deutsche Mugge-Seiten zu lesen, denn Ihr seid ein super Magazin mit tollen Recherchen. Du kannst mich auch gerne zitieren und erzählen, dass ich für meine Arbeit und für Fragen, die mit Musik zusammenhängen, immer wieder Eure Seiten bemühe.

Herzlichen Dank und alles Gute für Dich!
Dankeschön.



Interview: Christian Reder
Bearbeitung: tormey
Fotos: Pressematerial (Electrola/Margaretha Olschewski), Redaktion DM







   
   
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